Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

Rao schrieb:Pflicht ist noch kein Zwang dergestalt, daß derjenige dann in irgendeine Firma geprügelt oder aber ins "Arbeitshaus" geschafft wird, wie es sie früher gab. Die Sanktionen heute sind eher dezent und treffen meistens nur den Geldbeutel.

Das ist doch schon ein Zwang.
Nur kein aggressiver.
Sollte man das tatsächlich anstreben?
Ich denke, das wäre nicht so toll.
Und falsch: die Sanktionen sind streng.
Geld weg ist schlimm.
Alles körperliche wäre wiederum gesetzeswidrig.

@Junko

Menschenrechte interessieren keinen. Sind nicht im DAX gelistet.

...lese ich da Anspruchsdenken heraus? Frei nach dem Motto, der Staat soll uns allen doch den Hintern pampern, selbst wenn wir keine Gegenleistung erbringen wollen? (Von können schreibe ich nix, denn wer durch Krankheit oder Behinderung nicht arbeiten kann ist entschuldigt.) Aber es geht hier vermutlich doch um Leute, die zwar könnten, aber nicht wollen - oder nicht zu jeder Bedingung, weil ja jeder gewisse Ansprüche hegt. Liege ich da richtig?

sunshinelight schrieb:Geld weg ist schlimm.

100% Zustimmung. Wovon soll man seine Miete bezahlen und sein essen? Soll man etwa verhungern?

IncubusWolf schrieb:100% Zustimmung. Wovon soll man seine Mitete bezahlen und sein essen? Soll man etwa verhungern?

Also für Essen und Miete, zumindest ein Zimmerchen (keiner redet von eigener Wohnung) dürfte der Hartz-Mindestsatz reichen. Oder?

shionoro schrieb:Sollte man arbeitslose dazu zwingen, jobs anzunehmen, die sie nicht ausführen wollen und arbeitslosengeld abschaffen?

Ich bin sehr klar dagegen, weil es meiner Ansicht nach kaum gesellschaftlichen nutzen bringt, menschen dazu zu zwingen, jobs zu machen, die sie hassen.

hmm.. bist du dir sicher, dass du den aktuellen Stand der Rechtslage weißt?

ich glaube es wird niemand gezwungen. ich habe mal (sogar ziemlich lukrativen) Arbeitsvertrag abgelehnt weil mir eine Klausel im Vertrag nicht passte. Die Folge war die Sanktionierung von -30% für 3Monate. gezwungen hat mich keiner und ich glaube das geht auch gar nicht.

das mit der Sanktionierung finde ich auch richtig so, auch wenn ich der Meinung bin bei der Höhe von HartzIV machen die 30% weniger nich so viel aus als dass das irgendwie wirklich Druck ausüben könnte..

@RayWonders

und dein Argument mit dem sinnlosen Zwang weil der Arbeiter dann den Job nicht gut macht finde ich richtig gut..

@Rao

Die Zahlen derjenigen, die den Staat bescheissen, weil sie nicht arbeiten gehen wollen dürfte deutlich geringer sein, als die Zahl derjenigen, die den Staat bescheissen, weil sie keine Steuern zahlen. Der angerichtete Schaden allemal.

Übrigens gleichen Sozialämter schon am Rande der Legalität Daten ab, um "Betrügern", echten oder vermeintlichen, auf die Schliche zu kommen.

Einfach mal Job abgeben an jemanden, der einen sucht und selbst ein paar Jahre von Hartz IV leben. Dann wiederkommen und mitreden.

Rao schrieb:...lese ich da Anspruchsdenken heraus? Frei nach dem Motto, der Staat soll uns allen doch den Hintern pampern, selbst wenn wir keine Gegenleistung erbringen wollen?

Nein, ich zitiere mal:

Doors schrieb:Wer Leistungen nach "Hartz 4" bezieht, ist ja quasi schon Leibeigener, der ständig zur Verfügung zu stehen hat, jede Arbeit annehmen muss und sich vorm Sozialzentrum bis auf's Hemd ausziehen muss.
Einfach mal mit Leuten reden, die davon leben müssen. Dann weiss man, dass das keine Alternative zum Arbeiten ist.

@Rao
Du bist in einem Schubladendenken drin.
Die meisten wollen da raus, können aber nicht raus.
Einfach blind zugreifen macht keiner, warum sollte das ein Hartz4 Empfänger müssen?

