@Avic.A3 Avic.A3 schrieb:einen Schraubenzieher/Werkzeug benutzt man nur wenn man es braucht (Möbelmontage etc...) oder beruflich als Handwerker
Smartphone ist für mich kein Werkzeug. Ich kenne kein Wekrzeug den man ständig mit sich führt und ständig hineinschaut.
Tja. Also wenn ich das Haus verlasse, hab ich eigentlich immer mein Fahrradwerkzeug dabei (also auch einen Schraubenzieher
;) ). Mein Telefon dagegen, lasse ich sehr oft zuhause liegen. Zum Arbeitsplatz nehm ich es im Normalfall schon gar nicht mit. Und wenn ich es für die Arbeit brauche (oder eine dringende Nachricht erwarte), dann pack ich es genauso ein, wie mein Fahrradwerkzeug: Nämlich weil ich es brauche oder gebrauchen könnte.
(Und die, die mich erreichen
wollen, können mich trotzdem immer erreichen. Es ist eben nur umständlicher, als gewohnt. Dadurch erreichen mich, solange ich das will, also nur wichtige Nachrichten, während ich mir die Ablenkung dosiert und individuell verabreiche.)
Mir ist schon klar, dass es da draußen von Menschen wimmelt, die ihre Augen nicht von ihrem Miniaturflachbildschirm lassen können. Aber das liegt an ihrem Umgang mit dem Werkzeug, nicht am Werkzeug selbst. Niemand zwingt sie, ständig nach Neuigkeiten zu blättern oder Scherzgrafiken zu teilen oder ihr verdammtes Mittagessen zu fotografieren und an die ganze Familie zu senden.
Avic.A3 schrieb:Keine Aktivitätenverfolgung, Tracking etc. (Würde lustig aussehen wie mich die Marketingabteilung auf Schritt und Tritt verfolgt.)
Ja, stimmt, würde lustig aussehen, wenn die Leute ständig über ihr Smartphone Informationen verteilen, wo sie sind, wo sie hingehen und was sie da wollen...
Avic.A3 schrieb:Ich denke, die Menschen, die das nicht können wären vielleicht selbst entäuscht oder Schmerz empfinden wenn Ihnen jemanden mit Kritik kommt bzw. sagt "dass das so nicht passt oder nicht schmeckt.
Rückschlüsse über die Kritikfähigkeit der Menschen hätte ich mir in dem Moment gar nicht erlaubt, aber es liegt im Bereich des Wahrscheinlichen. Überschneidet sich ja dann auch mit meiner Aussage, dass kein Echo zu erwarten ist, wenn man seinen Frust aus sicherer Entfernung kundtut.
Also ich hatte nie ein Problem, egal ob beim Friseur oder beim Kellner.
Das hat auch niemand behauptet.
:) Ich habe lediglich das Beispiel aus deinem Eingangspost aufgegriffen. Du hast gefragt, warum Menschen bspw. so etwas tun und ich habe eine mögliche Begründung angegeben.
---> Avic.A3 schrieb am 25.02.2020:Manche/Viele haben mehr Mut im Netz als in der realen Welt. Ich frage mich oft, warum dass so ist? Verbal wäre es doch viel einfacher gewesen.
Avic.A3 schrieb:Solche Kundenbewertungen bringen auch Verluste für den Friseur oder für ein Gastrogewerbe etc.??!!??
!!!!
Richtig. Sonst würde es ja nicht den Abbau des Frustes solcher Menschen erleichtern.
Das der damit angerichtete Schaden in keinem Verhältnis steht und eine solche Kritik wesentlich größer/existenzgefährdender sein könnte, als die verflixte Strähne, die der Friseur vielleicht vergessen hat, wirklich wert war, ist eine vernunftbegabte Überlegung die von negativen Emotion (Wut/Frust) schon im Keim erstickt wird. Daher habe ich auch von mangelnder (Selbst-)Reflexion gesprochen.
(Und wie du schon so schön festgestellt hast, man nimmt solchen Menschen den Wind aus den Segeln, wenn man sich im Zweifelsfall einfach selbst von etwas überzeugt.)
Wie gesagt, ich spreche hier nur von einem Menschenschlag, den ich so bereits beobachten konnte. - Eine mögliche Begründung. Ich will hier keine allgemein gültige Antwort auf das Phänomen geben.
Avic.A3 schrieb:Ich brauche keine imaginären Freunde. In der realen Welt kannst du die Leute eher und besser kennenlernen.
Niemand hat dir so etwas unterstellt! Wie kommst du denn darauf?
Außerdem sind Menschen, die man über das Medium des Internets kennen lernt, nicht imaginär. Sie mögen vielleicht nicht immer sein, was sie scheinen, aber ganz sicher kann man sie nicht als Fantasiegebilde abstempeln.
