@Zerina Ja, klar. Du fragst hier aber nach einer Lösung, und die Lösung ist, wirklich der Vorbildsnachbar schlechthin zu sein. Es ist ein ekliger, langwieriger Kampf gegen furchtbare Nachbarn. Du glaubst ja gar nicht, wie oft ich damals einfach nur dasaß und geheult hab, weil man mit den Nerven einfach runter ist, nach 4 Stundne Techno am Stück von oben, wenn man von der Arbeit kommt und sich zumindest ein bisschen ausruhen will.
Wir wussten nie, ob wir schlafen können, wenn wir ins Bett gegangen sind. Die Türen unserer Nachbarn von oben hatten prinzipiell keine Klinken, gerade die Wohnungstür wurde 2-3 pro Stunde mit solcher Wucht zugeworfen, dass unsere Wohnungstür dadurch vibriert hat. Unsere Nachbarn waren Polen, Vater und erwachsener Sohn.
Anfangs haben wir das Geräume, Gebohre und Gehämmere noch hingenommen, was so bis 1 Uhr morgens ging, denn man kennt das ja. Beim Einzug will man einfach alles fertig haben.
Es hörte aber nicht auf. Dazu kam Musik, Getrampele, lauter Fernseher, unangekündigte Parties auch mitten in der Woche und Geschrei. Ich hab meinen Mann hochgeschickt, um mal vorsichtig vorzufühlen, ob sie zumindest die Ruhezeiten einhalten können. Er wurde mit "Ich nix gut deutsch" abgefertigt. Kurz danach kamen deutsche Freunde und man ließ Deutschrap oben laufen.
Ab da wusste ich, wie schwierig das wird.
Nach ein paar Wochen sind wir beide hoch, um um Ruhe zu bitten, da zog man dann den Rassistenjoker: "Du sagst das nur, weil wir Polen sind." Kopf-> Wand.
Gut, von da an fing ich mit Lärmprotokollen an. Den ganzen Tag über war die Musik von oben so laut, dass lernen unmgölich war. Ich mache mein Fernabi und habe da auch Fristen einzuhalten, aber das war so gut wie unmöglich, weil der Bass meinen Schreibtisch vibrieren ließ. Da halfen auch Oropax nicht.
Ich hab dann einfach immer stumpf die Polizei gerufen, und da reagierten die Nachbarn sehr allergisch drauf. Als Dankeschön wurde auf meine Fußmatte vor der Wohnung gerotzt und Hundekacke ans Küchenfenster geworfen. Wir wurden betrunken angepöbelt, als wir aus dem Haus gingen mit "SCHHHt, LEISE SEIN, DU ASCHLOCH" und so weiter und so weiter. Ich hab die beiden irgendwann mal auf Facebook gesucht. Der Sohn posiert mit Gras im Zug und der Vater mit Schusswaffe. Und ja, das schüchtert ein.
Vermieter war eine Vermietergesellschaft, die auch wenig halft, weil es ihnen 1. egal war (die kümmerten sich auch sonst nicht um die Wohnungen) und 2. so groß war, dass man immer jemand anderes am Telefon hatte.
Wenn ich mir die Lärmprotokolle von damals angucke, kann ich nicht glauben, wie wir das ausgehalten haben. Es wurde beispielsweise für 3 Minuten gesaugt, dann gehämmert, dann wieder 2 Minuten gesaugt. Egal, zu welcher Uhrzeit. Freitagabend ging man feiern und zum Rauchen vors Haus - also Eingangstür zuschlagen, nach 5 Minuten wieder rein, Eingangstürschlagen. Das allein reichte schon aus, um aus dem Schlaf gerissen zu werden. So um 2 waren sie dann endlich weg, nur, um um 5 Uhr morgens wiederzukommen, um die Musikanlage aufzudrehen und weiter zu saugen und zu gröhlen.
Im Sommer war es besonders schlimm. Wenn man von der Arbeit kam und die beiden mit ihren Freunden unterm Pavillon draußen saßen, wusste man schon, man wird nicht schlafen können diese Nacht. Man muss sich das mal vorstellen: Hinten am Haus ist der Pavillon, dann kam mein Zimmer, das Schlafzimmer war noch dazwischen und dann das Wohnzimmer. Da saß ich und schaute einen Film - unmöglich, etwas zu verstehen, weil die Anlage draußen so laut war.
Unter uns wohnte ein Rentnerpaar, die den ganzen Krach vom 2. OG DURCH unsere Wohnung im 1. OG hörte und ebenfalls nicht schlafen konnte. Gesammelte Klage gegen die Nachbarn war auch nicht möglich, weil sich sonst niemand im Haus dafür interessierte. Einer war Alkoholiker und eh nie zu erreichen, ein anderer arbeitete im Schichtdienst und meinte, er höre nix, wenn er sich ins Wohnzimmer legt zum Schlafen, und die andere Mietpartei war ein Beispiel von rtl-Klischees, die macht nicht mal die Tür auf. Und das Rentnerehepaar fühlte sich auch massiv gestört, traute sich aber nicht, etwas zu unternehmen, weil sie nirgendwo reingezogen werdwn wollten.
Wir haben sogar mal versucht, den Vater zu uns unten einzuladen, zum Reden. Er solle einfach mal oben Musik anmachen und sich hier unten anhören, wie laut das ist. Wollte er nicht, er drohte nur, indem er sich vor uns aufbaute in der Wohnungstür und weiter rumschrie. Die waren einfach an keiner Lösung interessiert und wir der Störfaktor in deren Leben
Schlussendlich waren wir an dem Punkt, an dem wir vor Gericht hätten gehen können, das haben wir aber gelassen, weil in der Ecke, in der wir wohnten, all deren polnische Freunde wohnten. Es war einfach zu riskant, wenn wir die rausschmeißen lassen würden, denn sie wüssten 1., wer das war, 2. immer noch, wo wir wohnen und 3. haben sie da so 10 Mann, die ihnen sicher helfen würden. Ich hatte einfach keine Lust, mir ein blaues Auge einzufangen oder meine Wohnung aufgebrochen und leer vorzufinden.
Letztes Jahr kam dann der Wendepunkt. Wir waren für eine Woche an der Nordsee in einem kleinen Bungalow und ich bin aus allen Wolken gefalllen, wie ruhig man eigentlich leben kann. Dann dämmerte auch, dass mein Mann und ich gar nicht so leistungsschwach waren, wie wir immer dachten, das lag einfach am Dauerlärm und der Dauerbelastung. Ich könnte plötzlich 2 Stunden am Stück lernen (ja, ich hab im Urlaub gelernt
:D ) und mein Mann war nach denselben 8 Stunden Schlaf plötzlich ausgeruht und fit.
Ich bin ein sturer Mensch, deswegen wollte ich nicht nachgeben und ausziehen, aber es war einfach die beste Lösung. Seit Mai wohnen wir in einem kleinen Eckhaus in einer anderen Stadt. Es ist unfassbar, was wir jetzt an Lebensqualität haben.
Also ja,
@Zerina , ich weiß, wie hart das sein kann.
Aber wir haben uns so dermaßen regelkonform verhalten, dass uns die Nachbarn nichts konnten und nur deswegen wurde uns Glauben geschenkt. Deshalb poch ich da so drauf.