Hartz 4 und Weihnachten

@Ilvareth

Ilvareth schrieb:Sozialhilfe funktioniert anders als Hartz 4. Sozialhilfe gibt es immer noch. Das ist in der Tat etwas "einfacher". Da fällt zumBeispiel auch die Pflicht weg, sich ständig zu bewerben. Steht aber nur denjenigen zu, die nicht erwerbsfähig sind. Da geht das auch mit beantragen und so. Für Hartz 4 Bezieher sieht das aber anders aus.

OK, das wusste ich nicht.
Ich war in dem Glauben das Sozialhife sowie Arbeitslosengeld zu Hartz4 geworden ist und habe das nie hinterfragt weil ich dachte das wär das gleiche heisst heute nur anders.

@AgathaChristo

Danke, da haben sich unsere Beiträge grade überschnitten :D

Ja, ist nicht einfach. Und das Amt legt mir noch Steine in den Weg. Würde gerne mein Fachabi nachholen, da ich scheinbar mit "nur" gutem Realschulabschluss keine Chancen habe, aber das geht ebensowenig wie eine schulische Ausbildung, denn dann fiele das Hartz 4 weg.

Heijopei schrieb:Das stimmt wohl, man muss sich selbst darum kümmern aber wenn man weiss wie der Hase läuft bekommt man in der Regel wohl auch was man will.

Wenn du wüsstest, wie der Hase läuft, wüsstest du, dass das nicht stimmt ;)

@Becky

Becky schrieb:Wenn du wüsstest, wie der Hase läuft, wüsstest du, dass das nicht stimmt ;)

Wie gesagt ich kann mich nur darauf stützen was ich von betroffen im RL die ich schon sehr lange kenne so erzählt bekomme.
Und da hört sich das nicht sehr Dramatisch an.

Klar, du bist durch deine individuellen Umstände schlechter dran als andere.Das zweifele ich gar nicht an.

@Becky
Wie ist das mit Volkshochschule/Fachabi. Außerhalb deiner Arbeit, abends zum Beispiel?

@Becky
Sicher ist das unangenehm. Keine Frage. Das ist aber leider so, wenn man vom Staat was möchte. Mein Ex beklagt mich vor dem Familiengericht. Ich möchte Verfahrenskostenhilfe, weil ich die Kosten des Verfahrens nicht selbst tragen kann. Da muss ich mich auch nackig machen. Finde ich auch nicht angenehm.
Die Sache ist einfach, dass diese Unannehmlichkeiten eben auch die Erwerbstätigen betreffen. Eben auch solche Dinge, dass man sparen muss auf gewisse Sachen. Natürlich ist das mit einem höheren Einkommen einfacher als mit Hartz 4.

@AgathaChristo

Das ginge theoretisch, allerdings müsste ich dann Lehrmaterial und Babysitter zahlen. Und schlafen möchte ich auch ab und zu ;) sicherlich etwas überspitzt, aber man muss ja auch Zeit zum Lernen mit einplanen.
Wäre die Betreuungsfrage nicht, würd ichs vllt mal versuchen, aber naja. Unerschwinglicher Luxus aktuell.

@AgathaChristo
Becky ist alleinerziehend. Da ist Abends nicht mehr viel drin. Zumal ihr vermutlich, selbst mit Kindsitter, die Möglichkeiten fehlen, abends da hin zu kommen.

@Ilvareth

Natürlich. Das war auch nur ein Beispiel dafür, was los ist, wenns nur um 4 Euro geht. Wenns um Dinge wie einen neuen Herd geht, wird das, was man offenlegen muss, ungleich größer und man hat trotzdem keine Garantie, dass es was wird.

Kommt natürlich auch immer auf den Sachbearbeiter an. Leider gibt's viele, für die man ein dummer Mensch zweiter Klasse ist, der nur auf der faulen Haut liegt. So geht's auch Aufstockern teilweise.

