Reale Welt VS. World Wide Web - Wo fühlt man sich besser?
27.02.2020 um 19:32Avic.A3 schrieb:mir egal ob Sie aus Spanien kommen.Mir geht es hier nicht allein um die Transportwege, sondern auch um die Arbeitsbedingungen der illegalisierten Landarbeiter, die Berge von Plastikfolien, die ins Meer wehen und den Grundwasserklau für industrielle Agrokulturen. Dagegen ist der Abgasausstoss des LKW, der mir die Erdbeeren bringt, nahezu vernachlässigenswert.
Avic.A3 schrieb:Apropos Herkunfsländer, bist du dir sicher, das was auf der Verpackung steht dass es auch so ist? Sprich Fleisch, Geflüger oder sonstige Frischware? Sei dir nicht so sicher.Natürlich leben wir nicht erst seit gestern im Reiche von Lug und Trug, was Lebensmittel angeht. Ob Känguru im Fertiggericht oder Pferd in der Lasagne, Gammelfleisch in der Wurst oder Obstkonserve mit cancerogenen Zuckerersatzstoffen. Ich esse seit über sechzig Jahren und habe da schon so einiges an dubiosem Zeug weggemuffelt. Gern erinnere ich mich an Umlabelungen nach Tschernobyl. Heute kaufe ich Fleischprodukte direkt vom Erzeuger in der Nähe im Sinne von Cow-Sharing, sozusagen. Geflügel hielt und schlachtete ich lange Zeit selbst. Auch Milch und Käse kaufe ich direkt im Hofladen meines Vertrauens.
Bist du dir sicher dass was du im WWW zum Lesen bekommst auch der Wahrheit entspricht?
Dass das WWW natürlich auch ein Quell der Lüge ist, wissen wir nicht erst seit Deep Fake. Andererseits war ich lange genug journalistisch und publizistisch unterwegs, um zu wissen, dass an dem Spruch "Der lügt wie gedruckt" auch mehr als ein Körnchen Wahrheit ist. Ist ja nicht so, dass die Totholz-Branche nur die lautere Wahrheit verkünden würde.
Avic.A3 schrieb:Beispiel: Im Internet findest du auf bestimmten Quellen nur negative Schlagzeilen über Amazon.Als erfahrener Rechercheur suche ich mir dann in meinem ziemlich grossen sozialen Umfeld Menschen, die dort mal gearbeitet haben und befrage die. Zusammen mit der Berichterstattung in TV und Print (besonders der NDR war da recht gut) entsteht so ein Bild, dass meine Konsumgewohnheiten beeinflusst.
Avic.A3 schrieb:Ich bin kein Amazon-Fan aber,,, ein Produkt der deutlich preisgünstiger ist als im lokalen Handel, da schlage ich sofort zu, ohne Hintergedanken. Und ja, ich brauche es wirklich, sonst gehe ich Barfuß auf die Straße oder in die Arbeit.Dann stellt sich für mich natürlich die Frage, warum ein Produkt so billig ist. Ausbeutung, minderwertige Materialien, schlechter Service - natürlich, das bietet auch der Einzelhandel. Siehe KIK. Wenn ich gerne Klamotten uas der Zwangsarbeit von Kindern kaufe, bin ich da gut aufgehoben. Wenn nicht, muss ich mir Alternativen suchen. Der Preis allein ist für mich kein Kriterium. Ich stelle mir gern die Frage: Würde ich das Produkt, das ich zu kaufen beabsichtige, als Arbeiter unter den Bedingungen herstellen, unter denen es produziert wird? Das ist die Kernfrage meiner sozialen Verantwortung als Konsument. Erinnert mich an meine Kinder, als sie Handys wollten: "Würdet Ihr wie Eure Altersgenossen im Kongo vor dem Lauf einer AK 47 in zwölf und mehr Stunden ohne Arbeitsschutz Coltan abbauen wollen?"
Avic.A3 schrieb:Brauchst du das Internet wirklich? Wäre mir ein Leben ohne Internet unmöglich? Geht es auch ohne?Da ich Jahrzehnte lang ohne Internet ausgekommen bin, könnte ich auch drauf verzichten. Ich könnte auch auf mein Auto oder das Telefon verzichten. Kein Problem. Ich bin unter ziemlich ärmlichen Bedingungen aufgewachsen und es gab Zeiten, wo ich nicht wusste, wie ich meine Tochter und mich durchbringen sollte. Trotzdem brauche ich das Internet, um mit Dir zu kommunizieren.
Avic.A3 schrieb:Ich gebe dir 1 Liter Milch du gibst mir 10 Stück Eier. Tauschbörse eben.Wobei, wie Du mich richtig zitiertest, es bei solchen Tauschbörsen eben um Zeit geht, weniger um Eier. Aber auch solche Konzepte wie Food-Sharing gibts es - dank Internet bzw. Handy-App.
Avic.A3 schrieb:Den Rest hole ich mir aus der realen Welt, da erweitere ich mein Horizont, Schritt für Schritt und dafür nehme ich mir Zeit so viel es geht. Reisen, wandern, klettern, laufen und man trifft auf Menschen mehr als man denkt. Direkter Kontakt ist nicht mit "virtuellen" Konktat zu vergleichen, Niemals.Wie ich schon mehrfach versuchte, Dir klar zu machen: Für mich ist das Netz ein Werkzeug - wie eine Kettensäge, ein Lexikon oder ein Auto. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist eine Erweiterung, so, wie ein Fernglas eine Verlängerung meines Auges ist. Ich habe ein durchaus ziemlich aktives Reallife mit Arbeit in der Psychiatrie, Engagement in einer politischen Partei, ehrenamtlicher Arbeit mit Geflüchteten, sozialem und kulturellem Engagement vor Ort etc. Reale Menschen treffe ich wahrlich genug, in allen Geisteszuständen und mit allen Ansichten. Manchmal mehr, als mir lieb ist. Gern holt mich auch mal jemand nachts aus dem Bett, weil ihn oder sie Sorgen drücken. Deshalb habe ich Dir auch schon mehrfach klar machen wollen, dass das Netz eben Ergänzung ist - nicht Ersatz. So, wie der Hammer die Faust ergänzt, aber nicht ersetzt.
Avic.A3 schrieb:Fernsehen/Printmedien sind nicht mit Internet zu vergleichen.Auch das stimmt nur bedingt. Ich kann mich mit meinen Mitmenschen über alles Gesehene, Gehörte und Gelesene austauschen. Ob es nun eine Doku auf Arte ist, ein Artikel in der TAZ , eine Sendung im Deutschlandfunk oder eine Diskussion im Netz wie diese hier. Natürlich geht das nicht immer zeitgleich. Wer jemals bei der Live-TV-Übertragung eines Fussballspiels in der Kneipe versucht hat, über FIFA-Skandale, Doping oder das Millionen-Geschacher bei Übertragungsrechten zu diskutieren, wird wissen, was ich meine.
Beim Fernsehen kannst du dich mit den Leuten darüber unterhalten was du gerade im Fernsehen siehst, fallst du nicht alleine zu Hause bist.