@kreativbinichn Hallo, hab den Thread bis hierhin komplett gelesen. Ich kann Dir nur eines sagen, auch wenn ich ansonsten nicht der Typ bin, der immer gleich vorschnell mit der Trennungskeule herum läuft, aber in diesem Falle würde ich Dir raten: Trenn Dich von Ihm!
Deine Situation ist ziemlich verfahren. Es kann sein, dass Du ihn sehr liebst, aber wenn es ihm nahezu egal ist, ob Du gehst oder nicht - er hat ja Jesus, dann kann seine Liebe nicht sonderlich groß zu Dir sein! Für meine Begriffe bist Du tatsächlich an einen religiösen Fanatiker oder christlichen Extremisten geraten. So wie es hier auch von anderen schon oft durchkam: Er ist nicht religiös - er ist dogmatisch!
Ich habe etwas ähnliches durchgemacht. Daher spreche ich aus eigener Erfahrung. Nur bei mir war es umgekehrt. Bei mir war es meine Freundin, die so dogamtisch war. Nun muss ich sagen, kam sie allerdings aus der Frei-Evangelischen Scene und ich bin katholisch. Aber das was dein Freund ist, das ist nicht katholisch! Ich vermute mal, dass er zwar von seiner Konfession her noch katholisch ist, dass er aber irgendwie entweder mit den Frei-Evangelischen in Kontakt gekommen ist oder in irgend eine Sekte geraten ist. Denn seine Ansichten, so wie Du das hier geschildert hast, sind alles andere - nur nicht katholisch! Ich kann das so sagen, weil ich katholisch bin und lange nicht so schwer dogmatische Ansichten habe wie die deines Freundes! Meine Freundin war früher auch katholisch, ist aber dann, nachdem sie mit diesen Frei-Evangelischen in Berührung gekommen ist, aus der katholischen Kirche ausgetreten und wurde dann ähnlich dogmatisch wie Du das hier über deinen Freund geschrieben hast!
Auch bei uns gab es deswegen ständig heftige Diskussionen um Gott und die Welt, sowie Streitereien und Reibereien. Als es mir dann irgendwann mal zu bunt mit ihr wurde und ich sie verlassen wollte, reagierte sie genauso wie Du es von deinem Freund geschildert hast: Dann geh doch! Mir macht das gar nichts aus, ich habe ja Jesus! Ist mir ganz egal! - Da hab ich auch gedacht: Die liebt mich ja gar nicht. Das dumme war halt nur, ich liebte sie aber trotzdem und kam nicht von ihr los. Das Ende vom Lied war dann, dass Sie mich Jahre später von sich aus verlassen hat! Irgendwann hatte Sie sich von mir getrennt! Wir würden doch nicht zusammen passen, seien zu unterschiedlich, auch in unseren Glaubensansichten usw...
Bei Dir ist das ganze ja noch etwas krasser, weil Du ja gar nicht Gläubig bist. Du bist Atheistin, wie Du schreibst. Ich war zumindest katholisch, mit einer eher toleranten und liberalen Einstellung. Und ich kenne im übrigen keinen Katholiken, der so extrem dogmatisch ist, wie Dein Freund! Von daher kann ich mir das kaum vorstellen.
Zwischen meiner damaligen Freundin und mir gab es also schon noch gewisse Gemeinsamkeiten im Glauben. Nur ich kam mit ihrer extrem dogmatischen Sichtweise einfach nicht zurecht - obwohl ich sie liebte und nicht verlieren wollte! Frag dich mal, wenn es Dir so ähnlich ergeht wie mir, dass Du ihn liebst und ihn nicht verlieren willst, nicht von ihm los kommst, wie Eure Beziehung denn in 10 Jahren aussehen soll? Wo Dich der Weg mit Ihm hinführen wird? Ich könnte mir vorstellen, dass er alles daran setzen wird, dich zu bekehren und wenn er merkt, dass das nicht funktioniert, dass er sich eines schönen Tages dann von Dir trennen wird und Dich sitzen lässt! - Ich habe es so erfahren! Und Du schreibst ja selbst, es wird mit ihm immer schlimmer! - Also wo bist Du mit ihm dann in 10 Jahren?
Wenn ausser ihm und seinen Glaubensbrüdern (wer immer das sein soll) alles böse ist, dann hat eine Beziehung mit so jemandem doch gar keinen Zweck! Denn letztendlich gehörst Du als Atheistin ja dann auch zu den Bösen!
Bei meiner Freundin war es im übrigen auch so: Da war Mr. Gott die Nr. 1 und dann kam lange gar nichts. Und auch für Sie war die Welt um sie herum nur böse. Allein ihre Glaubensgeschwister in ihrer Gemeinde und Sie war gut. Schließlich sah sie auch an mir nur noch das Negative, das Schlechte, das Sündige und das Böse.
Dein Instinkt, der da sagt: Ich komme damit nicht klar, ich will das nicht. - ist vollkommen gesund! Und mir erging es damals genauso. Ich kam mit ihrer dogmatischen Art auch nicht klar. Das kann auf Dauer gar nicht funktionieren!
