Positive Erfahrungen mit Flüchtlingen
20.12.2016 um 11:06Doors schrieb:Ich gehe mit Menschen aus Eritrea nicht anders um als mit Menschen aus Österreich, mit Afghanen nicht anders als mit Dänen. Entweder sind mir die Leute sympathisch - oder eben nicht.Das ist auch ein entscheidender Punkt. Dieser Thread hat mich zu ein paar Gedanken über mich selbst gebracht. Dinge, über die ich bisher nicht nachgedacht habe. Zum Beispiel das Schreiben hier über die Leute, die man irgendwann auch nicht mehr "betreut", die einfach so zum eigenen Leben gehören. Als würde man über Außerirdische schreiben. Aber ich denke doch, dass nicht immer für alle diese Normalität im Umgang mit Flüchtlingen oder Geflüchteten besteht. Und dann kann man ja auch mal erzählen aus einer höchst menschlichen Welt.
Der Vater der irakischen Familie, die ich 4 Monate lange in ihrem Alltag begleiten durfte, wie auch die meisten Väter haben in der Regel dieselben Probleme als Väter wie deutsche oder australische Väter. Sie möchten Ruhe und Stabilität für ihre Familie, Privatsphäre bzw. etwas eigenes wie eine eigene Wohnung und alsbald selbst arbeiten gehen. Die Väter erzählen mir, dass sie es nicht mögen, Sozialleistungen zu bekommen und abhängig zu sein. Was mich die Tage noch beschäftigt hat, der Wunsch nach Schulbesuch der Kinder. Ein Wunsch, so unglaublich menschlich. Aber wir in der Landeserstaufnahme können da nix machen. Ich hab dennoch einen Termin für eine Familie bei einer Schule klar gemacht, aber die Familie hat sich beraten und doch abgesagt. Sie haben möglicherweise alsbald ihren Transfer in eine andere Stadt sagen sie und möchten die Kinder nicht schon wieder aus eventuell gefestigten Strukturen heraus reißen. Finde ich so derart nachvollziehbar. Die Kinder werden ohnehin aus dem Campleben in der Erstaufnahme herausgerissen, nicht auch noch aus der Schule oder anderen dauerhaften Aktivitäten wie Sportverein etc.
Wir hatten ja bei uns die Landesregierung um humane Transfers gebeten, dass vielleicht nicht alles komplett abgebrochen werden muss. Und positiv ist, dass die Landesregierung auf die Petition reagiert hat und zumindest jetzt mal die Leutz nicht von Wohngebäuden in der Landeserstaufnahme in zum Beispiel dauerhafte oder auch wieder nicht dauerhafte Großraumzelte (Notunterkünfte) schickt. Möglichst von nicht dauerhaftem Wohngebäude zu dauerhaftem Wohngebäude in einer, wenn es geht, nicht zu weit entfernten Stadt von der letzten Erstaufnahmestelle. Damit eben auch unter Integrationsgesichtspunkten Projekte und Ideen weitergeführt werden können.
Wenn man dauernd von Nicht-Integration und Kriminalität spricht, dann muss die Grundlagen dafür legen, dass die die wollen bzw. wirklich bedürftig sind oder ein Bedarf an Angebot haben, auch die Chance haben nachzufragen oder in Anspruch zu nehmen. Oder insgesamt eben begleitet und unterstützt werden.