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Studieren in früheren Zeiten

62 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vergangenheit, Studium ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 11:20
Der moderne Student ist technikaffin.
Ausgerüstet mit Laptop und Tablet und, wenn er Jurist oder BWLer ist, vielleicht noch mit einem schicken Anzug und dem Bewusstsein, die Elite von morgen zu sein sitzt er in der Uni in seinen Veranstaltungen, für die er sich online angemeldet hat.

Materialien kann er sich einfach aus dem Web runterladen, statt mühsam per Schreibmaschine oder gar per Hand seine Arbeiten zu verfassen. Ausdrucken? Wozu, einfach per Mail an den Prof oder Dozenten schicken.

Für Lern- und Arbeitsgruppen muss man sich nicht mehr treffen, sondern erledigt es über das Web.

In den Veranstaltungen ist nicht mehr dauernde Aufmerksamkeit von Nöten, da Präsentationen in den Vorlesungen auch ins Web gestellt werden.

So trinkt der moderne Student seinen Club Mate und freut sich des Lebens und seines Studiums :D


Mich würde allerdings mal interessieren:

Wie war das Studium in früheren Zeiten? In früheren Zeiten, in früheren Jahrhunderten?
Gerne darf man auch persönliche Erfahrungen posten oder andere Erzählungen. Aber bitte mit Zeitangabe :D

Wie sah Studieren in früheren Zeiten aus?


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Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 11:39
Also von früheren Jahrhunderten kann ich nicht berichten, aber als ich 2001 ins Studium gegangen bin, hatte keiner einen Rechner aufm Tisch.
Vorne stand einer, der hat erzählt, und man hat mitgeschrieben, was man für relevant erachtet hat, um das zu Hause nacharbeiten zu können.

Lerngruppen trafen sich im realen Leben (meist in meiner kleinen Dachgeschosswohnung, weil es so gemütlich war), man kochte Kaffee oder Tee und wenn's länger dauerte, bestellte man sich ne Pizza. Man saß, wo Platz war, mit seinen Unterlagen und nem Block aufm Schoß.


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Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 12:13
ich habe in der zeiten Hälfte der Siebziger bis anfang der Achtziger studiert.

Es gab damas Vorlesungen die der Professor hielt und dazu Übungen, die von Assistenten, wissenschaftlichen Mitarbeitern oder in den unteren Semestern auch von Studenten aus höheren Semestern, die dafür bezahlt wurden, veranstaltet wurden. Da wurde dann die in den Vorlesungen vermittelte Theorie an Aufgaben geübt.

Eine Anwesenheitspflicht gab es ausser bei Laboren nicht. In den Vorlesungen wurden "Umdrucke" gegen kleines Geld verkauft, in denen der Vorlesungsstoff wiedergegeben war. Auch die in den Übeungen gerechneten Aufgaben gab es in schriftlicher Form zu kaufen. Bei den Klausuren waren immer wieder Leute dabei, die man das Ganze Semester über nicht gesehen hatte. Es ging also grundsätzlich mit einem Minimum an Anwesenheit in der Uni.

Ja, dann gab es noch eine Konstruktionsaufgabe zu Ende des zweiten Semesters, bei der man z. B. ein Getriebe für eine bestimmte Aufgabe konstruieren und berechnen und musste und einschließlichder Berechnung mit Tusche auf Transparentpapier gezeichnet abliefern musste. Eigentlich nur eine Fleißaufgabe - trotzdem scheiterten daran schon einige und es gab wohl auch einige, die das von anderen erledigen ließen.

Dann gab es Labore, in denen man in einer Gruppe einen Versuch aufbauen, durchführen und auswerten musste. Zu Anfang gab es ein sog. "Testat" da wurden Fragen gestellt, um zu prüfen, ob man das Thema des Versuchs verstanden hatte. Wenn einer dabei, der die Fragen nicht richtig beantworten konnte, wurd der weggeschickt und konnte es im nächsten Semester noch einmal versuchen. Es kam aber auch nicht selten vor dass die ganze Gruppe weggeschickt wurde. Die Gruppen konnten sich selbst zusammenfinden und gemeinsam anmelden. Die, die übrig blieben, wurden zu Gruppen zusammengefasst. Wer da Pech hatte, kam mit Leuten zusammen, die im "Testat" versagten und konnte es ein Semester später wieder versuchen. So lernte man schon früh, wie wichtig Teamarbeit ist.

