@Lightspeed Mag ja sein, aber das spielt keine Rolle. Denn es ist ja die Sicht der Opfer.
Die Haltung von Nicht-Betroffenen (gleichaltrigen Zuschauern, aber auch Lehrer und Erzieher) war schon früher, dass das Ganze nicht so wichtig wäre. Es ist eben schwer, sich in eine Lage zu versetzen, in der man glücklicherweise selbst nicht ist. Ich kann zum Beispiel auch nicht wirklich nachvollziehen, warum jemand in Panik schreit, wenn er eine Spinne sieht, weil ich keine Angst vor Spinnen habe - obwohl ich genauso schreien würde, wenn ich eine Ratte sähe.
Was man nicht selbst erleben musste, nehmen viele Leute nicht ernst. Das eigene Leben geht ja völlig normal weiter. Und wenn der Betroffene in einer besonders schlimmen Lage ist, kommt vielleicht noch eine Art Abwehrhaltung aus der unterschwelligen Angst hinzu, es könnte einem doch selbst passieren. Die man dann kompensiert, indem man dem Opfer eine Mitschuld gibt und sich sagt, dass einem das nie passieren könnte, weil man ja nicht so dumm, naiv, schwächlich usw. ist wie das aktuelle Opfer.
Letzteres vorausgesetzt, dass man überhaupt darüber nachdenkt.
So versuche ich mir das Desinteresse der Umgebung zu erklären. Die Angst (von Gleichaltrigen), selbst Opfer zu werden, wenn man sich einmischt, oder der Erwachsenen (Lehrer z.B.), von den Tätern nicht für voll genommen zu werden, mag auch eine Rolle spielen.
Lightspeed schrieb:Du verstehst es nicht
Und du verstehst nicht, was ich geschrieben habe: Opfer wollen nicht Rache (jedenfalls nicht in erster Linie), sondern Schutz. Sie wollen sich sicher bewegen können, ohne Angst vor Demütigung oder gar Gewalt zu haben. Opfer sind schließlich gezwungen, sich jeden Tag der Bedrohung durch Gewalt durch Mitschüler auszusetzen. Sie sind täglich in einer Flight-or-Fight-Situation, aber die Möglichkeit zum Fight ist nicht jedem gegeben.
Lightspeed schrieb:ich würde dran arbeiten das solche "Monster" gar nicht enstehen
Hier bin ich sogar bei dir: Ich bin der Ansicht, dass es viele Fälle gar nicht geben würde, wenn man den Kindern schon von kleinauf (also sobald sie in dieser Hinsicht tätig werden können) beibringt, dass man anderen nicht wehtun darf. Zuerst sind es ja noch keine bewusst bös gemeinten Aktionen, sondern ein Ausprobieren. Sagt dann keiner was, denkt das kleine Kind, dass die Erwachsenen (also für das Kind die Umwelt) damit einverstanden sind. Später finden es dann fast alle Kinder normal, wenn ein Kind, das leicht weint oder irgendwie gehandicappt ist (oder sonstwie aus dem Rahmen fällt; die Möglichkeiten waren früher noch viel mehr als heute) geschubst, geschlagen oder gekniffen wird. Denn dann weint es noch mehr und der Spaß wird noch größer.
So ist das!
Die Hintergründe liegen auch meiner Meinung nach in der frühesten Kindheit. Aber eher darin, dass Tätlichkeiten gegenüber Schwächeren von Anfang an geduldet wurden.