Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?
16.04.2015 um 12:36Anzeige
Je weiter sie in die Vergangenheit rutscht, desto mysteriöser wird die DDR. Zahlreiche Gerüchte umschwirren ihre Geheimnisse, viele Zeitzeugen, die sich noch selbst erinnern, glauben nach der zehnten ZDF-Erklärsendung über das, was war, dass es wohl doch anders gewesen sein muss. Vielleicht gab es sie wirklich, die "Jahresendflügelfiguren"? Vielleicht wurde tatsächlich getopft? Vielleicht verehrte wirklich ein ganzes Land insgeheim einen Bartbarden wie Wolf Biermann?
Nur dass mit der Ausländerfeindlichkeit, das wollen sich die ehemaligen Untertanen des Reichs des Bösen nicht nachsagen lassen. Hierbei handele es sich um Verleumdung, gepaart mit einem großen Maß an Ignoranz und Böswilligkeit, sagen Betroffene. Es habe in der DDR nicht nur kaum Ausländer gegeben, sondern auch keine Ausländerfeindlichkeit, nicht einmal das Wort habe existiert. Dass westliche Medien dennoch seit zwei Jahrzehnten versuchen, den gut ausgebildeten DDR-Menschen einzureden, sie hätten stets gedacht, dass Vietnamesen von den Fidschi-Inseln stammen und sie deshalb "Fidschis" genannt, ist ein klarer Beleg für die westliche Deutungshoheit über die ostdeutsche Geschichte. Denn in Wirklichkeit verhalte es sich ganz anders, wie PPQ-Leser Kurt als sachkundiger Experte beschreibt.
Der Begriff "Fidschis" müsse eigentlich "Vietschis" geschrieben werden, weil die damit bezeichnete Gruppe ja aus Vietnam kam. Historiker glauben, dass die falsche Schreibweise durch einen Hör-Schreib-Fehler eines "Spiegel"-Redakteurs in die Welt gekommen ist. Aus diesem Artikel mit dem Titel "Nahe am Pogrom", der aus dem Jahr 1990 datiert, hätten sich alle anderen Medien seitdem bedient. Hier findet der Sprachforscher die erste schriftlich niedergelegte Erwähnung des Wortes, vo hier aus nahm eines der größten Missverständnisse der deutsch-deutschen Geschichte mit einer Zwangsläufigkeit seinen Lauf, wie sie unter Ignoranten üblich ist, die voneinander gegenseitig alles Schlimme glauben.
Dabei ist die Logik, mit der DDR-Bürger ihre vietnamesischen Gäste bezeichneten, sehr leicht nachvollziehbar, denn sie hielten es mit allen ausländischen Mitbürgern so. Wo der Türke im Westen zum "Kanaken" und der Kongolese zum "Nigger" wurde, streichelte der internationalistische geschulte Ostdeutsche seine Gäste verbal mit Verniedlichungs-Is. "Ein schwarzer Gastarbeiter wurde nur dann "Kohle" genannt, wenn er aus Angola kam", erinnert sich Zeitzeuge Kurt. Böswillig sei das nicht, auch wenn hier das Kose-I ausnahmsweise nicht zur Anwendung komme: "Im Sächsischen ist phonetisch kein Unterschied zwischen g und k."
Kam der schwarze Gastarbeiter dagegen aus Mocambique, tauchte das Standard-Kose-I wieder auf: "Dann war er ein "Mosi". Kubaner hießen "Gubbis", wobei das sächsische "G" das "K" ersetzte. Außerdem habe es noch "Algis" gegeben, die "logischerweise aus Algerien kamen" und das Kose-I erhielten, obwohl sie immer Westgeld hatten und damit leichtes Spiel dabei, die nach exotischer Romantik ebenso wie nach harten Devisen ausgehungerten DDR-Mädchen in der Disko abzuschleppen. Schlägereien mit Algis waren häufig, der Grund aber waren nicht deren Herkunft, sondern ihr Erfolg bei den Frauen.
