Doors schrieb:Mein Eindruck ist, dass man gerade in "individuellen" (Jugend)Subkulturen oft angepasster ist, der Gruppenzwang grösser ist, als unter "normalen Menschen".
Ich weiß es nicht. Ich kenne lediglich die Gothic- und die Metal-Szene hier in der Region, seit etwa um die Jahrtausendwende.
Beim Metal habe ich immer zwei Strömungen gesehen (von Person zu Person unterschiedlich): Einmal tatsächlich "Mach, was Du willst! Sei Du selbst!", und jeder war irgendwie akzeptiert - andererseits aber auch so ein lächerliches "Kräftemessen", von wegen "Ich bin krasser, als Du, ich war auf mehr Konzerten, kenne mehr Bands, habe mehr CDs im Regal", usw. Wenn da jemand hätte "mithalten" wollen, um akzeptiert zu sein - ja, da sehe ich auch einen gewissen Normierungsdruck.
Bei der Gothicszene war es nun so, dass es zwar diese soben schon genannte "Ich bin besser!"-Getue auch gab, ja. Aber zumindest anfangs auch noch ein eher positiver Fokus auf Gemeinsamkeit. Also, gemeinsame Hobbies und Interessen zu haben und denen zusammen nachzugehen - und wenn irgendwas an der Person nicht dem Klischee entsprach, war es auch egal. Ich kenne auch noch Zeiten, wo z.B. viel selbst genäht wurde, und man sich gegenseitig geholfen hat, oder denen, die es selber (noch) nicht konnten, auch unter die Arme gegriffen hat, statt darüber zu spotten. Fokus war das gemeinsame Handeln, das gemeinsame Formen der Szene. Das fand ich damals auch so sympathisch. Ich war schon immer etwas seltsam "rückwärtsgewandt", was meinen Stil betrifft. Vorliebe für melancholische, klassischere Musik, historische Kleidung, Kunst (klassische Literatur, Malerei, hauptsächlich Romantik), geschichtliche Themen. An meiner Schule war ich damals die einzige Person mit diesen Interessen - und dann lernte ich paar Gothics kennen, und stellte fest, dass meine Interessen in der Szene nicht selten sind. Also habe ich mich eben dort nach Gleichgesinnten umgesehen. Empfand das damals als Freiheit, als Möglichkeit, offen meine Interessen verfolgen zu können, ohne mich andauernd erklären zu müssen oder doof angemacht zu werden. War eine schöne Zeit. Bis auch da der "Man muss dem Klischee entsprechen, um vollwertig zu sein"-Wahn begann...
Aber ob das schlimmer ist, als in der "Mehrheitsgesellschaft"? Ich weiß es nicht. Der Normdruck da ist, zumindest unter Jugendlichen, ja echt heftig gewesen. Von wegen Markenkleidung, bestimmte Dinge haben oder wissen zu müssen, um "in" zu sein, usw. Ich glaube, da nehmen sich "Mainstream" und Szenen nichts, oder die Differenzen sind minimal.
PStanisLove schrieb:Bei ihr habe ich den verdacht dass es ums cool und anders sein um jeden preis geht. Die leute kommen mit ihr auch nicht wirklich klar.
Sie wird irgendwelche Gründe dafür haben. Allgemeine Unzufriedenheit? Selbstwertprobleme? Oder vielleicht was ganz Anderes? Aber da könnte man nur herumraten. Sie selbst wäre die einzige Person, die Dir darüber wirklich Auskunft geben könnte.
PStanisLove schrieb:Ich lebe auch recht einsiedlerisch doch freunde sind für mich trotzdem extrem wichtig. Ich pflege die paar freundschaften weil diese leute mich aushalten.
Naja, nur, weil man "ausgehalten" wird - das fände ich traurig. Meine Freunde habe ich, weil wir uns verstehen, Interessen teilen, uns miteinander verbunden fühlen, gerne Zeit miteinander verbringen. Weil der Kontakt eine Bereicherung für unser Leben ist bzw wir das so gegenseitig empfinden.