Rao schrieb:...lese ich da Anspruchsdenken heraus? Frei nach dem Motto, der Staat soll uns allen doch den Hintern pampern, selbst wenn wir keine Gegenleistung erbringen wollen? (Von können schreibe ich nix, denn wer durch Krankheit oder Behinderung nicht arbeiten kann ist entschuldigt.) Aber es geht hier vermutlich doch um Leute, die zwar könnten, aber nicht wollen - oder nicht zu jeder Bedingung, weil ja jeder gewisse Ansprüche hegt. Liege ich da richtig?

Dieser Staat hat unter anderem auch die Arbeitsbedingungen für diejenigen erschwert, die arbeiten wollen. Stichwörter hierbei: ein lächerlicher Mindestlohn, befristete Jobs, Zeitarbeit und Niedriglohnsektor.

Nicht alle, die wollen bekommen Arbeit. Es gibt einfach keine Vollbeschäftigung.
Im Freundeskreis habe ich allein zwei Menschen, die von Hartz4 leben. Glaub mir, die wollen, aber sie bekommen nichts. Und dabei sind sie über die Jahre frustriert und auch anspruchslos geworden.

Ich glaube, die Zahl derer, die arbeiten könnten, aber nicht wollen, ist verschwindend gering.

Rao schrieb:Also für Essen und Miete, zumindest ein Zimmerchen (keiner redet von eigener Wohnung) dürfte der Hartz-Mindestsatz reichen. Oder?

Du willst denen also eine eigene Wohnung absprechen?
Schon mal was von Rechten gehört?
Die, die ewig nichts tun, werden schon ausreichend sanktioniert, keine Sorge.

Ich haben beruflich wie privat mit Hartz-IV-Empfängern zu tun. Ich kenne eine Familie, die wartet seit einem halben Jahr auf die Bewilligung einer neuen (gebrauchten) Waschmaschine. Seit dem wäscht der 4-Personen-Haushalt mit der Hand oder bei uns. Begründung des Sozialzentrums: Wieso, das mussten früher doch alle - und als arbeitslose Frau haben Sie doch Zeit.

Altersvorsorge > Soziale Sicherung > Hartz IV-Regelsatz
Hartz IV Regelsatz - Zusammensetzung und Aufschlüsselung
Grundsicherung für Arbeitsuchende wird angehoben

Der Hartz IV Regelsatz 2017 wird um fünf Euro von 404 Euro auf 409 Euro im Monat angehoben worden.

http://www.cecu.de/hartz-iv-regelsatz.html (Archiv-Version vom 09.05.2017)

Von 409 Euro muss man dann Leben. Man muss Essen bezahlen und seine Artikel wie Deo, Seife, Duschzeug, neue Kleidung wenn mal was kaputt geht, Internet, Telefon (Ja Hartz 4 Empfänger haben auch das Recht ein Telefon zu besitzen) Waschpulver, und so weiter. 
Und dann wird 30% Abgezogen aus was weiß ich für Gründen. Dann muss man das alles mit 122,7€ Weniger im Monat bezahlen, also mit 286,3€

Einfach mal nur zum Nachdenken wie so ein Hartz 4 Empfänger überhaupt lebt.

Rao schrieb:Also für Essen und Miete, zumindest ein Zimmerchen (keiner redet von eigener Wohnung) dürfte der Hartz-Mindestsatz reichen. Oder?

Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Ich empfehle die Lektüre des Grundgesetzes unseres Landes. Auch ein Hartz4-Empfänger darf leben und auch wohnen. Und ich würde niemandem hier in diesem Land das Recht auf seine eigenen vier Wände absprechen wollen.  
Übrigens ist es gerade in Ballungsräumen schwierig mit der Miete und dem Hartz4 Satz. So viele Sozialwohnungen gibt es einfach nicht. In den Ballungsräumen ist aber wiederum die Chance größer, an Arbeit zu kommen...

Jeder normale, durchschnittliche Mensch findet Leben unter Hartz4 beknackt. Ich war selber mal da und hab im Moment Bafög, was auch nicht viel mehr ist. Ich bin heidenfroh wenn ich da wieder raus bin! Das ist nicht witzig, jedes kleine Ding könnte dich finanziell so ruinieren dass nix mehr geht, nichts kann man sich leisten...

