Ah, die broken windows Theorie. Mit dieser habe ich 10 Jahre lang beruflich gelebt und sehr gute Erfahrungen gemacht. Zu einer guten Umsetzung gehört aber immer, dass man ein gewisses Mass hat, einen Ausgleich zwischen Verboten und offenem Raum. In New York City, wo sie erstmals auf weitem Gebiet erfolgreich eingeführt wurde, haben wir tatsächlich sie streng und energisch durchgesetzt. Wildes Shisha-Rauchen irgendwo, wo es verboten ist, wäre - um hier mal beim vorliegenden Beispiel zu bleiben - nicht toleriert worden. Aber, was die meisten bei der Diskussion vergessen, zur gleichen Zeit hat damals die Stadt sehr stark in öffentliche Parks, Spielplätze usw. investiert. Hunderte wurden geschaffen, renoviert, ausgestattet usw. Dem scheinbaren "Problemklientel", Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wurde nicht nur der bisherige Spielplatz auf der Strasse, an der Ecke, vor den Türen der Nachbarn weggenommen, es wurden gleichzeitig auch andere Räume eröffnet. Es wurden vor allem auch Räume geschaffen, die ein diverses Klientel annehmen konnte, Familien, Alte und Junge... auch das hat ganz massiv dazu geführt, dass Problemverhalten reduziert wurde: durch die soziale gegenseitige Kontrolle. Letztens muss allerdings auch eines erwähnen: meiner Ansicht nach hat zum Erfolg damals ganz massiv beigetragen, dass es ein Verbot des öffentlichen Alkoholkonsums gab, das durchgesetzt wurde. Ohne dieses weiss ich nicht, ob es gelungen wäre.
Aber nun zurück nach Köln:
@shionoro hat doch hier ganz deutlich gemacht, dass es gar nicht um das Shisha Rauchen geht.
shionoro schrieb:Ich komm aus köln, ich war da in diesem jahr vor dem Verbot zweimal, und ich kann dir versichern, dass die brandschäden ein vorgeschoebener grund sind um dieses entsprechende Klientel loszuwerden.
und das man das so macht ist vollkommen okay, weil sich da ab einbruch der dunkelheit, und meistens schon lange davor niemand mehr wohlgefühlt hat der nicht bereit war sich zu kloppen.
Es geht den Behörden um die Ausländer. Es geht um jugendliche oder junge erwachsene Ausländer, und vermutlich auch nicht um Finnen und Österreicher, sondern wohl um jene, die man in Köln auch schon mal Nafris genannt hat. Die Diskussion sollte hier ehrlich sein.
Es geht gar nicht um "Shisha rauchen." Es ist dann auch ganz wurscht, ob diese Leute dann vielleicht gar deutsche Pässe in der Tasche haben und in Hintertupfingen geboren sind, anstatt in Bengazi oder Tunis, es geht darum, dass viele Kölner hier ein Problem empfinden und dieses mit einer ganz bestimmten Gruppe Menschen verknüpfen. Es bringt uns auch nicht viel weiter, nun seitenlang darüber zu diskutieren, wie das Verhältnis zwischen deutschen-Pass-besitzenden Shisha Rauchern mit blonden Haaren und tunesischen Shischa Rauchern mit schwarzen Haaren ist.
Ich sass letztens vor einer Shisha Bar mit dem Namen "Cafe Istanbul," die von Syrern betrieben wird (frag nicht, warum sie nicht Cafe Damaskus heisst), am Nebentisch sass eine blonde Engländerin...keine Frage, dass es unter Shisha Rauchern durchaus viele blauäugige blonde christliche Menschen gibt usw. Und sogar law and order freaks wie mich
:)Es geht hier um das Problem, dass die Kölner die Zustände am Rheinufer dort als inakzeptabel empfinden. Ich denke, das kann man auch gut nachvollziehen: Gewaltdelikte, Drogen, usw. sollten auch nicht akzeptiert werden.
Nur, meine Kritik ist: Ist es wirklich eine Problemlösung, wenn man ein "Shisha" Verbot erlässt? Was wenn jene Klientel nun so schlau wäre, alle Shishas zu Hause zu lassen, aber dennoch jeden Tag am Rheinufer zu sitzen. Würden die Probleme auf einmal beseitigt sein? Ich vermute nicht.
Mit dem Shisha Verbot hat die Stadt Köln meiner Meinung nach wieder eine Scheinlösung a la "Armlänge Abstand halten" erfunden.
Wie lange wird die Stadt und das Land sich leisten können, jeden Tag dort mehrere Polizeibeamte zu stationieren? Wenn ich mir die extrem prekäre Lage der Polizei in NRW anschaue sage ich voraus, spätestens nach der Wahl ist damit Schluss.
Und dann?