Tussinelda
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Kc schrieb:Andererseits, wenn ich mich so zurückerinnere, dann hab ich zu jener Zeit auch nicht über meine ,,geschlechtliche Identität" philosophiert.Du musst dafür auch nicht hochintellektuell über deine Geschlechtsidentität philosophieren. Es geht darum, dass Kinder herausfinden mit welchen Dingen sie sich wohl fühlen, was sie gerne tun, was ihre Interessen sind. Kinder können schon sehr früh zwischen Geschlechtern unterscheiden und ihnen typische Verhaltensmuster oder Äußerlichkeiten zuordnen. Und wenn das Kind dann nun feststellt, dass es sich eben mit Aspekten des anderen Geschlechts wohler fühlt, dann wird es darüber nachdenken, denn es erfolgte ja zuvor eine Zuordnung was zu welchem Geschlecht "gehört" und auch das Erkennen des eigenen Geschlechts erfolgt schon deutlich früher. Dafür muss es auch Begriffe wie Geschlechtsidentität nicht kennen.
Kc schrieb:Zudem ist die Frage, ob typische Verhaltensweisen, die mit einem Geschlecht assoziiert werden, auch automatisch identitätsbildend sind.Nicht automatisch, nein. Es gibt auch genügend Kinder, die einfach wissen, dass es nicht ihre "Pflicht" ist sich nur mit geschlechtstypischen Dingen zu beschäftigen. Gut, jüngere Kinder reflektieren da sowieso zumeist noch weniger, aber ich hab in meiner Gruppe auch zwei 9 Jährige, die wahnsinnig gern pinke Kleidung anziehen. Sie sagen dann dazu "Auch wenn alle sagen, dass das eine Mädchenfarbe ist, ich bin ja trotzdem ein Junge."
Kc schrieb:Kann Identität nur von einem Menschen selbst gebildet werden, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir in Gemeinschaften leben und anderen Menschen gegenüber treten?Das Umfeld spielt da schon auch eine große Rolle. Schau mal, wenn sich ein schwangeres Pärchen nun das Geschlecht des Kindes pränatal mitteilen lässt, so sieht man es doch oft, dass die Utensilien bereits geschlechtsspezifisch vorab besorgt werden. Oder das Zimmer wird in einer entsprechenden Farbe gestrichen. Gut, wie weit das heute tatsächlich noch verbreitet ist, dass man die vorab Einkäufe dann aufs Geschlecht abstimmt, weiß ich nicht, aber nehmen wir es einfach mal als Beispiel. Da wird das Kind von Geburt an schon "gelenkt", auch wenn es das noch nicht bewusst wahrnehmen kann. Deswegen ist meine Meinung auch, dass man nicht komplett nicht beeinflussen kann. Was nun aber nicht negativ bewertet werden sollte, solange das alles im Rahmen bleibt und man das Kind mit seinen Wünschen - sollte es sich in der weiteren Entwicklung mit dem anderen Geschlecht identifizieren - ernst nimmt.
Kc schrieb:Wenn ein kleiner Junge mit Puppen spielt, ist das dann auch gleich ein Hinweis drauf, dass er sich irgendwie als Mädchen sieht?Sehr interessante und schwierige Frage. Da unsere Gesellschaft Spielzeug gendert, kann es durchaus sein, dass ein Kind deshalb gerne damit spielt, weil ihm suggeriert wird, dass seine Gendergruppe gerne damit spielt. Andererseits kann man nicht hundert prozentig sagen, ob dieser gesellschaftliche Einfluss wirklich der Auslöser ist. Daher würde ich keine Verbindung zwischen "Spielt mit [Spielzeug]" und "Fühlt sich als [Gender]" ziehen.
Oder spielt er mit Puppen, weil er grade Lust dazu hat und nichts anderes da ist?
Kc schrieb:Die Aufnahme einiger typischer Verhaltensweisen anderer Geschlechter ist nicht notwendigerweise ein Hinweis auf die eigene Einschätzung der Identität.Genau, weil die Verbindung zwischen Verhaltensweisen und Gender gesellschaftlichen Ursprungs ist.
Kc schrieb:Wenn ich jetzt dir sage:,,Du bist ein Mann" und du sagst:,,Nein, ich bin eine Frau" - welche Entscheidung wiegt schwerer?Das ist ein großes Problem beim Thema Transgender. Genau diese Frage von dir ist der Grund, weshalb viele trans* Menschen das Bedürfnis haben, zu passen (engl. to pass, vorübergehen--im erweiterten Sinne "durchgehen"). Da die Rollen gesellschaftliche Konstrukte sind, besteht ein gesellschaftlicher Druck, Vorurteilen [EDIT: besser Ansprüchen] nachzukommen.
Wie du dich selbst siehst, wie ich dich sehe, gilt 50:50?
Kc schrieb:Wenn die Person sich nun aber hinstellt und will, dass die Gesellschaft über die Krankenkassenbeiträge ihr eine Geschlechtsumwandlung bezahlt, dann ändert sich aus meiner Sicht in der Situation und im Verhältnis etwas.Noch gilt Transsexualität als psychische Krankheit. Selbst wenn sie das nicht ist, geht von der Transsexualität einer Person ein Leidensdruck aus, welcher zu psychischen Krankheiten führt und die Selbstmordrate drastisch erhöht. Das sind die Gründe, weshalb die Krankenkasse eine Behandlung bezahlt.
Kc schrieb:Dann geht es nicht mehr nur um Anerkennung des Andersseins, sondern aus dem Anderssein entstehen partikulare Forderungen AN die GesellschaftDa von der Gesellschaft auch eine Forderung and die trans* Person kommt. "Wenn du möchtest, dass wir dich anerkennen, musst du so sein, wie wir dich gerne hätten. Hast du einen Bart, etwas zwischen den Beinen und keine Brüste? Keine Frau."
Kc schrieb:Wenn die Person sich nun aber hinstellt und will, dass die Gesellschaft über die Krankenkassenbeiträge ihr eine Geschlechtsumwandlung bezahlt, dann ändert sich aus meiner Sicht in der Situation und im Verhältnis etwas.Durchaus. In vielen Fällen zahlen unsere Kassen, wenn ein entsprechender Leidensdruck nachweisbar ist und nach meinen Stand von vor einigen Jahren, hatten die Krankenkassen schon ein gewisses Bild vor Augen, was "chronisches Leiden" und was kosmetische Feinheit ist.
Dann geht es nicht mehr nur um Anerkennung des Andersseins, sondern aus dem Anderssein entstehen partikulare Forderungen AN die Gesellschaft
-> ,,Ich fühl mich als Mann/Frau, die Gesellschaft soll dafür zahlen, dass ich auch so aussehe!"
Da ist doch die Frage nach dem Warum berechtigt.