Heide_witzka schrieb:Die Anbieter von Esoterik teilt er in drei Gruppen: „Die Mehrheit ist selbst von der Wirksamkeit ihrer Produkte überzeugt. Ein kleiner Teil sind Betrüger, die aber auch behaupten müssen, dass sie an ihre Produkte glauben, um nicht aufzufliegen. Und ein ganz kleiner Teil hat psychische Probleme.“
[Anm.: "er" im Zitat = Sebastian Bartoschek] https://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article118479862/Esoterik-ist-der-Glaube-unserer-Neuzeit.htmlDem stimme ich zu. Diese drei Einteilungen lassen sich bei jeder Art Glauben und irrationalem Denken treffen.
Und die grüßte Gruppe, nämlich die Überzeugten, ist sehr heterogen und beinhaltet durchaus ausgesprochen gebildete Menschen. Von daher hänge ich auch nicht der These an, dass mehr Bildung die Anzahl der Esoteriker senken würde. Diese Leute sind nicht "dumm", sie befinden sich im Irrtum und erkennen den nicht.
Warum also glauben auch intelligente Leute hochgradigen Schwachsinn?
Ein Teil sicherlich aus dem Grund, den Okkultismusforscherin
Sabine Doering-Manteuffel (Präsidentin der Universität Augsburg) in dem obigen Artikel nennt - "Sinnstiftung".
MMn sind viele Menschen auf der Suche nach einem universellen Sinn des Lebens. Einen, den sie aber verstehen, überschauen und kontrollieren können. Ohne Jahrzehnte lang alle Naturwissenschaften studieren zu müssen, nur um zu erkennen, dass sie immer noch nicht allles wissen. Dieses Erkenntnis scheuen mMn Esoteriker. Esoteriker sind für mich Leute, die unbedingt einen Sinn im Leben brauchen, die es nicht aushalten, etwas nicht zu wissen oder nichts tun zu können
Ein anderer Grund, von simplen esoterischen (oder auch Glaubens- oder VT)"Lösungen" überzeugt zu sein, besteht schlicht und einfach in
Mangel- oder/und Falschinformationen. Noch nie, heute aber mehr denn je, hat jemals ein einzelner Mensch alles wissen und erlernen können, das man auf dieser Welt so wissen könnte. Das macht nicht nur unsicher und anfällig für schnelle, einfache Lösungen, sondern es macht es eben auch unmöglich, sich auf allen Gebieten so weit auszukennen, dass man erkennen würde, ob einem Richtiges oder Unsinn angeboten wird.
Nur wer das Glück hat, sich zB gut in Physik auszukennen, wird Quantenquark auch sofort als Quark erkennen. Das Prinzip gilt übrigens für jedes Fachgebiet. Man braucht Fachwissen, um Fachwissen zu erkennen (Dunning-KrugerEffekt).
Wenn man es nicht hat, und sich darüber auch nicht wirklich bewusst wird, dann wertet man daher das als richtig, das man am ehesten versteht. Je weniger man vom Fach ist, umso größer dann die Gefahr, Unsinn für verständlich zu halten. Weil man eben auf Gebieten, die man rational nicht beherrscht, anfängt, intuitiv zu denken. Und solange das Ergebnis nicht weh tut ("Esoterik schadet ja nicht" ist einer dieser Irrtümer), hält man es für richtig. Man fragt zB erst gar nicht, warum man zB gesund geworden ist, ob das nicht von alleine gegangen wäre, sondern meint, es waren die Glaubulis.
Bevor ich mich mit abstrusen Glaubensbildern, besonders in Sachen Medizin beschäftigte, bin ich auch nie auf die Idee gekommen, mein eigenen Gesundungen und etliches fachfremdes "Wissen" mal zu hinterfragen. Dank an alle Gläubigen, deren irrationale Sturheit in Sachen Diskussionen geholfen hat, mir meine Augen für meine eigenen Befangenheiten zu öffnen.
Dieser Teil der Gläubigen, der einfach nur die falschen Informationen hat, findet auch am ehesten aus dem Irrsinn wieder raus. Dazu genügen oft die richtigen Informationen, denen jemand, der noch nicht wahnhaft fixiert ist, auch zugänglich ist. Solange kein ideologisches (politisches oder religiöses) Weltbild verteidigt werden muss, solange jemand noch nicht sehr intensiv beeinflusst wurde, solange kann der Verstand auch von Fehlinformierten vernünftig arbeiten.
Generell meine ich nicht, dass Esoterik ja harmlos sei. Sie ist so harmlos wie Drogen. Sie täuscht einem vermeintliche/s Wissen, Hilfe, Problemlösungen und Sicherheit vor, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Sie verhindert, die Realität zu erkennen, und man ist somit dann nicht mehr in der Lage, in der Realität reale Problem sinnvol zu lösen. Esoterik gibt einem keine sinnvollen wirksamen geistigen Tools mit auf den Weg, und verhindert sogar, dass man diese erkennt.
Es werden eben keine Probleme wirklich (gut) gelöst, sondern nur verdrängt oder vergrößert. Wer Zuckerpillen oder Pfirsichkerne schluckt statt der erforderlichen Chemie, vergibt seine einzigen Chancen.
Selbst wer sich nur Heilsteine um den Hals hängt, mag sich zwar kurzfristig beruhigt fühlen , löst aber das zugrunde liegende Problem, zB eine Angststörung, nicht, ja, erkennt es noch nicht einmal.
Wirklich schlimm finde ich, dass Scharlatane bewusst falsche Ängste schüren und Probleme erfinden, für die sie einem dann ihre wirkungslosen Produkte andrehen.
Wie ich schon öfters sagte, Esoterik ist wie Religion. Religion zB will uns von Sünden erlösen, die wir ohne Religion aber gar nicht hätten.
Im neutralen Fall ist Esoterisches halt schön, warum nicht? Im mildesten Fall fühlt man sich daher einfach wohl oder besser, ohne sich zu schaden, aber im Grunde genommen vermittelt sie ein falsches Bild der Realität, und kann somit im schlimmsten Fall enorm schaden.