Rasenmayer schrieb:Aber stellt man die Menschen, die sich irgendwo im Internet anmelden, damit nicht nicht erst mal unter Generalverdacht?
Es kommt halt auf die Umsetzung an.
Stellt man jemanden unter Generalverdacht, wenn er nicht vermummt in eine Bank oder in einen Supermarkt darf?
Das Internet hat eine Eigendynamik, die erst nach und nach irgendwie in unser bestehendes Rechtssystem eingefügt werden muss. Im Grunde darf es auch im Internet keine rechtsfreien Räume geben, aber die Maßnahmen, das umzusetzen, müssen verhältnismäßig sein.
Und hier gibt es nun eine Menge an Möglichkeiten, von denen die meisten in der einen oder anderen Weise ungeeignet sind. Weil sie zwar einerseits schon geeignet sind. ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Aber eben z.B. andere Ziele einer ausgewogenen Rechtsordnung dramatisch verfehlen.
Eine wie auch immer geartete Klarnamenpflicht im Sinn von "für alle sichtbar" ist gänzlich ungeeignet. Wer so was fordert, hat die Grundlagen des Internets nicht verstanden.
Eine zweite Möglichkeit wäre, dass z.B. nur der Diensteanbieter den Klarnamen kennt. Aber auch das ist problematisch genug. Wer weiß schon, wie irgend ein Anbieter mit dem Datenschutz um geht und wer will schon, dass irgendeine Firma oder Forenbetreiber weiß, wer ich wirklich bin.
Eine weitere Möglichkeit wäre, wenn es nur für den Zweck der Strafprävention und -verfolgung eine gewisse Erleichterung gäbe, Handlungen Personen zuzuordnen. Natürlich muss man da genau die Rahmenbedingungen definieren. So wie im echten Leben auch, dürfen Behörden nur unter bestimmten und entsprechend kontrollierten Umständen bestimmte Informationen erlangen.
Auch heute darf die Polizei nicht einfach Deine Krankenakte einsehen, weil sie Lust dazu hat. Sie darf nicht einfach Deine Wohnung betreten, weil es ihr Spaß macht, usw.
Die Regeln für Handlungen im Internet könne grundsätzlich analog dazu ausfallen, wenn auch auf die besonderen Gegebenheiten des Internets angepasst.
Man kann grundsätzlich sagen, dass Anonymität ein wichtiger Aspekt im menschlichen Leben ist. Menschen brauchen private Räume, aus denen sie andere aussperren können.
Aber für eine funktionierende Gesellschaft ist auch wichtig, dass Menschen Vertrauen in die Fähigkeit des Staates haben können, ihnen einen gewissen Schutz zu bieten.
Zwischen diesen, sich teilweise widersprechenden Anforderungen, muss man eben einen passenden Mittelweg finden.
Die meisten, die sich hier dazu äußern, schlagen sich auf eine der Seiten und verlieren die andere völlig aus dem Blick. Gerade bei so einem Thema muss man das aber vermeiden.