LilaLiebling schrieb:Meine frage geht an diejenigen von euch, die Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen.
Psychoaktive Substanzen haben selbst mit medizinischer Indikation und Verschreibung durch einen Facharzt Neben- und Wechselwirkungen, die unschön sein können, um es milde auszudrücken.
Für Leute, die sowas aus Spaß machen habe ich kein Verständnis und bin auch nur bedingt glücklich damit, dass es u.A. auch meine Krankenkassenbeiträge sind, die da draufgehen, wenn was schief läuft, während andere Leute bei der Krankenkasse um nen vernünftigen Rollstuhl betteln müssen, bis sie drüber nachdenken ob ein Strick nicht einfacher wäre.
LilaLiebling schrieb:Warum habt ihr das gemacht
Ich hatte einen Mageninfekt, den ich nicht einfach "aussitzen" konnte, weil ich auf regelmäßige Schmerzmedikation angewiesen und außerdem sowieso untergewichtig bin.
Deswegen wurde mir ein sehr übliches Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen verschrieben.
Da beides nicht im Magen entsteht sondern im Gehirn wirken solche Medikamente aufs Gehirn.
MCP ist somit zwar natürlich per Definition "psychoaktiv", diese Auswirkungen sind normalerweise bei normaler Dosierung aber überschaubar.
Dummerweise interagiert es (was absehbar war) mit dem Oxycodon aus meiner Schmerztherapie
LilaLiebling schrieb:Was ist euch währenddessen an euch aufgefallen
Horrortrips.
Das Zeug hatte so guten Zugriff auf mein Gehirn, dass es die 2 oder 3 Dinge vor denen selbst ich Angst habe ausgegraben und verwendet hat.
Neben dem eher amüsantem Spuk, der nicht so schlimm war, weil ich ja weiß, dass die Schatten meiner Hühner sich vermutlich nicht mal eben so in rotäugige Dämonen verwandeln, die auf mich zukommen, waren da auch krasse und gefährliche Dinge bei.
Krasse Dinge, wie dass ich aufwachte, oder zurück ins Zimmer kam und meine beiden Hunde und Katzen wie tot im Raum liegen sah und sie sich, wenn ich sie angefasst oder hoch genommen habe sogar kalt und schlaff anfühlten.
Im Wachzustand und mit der Kenntnis, dass diese beiden Medikamente so etwas können hatte ich die Möglichkeit Plausibilitätstests durchzuführen.
Da brauchte ich mir nur die Frage stellen ob das Sinn ergibt, dass sie ausgerechnet jetzt alle 4, ohne Vorwarnung, unabhängig voneinander tot rumliegen.
Die Halluzination blieb, aber ich wusste, dass ich ihr keine Beachtung schenken sollte.
Leider gibt es die Möglichkeit im Schlaf nicht.
Einmal wachte ich auf als mein Mann zum Glück grade im Bad war, denn ich wurde davon Wach, dass ich dem Übergang von Kissen zur Wand auf seiner Bettseite einen Aufwärtsharken verpasst habe.
Das war deswegen sehr beruhigend, weil ich gut ausgebildet bin und mein Kampfverhalten sehr gut kenne.
Ich war zu keinem Zeitpunkt je an guten Angriffstechniken interessiert sondern stets nur zufrieden damit, dass ich mich (und Andere)
sehr viel besser und effektiver verteidigen kann als man mir auch nur Ansatzweise ansieht.
Ein solcher Aufwärtshaken hat zwar bedingt auch einen Platz im Selbstschutz, aber eigentlich ist das eher eine Angriffstechnik.
Was auch immer ich geträumt habe (ich hatte keine Erinnerung daran) hat mich also nicht nur in einen Zustand versetzt, indem ich mich glaube verteidigen zu müssen, sondern mich derart "erwischt", dass ich Angriffstechniken abgerufen habe.
Ganz ehrlich, mir wäre es lieber, wenn mein Mann und die Tiere diese Zeit im Nachbarraum geschlafen hätten.