Dann gab es nach dem Vordiplom noch eine große und eine kleine Studienarbeit. In einer von den beiden musste man etwas aus dem Fachgebiet, das man gewählt hatte, konstruieren, wie nach dem zweiten Semester nur wesentlich umfangreicher und schwieriger. In der anderen arbeite man an einem für sich einigermaßen abgeschlossenem Teil eines Forschungsprojektes an einem Institut mit und war dort währen der der Zeit der Studienarbeit meist ganztägig anwesend. Die kelien Studienarbeit sollte - soweit ich mich erinnere - einen Zeitaufwand 250 Stunden und die große Studienarbeit sollte einen Zeitaufwand von 450 Stunden beinhalten. Das bedeutete, dass man in dem Semester, in dem man an der Studienarbeit arbeitete sich auch nicht auf Klasuren vorbereiten konnte und deshalb auch an keinen teilnahm.

Auf Klausuren vorbereite haben wir uns - meist in einer Gruppe von 3 -4 Leuten in Wohnung von einem aus der Gruppe. Dann gab es noch sog. Arbeitssäle in studentischer selbstverwaltung. Von solch einer "Saal gemeinschaft" wurde einer gewählt, der dort Arbeitsplätze vergeben konnte. Man bekam dann einen Schlüssel zu dem Saal, einen eigenen Schreibtisch und ein Zeichenbrett. Man tat dann gut daran, sich dort regelmäßig sehen zu lassen. Sonst wurde einem nahegelegt, die Sachen wieder abzugeben, da solche Arbeitsplätze sehr beliebt waren.

Dann war da noch die Diplamarbeit, die offizell drei Monate dauern durfte, in der Regel jedoch deutlich länger dauerte. Das wurde so gehandhabt, dass die Institute Themen vorgaben und man konnte sich für eines bewerben und schonmal anfangen. Wenn man sich dann in das Thema eingearbeitet hatte, wurde offiziell die Aufgabe vergeben und die Zeit lief. Während der gesammten Zeit der Diplomarbeit war man üblicherweise ganztägig in dem Institut anwesend.

Abgegeben hat man alle Arbeiten mit Schreibmaschine geschrieben auf Papier. Überall im Unibereich hingen Anzeigen von - meist Frauen - die anboten, Manuskripte abzuschreiben. Von den Studenten konnte niemand schreibmaschine schreiben.


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Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 12:34
Zitat von roadcaptainroadcaptain schrieb:Abgegeben hat man alle Arbeiten mit Schreibmaschine geschrieben auf Papier.
Da fällt mir ein, Papier mussten wir ja auch abgeben....
Unsere Projektarbeit haben wir drucken und binden lassen, so dass man als fertige Arbeit ein richtiges Buch in der Hand hatte und nicht ne Datei aufm Rechner.


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Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 12:38
Zitat von KcKc schrieb:Wie sah Studieren in früheren Zeiten aus?
Treffen in Büchereien, man hat dort Bücher gewälzt und Stift und Papier mit sich rumgeschleppt. Gar nicht so ungewöhnlich und auch heute noch durchaus verbreitet.


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02.12.2015 um 12:44
Zitat von IlvarethIlvareth schrieb:Unsere Projektarbeit haben wir drucken und binden lassen, so dass man als fertige Arbeit ein richtiges Buch in der Hand hatte und nicht ne Datei aufm Rechner.
Das ist immernoch so.
Zumindest bei uns.


