Hartz 4 und Weihnachten

Groucho schrieb:Nein, Leute, mit Hartz IV führt man ein armseliges und vor allem hoffnungsloses Leben. Trostlos und ohne Perspektive

Und genau das lässt sich meiner Meinung nach so nicht sagen.
Ich kenne Leute, die leben von Hartz 4. Da ist jeden Tag was Warmes zu Essen auf dem Tisch, sonntags gibt es Kuchen, und ab und zu kann man auch mal für ne Woche in den Urlaub.
Man spart, um sich dieses oder jenes leisten zu können. Und auch zu Weihnachten gibt es nen Baum und Geschenke, ein leckeres Essen, und am ersten Feiertag ist die Verwandtschaft eingeladen.
Da schreit natürlich auch keiner, wie toll Hartz 4 ist und wie prima man davon leben kann. Aber es jammert auch keiner.

Groucho schrieb:Du willst also auf keinen Fall darüber diskutieren, ob Hartzer sich nun einschränken müssen oder nicht?

Solange wir nicht klar haben, was "einschränken" ist, und ich davon ausgehen kann, dass sich im Prinzip jeder einschränken muss, sehe ich keinen Grund, darüber zu diskutieren, ob die "Hartzer" das müssen.
Ich halte Einschränkung im Leben einfach für normal, man wird immer Wünsche haben, die sich nicht sofort erfüllen lassen, es gibt immer finanzielle Engpässe.

Ilvareth schrieb:Ich halte Einschränkung im Leben einfach für normal, man wird immer Wünsche haben, die sich nicht sofort erfüllen lassen, es gibt immer finanzielle Engpässe.

So sehe ich das auch, das ist kein Hartz4 exklusives Ding.
Da muss auch jeder Berufstätige durch, nennt sich "Haushalten".

@Ilvareth
Habe auch mal 3 Jahre von Harz4 mit meiner damals kleinen Tochter gelebt. Uns ging es verhältnismäßig gut. Flohmarksachen gekauft, was Haushalt, Spielzeug, Klamotten usw. betraf. Freizeitaktivitäten, alles was kostenlos war, wie Spielplätze, Volkshochschule, Fahrradtouren durch die Natur, Vorstellungen in Rehas vom Zauberer bis zum Häkelkursus.
Denke gerne an die Zeit zurück. Mein Glück war dann, das ich wieder Arbeit bekam. Allerdings auch nicht mehr soviel Zeit mit meiner Tochter verbringen konnte.

@Ilvareth

Naja, Weihnachten gab es ja noch Oma, die für kleine Geschenke sorgte.

Heijopei schrieb:So sehe ich das auch, das ist kein Hartz4 exklusives Ding.
Da muss auch jeder Berufstätige durch, nennt sich "Haushalten".

Bei denen fällt aber das ständige drauf rumhacken weg ;) die psychische Komponente spielt auch ne Rolle.
Ich würde auch lieber arbeiten und nicht ständig hören, ich wäre zu faul und soll mich nicht beschweren, weil ich so viel Freizeit habe (die ich in der Realität nicht habe^^)

Heijopei schrieb:Wer in Deutschland selbst nichts verdient hat es Imho gut getroffen, er muss nur in anspruch nehmen was ihm zusteht.

Da erzählt gerade eine Betroffene wie es wirklich ist:

Becky schrieb:Und das nicht nur unbedingt aufgrund der finanziellen Knappheit. Man ist auch irgendwann sozial isoliert.

Ich habe ca 400 Euro Hartz 4, bin alleinerziehend, mein Kind ist behindert. Ich lebe in einer Kleinstadt, die öffentlichen Verkehrsmittel sind mehr schlecht als recht und ich muss mein Kind trotzdem mehrmals die Woche zu Therapien bekommen. Auto hab ich nicht, die öffentlichen Verkehrsmittel fahren oft nicht, wie man es braucht, also muss man gucken, wie man das schafft.

Und dann kommt so ein zynischer Scheißdreck wie oben.

@Heijopei

warum gehst du denn noch arbeiten, wenn du es mit Hartz IV besser haben könntest.

Ilvareth schrieb:Man spart, um sich dieses oder jenes leisten zu können

Was sollen so beschissene Lügen?
Mit Hartz IV kann man nichts sparen. das ist unmöglich.

Von diesem Thread muss ich mich erst mal eine Weile fern halten, diese Lügenpropaganda über Hartz IV regt mich zu sehr auf.

