@thropmisan Selbst gewähltes Leid also sollte man sich auch Selbstreflektieren und an sich selbst arbeiten.
Das ist ein Irrtum. Die wenigsten wählen ihr Leid selbst, sondern sind Opfer ihrer Körperchemie und Neuronen. Überschwenglichkeit ist wie Depression in erster Linie ein neurologisches / hormonelles Problem.
Die Forderung, sich im Griff zu haben, ist daher nicht nur unsinnig, sie ist Menschen verachtend. Die übliche empathielose Eso-Denke: "Du bist selber schuld, weil Du nicht so toll bist wie ich mir vorkomme. Und weil Du selbst Schuld bist, helfe ich Dir nicht. Komme mir aber super dabei vor."
Zum Einen sollte man immer dem helfen, der Hilfe braucht, unabhängig davon, ob ich verstehe, warum es dem nicht gut geht. Das gebietet die Menschlichkeit.
Zum Zweiten kann auch der arroganteste früher oder später mal in die Situation kommen, Hilfe zu brauchen. Was dann?
Und Drittens, ist es einfach eine Frage der psychischen Veranlagung, bzw davon, was man alles im Leben durchmachen musste, ob man eben in der Lage ist, sich zusammen zu reißen oder nicht. Das hängt nicht vom Willen alleine ab, und der wiederum ist ebenfalls ein Produkt körperlicher Botenstoffe. Man kann einem Depressiven nicht einfach sagen "Reiß dich mal zusammen" und schon - zack - wäre der gesund. Solche Aussagen sind entweder unwissend, und somit dumm, oder verhöhnend und unverschämt. Oder beides.
Viertens, ob Du auf bestimmte Stoffe süchtig wirst oder nicht, hängt ebenfalls von Deiner Neurologie und Körperchemie ab. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum manche Leute gar nicht erst zu Suchtmitteln greifen oder sie nicht auf Dauer konsumieren oder nicht rauchen, aber Alkoholiker sind oder umgekehrt.
Oder problemlos aufhören können. Auch physisch keine Schmerzen haben. Die, deren Kreislauf aufgrund einer Entziehung versagt, tun diese garantiert nicht, weil sie so gerne leiden. Sie tun dies nicht mit Absicht, warum auch? Wenn Du die Wahl hättest, problemlos zu entziehen oder unter Schmerzen, was würdest Du wählen?