Groucho schrieb:Du meinst alle Menschen so lange zu belehren, bis sie einsehen, dass ich recht habe?
Richtig. Denn die einzige Alternative hierzu wäre Zwang.
Du kannst mit jemandem reden und ihn mit guten Argumenten und anderen Mitteln zu überzeugen suchen, dass er seinen Müll trennen soll.
Oder du kannst drohen, dass du ihm all sein Geld abnimmst und/oder ihn körperlich angreifst, wenn er seinen Müll nicht trennt.
Im ersten Fall respektierst du seine Selbstständigkeit und erkennst seine Freiheit an.
Im zweiten Fall erhebst du dich über den Menschen und willst ihn, ohne seine Handlungsfreiheit zu respektieren, zwingen, deinen Vorstellungen von richtig und falsch zu folgen. Du übst rücksichtslosen Zwang aus.
Das ist auf gesellschaftlicher Ebene nunmal das Handeln eines Diktators, egal, um welche Angelegenheit es geht.
Wie bereits erwähnt, auch die Menschen, die wir ganz eindeutig als Diktatoren bezeichnen, haben keinesfalls den Eindruck, dass sie etwas falsches tun würden, wenn sie alle in ihrem Machtbereich zwingen, so zu leben, wie es ihren Vorstellungen entspricht. Und dies gewaltsam durchsetzen.
Groucho schrieb:Welche Grundrechte sollte ein Gesetz, dass bspw. den Verkauf von Waren in Deutschland verbietet, die umweltschädlich oder menschenfeindlich hergestellt wurden, denn angreifen?
Aha, jetzt haben wir die Ansprüche schon etwas runter gefahren
:DNicht mehr weltweit gültige Verbote von Umweltverschmutzung und widrigen Arbeitsbedingungen, sondern nur noch innerhalb des deutschen Staates?
Gut, das kann man machen, wenn entsprechende Gesetzgebungsprozesse durchgeführt wurden.
Du hast also eingesehen, dass weder du noch Deutschland die Welt zwingen können, partikularen Moral- und Rechtsvorstellungen zu folgen.
Aber um noch eine Bemerkung zu den Grundrechten zu machen: ein Grundrecht von Menschen besteht darin, die Form und die Bedingungen ihres Zusammenlebens selbst zu wählen und auszuhandeln.
Das heißt, dass es legitim ist, wenn die Bevölkerung eines Landes sagt:,,Wir wollen eine kommunistische Räterepublik", wenn sie sich für die Existenz der Todesstrafe ausspricht und selbst wenn sie in ihrem Staatsgebiet eine bestimmte Pflanzenart oder Tierart (Stichwort Umweltschutz) in großem Ausmaß nutzt.
Ich behaupte, dass wir sehr vorsichtig damit sein sollten beziehungsweise gar nicht das Recht haben, aufzuschlagen und ihnen vorzuschreiben, dass sie einen demokratischen Rechtsstaat bilden müssen, keine Todesstrafe einführen und auch keine Pflanzen- oder Tierarten umfangreich nutzen dürfen.
Letzteres ist übrigens durchaus auch bei Hilfsorganisationen ein problematisches Thema - für den Umweltschutz wurden schon auf Betreiben von Umweltschutzorganisationen, auch bekannter und großer, lokale Bevölkerungen und Ethnien stark eingeschränkt und umgesiedelt.
Sie durften nicht mehr in den Wald und dort Holz sammeln oder jagen, sie durften andere traditionelle Lebensweisen nicht mehr fortführen, weil es nicht dem in diesem Fall westlichen Ideal geschützter Natur (und Ökotourismus) entsprach.
Bei Interesse gerne mal ,,Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda" lesen oder anderweitig recherchieren.
Es gibt viele Formen des Imperialismus.
Aber um nicht noch weiter abzukommen, zurück zur Schokolade:
was ich sehr befürworten würde und für völlig legitim halte, ist ein Verbot von Produkten zweifelhafter Herkunft
in Deutschland.
Man kann vorschreiben, dass die Herstellung komplett kontrolliert wird und sich die Firmen nicht dauernd mit billigen Behauptungen, sie könnten ja nicht überall nachprüfen, rausreden können.
Was wir allerdings nicht tun können, ist etwa der Zwang fremder Länder, Kinderarbeit zu verbieten. Das halte ich für problematisch, weil es in die Souveränität fremder Länder eingreift, die auch ein hohes Gut darstellt.
Der Versuch, hier mit Zwang vorzugehen, könnte sogar kontraproduktiv zum Ziel sein.
Für erfolgversprechender halte ich es, Firmen, die in Deutschland arbeiten und handeln wollen, gesetzlich zu zwingen, die Herstellungsprozesse zu überwachen und getreu unseren Gesetzen anzupassen.
So muss man nicht auf die fremden Staaten als Staat Deutschland direkt einwirken. Deren Souveränität bleibt gewahrt, ebenso wie die Freiheit der lokalen Wirtschaften in den entsprechenden Ländern.
Sie müssen ja nicht an uns verkaufen.
Die Botschaft muss lauten:,,Wir wollen euren Kakao kaufen, aber nur, wenn die Früchte nicht durch Sklavenarbeiter gepflückt wurden, wenn die Bedingungen stimmen."
Dafür müssen die Firmen, aber auch wir als Verbraucher, dann eben auch bereit sein, mehr zu zahlen und dürfen nicht weiter dem Billigwahn folgen.