FALL SCHIAVO
Gouverneur Bush will Koma-Patientin in Schutzhaft nehmen
Die Behörden in Florida wollen die Koma-Patientin Terri Schiavo möglicherweise durch Schutzhaft vor dem Tod bewahren. Ein bekannter Neurologe sei zu dem Schluss gekommen, dass der Zustand Schiavos unter Umständen falsch diagnostiziert worden sei, sagte Jeb Bush, der Gouverneur von Florida und Bruder des US-Präsidenten. Washington - Gouverneur Bush und die Leiterin der staatlichen Sozialagentur erklärten am Mittwoch, sie hätten beim Gericht in Pinellas zunächst einen Antrag auf Übernahme des Sorgerechts für Schiavo gestellt. Darin wird die Diagnose angezweifelt, nach der sich die Patientin in einem dauerhaften vegetativen Zustand befinde. So könnte der Wiederanschluss der Ernährungsschläuche womöglich durchgesetzt werden.
Die Behörde prüfe auch, ob sie unter dem Verdacht eingreifen könne, dass Schiavo misshandelt worden sei, sagte eine Mitarbeiterin von Bush. Die Behörde kümmere sich um das Wohl Behinderter und es stehe ihr offen, Schiavo in Schutzhaft zu nehmen. US-Präsident George W. Bush hatte erklärt, er beobachte die Entscheidung der Gerichte. "Das ist ein außerordentlicher und trauriger Fall", sagte er.
Kurz zuvor hatte es das Bundesberufungsgericht in Atlanta abgelehnt, sich erneut mit dem Fall zu befassen. Dies hatten die Eltern der Frau beantragt, nachdem die Richter des Gerichtshofs ihr Gesuch auf Wiederaufnahme der Ernährung mit 2:1 Stimmen abgelehnt hatten.
Experten zufolge wird Schiavo ohne künstliche Ernährung innerhalb von etwa zehn Tagen sterben. Am vergangenen Freitag wurde ihr auf Antrag ihres Ehemnannes die Magensonde entfernt. Die streng gläubigen Eltern fordern, dass ihrer Tochter wieder eine Magensonde eingesetzt wird, um sie am Leben zu erhalten. Dazu hatten sie auch an Gouverneur Bush appelliert, sich in den Fall einzuschalten und den Tod der Tochter in letzter Minute zu verhindern.
Schiavo liegt nach einem Herzinfarkt seit dem Jahr 1990 mit schweren Hirnschäden im Wachkoma. Ihr Ehemann hatte sich gegen lebensverlängernde Maßnahmen eingesetzt und argumentiert, seine Frau hätte es nicht gewollt, in diesem Zustand dauerhaft künstlich am Leben erhalten zu werden. Der Rechtsstreit zwischen den Eltern und Schiavos Mann dauert seit sieben Jahren an.
(Quelle:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,347979,00.html)
Die Wahrheit ist seltsamer als die Fiktion, weil die Fiktion Sinn machen muss.