Avic.A3 schrieb:Außerdem, warum ist euch die Anonymität so wichtig im Netz? Findet Ihr eure Meinungen peinlich? Oder soll keiner erfahren was Ihr denkt? Man braucht ja sein Namen nicht preisgeben aber ein Foto geht ja, oder?
In der realen Welt sieht euch ja auch jeder, klar, aber keiner weiß was Ihr denkt oder fühlt,- ist es deshalb? Kann ja möglich sein dass euch jemand hier findet der euch kennt?
Ich glaube, du wirfst da gerade zwei grundverschiedene Dinge in ein- und denselben Topf.
Ich habe von dem Vorteil der (möglichen) Anonymität gesprochen - und zwar
in Bezug auf jemanden, der etwas tut, das nicht rechtens ist. Ein Schandmaul, dass sich selbst einen Höhenflug damit verschafft, andere zu denunzieren, will selbstverständlich unerkannt bleiben, denn in der nicht-digitalen Welt würde man ihm ganz sicher zu verstehen geben, dass er sein Verhalten überdenken sollte. Ich glaube jedenfalls nicht, dass so ein Verfasser von mieser Kritik ernst genommen werden würde, wenn er aus dem Friseurladen heraustritt und direkt lauthals Passanten auf sich aufmerksam macht und zu schimpfen anfängt. Im Bestfall kommen dann irgendwann uniformierte Männer und bitten den Kritiker höflichst, das Gelände freiwillig zu verlassen. Die selbe Kritik aber ohne Gesicht, ohne Ort und ohne die entsprechende Lautstärke... das macht (aus einem mir unverständlichem Grund) schon wieder Eindruck auf die Menschen.
Das hier dagegen, ein Forum zum Austausch, hat nichts mit meinem Beispiel zu tun.
Natürlich sind hier auch sehr viele vollkommen anonym unterwegs, aber dafür hat auch jeder persönliche Gründe, die zu beurteilen oder gar zu
verurteilen
niemand ein Recht hat. Vielleicht hat das berufliche Gründe, vielleicht sind die Leute schüchtern (so wie die Leute, die sich immer an den Tisch in der hintersten Ecke setzen, um ihre Ruhe zu haben), vielleicht sind sie in einer Selbstfindungsphase.
Ich glaube kaum, dass die Leute es vermeiden, ein Foto von sich hoch zu laden, weil ihnen etwas peinlich ist. Es ist einfach eine grundlegende persönliche Distanz. Oder hängst du jeden Monat im Rathaus Fotos von dir aus, damit auch ja jeder in der Stadt weiß, wie du aussiehst?
Man will doch
wählen, wen man kennt und wen nicht. Und keiner kann mir erzählen, dass das auf der Straße völlig anders wäre. Wenn du den entgegen kommen Passanten mit hochgradigem Interesse entgegen blickst, wirst du ein erstaunliches Spektrum an Reaktionen erhalten. Der eine grüßt einfach nur unbeteiligt, der nächste schaut verlegen zu Boden und wiederum ein andrer wird dir vielleicht ein genervtes "Was guckst du so!" entgegen schleudern.
Und genauso vielschichtig sind die Menschen auch hier. Hier gibt es nämlich Möglichkeiten, sich nur mit seinem Geist und seinem Denken zu identifizieren. - Etwas, das wesentlich wichtiger ist, als ein Gesicht oder ein Name.
Oder willst du mir erzählen, dass du dir deine
>>nicht imaginären<< Freunde nur aufgrund ihres Gesichtes ausgewählt hast?
Abschließend hier noch:
Deine Frage lautete
Avic.A3 schrieb am 25.02.2020:Wo fühlt Ihr euch besser bzw. wo fühlt man sich besser, in der realen Welt oder in der digitalen Welt
Und meine Antwort lautet: Ich fühle mich in beiden Welten genauso gut/schlecht.
Ich kann diese zwei Welten nicht gänzlich von einander trennen, weil ich in der einen Welt etwas für die andere lerne und umgekehrt. Das Medium des Internets kann unseren Horizont genauso erweitern, wie es uns zu dummen Zombies heranwachsen lassen kann, es kann mir Dinge vereinfachen und es kann mich schier in den Wahnsinn treiben. Ganz genauso wie die Welt, aus der das World Wide Web stammt. Ob ich mich hier oder da wohler fühle, oder in beiden gleich, hängt davon ab, wie ich damit umgehe und auf was ich meinen Fokus lege.
Oder um es mit den Worten vieler anderer hier zu sagen: Man zieht sich aus beiden das Beste heraus und findet ein Gleichgewicht zwischen der materiellen Welt, und der digitalen Welt.
Gruß.
Moire