thecrew schrieb:Warst du schon mal auf so einem Freifallturm im Freizeitpark?
Wenn du das erste mal drauf bist kannst du weder schreien noch atmen für ein paar sek. Das ist wie in kleiner schock wenn du fällst. Und die Höhe ist ca. identisch.
Nur Leute die das bereits mehrmals gemacht haben und sich daran gewöhnt haben können überhaupt schreien.
Ich kann mich an meine erste "Fahrt" damit sehr gut erinnern, ist nämlich so lang gar nicht her. Ich konnte problemlos atmen. Das Gefühl im Magen war seltsam (so ein bisschen flau), aber an sich fand ich es eher lustig (ich hatte auch nicht den Drang, da irgendwie zu schreien, fand es eher interessant, angenehm). Abgesehen davon... "normal", irgendwie. Allerdings kommt bei einem spontanen Fall in ein Loch ja noch ein Überraschungseffekt dazu, eine Schrecksekunde, weil man nicht damit rechnet, dass man gleich fallen wird. Von daher halte ich das nicht für ganz vergleichbar. Auch weiß ich nicht, wie ein 2-jähriges Kind in der Situation reagieren würde. Also, wie reaktionsschnell es überhaupt ist, und was es dann empfindet. Würde ja eher auf Angst tippen - aber ob es schreit? Und wenn nein, warum nicht? Kann ich schwer sagen.
thecrew schrieb:Es macht allerdings schon einen Unterschied wie schnell er vergeht.. An der Oberfläche mit offener Witterung benötigt ein Körper nur ca. 40 Tage bis es ein Skelett ist. Bei uns im Sarg kann das mitunter Jahre dauern. Wir hatten hier kürzlich noch einen Bericht das die Friedhöfe Probleme haben weil die Körper teilweise nach 30 Jahren noch nicht verwest sind (Weil die Modernen Särge einfach zu dick sind). Die mussten dann nachträglich eingeäschert werden.
An der Oberfläche kommt im Freien auch noch Insektenbefall und Tierfraß hinzu, was Du in der üblichen Grabtiefe tatsächlich nicht mehr hast (außerdem ist es an der Oberfläche zumindest im Sommer deutlich wärmer, als in "Kellertiefe"). Allerdings spielt auch Druck eine Rolle (an Druckstellen findet die Verwesung oder Fäulnis schneller statt, z.B. ist die "Liegefläche", wenn ein Toter auf dem Rücken liegt, stärker zersetzt, als die Oberseite - also der Rücken kann dann schon übel aussehen, während das Gesicht noch völlig intakt ist). Was das Problem mit den sich nicht richtig zersetzenden Toten in Gräbern betrifft, geht es hauptsächlich darum, dass sich Wachsleichen bilden, die sich dann nicht weiter zersetzen, weil der Körper durch das sich bildende Wachs völlig umschlossen ist. Problem können lehmhaltige Böden, Trockenheit, unterirdisches Eindringen von Eiswasser in den Sarg bei Bestattungen im Herbst/Winter, synthetische Kleidung, bestimmte Medikamente, usw, sein. Da spielen viele Faktoren eine Rolle.
thecrew schrieb:In Spanien ist das noch viel krasser. Weil die haben dort Schiebegräber wo die Toten rein geschoben und meist vorher noch balsamiert werden. Danach wird das mit Beton verschlossen da kommt nix rein oder raus. Im Prinzip werden die Körper da Mumifiziert.
Grüfte halt. Nicht als große, einzelne Gebäude, sondern in Kolumbarienform. Gibt es in Deutschland auch noch, werden aber nur noch selten verwendet. Da werden dann aber für gewöhnlich Innensärge benutzt, die tatsächlich luftdicht abschließen (verschweißt/vernietet werden), z.B. hat man früher Bleisärge benutzt. Glaube, aktuell ist aus Umweltgründen Zink üblich. Dass danach zubetoniert (in manchen Gegenden auch durch eine Steinplatte verschlossen) wird, hat eher damit zutun, dass man Störung der Totenruhe, Diebstähle o.ä. vermeiden möchte. Das Balsamieren hat nichts mit der Bestattungsart zutun, sondern damit, dass der Tote sich etwas länger hält, weil er ja vor der Familie offen aufgebahrt wird. Er soll ansehnlich bleiben, bis die Abschiednahme vorüber ist. Wird z.B. auch in den USA standardmäßig gemacht, weil auch dort in vielen Gegenden die Abschiednahme am offenen Sarg absolut üblich ist.
thecrew schrieb:Im Mittelmeerraum ist das aber nichts besonders, sondern das ist bei deren einfach Brauchtum. Deswegen gibt es ja auch in Italien soviele Ausstellungen die man besuchen kann wo du dann Tote von 1880 oder so noch siehst die aussehen wie Wachsfiguren.
Da meinst Du jetzt allerdings ein paar Sonderfälle, nämlich die Gruftgewölbe/Keller von verschiedenen Klostern, z.B. der Kapuziner auf Sizilien. Da hat man die Toten allerdings einfach so in Nischen gestellt oder gelegt oder sogar an die Wand gehängt, und durch den andauernden Luftzug kam es zu einer Austrocknung und Mumifizierung. Übrigens nicht absichtlich, ursprünglich war das ja auch kein Ausflugsziel. Dass man dieses unbeabsichtigte Ergebnis heute als Tourist anschauen kann, war also nie geplant. Hat also nichts mit Brauchtum zutun.
thecrew schrieb:Und man gedenkt den Toten da auch anders. Auch das mit dem offenen Sarg an dem das ganze Dorf abschied nimmt ist da noch Gang und gäbe.
Hier in Deutschland wird man für die Trauerfeier auch gefragt, ob offen oder verschlossen. War jedenfalls letztes Jahr bei mir noch so. In ländlichen Gegenden nimmt auch durchaus das ganze Dorf dran teil. Wobei ich jetzt nicht leugnen will, dass es weltweit extrem unterschiedliche Beerdigungs- und Trauerriten gibt. Sepulkralkultur ist ein eigenständiges Wissenschaftsfeld, Teil der Geschichtswissenschaft, Soziologie, auch Theologen, Philosophen und Psychologen beschäftigen sich teilweise damit.