@Becky
Das geht meistens so ca. 2 Stunden und dauert ein Jahr. Und da würdest du sicher einen Zuschuss bekommen für Lehrmittel usw. Und Babysitter? Hast du noch Familienmitglieder, die das machen könnten?. Sicher, es ist hart, verstehe ich.

@AgathaChristo

Mein Großvater lebt zwar im selben Haus, ist aber selbst nicht mehr so fit, meine Mutter arbeitet selbst und mein Vater ist auch nicht soooo fit im Moment.
Mehr gibt's da nicht an Familie.

Becky schrieb:Kommt natürlich auch immer auf den Sachbearbeiter an. Leider gibt's viele, für die man ein dummer Mensch zweiter Klasse ist, der nur auf der faulen Haut liegt. So geht's auch Aufstockern teilweise.

Das glaube ich noch nicht mal unbedingt. Aber es ist für den Sachbearbeiter leider so, dass er sich in erster Linie mit diesen Problemfällen befasst. Die ganzen Normalen schreibt er an, bekommt die Unterlagen und bearbeitet, aber sieht diese Leute kaum. Von der Anzahl der zu bearbeitenden Fälle mal ganz abgesehen. Da ist für den einzelnen Sachbearbeiter mehr als das reine Verwalten meist gar nicht drin.

@Becky
@Ilvareth
Eine Bekannte von mir war lange Jahre Harz4. Kenne also das Theater mit der Arge.
Sie ist jetzt Tagesmutter und verdient nicht schlecht dabei. Und die kleinen Süßen dort fühlen sich pudelwohl. Obwohl, manchmal gibt es nicht so schöne Abschiedsmomente, wenn sie von den Eltern abgegeben werden, aber das gibt sich mit der Zeit. Meine Bekannte hat sich jetzt eine Parzelle zugelegt, wo sie den Sommer mit den Kindern verbringt. Sogar einen Wagen auf Pump konnte sie sich jetzt leisten.

@AgathaChristo

Ich muss zugeben, dass ich dass ich das echt bewundere, wenn man so mit fremden Kindern umgehen kann. Ich hab selbst nach der Schule ne Ausbildung zur Erzieherin angefangen, aber recht schnell gemerkt, dass das absolut nichts für mich ist und dann zum guten Schluss auch abgebrochen.

@Ilvareth

Meine Sachbearbeiterin, die für die Jobvermittlung zuständig ist, ist zum Glück sehr verständnisvoll. Grade, was die Schwierigkeiten mit behindertem Kind angeht. Allerdings hat sie mir auch mal gesagt, dass das erst so ist, seit sie in ihrem Umfeld selbst ein behindertes Kind hat. Vorher war das wohl zu abstrakt, grade bei Behinderungen, die man dem Kind nicht sofort ansieht.

@Becky
Ich glaube auch, dass man sich als Sachbearbeiter da ganz schön distanzieren muss, sonst dreht man durch. Wer als Sachbearbeiter den Anspruch hat, den Menschen wirklich zu helfen, wird vom Gesetz oft ausgebremst. Darüber kann man schon verzweifeln, wenn man am Ende feststellt, dass man die Armut der Leute nur verwalten kann.

@AgathaChristo
Bei uns verdienen Tagesmütter nicht wirklich gut. Als Alleinerziehende im Schichtdienst bin ich drauf angewiesen, und wenn ich sehe, was unsere Tagesmutter alles macht, Kinder über Nacht nehmen und so, und was die dafür bekommt....

@Becky
Aber jetzt sag du mir doch mal, wo du offen sagst, das Geld ist vorne und hinten knapp:

Schöne Weihnachten? Oder ist es tatsächlich am Geld gescheitert? Strahlende Kinderaugen und eine stolze Mama, dass sie es trotz allem hinbekommen hat, oder große Enttäuschung unterm Baum?