Erstaunlicherweise habe es keine "Bulgis", "Romis", "Tscheskis", "Polskis" oder "Wessis" gegeben, meint Kurt. Letztere waren allerdings ja schon "Bundis", wobei das Kose-I hier nicht aus Sympathie, sondern aus Gründen der ostdeutschen Ordnungsliebe vergeben worden sein dürfte.
Daneben habe es eigentlich nur noch "Ruskis" gegegeben, die kamen seien öffentlich nur als Fahrer von Ogneopasno-Lastern vorgekommen oder am "Tag der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft" in Form des "Russenfilms". Jener prägte den Sprachgebrauch einer ganzen Ost-Generation, wie der Experte erinnert. Der "Russenfilm" sei ein vaterländischer Kriegsfilm aus den Mosfilmstudios gewesen, dessen Handlung wie in einem "Spiegel"-Artikel um der propagandistischen Wirkung willen derart haarsträubend war, dass daraus der Ausdruck "Das gibts in keinem Russenfilm" entsprang, mit dem eine völlig absurde Begebenheit kommentiert wurde.
Hier setzt auch die Theorie des DDR-Spezialisten an, die die überdurchschnittlich hohe Ausländerfeindlichkeit erklärt, die seit der Übergabe der 14 Bezirke an die Verwaltung durch Niedersachsen, Bayern und Schwaben entstand. "Die schulklassenweise Zwangsvorführung von solchen antifaschistischen Heldenepen hat wahrscheinlich zu einer Überreaktion geführt und die Jugend dem deutschen Faschismus in die Arme getrieben."
Es ist für normale Leute immer noch neutral.Ahh.. klar, es avancierte also nur für die unnormalen Leute zum Schimpfwort und diese lebten ihre Sprache auch seperat aus. Wenn es ein normaler Mensch zu einem Vietnamesen sagt, kann er sich also nicht beleidigt fühlen; weil es dann ja keinen beleidigenden Charakter mehr haben kann. Ich Dummerchen.. :)
vincent schrieb:Es ist für normale Leute immer noch neutral.
«Neger» sei eine wertneutrale Bezeichnung,Sag mal, hast Du eins an der Waffel?
so wird dieser Sprachgebrauch im konkreten
Fall mit einiger Wahrscheinlichkeit dennoch
als rassistisch taxiert werden. In diesem Falle
wäre es verfehlt, auf das Unschuldsempfinden
der Täterseite abzustellen.
http://www.ekr.admin.ch/pdf/FRB_Rechtsratgeber_rassistische_Diskriminierung.pdf (Archiv-Version vom 10.09.2016)
Doors schrieb:Für mich als ollen Wessi sind Ossis sowieso alle Westrussen.Das ist schon wieder rassistisch! Erinnert mich an einen DDR-Witz, der mit der Pointe endete: Zwischenfall, an der Deutsch-Chinesischen Grenze!
Gute_Luise schrieb:Die DDR war nun mal Links, aber nicht umsonst heißt es: Kommunisten sind nur rot lackierte Faschisten!Du lügst schon wieder.In der DDR sind Leute zu Hauf wegen Linksabweichlerei in den Bau gegangen
Alienpenis schrieb:was genau meinst du mit "linksabweichlerei"?Ich dachte schon nur ich würde diesen Satz nicht verstehen.
cejar schrieb:Was sagst Du denn zu dem Artikel einer betroffenen, wie sie sich unter der Bezeichnung fühlt?Das habe ich schon geschrieben.
Gute_Luise schrieb:Ich kenne den Artikel und streite es nicht ab, das es Rechte jetzt auch als Schimpfwort gebrauchen. Ist aber genau wie mit Russe. Sollen wir alle Wörter die Rechte missbrauchen, aus unserem Sprachschatz entfernen?Du unterschlägst, das es ihr hinterher gerufen wurde. Hätte man ihr "Ey, Vietnamesin!" hinterher gerufen, wäre es genauso beleidigend gewesen. Hättest du alle Artikel gelesen, wüßtest du das VC die amerikanische Abkürzung für die Eigenbezeichnung Viet Cong war.
Fierna schrieb:Die Ansicht wird durch einen Wiki-Artikel gestützt, in dem das Gegenteil steht, was dann aber als Unsinn abgetan wirdVerlinke mal! Ich finde nichts.