muscaria schrieb am 12.07.2015:Aber wie sieht es auf der sprachlichen Ebene aus? Wir haben im Deutschen ja die Personalpronomen "er" und "sie". Und wenn jemand öfter wechselt bzw. das Geschlecht nicht eindeutig erkennbar ist, wie spricht man dann über ihn/sie?
In diesem Falle würde ich die betreffende Person einfach nach dem gewünschten Personalpronomen fragen oder falls man das falsche genutzt haben sollte, dann das von ihr/ihm erwünschte nutzen und sich entschuldigen. In Schweden hat sich ein neutrales Personalpronomen etabliert das dort schon einige nutzen, das könnte da ganz praktisch sein falls die Person sich nicht festlegen möchte oder sich noch nicht sicher ist als was sie sich definieren möchte. Sie nennen das Personalpronomen "Hen". Im englischen ist das da sogar in meinen Augen noch einfacher, da man dort überwiegend das "You" nutzt, weniger he and she. Aber diese Frage ist auch weniger wichtig, wichtiger ist es den Wunsch der Person zu berücksichtigen, meist ergibt sich das auch aus dem gewünschten Namen der Person. Klingt dieser weiblich, wird man mehr zu einem sie tendieren.
interrobang schrieb am 12.07.2015:Man kann sich auch verkleiden. Und trotzdem verändert man dadurch nicht sein Geschlecht.
Das ist Crossdressing oder Drag, übrigens jeder Mensch betreibt "Drag" bei der Wahl der Kleidung. Nein das biologische Geschlecht ändert sich nicht, jedoch durchaus das Erscheinungsbild, das meiste machen eben die Hormone, da diese die sichtbaren sekundären Geschlechtsmerkmale während der Pubertät formen. Also kann man das geschlechtliche Erscheinungsbild durchaus beeinflussen und ändern. Es gleicht da einer Metamorphose und je früher die beginnt, (im Idealfall schon kurz vor der Pubertät) umso mehr wird man dem gewünschten Angleichungsprozess erleichtern können. Also ich würde ihr jedenfalls nicht unterstellen das sie nicht ihrem inneren, angestrebten geschlechtlichen Erscheinungsbild entspricht. In meinen Augen ist sie voll und ganz eine Frau:
I have never been really good at playing a man! I can do it very easily for photoshoots, but it’s different from acting as a man on a daily basis. I really don’t think it is that different to be one or the other, but capitalist society does draw quite a big line that divides the genders, so these differences seem more exaggerated than they naturally are. Boys are expected to be a lot less emotional, tougher and I guess, somehow rough, where girls have a bit more freedom to express themselves physically, but less freedom mentally and overall because we live in a patriarchal society.
Yes. We are born with a gender identity, as well as a sexual orientation. Most people are not aware of their gender identity because they look in the mirror and if they are female they see a female body; they aren’t even aware. They are more aware of their sexual orientation, in other words who they find attractive. But when the physical part and the mental part don’t coincide or the match is much more complicated, that is when you become aware of gender identity. A lot of scientists point out the fact that it is something we are born with. Of course, later on, we definitely learn how to behave in the way society dictates, but there is a biological factor to it as well. I think that men definitely have as much pressure to behave like men, as women have to behave like women. ~Andreja Pejić
interrobang schrieb am 12.07.2015:Siehst du das bei Körperintegritätsidentitätsstörung auch so?
Nein diese psychisch/physische Bezugsstörung verhält sich anders, mag zwar gewisse Ähnlichkeiten haben, ist jedoch gämnzlich anders zu verstehen. Eine Transfrau ist innerlich eine Frau und strebt an das innere und äußere Erscheinungsbild und Wesen in Einklang zu bringen. Bei einer Körperintegritätsidentitätsstörung ist mehr ein gespaltenes Verhältnis zu Körpergliedmaßen vorhanden, diese können auch aus traumatischen Erlebnissen resultieren. Transsexualität ist jedoch angeboren und begleitet einen das ganze Leben. Transsexualität lässt sich inzwischen auch durch die Neurowissenschaft bestätigen. Vor der Geburt erst wir das Geschlecht eines Menschen geprägt und da kann es immer zu Abweichungen kommen (z.B. Intersexualität, XXY Chromosomen, Klinefelter-Syndrom), so kann dies neben der rein physischen Ebene auch auf neuronaler Ebene der Fall sein.