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02.12.2015 um 12:51
Zitat von KcKc schrieb:statt mühsam per Schreibmaschine oder gar per Hand seine Arbeiten zu verfassen. Ausdrucken? Wozu, einfach per Mail an den Prof oder Dozenten schicken.
@Nerok
Das las sich im EP anders. Hängt vielleicht auch vom Studiengang ab.
Ich finde auf Papier auch besser. Wenn man das auch entsprechend präsentabel herrichtet, wird es doch der Arbeit viel eher gerecht.


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02.12.2015 um 12:52
Ich habe von 2005-2009 bei meinem Studium auch sämtliche Arbeiten in Papierform abgeben müssen. Skripte zu Vorlesungen gab es allerdings bereits recht umfangreich als pdf, was für Leute mit Tablet oder Notebook natürlich gut war ... aufgeschrieben haben wir trotzdem noch mehr als genug. Online-Lernen hatten wir kaum. Getroffen wurde sich bei wem zu Hause oder in der Bibliothek ... oder man lernte halt alleine. Sicher war es gut sich mal eben einzuloggen zu können und sich über Messenger mal eben mit nem Kommilitonen auszutauschen.

Allgemein sind Unis auch heute noch recht papierlastig ... was nicht zuletzt daran liegt, dass viele Dozenten eben auch was älter sind. Ich hatte in Mathe und Tragwerklehre Professoren, die die Klausur am Abend vorher per Hand geschrieben hatten um sie dann am nächsten Morgen zu kopieren und auszuteilen. Der Professor in Tragwerklehre hat ganze Tafeln mit Tragwerken vollgemalt wo ich mich immer gefragt habe, wie man frei Hand mit Kreide solche geraden Striche und so runde Kreise malen kann.


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Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 13:13
@roadcaptain
Erstaunlich, so wie du es beschreibst ist es auch heute noch Gang und Gebe bei uns gewesen (habe vor etwa einem Jahr meinen Master gemacht).
Im ersten Semester mussten wir noch zwei per Hand geschriebene DIN A4 Seiten Normschrift abgeben.
Das Zeichnen per Tusche ist allerdings weggefallen, das wurde durch CAD-Zeichnen ersetzt.
Ansonsten mussten wir sämtliche Labor- und Projektarbeiten in schriftlicher Form abgeben, Bachelor- und Masterarbeit sowieso schriftlich für jeden Prüfer ein Exemplar.

Ansonsten gab es noch ein Tauschlaufwerk, auf dem die meisten Skripte und Übungsaufgaben in digitaler Form abgelegt waren, die konnte sich jeder Student frei runterladen. Einige wenige Skripte gab es allerdings nur für relativ wenig Geld im Copy-Shop in Papierform.

Auch die von Studenten geführten Übungsstunden gab es, nannten sich bei uns Tutorien. Gleiches gilt für Übungsräume für Lerngruppen und Einzelplätzen in der Bücherei. Vor den Klausuren sind diese Räume und die Plätze in der Bücherei auch grundsätzlich immer belegt gewesen, wenn man erst Nachmittags dort aufschlug, beides ist sehr begehrt gewesen.

Also im Prinzip hat sich gar nicht soo viel geändert, jedenfalls bei uns im Bereich Maschinenbau nicht.


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02.12.2015 um 13:45
Zitat von KcKc schrieb:Materialien kann er sich einfach aus dem Web runterladen, statt mühsam per Schreibmaschine oder gar per Hand seine Arbeiten zu verfassen
Das sind zwei Paar Schuhe.


1.
Materialien bestellte ich in den 80ern oft per Fernleihe bestellt, und dann kamen sie als Kopien. Durchlesen und exzerpieren war dann schon noch angesagt. Sollte es ja heute auch sein, man kann ja weder einen Computer noch einen Kopienstapel zur Prüfung schicken.

Digitalisierte Bibliotheken haben schon was. Ich komme an Dokumente, von denen ich zu meiner nicht vernetzten Studienzeit nur feucht träumen konnte ;)


2.
Vorlesungsmitschriften habe ich mit der Schreibmaschine reingeschrieben. Und dass ich bei mündlichen Vorträgen, wenn ich mir was merken will, noch immer mit der Hand mitschreibe, ist geblieben. Geht schneller als das Mittippen am Laptop. Das Tablet ist ohne angedockte Tastatur für Schreiben sowieso unbrauchbar (außer diese Handschriften-Editoren, aber das habe ich noch nicht ausprobiert).