Allerdings werd ich sicher nicht putzen gehen nachdem ich mir das Studium quasi vom Mund abspare, und danach Schulen in fünfstelliger Höhe zurückzuzahlen sind. 
Der Staat hat mir hier Lehrkräfte und einen Zuschuss zur Verfügung gestellt, damit ich mein Köpfchen später auch im Beruf einsetze (Fachkräftemangel grüßt). Da konzentrier ich mich dann doch lieber ein- zwei Monate länger auf die Jobsuche und bin dann in einem Job, wo ich über Steuern auch kräftig zurückgeben kann...

sunshinelight schrieb:Du willst denen also eine eigene Wohnung absprechen?

Wieso gleich eigene Wohnung? In früheren Zeiten war für Leute, die nicht viel Geld hatten, Untermiete üblich. Ein Zimmer mit Mitbenutzung von Bad und Klo, billig und für Singles völlig ausreichend. Hab ich auch mal gemacht für einige Zeit, in jüngeren Jahren. Oder man geht in eine WG, wenn man ausreichend sozialverträglich ist. Da merkt man eigentlich schon, daß hier übersteigertes Anspruchsdenken herrscht, jeder soll vom Staat gepampert werden und darf sich wie ein bockiges Kind verweigern, wenn es nicht den Wunschberuf auf dem Silbertablett serviert bekommt. Samt eigener Wohnung natürlich, und vermutlich noch einen eigenen Dienstwagen obendrauf.
Echt, Einstellungen gibt´s ...

Doors schrieb:ich haben beruflich wie privat mit Hartz-IV-Empfängern zu tun. Ich kenne eine Familie, die wartet seit einem halben Jahr auf die Bewilligung einer neuen (gebrauchten) Waschmaschine. Seit dem wäscht der 4-Personen-Haushalt mit der Hand oder bei uns. Begründung des Sozialzentrums: Wieso, das mussten früher doch alle - und als arbeitslose Frau haben Sie doch Zeit.

Unfassbar. Bin manchmal platt, was diese Menschen sich auch noch anhören müssen. Aber ich kenne ähnliches. Auch ich habe beruflich ab und an mit Hartz4-Beziehern zu tun. Da lehnt das Amt schon mal eine Miete ab, die zwei Euro teurer ist, als sie sein dürfte. Ohne Worte.

Rao schrieb:Wieso gleich eigene Wohnung? In früheren Zeiten war für Leute, die nicht viel Geld hatten, Untermiete üblich. Ein Zimmer mit Mitbenutzung von Bad und Klo, billig und für Singles völlig ausreichend.

Wo lebst du denn? Hier in Berlin ist ein WG-Zimmer oft genauso teuer, wie eine Ein-Zimmer-Wohnung. Untermiete findet man kaum noch. Auch sind lange nicht alle Hartz4-Bezieher Singles. Du schreibst wie ein Blinder von der Farbe...

Rao schrieb:Wieso gleich eigene Wohnung? In früheren Zeiten war für Leute, die nicht viel Geld hatten, Untermiete üblich.

Tja, der Wandel der Zeit, heute ist heute und nicht früher...
Zudem das Recht darauf. Dann noch, weil so ein vernünftiger Einstieg in den Beruf gewährt werden kann. ;)

Rao schrieb:Da merkt man eigentlich schon, daß hier übersteigertes Anspruchsdenken herrscht,

Falsch. Das ist Grundsicherung des Lebensunterhaltes.

IncubusWolf schrieb:Von 409 Euro muss man dann Leben. Man muss Essen bezahlen und seine Artikel wie Deo, Seife, Duschzeug, neue Kleidung wenn mal was kaputt geht, Internet, Telefon (Ja Hartz 4 Empfänger haben auch das Recht ein Telefon zu besitzen) Waschpulver, und so weiter. Und dann wird 30% Abgezogen aus was weiß ich für Gründen. Dann muss man das alles mit 122,7€ Weniger im Monat bezahlen, also mit 286,3€Einfach mal nur zum Nachdenken wie so ein Hartz 4 Empfänger überhaupt lebt.

Ohne Luxusausgaben (Zeitungen etc.) käme das bei mir mit den monatlichen Allgemeinkosten sogar hin. Vor allem wenn man in einer Großstadt lebt, läßt sich viel kompensieren, etwa Kleidung vom Secondhand, Waschen im Waschsalon (kommt einen Single mit wenig Dreckwäsche billiger als eine eigene Maschine) und Essen selber kochen statt ständig kaufen, unter Wahrnahme von Billigangeboten, Gemüse lieber billig beim Türken um die Ecke statt teuer im Kaufland. Wenn einer allerdings Kettenraucher ist oder sonst ständig irgendein Extra braucht, wird es knapp.