Aber die Tiere liegen eh meist unter der Decke und wir haben dafür gesorgt, dass mein Mann mehr als eine blutige Nase nicht riskiert.
Ich habe z.b. normaler Weise mein Jagdmesser im Nachtschrank oder unterm Kopfkissen, weil ich so gern im Bett noch Obst ess oder mir ein Marmeladenbrot schmiere, vor allem, wenn ich krank bin.
Dieses Messer haben wir an einem Ort weggeschlossen, den ich ohne aufzuwachen nicht erreichen kann, weil ich damit tatsächlich ein bisschen zu flott und geschickt bin, mein Vater hat mich wirklich großartig ausgebildet.
Das war ein inakzeptables Risiko, aber durch meine Minihändchen ggf ne blutige Nase zu haben war nen Risiko, dass meinem Mann harmloser erschien als mich nachts allein zu lassen.
Ich war in diesen Tagen also nicht nur gereizt, sondern auch gefährlich, das hat mich nicht fröhlich gemacht.
Hätte ich nicht von Anfang an gewusst, dass so ein Mageninfekt üblicher Weise so schnell vorüber geht, dass die Chancen, dass all dies ein für alle Male verschwindet, sobald ich das MCP absetzen kann und das nur einige Tage sind hätte man mich auch einfach so in die Klapse bringen können.
LilaLiebling schrieb:Und was danach
Ich war unendlich erleichtert als es vorbei war.
Das einzig "Gute" war, dass jemand, der sowas noch nie erlebt hat, eher nicht vorstellen kann, wie real diese Halluzinationen wirken.
Sollte ich also mal jemanden kennenlernen, der an Wahnvorstellungen leidet, dann kann ich dieser Person jetzt wohl eine größere Toleranz und mehr Verständnis entgegenbringen kann, als das sonst der Fall gewesen wäre.
Allerdings habe ich für Leute, die das freiwillig im Rahmen eines Missbrauchs machen noch weniger Verständnis als vorher, denn das auch "gute Trips" in Horror umschlagen können ist sehr wohl bekannt.
Wenn ich Lust hätte, zu solchen Leuten Kontakt zu pflegen, dann würde ich fragen ob die noch alle Latten am Zaun haben.
Hirnchemie ist äußerst komplex, jeder, der ernste Depressionen hat weiß, wie schwer bis unmöglich gezieltes Eingreifen in die Hirnchemie ist, die das "Gemüt" regelt.
JEDES Experiment, jede einzelne Einnahme psychoaktiver Substanzen birgt nicht nur das Risiko in einem "Alptraum" zu landen obwohl bisher alles so lustig war und je nach Dosis, individueller Veranlagung, Mischkonsum und einem Haufen anderer Faktoren die nicht beeinflussbar und ggf nicht einmal bekannt sind besteht bei jedem dieser Trips das Risiko, dass die eigene Hirnchemie nicht wieder zur Norm zurückfindet und man voll oder teilweise auf unbestimmte Zeit und in unvorhersehbarem Ausmaße in diesen Zustand eingeschlossen verweilt.
Auch wenn sich bei "Spaßkonsumenten" mein "Mitleid" in Grenzen hält....
Wünschen würde ich sowas wirklich ausnahmslos niemandem.
mumm schrieb:Finger weg von jeglichen Arten von "Drogen".
Medikamente vom Arzt bekommen ist was anderes.
Da nicht jeder Arzt da immer alles aufm Schirm hat rate ich bei jeder Einnahme solcher Medikamente mit dem Doc und dann sicherheitshalber nochmal mit dem Apotheker zu besprechen ob und was für Neben- bzw Wechselwirkungen möglich sind und in welchem Ausmaß man sich wie darauf vorbereiten kann, ob es gar Alternativen gibt und ab welchem Punkt man umgehend eine neurologische Ambulanz aufsuchen sollte.