fischersfritzi schrieb:Ich finde nach 1 Jahr Corona auch nicht alles toll und vieles nicht wirklich wirksam.
Aber wie ich schon schrieb, es gibt viel zu bedenken. Was die einen gut finden, finden die anderen total mies.
Man sollte die Politik aber nicht an Meinungen fest machen sondern an Fakten.
Ich war anfangs recht optimistisch, da man sich recht gut an wissenschaftliche Faktenlagen gehalten hat.
Aber spätestens seitdem die Wissenschaft vor der 2. Welle gewarnt hat, hat die Politik keine Lust mehr auf Fakten gehabt und hat stattdessen lieber auf Basis von Hoffnungen und Wunschdenken und persönlichen Ansichten regiert.
Das föderale System mit 16 Ministerpräsidenten, die alle ihr eigenes Süppchen kochen ist auch völlig ungeeignet um in einer Pandemie richtig zu reagieren und zu regieren.
Seit Januar haben wir nun wieder exponentielles Wachstum, seit Januar warnen die Wissenschaftler ausdrücklich, aber die Politik ignoriert die Warnung so lange bis das exponentielle Wachstum ein Level erreicht hat, sodass es in tatsächlichen steigenden Sterbezahlen sichtbar ist.
Das bedeutet für mich, dass die Politik die Wissenschaft entweder nicht verstanden hat oder ihr nicht geglaubt hat. Beides wäre sehr problematisch.
Jedenfalls haben wir gerade gelockert, mitten in das exponentielle Wachstum hinein. Das ist wie Öl ins Feuer zu gießen und zeugt ganz eindeutig davon, dass die Entscheidungsträger nicht wissen was sie tun. Wenn Spahn davon spricht, dass der Anstieg jetzt überraschend kommt, dann lügt er. Alle Forscher, die sich intensiv mit dem Thema befasst haben, haben seit Januar davor gewarnt, dass wir exponentielles Wachstum haben. Das zu ignorieren war ein Fehler mit Ansage, der unzählige Menschenleben kostet.
Man muss sich an die Wissenschaft halten, es bleibt nichts anderes übrig. Und das bedeutet auf Wissenschaftler und Daten zu hören, nicht auf PR-Futzis wie Streeck, die ein ums andere mal falsch lagen mit ihren persönlichen Meinungen zur Pandemie.
Nicht wissenschaftlich und faktenbasiert vorzugehen ist das größte Versagen der deutschen Coronapolitik.
Das hat dazu geführt, dass wir jetzt über 1 Jahr mit halbgaren Maßnahmen das Infektionsgeschehen befeuert haben. Viele Opfer die vermeidbar gewesen wären und unter Strich auch längere und mehr Einschränkungen als, wenn man auf drastische, aber kürzere Lockdowns gesetzt hätte.
Unterm Strich muss man sagen, dass die Politik wieder zu sehr auf kurzfristige wirtschaftliche Interessen geachtet hat. Wie kann es sein, dass Ministerpräsidenten sich mit Lobbyvertretern von Baumärkten oder der Bundesliga absprechen? Deren finanzielle Interessen sollten keine Rolle spielen in einer Pandemie in der es um Menschenleben geht.
Die andere Sache bei der völlig versagt wurde ist die Impfpolitik.
In erster Linie ist es hier die Organisation die absolut hirnrissig ist und den Prozess so verlangsamt, dass man sagen muss, dass bürokratischer Unsinn hier zigtausende Menschenleben kosten wird.
Der Mythos von den gut organisierten und effizienten Deutschen ist also nichts weiter als ein Märchen.
Währenddessen aber stimmt Deutschland gegen die Patentfreigabe damit ärmere Länder auch den Impfstoff produzieren können. Zusammen mit dem Rest der "westlichen Welt". Hier sind die Profite der Pharmakonzerne wichtiger als Menschenleben in ärmeren Ländern.
Also unwissenschaftliche Vorgehensweisen, organisatorische Inkompetenz und moralische Verkommenheit vereint in der deutschen Impfpolitik.
Und das schlimme ist, dass es von praktisch allen Parteien so mitgetragen wird.
Der einzige Politiker, der seit Anfang der Pandemie stets rational und faktenbasiert argumentiert ist Karl Lauterbach. Und dafür bekommt er Morddrohungen.
Wäre Lauterbach Gesundheitsminister und hätte das Sagen, statt 16 dahergelaufener Ministerpräsidenten, dann wäre Deutschland viel, viel besser durch diese Pandemie gekommen. Weniger Tote, geringerer wirtschaftlicher Schaden und schnellere gesellschaftliche Erholung. Da bin ich mir sehr sicher.