Sie wollte im übrigen auch immer mit mir beten. Und ich sagte ihr, dass ich aber lieber alleine für mich im Stillen bete. Das konnte sie aber nicht akzeptieren und wollte mich immer wieder zum Beten mit ihr zwingen! Obwohl ich ja selbst Gläubig bin, aber so eine extrem fanatische Art, das ging mir dann doch zu weit. Und wenn Du eine Atheistin bist, wie willst Du das auf Dauer durchhalten? Du hast absolut korrekt gesagt, dass Du das nicht machst! Aber ich bezweifle sehr, dass Er das auf Dauer akzeptieren wird!
Du wirst allerdings keine Chance haben, ihm rational klar zu machen, dass er sich da total in sein eigenes, oder von irgend jemand anderem ihm aufoktruiertes dogmatisches Glaubenskonstrukt verrant hat. Das wird er nicht einsehen und eher sagen, dass Du die arme irregeleitete bist, die der Wissenschaft fröhnt und der Ungläubigen bösen Welt auf den Leim gegangen bist. Religiöse Fanatiker, Dogmatiker und Extremisten wird man niemals mit rationalen Gründen überzeugen können! Vergiss es! Die sind so verbohrt und in ihrem Glaubenswahn verfangen, dass sie sich sowieso nichts sagen lassen! Und das schreibe ich Dir hier, als selbst Gläubiger Christ!
Auch in der Sexualität hat es schließlich mit uns nicht mehr geklappt, weil Sie das plötzlich alles als etwas sündiges ansah. Für Sie galt: Sexualität gehöre nur in die Ehe. Alles andere sei Sünde! Ich war mit ihr nämlich auch nicht verheiratet. Das wussten im übrigen auch alle ihre Glaubensgeschwister. Wahrscheinlich haben die ihr ständig ins Gewissen geredet und sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit ordentlich bearbeitet, sodass sie am Ende nicht mehr wollte. Das komische an der ganzen Sache war nur, als ich ihr einen Heiratsantrag machte, wollte sie gar nicht! Sie sagte, sie würde mich nie heiraten, denn dann hätte sie alle gegen sich! Mit anderen Worten: Die anderen (aus ihrer Glaubensgemeinschaft) waren sowieso gegen unsere Beziehung, mit Verheiratet oder nicht, hatte das gar nichts zutun!
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe ähnliches durchgemacht wie Du. Und das Ende vom Lied war, dass Sie sich von mir getrennt hatte. Ich befürchte auf Kurz oder Lang, dass Dir dasselbe Schiksal mit Deinem Freund widerfahren könnte, dass Er dich eines Tages verlassen wird, weil Du nicht seinem dogmatischen Glaubenskonstrukt entsprichst. Das wird er womöglich dann tun, wenn es ihm trotz Jahrelangen Betens und Missionierens nicht gelungen sein wird, Dich auf Seine Seite ziehen zu können und Du eine Atheistin bleiben wirst. Es ist ja für Ihn auch kein Verlust - Er hat ja Jesus!
Meine Freundin, mittlerweile müsste ich Exfreundin sagen, war im übrigen auch davon überzeugt, dass wir von Gott her füreinander bestimmt seien. - Das hielt sie aber Jahre später dennoch nicht davon ab, mit mir Schluss zu machen und sich von mir zu trennen! Aus solchen Menschen soll mal einer schlau werden?
Bevor Er dir eines Tages Dein Herz zerbricht und dich sitzen lässt, ergreife lieber Du jetzt die Initiative und mach Schluss! - Was ich hier schreibe ist nur meine persönliche Meinung dazu. Natürlich kannst Du es auch weiterhin mit ihm versuchen. Ich befürchte nur, dass eure Beziehung auf Dauer keine Grundlage hat. Und religiöser Fanatismus oder Dogmatismus ist keine gesunde Grundlage für eine Beziehung. - Das sage ich, als katholischer Christ!
Was Du letztlich tun wirst, ist Deine Sache. Das musst Du sowieso ganz alleine entscheiden. Aber ich finde es gut, dass Du das Thema hier mal zur Diskussion gestellt hast und so kannst Du auch die Ansichten der Anderen mit in deine Entscheidungsfindung hinein nehmen und mal alles von mehreren Standpunkten aus in Ruhe überdenken. Letzteres empfehle ich Dir sowieso: Keine Panik, keine unüberlegten Schritte, sondern überdenke die ganze Situation mal ganz in Ruhe und nimm Dir viel Zeit dafür! Und besprich Dich auch ruhig mit Deinen Freunden, Bekannten, Eltern, Geschwistern, Arbeitskollegen oder mit wem auch immer darüber. Ich kann Dir nur aus meiner Sicht meine ähnlichen Erfahrungen hier mitteilen, wie es mir mit einer extrem dogamtischen Person ergangen ist und dass meine Beziehung trotz meiner Liebe zu ihr, am Ende gescheitert ist und dass Sie es selbst war, die sich am Ende von mir getrennt hatte.
Ich wünsche Dir alles Gute!