Moin,
ich empfinde jede Form von Zwang wenn es um Abtreibungen geht als nicht zeitgemäß.
Das Verbot von Abtreibungen ist meiner Ansicht nach genauso falsch wie Zwangsabtreibungen, ganz egal ob sie rational Sinne ergeben.
Das Recht selbst über den eigenen Körper zu bestimmen ist meiner Ansicht nach eines der fundamentalsten und wichtigsten Menschenrechte überhaupt und das inkludiert eben auch das recht Entscheidungen zu treffen die Anderen nicht gefallen.
schtabea schrieb:Ich kann nicht verstehen, warum ihr Euch so sehr sträubt, dass Männer in den Entscheidungsprozess einzubinden.
Es geht gar nicht so sehr darum, den Mann aus dem Entscheidungsprozess auszuklammern. Es geht darum, dass ich für meinen Teil diese Pflichtberatungen schon grenzwertig finde.
Bei der Frau steht wenigstens die Frage nach direkter Betroffenheit außer Frage. Aber irgendwelche Pflichtberatungen für den Mann und Strafen bei Nichtantritt, das kannst Du bei unserer Gesetzeslage völlig knicken.
Spätestens wenn es um Pflichttermine und Strafen geht musst man dann NACHWEISEN, dass es sich um den biologischen Vater handelt. Das ist ohne Zellrpoben und DNA-Analysen unmöglich und dann stellt sich auch die Frage wer das zahlen soll UND mit welchem Recht man dann jeden Mann zur DNA Entnahme bestellt den die Schwangere als möglichen Vater angibt bis man den Treffer gefunden hat.
Das verstößt sowas von gegen sämtliche Gesetze die wir haben rund um die DNA-Probenentnahme usw.
Außerdem stellt sich dann auch die Frage wo man da anfängt und wo man aufhört, denn wenn es um die Rolle des Vaters bei der Entscheidung ob abgetrieben wird geht, DANN müsste man bei minderjährigen Schwangeren eigentlich auch die Eltern oder bei dem die junge Frau auch immer wohnt nicht nur als "wäre nett wenn sie mitkommen" anführen sondern verpflichtend einbestellen.
Und während man überlegt wen man noch dazu zerrt entfernt sich das Geschehen immer weiter von der Person die die Entscheidung nicht nur treffen sondern auch damit leben muss.
Ich wär ja dafür diese ganze Beratungssache freiwillig zu machen, aber WENN es schon verpflichtend ist halte ich es für sinnvoll sich auf die werdende Mutter zu konzentrieren und von vorn herein klar zu stellen, dass sie zu dem Gespräch mitbringen darf und so werimmer in ihrer Entscheidung eine so große Rolle spielt, dass SIE es sinnvoll findet ihn oder sie einzubeziehen.
schtabea schrieb:Das sind Ausnahmesituationen. Dafür muss man sich Regelungen überlegen.
Mir geht es um den Normalfall.
Ich kenn da keine Statistiken,
aber ich würd aber so ausm Bauch heraus mal annehmen, dass bei Schwangerschaften bei denen eine Abtreibung zur Debatte steht der Umstand, dass IRGENDWAS in Partnerschaft, Leben oder den Umständen der Zeugung nicht so ist wie es sein sollte nicht die Ausnahme sondern die Regel ist.
Dwarf schrieb:Zumal Frauen die abtreiben möchten, immer einen Weg finden werden.
Das ist für mich auch der ultimative Grund gegen ein Verbot, denn diese "Wege" enden üblicherweise eher nicht so gut und die die recht zuverlässig gut enden (Abtreibung im Ausland oder bei nem GUTEN Arzt der es schwarz macht) sind dann gewöhnlich nur für die Betroffenen greifbar die über gewisse finanzielle Mittel verfügen.
passepartout schrieb:„Ups, schon wieder die Pille vergessen und er mag halt keine Gummis. Egal, lass ich‘s halt wegmachen.“-Extremfälle
Ich glaube es ist save to say, dass es solche Extremfälle zwar geben wird, sie aber doch die Ausnahme darstellen.
Und das ist der Preis der Freiheit:
Wer ein gutes soziales Netz gut findet, der macht auch seinen Frieden damit, dass es auch die Minderheit die nicht arbeiten WILL vor dem Verhungern rettet und wenn man Frauen diese Form der Selbstbestimmung über ihren Körper und ihre Lebensgestaltung (es geht hier ja um mehr als den Körper) zugestehen möchte muss man halt damit leben das ein geringer Anteil dabei sein könnte der diese Freiheit in einem Umfang nutzt für den sie _eigentlich_ nicht gedacht ist.
Salachrist schrieb:Weiß auch nicht was gut dran sein soll.
GUT ist generell alles was davon weg führt das andere zu viel Entscheidungsgewalt über die Lebensführung anderer haben.
