@Grymnir Das stimmt so. Es muss meines Wissens in der Regel nur mit einem Klick bestätigt werden, dass man mindestens 18 Jahre alt ist. Ich glaube nicht, dass es den Experten schon gegeben hat, der sich von so etwas hätte abhalten lassen.
Leider geht besagte Frühsexualisierung aber nicht mit erhöhter sozialer Kompetenz oder sonstiger früherer Reife Hand in Hand, das Gegenteil ist der Fall. Ich falle regelmäßig vom Hocker, wenn ich höre, wie schwer es ethnischen Deutschen in meinem Alter fällt, mit Worten bis zu mir durchzubringen, was sie überhaupt sagen wollen, von vernünftiger Ausdrucksweise brauche ich gar nicht anzufangen. Beide "modernen" Probleme, Frühsexualisierung und, hm, Dummheit, nehmen an der Leiter der Schulformen herab radikal zu. In der Oberstufe meines Gymnasiums hält sich beides eigentlich vergleichsweise in Grenzen, aber die Sache ist so fortgeschritten, dass ich die Schulform, welche mein Gegenüber besitzt, zunehmend an seiner Wortwahl zu erkennen glaube.
Die eigentliche Frage ist ja, wie sich diese Entwicklung rückgängig machen oder wenigstens stoppen lässt. Ein erster Schritt wäre da z.B. die Verpflichtung für Betreiber pornographischer Plattformen, den Personalausweis ihrer Benutzer zu verlangen, ehe Zutritt gewährt wird. Der ganze Bereich Frühsexualisierung ist meiner Meinung nach aber gar nicht das eigentliche Problem, eher ein erstes Ergebnis von selbigem. Viel mehr Gedanken macht mir, dass die Gesprächsthemen sich flächendeckend auf League of Legends und YouTube-Videos irgendwelcher emotional auffälliger hilfebedürftiger kleiner Kinder beschränken, welche sich (laut) über Computerspiele aufregen, da ihre Eltern augenscheinlich nicht genug Zeit in sie investieren. Bei solchen "Interessen" ist es kein Wunder, dass viele überlegen müssen, wie sie eine Aufkunft bezüglich der Uhrzeit erbitten können.
Das hat in meinen Augen primär mit der Digitalisierung zu tun, aber das kann und will niemand ändern. Was man aber durchaus ändern kann, ist das, wozu man die aufkeimende digitale Sphäre verwendet. Weiterhin scheinen die Bücher, welche man im Deutschunterricht liest, speziell darauf abzuzielen, jeden Leser möglichst vom Lesen weiterer Bücher fernzuhalten. Das ist eine Zumutung, was da so verbreitet wird. Und wenn schon ein halbwegs ordentliches Buch gelesen wird, aktuell Leben des Galilei von Bertolt Brecht, dann wird die eigentliche kommunistische Botschaft, auf die das gesamte Werk abzielt, mit wenigen Sätzen erwähnt und erklärt (Kommunismus erklärt! (...)), dann geht es wieder um irgendwelche Dialoge, welche durchgekaut werden, ohne die tiefere Botschaft dahinter auch nur zu nennen, um die es eigentlich nur geht, alles andere ist reine Formsache und Aussschmückung. Es entspricht unserer Gesellschaftsform: Um das Wesentliche herumrudern.
Man muss endlich einsehen, dass die Leute vor zig Jahren, welche diese Bücher irgendwann mal in den Lehrplan aufgenommen haben, keine Gebote Gottes verkündet haben. Es ist doch völlig klar, dass in einer Schulklasse 2016 Gymnasiale Oberstufe niemand auch nur eine Stelle des Schimmelreiters rezitieren können wird, nachdem er sich hindurchgequält hat, weil das Buch einfach das Allerletzte ist. Keine Botschaft, keine Handlung, nur unglaublich altes Deutsch. Ich bin mir in einem Punkt ziemlich sicher: Wären stattdessen Die Tribute von Panem gelesen worden, so wäre der Lerneffekt so unglaublich viel größer gewesen. Es ist ein Buch zu reiner Unterhaltung, aber enthält denn der Schimmelreiter irgendeine nennenswerte Botschaft? Rechtschreibfehler würden minimiert, Grammatik verbessert, das ganze Paket würde besser werden, man würde neue Formulierungen kennenlernen - und hätte außergewöhnlich gutes Entertainment zugleich erlebt. Auf lange Sicht würden viele, die es sonst nie getan hätten, damit anfangen, Bücher zu lesen, das Internet besser zu nutzen, schlauer zu werden - und, um zu irgendeinem Punkt zu kommen, es auch nicht mehr nötig haben, Pornoseiten durchzustöbern. Es ist alles miteinander verbunden, das Netzwerk, welches die allgemeine Dummheit (man kann es einfach nicht anders sagen) aufrechterhält, ist viel verworrener als man annehmen könnte.
Aber Besserung wäre so leicht zu erreichen. So leicht. Und es passiert einfach nicht - denn niemand fühlt sich irgendwie für das Wohlergehen der Allgemeinheit verantwortlich. Weil wir in einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft leben. Weil es hier nur Lügner und Belogene gibt. Weil man die Botschaft hinter Brecht nicht aufdecken darf, da die Gefahr besteht, sie könnte als plausibel aufgenommen werden, vielleicht als überzeugend. Angst um das System. In einem guten System braucht das niemand zu haben, denn dann gäbe es keinen Grund, es zu verändern. Wie gut unser aktuelles System ist, können wir hervorragend ablesen, wenn wir Vertretern meiner Generation mal in die Augen sehen, in denen sich meistens nichts als leere Minecraft Let's Plays wiederspiegeln. Leistungsgesellschaft nennt man es, aber die Potentiale werden so schlecht wie irgend möglich ausgenutzt, damit niemand begreift, was vor sich geht.
Wie traurig das auch ist, es sind Zustände wie im oben herangezogenen Leben Galileis von Brecht, wo die Kirche die Campagnabauern unaufgeklärt lässt, damit sie weiter bedingungslos für sie schuften.