Ob ich das bei Körperintegritätsidentitätsstörungen auch so sehe ist schwer zu beantworten, alles was die Lebensqualität eines Menschen betrifft, würde ich sagen, der Mensch soll das tun was dem eigenen Wohlbefinden hilft. Bei der Transsexualität hilft es dem eigenen Wohlbefinden, eine Angleichung anstreben zu können, jedenfalls für sehr viele. Nicht alle gehen jedoch diesen Weg bis zum Schluss, also der GaOP, manche fühlen sich sogar mit dem primären Geschlechtsorgan des für sie "anderen" Geschlechts wohl. Das meiste Leid kommt tatsächlich durch die unstimmigen sekundären Geschlechtsmerkmale. Wenn eine Transfrau als weiblich wahrgenommen wird ist die Frage was sie zwischen den Beinen hat eh mehr als unter der "Gürtellinie" und sollte man sich klemmen. Sie wird das schon noch selbst zur Sprache bringen
;) Was jedoch der eigenen Befindlichkeit schädlich erscheint, z.B. Selbstverstümmelung, da würde ich sagen, nein das unterstütze ich nicht, da diese Entscheidung auch nicht in meinem Ermessen liegt. Da ich aber einst SVV’ler war, kann ich sagen, manches ist auch ein selbstschädigender Automatismus. Dieser ist jedoch rein psychischer Natur. Transsexualität kann man nicht wegtherapieren, die einzig sinnvolle Therapie ist da für diese Menschen der Weg der Angleichung.
nananaBatman schrieb am 12.07.2015:Verstehe ich nicht. Bei Transgender geht es doch nur um dieses "gender", welches ein soziales Konstrukt sein soll.
Transsexualität hingegen ist eine biologische Realität, wie du ja selbst sagst, wenn du die weiblichen und männlichen Hirnstrukturen erwähnst.
Jein, es ist richtig das es sich bei "Gender" um ein mehr soziales Konstrukt handelt, jedoch beginnt da ja das Dilemma, wie man kann man einen Menschen in eine bestimmte Rolle zwängen wenn diese absolut nicht mit der inneren Selbstdefinition und Identität harmoniert? Das beginnt bei der Wahl der Kleider und endet bei der Selbstverwirklichung. Transgender umfasst damit alle Menschen die vom sozialen Konstrukt "Gender" abweichen, so aber auch jene Menschen die eben sogar absolut nicht im Einklang mit den phyischen und körperlichen Aspekten sind. Wenn eine Frau eben in einem vermännlichten Körper geboren wurde, ist sie weder mit der sozialen Rolle des Mannes im Einklang (also Transgender) und eben auch nicht mit dem physischen Erscheinungsbild eines Mannes (Transsexualität). Da ich selbst "Agender", also jenseits vom Genderkonstrukt wandle bin auch ich im Prinzip Transgender (Trans bedeutet "jenseits von"). Bin jedoch nicht TS, da ich mit meinem Körper weitestgehend im Einklang bin, auch wenn ich gerne durchaus femininer erscheinen würde in manchen Momenten. Bei mir ist das etwas dynamisch.
Flatterwesen schrieb:Wenn sie Gehirne haben die von Frauen bzw. Männer funktionieren, wäre das keine Täuschung des eigenen Gehirns sondern sie wären innerlich tatsächlich Frau bzw. Männer und somit wäre das im falschen Körper zu fühlen keine falsche Selbstswahrnehmung wie bei einer Identifikationstörung.