Was hier für ein zynischer dummer Scheißdreck über Hartz IV verbreitet wird ist nicht auszuhalten.

"mit Hartz IV hat man es gut getroffen"

AM Arsch

MIt Hartz IV ist man arm, sozial isoliert und geächtet und am schlimmsten (in den meisten Fällen) völlig ohne Hoffnung und Perspektive

AgathaChristo schrieb:kleine Geschenke

Gutes Stichwort das es eigentlich sehr gut trifft, das Problem ist nämlich nicht die Kohle sondern der Hang zur Masslosigkeit.

Aber heute scheint es ja mehr um Quantität als um Qualität zu gehen, einer schöner Abend im Familienkreis kann auch auch ein Geschenk sein wenn man bedenkt das viele Familien im alltag aneinander vorbeileben müssen um ihren verpflichtungen nachzukommen.

@Groucho

Danke. Aber Fälle wie meiner werden gerne als Einzelfall abgetan und deswegen nicht beachtet. Nur leider Gottes gibt es viele solche Fälle, da muss man nichtmal nen behindertes Kind zu haben. Alleinerziehend allein sein reicht oft, um so schnell nicht aus der Mühle rauszukommen. Aber in Wahrheit ist man ja nur faul ;)

Im Grunde genommen läuft es doch - wie immer - darauf hinaus, dass der Hartz 4 Empfänger genug hat (aus Sicht derer, die kein Hartz 4 beziehen), schliesslich "tut er ja nix dafür", deshalb hat sich der Hartz4ler auch gefälligst nicht zu beschweren, er muss doch nur die Ansprüche senken, sich nix gönnen, nix erwarten, ein schönes Weihnachten geht ja auch ohne alles....komisch ist, dass die, die es sich leisten können nie auf die Idee kommen, so ein Weihnachten ohne alles, nur so mit Liebe und Beisammensein zu feiern........warum nur?
Wie hier über Menschen, die Hartz 4 beziehen und wie sie gefälligst damit zurecht zu kommen haben und wie gut es ihnen eigentlich geht, gesprochen wird, verwundert mich nicht.....nicht mal zur Weihnachtszeit, wo es doch nur darauf ankommt, den eigentlichen Sinn Weihnachtens zu leben, komisch, dass es hier niemand schafft von denen, die das kostenfreie Weihnachten so preisen, wenigstens etwas Verständnis und Empathie aufzubringen....naja, die leben auch nicht von Hartz4, da muss das man das wohl nicht

Arbeitslos sein, wenn man abreiten möchte, war bisher einer meiner schlimmsten Erfahrungen.

.) mit der Zeit ist man immer mehr sozial isoliert, da man einsparen muss und bei vielen Sachen nicht mitmachen kann.
.) das Umfeld macht einem das Leben zusätzlich schwer (wenn man will findet man immer was, blablabla)
.) das Arbeitsamt sitzt einem im Nacken, man fühlt sich irgendwann wie ein bevormundeter und abhängiger Volltrottel.
.) die Motivation sinkt und die Perspektivlosigkeit steigt.

Ich möchte nicht mehr zurück, auch wenn ich mehr Zeit hatte, weil ich mich schlicht nutzlos gefühlt habe.

Groucho schrieb:Was sollen so beschissene Lügen?

Das ist kein beschissenes Lügen, das ist die Wahrheit. Da hat man lange auf die neue Couch gespart.
Und weißt du was? Selbst darüber haben sich Bekannte aufgeregt. Weil man das Geld, wenn man es doch hat, anders hätte ausgeben können. Das ist dann für mich ganz klar die Frage nach dem Einschränken. Ob und wenn ja wofür, welche Prioritäten man setzt.

@Groucho

Groucho schrieb:warum gehst du denn noch arbeiten, wenn du es mit Hartz IV besser haben könntest.

Behaupte ich doch gar nicht, sondern lediglich das ein Hartz4ler nicht so schlecht leben muss wie es immer dargestellt wird.
Berufstätig sein hat in den meisten fällen ja durchaus einen Mehrwert der über das finanzielle hinausgeht.
Oder wie erklärst du dir das es viele Menschen gibt die Malochen gehen obwohl sie verwerflicherweise aufstocken müssen?
Da würde ich wahrscheinlich auch zuhause bleiben. Aber das ist ein anderes Thema.

