Kein Bedürfnis weit zu reisen - verpasst man wirklich so viel?
08.06.2021 um 19:43
Noch lächerlicher als die bierbauchbewehrten deutschlandtrikottragenden tennisbesockten Ballermänner finde ich jene Touristen, die von sich selber glauben, dass sie von den Einheimischen nicht mehr zu unterscheiden wären, denn das ist eine absolute Illusion, da hilft auch kein Sarong und keine Abaya. Abgesehen davon, dass diese Kleidungsstücke oftmals eher folkloristischen Charakter haben und nicht unbedingt von der Mehrheit der Leute getragen werden (Jeans und T-Shirt sind weltweit landestypisch), ich laufe ja schließlich auch nicht in der Lederhose rum, fallen selbst im Ausland lebende Einheimische als fremdländisch auf, da brauchen Ausländer erst gar nicht damit anzufangen. Da kommen dann ohnehin auch noch sprachliche und gegebenenfalls (darf man zwar nicht sagen, ist aber so) rassebezogene Aspekte des Aussehens dazu. Die Einheimischen erkennen stets einen Ausländer als solchen, egal, wie der sich auch verstellen mag, das ist mal so sicher wie das Aloha auf Hawaii.
Ich selber halte das übrigens hier auch so, auf der Münchner Wiesn wird jeder mit Sepplhut grundsätzlich auf Englisch angesprochen, denn das versteht der ganz sicher besser als Bairisch. Der waschechte Aussie in fantasiebajuwarischer Tracht ist ebenfalls geschmacklich schwer zu unterbieten. Krokodilzähne stehen dem sicher auch besser als ein Gamsbart.
Und alles das zu essen, was die Einheimischen essen, da rate ich auch eher zur Vorsicht. In Bella Italia sicherlich kein Problem, das Zeug esse ich in Deutschland ja auch, nur in Italien möglicherweise besser, in Südostasien allerdings bin ich da weniger offenherzig, vor allem dann, wenn ich vorhabe, kostbare Urlaubstage nicht mit der Besichtigung der Inneneinrichtung von Klos zu verbringen. Nicht, dass ich da irgendwie ein Weichei wäre; als ich auf den Philippinen gelebt habe, habe ich durchaus in der Tropensonne gut und ausreichend abgehangenen rohen Fisch, Hühnchendarm und ähnliche Köstlichkeiten verdrückt, war nicht weiter schlimm, toi, toi, toi, aber zur Nachahmung würde ich nicht unbedingt animieren, das kann auch gut mal daneben gehen, in die Hose sozusagen.
Und wozu das Ganze eigentlich? Ist es wirklich notwendig, nur weil man sich gerade irgendwo befindet, wie ein lokaler Bewohner zu wirken, der man gar nicht ist? Dieses snobbige "Ich bin ja eigentlich gar kein Touri" ist derart lachhaft... Die bittere Wahrheit ist, genau das seid ihr, Touris allesamt, egal wie sehr ihr euch auch mit euren steifen deutschen Gelenken im Hüftschwung versucht, Vamos a la Playa, o-o-a-o-o, ich genauso, habe damit aber kein Problem. Wieso denn auch?
Nochmal was die Originalklamotte anbelangt, da wünsche ich mir wirklich deutsche Urlauber bei den wenigen Völkern, die heute immer noch komplett ohne leben, das wäre immerhin delikat. Oder für die global assimilierten Herren, ganz heißer Tipp – das Bergland von Neuguinea, der dort landesübliche Penisköcher ist doch mal äußerst kleidsam XD