Legale Möglichkeiten der Abtreibung ist nicht "so toll", weil dabei ungeborenes Leben der Chance auf die Welt zu kommen beraubt wird, sondern weil noch keine Gesellschaft davon profitiert hat die persönlichen Entscheidungen wie jemand sein Leben führen möchte jemand anders als dem mündigen Menschen selbst zu überlassen.
Salachrist schrieb:Dafür hat man das Existenzrecht eines Menschen weggenommen.
Nicht weggenommen, man tauscht das "Existenzrecht" von einer noch nicht lebensfähigen Zygote die sich möglicherweise zu einem Menschen entwickeln könnte gegen die Freiheit das nicht andere über die Lebensentscheidungen einer schwangeren Frau entscheiden.
Salachrist schrieb:Die meißten würden mir zustimmen, dass eine Abtreibung kurz vor der natürlichen Entbindung Mord wäre.
Das steht zur Diskussion. Mord ist eine krasse Sache, je nach Motiv für die Abtreibung liegt eine Tötung vor wenn das Kind bereits lebensfähig ist, "Mord" ist das eher selten.
Aber DESWEGEN ist solch eine Spätabtreibung ja auch nur unter sehr beschränkten Umständen überhaupt legal und keineswegs so "problemlos" wie die Abtreibung einer Zygote die noch weit davon entfernt ist überhaupt ein aktives Nervensystem zu haben.
Salachrist schrieb:Somit entsteht das Leben und das Recht des Menschen bereits vor der Geburt... Wann genau das ist "Spekulationssache".
Spekulationssache ist das keines Wegs. Menschenrechte hat man laut Gesetz sobald man lebend entbunden wurde, früher gibt es nur ab einem klar definierten Zeitpunkt einen Moment in dem man die Rechte des möglicherweise entstehenden Menschenlebens gegen die Rechte der Schwangeren abwägen muss, während es vor diesem Zeitpunkt einzig ihre Entscheidung ist.
Salachrist schrieb:Meines Wissens nach gibt es keine wissenschaftliche Möglichkeiten überhaupt herauszufinden, wann das menschliche Leben beginnt.
Das liegt aber nur daran, weil keine Einigkeit darüber besteht was genau vorausgesetzt wird um ein "Leben" als solches gewertet wird.
Über die Entwicklungsstadien, wann das Herz beginnt zu schlagen, wann welche Teile des Nervensystems ihren Dienst aufnehmen, wann Bewegungen keine Reflexe mehr sind sondern vom Kind selbst initiiert, darüber weiß die Embryologie sehr genau Bescheid, das ist einer der Gründe warum Frühchen immer früher auf die sichere Seite gebracht werden können oder überhaupt eine Chance haben.
Für mich wäre es auch in Ordnung, wenn bis zu dem Zeitpunkt zu dem das Kind lebensfähig ist eine Abtreibung legal wäre und nach diesem Zeitpunkt eben eine Einleitung der Geburt bei der das Recht auf das Sorgerecht an dem Krümel aber zumindest in Frage gestellt werden sollte, wenn man sie zu einem Zeitpunkt in Anspruch nimmt zu dem man das Kind durch den frühen Rausschmiss noch aktiv gefährdet.
Salachrist schrieb: Ich gehe einfach davon aus, dass hier jeder sein Leben liebt und gerne lebt (also lieber als tot zu sein).
Tot sein, also sterben ist etwas ganz anderes als gar nicht erst zur Welt gekommen zu sein.
Salachrist schrieb:Viele sehen Sex einfach nur als Vergnügen an und vergessen gerne dabei, dass es von der Natur zur Fortpflanzung dient und in erster Linie dafür gemacht ist "Leben" zu machen
Das ist so nicht korrekt bzw massiv veraltet.
Die Natur hat nicht nur den Sex erfunden um durch die Kombination der Gene vom weiblichen und männlichen Elternteil den Genpool zu erweitern und eine Anpassung an die Außenwelt zu erleichtern.
Zusätzlich hat die Natur praktisch allen Säugetierarten auch noch die anatomischen und physiologischen Gegebenheiten spendiert die dazu führen das Sex als etwas lustvolles erlebt wird.
Bei mehreren Primatenarten hat das Kopulieren auch nicht vorrangig den Zweck des Erzeugens von Nachwuchs sondern dient vor allem dem Abbau von Stress und der Aufrechterhaltung von Harmonie im sozialen Verband.
Und auch wenn viele Menschen das nicht so gerne hören:
Biologisch betrachtet SIND wir Primaten die sich für was Besonderes halten.
Salachrist schrieb:Ich habe auch nicht behauptet, dass Tiere diesen Kern nicht haben. Auch Tiere ohne bewiesenes Bewusstsein, also so glaub ich zumindest. Ich habe keine Ahnung wie ich es nennen soll, aber dort ist halt das Leben an den Körper gebunden.
Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass es beim Menschen mehr gibt als diese Bindung von Körper und Leben. Die Seele ist ein spirituelles Konzept für deren Existenz es keinerlei Beweise gibt.