@schtabeaInsbesondere steht im AGG "geeignete und angemessene Maßnahmen". Genau dieses Verhältnismäßigkeitsprinzip ist wachsweich und kann je nach Ideologie so oder so ausgelegt werden.
Wenn bei exakt gleicher Eignung die Frau gewählt werden soll, halte ich das durchaus für Benachteiligung (egal ob diese geeignet und angemessen ist oder nicht). In der Praxis dürfte das sogar noch etwas problematischer sein. Denn im wahren Leben gibt es so etwas wie "exakt gleiche Eignung" nicht. Es spielen immer auch persönliche Aspekte eine Rolle, wie gut jemand ins Team passt usw. Um mich als Entscheider nicht angreifbar zu machen, würde ich daher vermutlich auch bei "etwa gleicher Eignung" die Frau einstellen. Dumm nur, dass es auch umgekehrt laufen kann (siehe
http://www.spiegel.de/karriere/oesterreich-bewerber-bekommt-entschaedigung-weil-eine-frau-bevorzugt-wurde-a-1198933.html). Ohne dieses ganze Drumherum hätte ich gesagt, dass es auf die 0,25 Prozentpunkte überhaupt nicht ankommt und man eher schauen sollte, wie gut man mit dem Person auskommt.
@insidemanDer Mann hatte wohl das Glück, dass hier der Qualifikationsunterschied so genau gemessen werden konnte, aber wie die Bures ja schon anmerkte, man wollte halt trotzdem Frauen bevorzugen, weils halt so wenige gibt.
Das ist genau das Problem und wenn man genau darüber nachdenkt, macht es ja vor dem Hintergrund einer Quote sogar Sinn. Einfaches Beispiel: Stell dir vor, du bist verantwortlich für 10 Stellen und sollst bis 2020 einen Frauenanteil von 30% erreichen. Jedes Jahr ist 1 Stelle zu besetzen (also 2018, 2019, 2020 = 3 Stellen) und aktuell ist die Verteilung 9 Männer, 1 Frau. Dir fehlen also noch 2 Frauen, um 2020 nicht eins auf den Deckel zu bekommen. Was tust du? Gesetz dem Fall, dass die bisherige Frau im Team nicht ausfällt, musst du 2 weitere Frauen einstellen. Man muss doch wirklich sehr naiv sein, um zu glauben, dass man "nur bei gleicher Qualifikation" die Frau nehmen würde. Dazu sind die Anreize (Kombination aus Zeithorizont und fester Quote) völlig falsch gesetzt. Natürlich würde man es nicht an die große Glocke hängen, aber bei der Entscheidung hat man ja durchaus etwas Spielraum.