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02.12.2015 um 13:50
Mal abgesehen davon, dass Arbeiten auch mit dem PC immer noch verfasst werden müssen. Wenn der Professor Interesse an den Arbeiten seiner Studenten hat, dann erkennt man zusammenkopierte Texte oder gar komplette Plagiate recht schnell.
Aber der heutige Informationszugang ist natürlich ein völlig anderer als vor 20-30 Jahren. Dennoch sind Fernleihe, Bibliotheken und Ähnliches immer noch ein Bestandteil der Informationssammlung ... wenn auch eher in höheren Semestern, wenn es an echte Fachthemen geht ... für Mathe1 für Ingenieure muss natürlich keiner ein Buch aus den USA fernleihen.


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02.12.2015 um 17:26
@Narrenschiffer

Ja das stimmt, da habe ich mich verschrieben, war etwas abgelenkt durch Mitstudenten... :D


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02.12.2015 um 18:08
Moin,
hab von 2008-2011 Geologie studiert. Bei uns hatte kaum jemand nen Laptop im Hörsaal, die meisten haben ganz klassisch Stift und Papier benutzt. Unsere Hausarbeiten oder Exkursionberichte mussten wir auch immer in Papierform abgeben. Die einzigen Ausnahmen waren ne Hausarbeit in Klimaforschung und ein Bericht übers Nördlinger Ries, die ich gemailt hab.
Keine Ahnung ob es in anderen Studiengänge so abläuft, aber Geologie ist immernoch ziemlich traditionell ;)


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02.12.2015 um 18:48
Zitat von roadcaptainroadcaptain schrieb:Abgegeben hat man alle Arbeiten mit Schreibmaschine geschrieben auf Papier.
Oh, das wundert mich jetzt.
Ich habe 1988 angefangen zu studieren und durfte die meisten Hausarbeiten noch handgeschrieben abgeben.

Später mehr.


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Studieren in früheren Zeiten

02.12.2015 um 18:50
Also bei mir in der Stadt war'n die Chemiestudenten von Morgens bis Abends im Labor. Pause gab es ab 13 oder 14 Uhr eine halbe Stunde.
Es ist Immernoch so bekannt, da ein Professor der Uni bei uns Deutschlandweite Bekanntheit besitzt. :)


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02.12.2015 um 18:51
Also im 19 Jhd


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02.12.2015 um 19:18
@Groucho
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Oh, das wundert mich jetzt.
Ich habe 1988 angefangen zu studieren und durfte die meisten Hausarbeiten noch handgeschrieben abgeben.
was meinst du mit Hausaufgaben? So was wie in der Schule gibt es im Studium ja nicht mehr.

Und ich kannte keinen, der eine handgeschriebene Studien- oder Diplomarbeit abgegeben hätte. Schreibmaschine war nicht vorgeschrieben, aber ich meine es gehört schon Mut dazu eine Arbeit, die mindestens 100 Seiten - meistens jedoch deutlich mehr Seiten umfasst - in Handschrift abzugeben.


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02.12.2015 um 19:56
@roadcaptain

Hausaufgaben gibt es im Studium auch.
Die sind auch in der tat bei den meisten lehrstühlen handschriftlich anzufertigen (außer bei lehrstühlen die dem programmieren nahestehen, die finden tech besser :p).


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02.12.2015 um 20:09
nach dem motto.. früher war alles besser?
ne war es sicher nicht, nur anders
kann schon sein dass der stoff 'straffer' wurde mit der zeit.

wobei die hausaufgaben sind 'freiwillig' oder nich
wenn du's schaffen willst, dann tust auch was dafür


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02.12.2015 um 20:14
@mal_schauen

Sind sie nicht, du musst hausaufgaben für die klausur abgeben, sonst darfst du die nich schreiben.


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