@Groucho

Groucho schrieb:Asketen gibt es immer - nur sind die nicht der Maßstab

Der Maßstab wurde gesetzlich festgelegt und ich persönlich käme finanziell mit dem ALG-2 Regelsatz klar obwohl ich mehr Geld zur Verfügung habe, mehr hab ich ja auch gar nicht gesagt.

Groucho schrieb:Bevor du nun deine asketischen Bekannten ins Feld führst, erläutert doch lieber mal, was zum "nicht einschränken" dazu gehört.

Ok, mal grob: Ausreichend Lebensmittel, zweckdienliche Kleidung, Strom, Wasser, Telekommunikation,TV, Versicherungen, Auto (Unterhalt) und danach bleiben noch ca. 50€/Monat übrig zum Regelsatz.

Groucho schrieb:warum gehst du denn noch arbeiten, wenn du es mit Hartz IV besser haben könntest.

Ganz einfach, wenn alle von der Stütze leben wollen, dann wirds keine geben.

mfg
kuno

@kuno7

kuno7 schrieb:Ganz einfach, wenn alle von der Stütze leben wollen, dann wirds keine geben.

Mein Reden. :)

Es gab auch bei mir Zeiten, da hat sich das arbeiten nicht gelohnt ( Unterhaltspflicht ) und ich ging für ca. 100,- - 200,- ´€ mehr ca. 160 Stunden arbeiten. Aber ich habe auch die Absicht, meinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen und nicht gesponsort durch die Gemeinschaft zu leben.

@Ilvareth

Schöne Weihnachten... ich bin generell kein Weihnachtsmensch, aber es war in Ordnung, mein Kind ist aber auch durch die Behinderung weit von dem weg, wie sich Altersgenossen so verhalten. Strahlende Augen gabs, obwohl es leider nicht das gab, was er sich sooooo gewünscht hat. Aber das geht wohl allen Kindern mal so.

Sorgenfreie Weihnachten? Nein, sorgenfrei war Weihnachten definitiv nicht, es reißt finanziell nen großes Loch rein, auch wenns nur kleine Geschenke gab und wir bei meinen Eltern gegessen haben. Aber der Strom will trotzdem noch bezahlt werden...
Die restlichen Sorgen hätte ich aber zugegebenermaßen auch mit 10 mal mehr Geld.

Ich würde ja mal die Frage stellen:

MUSS man UNBEDINGT (teure) Geschenke kaufen ?
Oder ist das nicht eine Illusion unserer dem Materialismus und Konsumwahn verfallenen Gesellschaft?

Glück und Freu(n)de nur, wenn bunte, blinkende, teure Gegenstände unter`m Weihnachtsbaum liegen?

Den Eindruck könnte man manchmal bekommen. Nichtsdestotrotz halte ich diese Orientierung für absolut falsch und das Denken, materieller Besitz und Konsum wären zwingend notwendig für Glück, Freude und Erfüllung, für Illusion.
Für Selbstbetrug.

Zu Weihnachten Verwandten wiedersehen, mal gemeinsam was essen und sich unterhalten, auch das kann Freude machen.

Wertschätzung drückt sich nicht darin aus, wie teuer das war, was man schenkt.


Ohnehin landet doch garantiert ein Großteil der materiellen Gegenstände kurz nach Weihnachten dann in der Ecke, im Keller, Schrank oder auf dem Dachboden, wo sie verstauben und man sie lagert, weil man sie VIELLEICHT mal wieder braucht.
Oder sie werden umgetauscht in Dinge, die dem Beschenkten besser gefallen.

Unsere meisten Besitztümer nutzen wir gar nicht.

Was ist mit menschlichen Werten? Mit Mitmenschlichkeit? Nur materieller Besitz und Konsum machen nicht glücklich ;)


Ich würde sogar behaupten: Je mehr materiellen Besitz jemand hat, desto größer ist schließlich auch die Angst, ihn zu verlieren.
Weil er sich dann nur noch über das Äußerliche definiert.