Mein Vater starb an Krebs...
Je schlechter es ihm erging, umso schwerer viel es mir Kontakt zu halten.
Überhaupt am ende, war es für mich zu viel.
Da ich ein liebender und leider sehr sehr sensibler Mensch bin.
Das leider bezieht sich eben darauf, das ich die kraft nicht mehr aufbringen konnte,
das zu sagen, was ich so gerne gesagt hätte.
Die Angst jemanden zu verlieren, den man nicht verlieren möchte.
ES ist lähmend und erschreckend.
Es ist nicht so, das man sich abwendet, weil es spaß macht, sondern weil man das leid nicht ertragen kann.
Ich verstehe dich sehr gut, auch ich habe einen Menschen durch den Krebs verlieren müssen.
Es fiel mir sehr schwer ihn so leiden zu sehen. Ich bekam jeden Tag mit, wie sein Körper,
ja man kann schon sagen, immer mehr zerfiel - die Kraft nachließ. Einst ein so starker Mensch,
der nun durch diese verdammte Krankheit, immer und immer schwächer wurde. Selbst als die Aussicht
nicht mehr bestand, dass er wieder geheilt würde, kämpfte er noch. Es war grausam für mich, ich habe viel geweint,
es hat mich sehr mitgenommen.
Manchmal, wenn ich dann auf die Palliativstation ging und öffnete die Türe zu seinem Zimmer,
schlug mir dieser Geruch in die Nase, der Geruch dieser Krankheit, der ihm das Leben nehmen würde.
Ach es waren so viele Dinge, die einfach nur grausam anzusehen waren. Man muß sie nicht alle
aufzählen, um zu verstehen ...
Aber es gab immer und immer wieder Situationen, die mich, ja man kann schon sagen, glücklich machten.
Auch wenn es eine seltsame Art vom glücklich sein war, denn sie war auch mit einer tiefen Traurigkeit verbunden.
Zum Beispiel, als er mich anschaute wenn ich mich zu ihm aufs Bett setzte, seine Augen wurden groß,
ich erkannte in ihnen die Freude, das ich bei ihm war. Und wenn ich seine Hand nahm und ihn streichelte,
ihm von vergangenen Tagen erzählte - all das machte ihn glücklich
:) Und genau das, gab mir immer wieder
etwas neue Kraft.
Ich habe auch geweint bei ihm, ich lag dann bei ihm und habe meine Traurigkeit zugelassen. Wenn ich ihm die Hand hielt, spürte ich manchmal, dass er sie ganz leicht drückte. Ach ...
Aber das alles war eine sehr intensive Zeit, es hat mich eigentlich noch näher zu ihm gebracht. Ich durfte bei ihm sein und er wurde nicht allein gelassen. Ich wollte ganz einfach für ihn da sein, niemals hätte ich mich von
ihm wegen dieser Krankheit abwenden können. Denn genau in dieser Zeit brauchen die Menschen einen ja,
auch wenn es einem noch so schwer fällt und man weiß, dass man ihn bald verlieren wird.
Aber, ich war gerne bei ihm, weil ich wusste das er sich immer darüber gefreut hat.
Und das loslassen am Ende vom jetzigen Leben, was dieser Mensch ja dann auch noch bewältigen muss,
lässt ihn dann wieder ganz stark erscheinen
:)Denn ich kann mir vorstellen, das dieses nicht immer so leicht ist.
Wie gesagt, ich würde mich nie von einem Menschen abwenden, wegen einer Krankheit - im Gegenteil.