So ist es und eben das verstehen viele leider nicht. Transsexualität ist aus diesem Grund auch keine psychische Störung, es ist schlicht und einfach eine physische Störung, aus dem Grund sprechen mehr und mehr die in dem Bereich forschen von einer "Vermännlichung" oder "Verweiblichung" bei der Geburt. Das eigentliche Geschlecht entscheidet sich erst einige Zeit vor der Geburt durch hormonelle Prägungsprozesse. Einfachstes Merkmal ist ja das auch Männer eben Brustwarzen haben, denn anfangs waren wir alle mal mehr weiblich und noch davor gar geschlechtslos
;) Samsaraa schrieb:Es heißt Adam und Eva. Und nicht Adam und Peter.
Ach der homophobe Klassiker, leider vergisst diese Aussage das es nie ein einzelnes Paar von Menschen gab aus dem die Menschheit resultierte. Es gab viele viele Adams, Evas und auch Peters, in unterschiedlichsten zwischenmenschlichen Konstellationen. Transsexualität und auch Homosexualität, wie auch Bisexualität gab es neben der Heterosexualität schon immer, nur haben sich im Laufe der Zeiten die Möglichkeiten geändert.
Samsaraa schrieb:Dass Geschlechtsänderungen aller Art unnatürlich sind.
Schrieb er auf einem Computer im Internet, was ja alles so sehr "natürlich" ist
:D Mal ganz einfach, stelle dir einfach mal vor, die Kunst resultiert aus dem verlängerten Arm der Natur durch kreative Lebewesen. In diesem Sinne ist selbst die Kunst Teil der Natur. Alles ist Natur und auch Kunst was den Menschen ausmacht, hier und da bildet sich gar eine Symbiose. Natürlich sind diese Angleichungen nicht rein natürlich, doch die Transsexualität selbst ist eben natürlich. Das schöne ist ja, diesen Menschen kann man mit dem heutigen Stand der Medizin helfen um den Weg der Angleichung schon zum gewünschten Ergebnis zu bringen, oder zumindest nahe dran zu sein. Das ist eben medizinische Hilfe und eben dieses Wissen nutzen alle Menschen die ein Leiden haben das man ohne diese "Technologie" nicht anders behandeln könnte. Also wenn du dir mal nen Bein brichst, sei dankbar das die nicht natürliche Medizin dir mögliche Schmerzen lindern kann, deine Knochen in Ruhe wieder zusammenwachsen lassen kann und du mit ner unnatürlichen Gehhilfe das Gehen erleichtern kannst. Überdenke deinen Kommentar.
deja-vu. schrieb:Was ich immer nicht verstehe: Ich hatte Transsexualität immer für ein auf den Körper bezogenes Gefühl gehalten. Viele befragte Transsexuelle äußern jedoch, sie hätten es ja schon immer gewusst, dass sie zum anderen Geschlecht gehören, weil sie ja (Beispiel) schon immer gerne Kleider getragen hätten oder mit Autos gespielt. Das sind jedoch alles soziale Konstrukte, nichts Biologisches, Körperliches. Warum machen diese Menschen es so oft an den Rollenbildern fest, und eben nicht hauptsächlich an den Körpermerkmalen?
Teils teils, das physische macht sich früher bei Kindern bemerkbar als das soziale, das soziale wird auf spielerische Weise gelernt und angeeignet. Manche Kinder merken schon im Alter von 2-3 Jahren das da physisch etwas nicht an ihnen stimmt und wollen das ändern. Richtig kritisch wird es dann in der Pubertät, da entsteht dann auch die Angst vor einer Vermännlichung oder Verweiblichung der sekundären Geschlechtsmerkmale. Also ist TS ab diesem Punkt sehr stark auf physische Aspekte ausgerichtet. Das erzeugt dann bei vielen auch ein großes Leid, sollte man diesen Zeitpunkt verpasst haben.
@AthleticBilbao So ist es! Und ich teile da deine Sichtweise.