@Negev Negev schrieb:Wenns noch Hoffnung gibt das der Mensch noch ein paar Jahre ohne Geräte durchhält ist das doch okay... Ansonsten kann man vorher bestimmen ob Geräte abgeschaltet werden.
Ich frage mich nur welchen Mehrwert man davon hat über den Tod nachdenken?!
Auf die Frage nach dem Mehrwert würde ich antworten:
Man lernt unter anderem, das Leben mehr zu schätzen und zu genießen, weil es ein kostbares, endliches und potenziell sehr zerbrechliches Gut ist.
Es ist wertvoller unter dem Gesichtspunkt, dass es eben nach einer bestimmten Zeit zu Ende ist.
Endliche Güter sind immer wertvoller, als unendliche Güter.
Auch denke ich, dass angemessenes Nachdenken über den Tod ihm seinen Schrecken nimmt.
Meiner Meinung nach ist es für viele Menschen aufgrund ihrer Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung eine kaum erträgliche Vorstellung, einfach nicht mehr da zu sein. Sich nicht mehr spüren oder nichts mehr tun zu können oder so, also all die Dinge nicht mehr zu haben, die man im Diesseits erlebt.
Die modernen Menschen klammern sich immer mehr ans weltliche Leben, an weltlichen Konsum und Erfahrungen, sie verlieren ihren Glauben. Sie versuchen, dem Tod immer weiter davonzulaufen.
Dabei aber geben sie ihm immer größere Macht und Schrecken und die jeweilige Niederlage, wenn es sie dann irgendwann doch erwischt, ist umso dramatischer.
Wie gesagt, ich habe immer wieder den Eindruck, dass Tod oder auch Altwerden vor allem in den modernen, westlichen Gesellschaften und im Bereich von Wissenschaft und Medizin wie ein Makel betrachtet werden, ein Betriebsunfall, eine Krankheit, die man noch nicht heilen kann.
Der Tod wird nicht mehr wie etwas behandelt, was zum Leben gehört.
Auch sein Erlösungsaspekt und der mit dem Tod zusammenhängende Erneuerungsaspekt des Lebens werden vergessen.
Tod kann Erlösung sein von Schmerz und Krankheit, von Weltmüdigkeit...
Das war und ist spiritueller orientierten Menschen viel eher bewusst, es taucht in vielen Religionen und Mythen weltweit das Motiv auf, dass weltlich-unsterbliche Menschen, überhaupt weltlich-unsterbliche Wesen irgendwann unglücklich sind mit ihrer weltlichen Unsterblichkeit, weil sie mit fortschreitendem Alter natürlich auch unweigerlich immer mehr Leid erfahren.
Und man stelle sich auch mal vor, was wäre, wenn die Menschen nicht mehr natürlich sterben würden, aber immer neue hinzukämen, das könnte die Erde nicht verkraften und man könnte auch vermuten, dass die willkürliche Hinrichtungsrate hochgeht, um Platz zu schaffen.
Wen würde es treffen? Sicher nicht die Reichen und Schönen und Mächtigen.
Ich finde es schon heute richtig pervers, muss ich sagen, was zum Teil für Forschungen und Versuche unternommen werden, um den Tod zu überwinden.
So ein Freak von einem Arzt - wobei ich mir immer noch nicht vollständig sicher bin, ob das ernst gemeint war - wollte sogar den Kopf eines Menschens auf den Körper eines anderen verpflanzen, damit der mit diesem neuen Körper weiterleben kann.
Brr, was für eine Entmenschlichung!
Auch zu deinem Einwand bin ich ehrlich gesagt anderer Meinung:
Negev schrieb:Wenns noch Hoffnung gibt das der Mensch noch ein paar Jahre ohne Geräte durchhält ist das doch okay... Ansonsten kann man vorher bestimmen ob Geräte abgeschaltet werden.
,,Wenn`s noch Hoffnung gibt..." - auch hier merkt man ein krampfhaftes Festhalten am Leben und eine Behandlung des Todes als Feind und Krankheit, nicht als Teil des Lebens.
Damit gibt man dem Tod eine steigende Macht und einen steigenden Schrecken, der eigentlich unangebracht ist.
Nach Genuss hört sich das nicht an.
Der Mensch hat meinetwegen 90 Jahre gelebt und der Körper oder die Natur oder Gott sagen irgendwann:,,Nun ist es gut. Du kannst in Würde abtreten."
Stichwort Würde: Ich finde, man kann es nicht mehr als menschenwürdig bezeichnen, obwohl ich mit solch einem Ausdruck normalerweise sehr vorsichtig bin, wenn Menschen nur noch durch einen Haufen chemischer und technischer Mittel zusammen- und am Leben gehalten werden.
Ein würdiger Tod ist es eher, wenn der Mensch am natürlichen Ende seines Lebens sagen kann:,,So, ich hatte ein aufregendes, reichhaltiges Leben, ich hab viel gesehen und getan, nun ist alles gut, nun sollen andere leben und handeln."