@Kayla Tacitus hat seinen Jesus nur beiläufig in seinen Analen erwähnt, die er 116 bis 117 nChr. schrieb. Also deutlich nach dem angeblichen Leben Jesu. Dabei geht es primär um die Christeverfolgungen Neros:
Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob er die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhassten, die das Volk ‚Chrestianer‘ nannte. Der Urheber dieses Namens ist Christus, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war. Für den Augenblick war [so] der verderbliche Aberglaube unterdrückt worden, trat aber später wieder hervor und verbreitete sich nicht nur in Judäa, wo das Übel aufgekommen war, sondern auch in Rom, wo alle Greuel und Abscheulichkeiten der ganzen Welt zusammenströmen und gefeiert werden
Diese Erwähnung zeugt daher lediglich von der Existenz einer christlichen Religion im zweiten nachchrislichen Jahrhundert, nicht aber von der Existenz Jesu.
Sueton schrien 120 nChr:
Die Juden, welche von einem gewissen Chrestos aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten, vertrieb er aus Rom
Das klingt aber wenig nach Jesus, da dieser, laut Bibel nicht in Rom agierte. Außerdem wird der Name Jesus nicht erwähnt.
Auch hier können wir daher höchstens von der Existenz des christlichen Glaubens in der Stadt Rom im zweiten nachchristlichen Jahrhundert ausgehen. Wenn nicht sogar der von Sueton erwähnte Chrestos eingänzlich anderer gewesen ist.
Wann Mara Bar-Serapion seinen Brief geschrieben hat, können wir nicht sagen, da er nur als Abschrift aus dem siebten nachchristlichen Jahrhundert erhalten ist. Vielleicht kommt er ja wirklich aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert, vielleicht aber auch aus späterer Zeit. Außerdem ist doer nur von einem weisen König der Juden die Rede und nicht von einem Christus oder gar von Jesus. Daher sind verschiedene Deutungen möglich. Irgendeinen Hinweis auf Jesus oder nur das frühe Christentum, kann man also hier nicht finden.
Lukian scheint sich dagegen tatsächlich auf Jesus Christus zu beziehen. Allerdings erwähnt er Jesus, auch eher beiläufig, in einem Text, der um das Jahr 170 nChr geschrieben wurde. Auch hier können wir also nur die Existenz des Christentums im zweiten nachchristlichen Jahrhundert als belegt ansehen.
Zuletzt kommt Flavius Josephus. Dieser schrieb seine
Antiquitates Judaicae wirklich im ersten nachchristlichen Jahrhundert, also nah an der angeblichen Wirkzeit Jesu. Seltsamerweise wird dieser Abschnitt nicht von frühen christlichen Gelehrten erwähnt, auch wenn Flavius Josephus anderweitig von ihnen zitiert wird. Erstaunlicherweise taucht die entsprechende Passage erst als Zitat in einem Text eines christlichen Theologen aus dem vierten nachchristlichen Jahrhundert auf. Das legt nahe, dass Flavius Josephus die entsprechende Passage nie schrieb. Stattdessen scheint sie eine nachträgliche Einfügung späterer christlicher Kopisten zu sein.
Wir haben also eher einen Beleg für den flexiblen Umgang von Christen mit der Wahrheit, als einen Beleg für die Existenz Jesu.
Alles in Allem ist es augenfällig, wie Jesus in zeitgenössischen Quellen nicht erwähnt wird und das, obwohl die Römer so ziemlich Alles und Jedes schriftlich festhielten.