https://www.promiflash.de/news/2016/09/23/besessener-stalker-so-tickte-der-piraten-politiker.htmlEine Stalking-Expertin gibt nun einen Einblick in die Psyche des Mörders.
Im Interview mit Bild spricht die ehemalige Polizeikommissarin Sandra Cegla nun über die Motive der Bluttat, die sie für komplett durchgeplant hält. Auffällig sei, dass er nicht versuchte, seine Tat zu vertuschen. Der Politiker soll mit der Ablehnung des Opfers nicht klar gekommen sein: "Stalker leben in einer völlig anderen Realität, deuten Gesten und Aussagen ihrer Opfer komplett falsch." Die Beziehung der beiden war über ein freundschaftliches Verhältnis nie hinausgegangen, Claus-Brunner konnte das nicht akzeptieren.
Bestätigt auch unsere Analyse.
- geplante Tat
- Motiv: unerwiderte Liebe
Kennt jemand den medizinischen Fachbegriff für die Umschreibung, wenn jemand in einer falschen Realität lebt?
Meine Vermutung ist, da er sein Vorhaben nicht vertuschte, dass er wusste, sich das Leben im Anschluss zu nehmen. Dass er noch 2-3 Tage zur Selbsttötung brauchte, könnte so interpretiert werden:
- er wollte das Zusammensein mit seinem Opfer noch bewusst genießen
- er wollte seinen Abschied bewusst abschließen (Abschiedsbrief, Bekennerbrief, Paket an Ex-Partner mit persönlichen Sachen)
- er wollte abwarten, ob sein Opfer bereits vermisst würde
Mit dem Absenden seiner Todesbotschaft an die Piratenpartei konnte er vielleicht aus Stolz auch nicht mehr zurück. Er wollte, dass man wie angekündigt für ihn im Abgeordnetenhaus aufsteht, eine Minute schweigt.
Glaubte er wirklich, dass man für einen Mörder sich verbeugen würde? An dieser Stelle könnte eine möglicherweise schizophrene Selbstüberschätzung, Größenwahn eine Rolle gespielt haben.
Interessant hierzu:
http://www.navigator-medizin.de/schizophrenie/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zur-schizophrenie/anzeichen-a-symptome/390-weiss-ein-patient-mit-schizophrenie-dass-er-krank-ist.html (Archiv-Version vom 06.10.2016)Weiß ein Patient mit Schizophrenie, dass er krank ist?
Schizophrene Patienten wissen während eines akuten Schubes nicht, dass das, was sie erleben, nicht real ist. Sie können ihre Krankheit deshalb nicht einsehen und suchen von sich aus auch keine ärztliche Hilfe.
Wenn überhaupt, ist es eher außerhalb von akuten Phasen möglich, den Betroffenen deutlich zu machen, dass sie eine Erkrankung haben.
Autorin: Dr. med. Julia Hofmann
Hätte der Täter es sich anders überlegen können, seinen Suizid unterlassen? Aus meiner Sicht nicht, denn er wäre vermutlich für lebenslänglich hinter schwedische Gardinen gewandert.
Zu seinem gestörten Verhältnis zu dem 15 Jahre jüngeren Mann kam wohl noch ein extremer Geltungsdrang: "Das Amt als Pirat war sehr wichtig für ihn, er bekam Anerkennung. Die Aussicht, es mit der Wahl am 18. September zu verlieren, muss ihm schwer zugesetzt haben."
Ich kann mir vorstellen, dass der endgültige Verlust zweier Lieben u. das Aus seiner Partei ihm keine Lebensperspektive mehr bot. Große Verlustängste, Erfahrungen mit dem Tod zweier Geschwister u. seiner 1. großen Liebe könnten den Schritt zur Umsetzung der Tat beeinflusst haben, die Hemmschwelle zur Tatumsetzung auf dem Tiefstand gewesen sein.
Wahnvorstellungen, Zukunftsängste, Verlustängste u. möglicherweise Wutausbrüche bei Erinnerung an die eigene Kindheit könnten das Fass zum Überlaufen gebracht haben.