Becky schrieb:Aber in Wahrheit ist man ja nur faul

Ja, genau und außerdem "hat man es ja auch gut getroffen mit Hartz IV"

Eya schrieb:Ich möchte nicht mehr zurück, auch wenn ich mehr Zeit hatte, weil ich mich schlicht nutzlos gefühlt habe.

Ja, das ist auch einer der Punkte, den diie Berufszyniker gern übersehen.

Die Realität, die du sehr treffend aufgelistet hast

Eya schrieb:Arbeitslos sein, wenn man abreiten möchte, war bisher einer meiner schlimmsten Erfahrungen.

.) mit der Zeit ist man immer mehr sozial isoliert, da man einsparen muss und bei vielen Sachen nicht mitmachen kann.
.) das Umfeld macht einem das Leben zusätzlich schwer (wenn man will findet man immer was, blablabla)
.) das Arbeitsamt sitzt einem im Nacken, man fühlt sich irgendwann wie ein bevormundeter und abhängiger Volltrottel.
.) die Motivation sinkt und die Perspektivlosigkeit steigt.

wollen diese Leute einfach nicht wahr haben...

@Ilvareth
Was willst du denn mit einem Existenzminimum sparen? Da sparst für eine Couch dreifach so lange und musst noch mehr zurück stecken als ein durchschnittlicher Verdiener.

Von dem psychischen Druck mal ganz abgesehen, kann man nur sagen, neben einem Obdachlosen hat es ein Hartz 4 Bezieher "gut getroffen".

Und man lebt auch nicht so lange....

Wenn die Reichsten ihre 89 Jahre und 11 Monate erreicht haben, sind die Ärmsten also schon 10 Jahre und 8 Monate tot. Bei den Frauen sind die Daten 90 Jahre und 4 Monate für die oberen 10 Prozent gegen 80 Jahre und 10 Monate.

http://www.taz.de/Ueber-das-Alter-als-Privilieg/!5259021/

"Als Hartzer hat man es gut getroffen"

Ich kann gar nicht so viel fressen, wie..........

@Ilvareth
Verstehe dich nicht. Du sparst für ein Sofa, obwohl du sie geschenkt bekommen könntest?
Bist du so anspruchsvoll?

@Groucho
Liegt wohl daran dass man, wenn man mit Existenzminimum leben muss, sich sehr einseitig ernähren muss. Da gibt es eben sehr viel Kartoffeln, weil billig und nahrhaft. Wir wissen alle dass die gesunden Sachen viel mehr kosten, als die ungesunden. Von Medizin will ich gar nicht anfangen...

@Eya

Eya schrieb:Was willst du denn mit einem Existenzminimum sparen? Da sparst für eine Couch dreifach so lange und musst noch mehr zurück stecken als ein durchschnittlicher Verdiener.

Soviel ich weiss steht einem die Grundausstattung durchaus zu man muss sie lediglich beantragen, und wenn etwas kaputt ist meldet man das und bekommt einen bewilligungschein um sich was neues anschaffen zu können.

So läuft das bei den Hartzern die ich so kenne.
So erkärt sich auch das die alle schon einen schicken FullHD-Flatscreen im Wohntimmer stehen hatten als ich bis vor einem Jahr noch auf meiner alten Röhre ferngeschaut habe.
Waschmaschine und solche "Kinkerlitzchen" müssen die auch nicht selbst bezahlen.

@Groucho

Richtig, der gesundheitliche Faktor...

Normalerweise komme ich mit meinem Geld hin, wenn ich allerdings wieder mal diverse Schübe habe UND zusätzlich das nächste Pillenrezept anfällt (nicht zu Verhütungszwecken, "nur" wegen Endometriose)... das wird oft eng, da landen dann schnell mal auf einen Schlag 60 Euro +- in der Apotheke.

Das sind alles so "Kleinigkeiten", die man oft als selbstverständlich hinnimmt, aber das muss man alles bedenken und das ist echt ätzend!
Hab ich lieber mein Konto im Minus oder wochenlange Schmerzschübe und andere unschöne Begleiterscheinungen?^^

Meine Harz4 Nachbar schmeißen oft ihre alten? Möbel in den Keller, bis zum Sperrmülltermin. Da sind gute Möbel dabei, ein Möbelstück habe ich mir unter den Nagel gerissen, weil es es brauchte. Frage mich manchmal, wie die das machen?, die Frage sei mir bitte erlaubt.