Hier lese ich bei Spektrum noch einen anderen Nebeneffekt der Jagd, die man im Grunde beheben könnte.
»Die fortgesetzte flächendeckende Verwendung von Bleimunition bedeutet, dass die Jagd als Freizeitbeschäftigung einfach nicht als nachhaltig angesehen werden kann, wenn sich nicht etwas ändert«, sagt Green: »Leider sind die Bemühungen um eine freiwillige Abkehr von Bleischrot bisher völlig wirkungslos geblieben.« Nur in Dänemark und den Niederlanden ist Bleischrot inzwischen verboten.
Auf das Blei in der Jagdmunition zu verzichten, dazu gibt es verschiedene Bestrebungen. Diese sind teilweise auch umgesetzt worden, aber halt leider bei weitem noch nicht überall. Und natürlich kann bei Freiwilligkeit kein flächendeckender Verzicht erzielt werden. Es gibt viele Jagdwaffen, aus denen keine bleifreie Munition verschossen werden darf. Von daher muss das sicher über Verbote geregelt werden.
Ich setze mittlerweile nur noch bleifreie Munition ein und auf der Jagd ist diese hier mittlerweile auch teilweise vorgeschrieben und das wird auch kontrolliert, der Einsatz von Munition mit Bleianteil ist in Graubünden seit 2020 (auf Schalenwild) verboten.
Da es von einigen Jägern gegenüber der Wirkung der bleifreien Munition Vorbehalte gab, wurde das durch das Amt für Jagd und Fischerei untersucht und ein kleines Dossier dazu erstellt. Wer sich dafür interessiert, hier ein Link auf das besagte Dossier:
https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/diem/ajf/jagd/JagdDokumente/C4_AJF_Analyse_Munition_Gams_HJ_2019_pv_20012801.pdfAls Fazit kann man festhalten, dass sich die bleifreie Munition mindestens so gut wie die bleihaltige Munition für Jagdzwecke eignet. Daneben ist auch ersichtlich, dass 3/4 der Jäger bereits 2019 freiwillig die bleifreien Geschosse auf der Jagd verwendet haben. Daraus lässt sich auch ersehen, dass Jäger durchaus verantwortungsbewusst handeln können und auch bereit sind, dafür deutlich mehr Geld auszugeben. Die bleifreie Munition ist eher teuer, eine Packung mit 20 Patronen kostet mindestens CHF 120, die bleihaltige Munition war deutlich günstiger.
Bleischrot wird verwendet, weil Stahlschrot die Läufe zu schnell verschleißt. Da müsste wirklich eine umweltfreundlichere Alternative her.
Das ist primär bei alten Flinten ein Problem, neue Flinten sind normalerweise für Stahlschrot ausgelegt und bei der Jagd auf Wasserwild sollte zwingend nur Weicheisenschrot verwendet werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass z.B. gründelnde Enten die Bleischrote mit der Nahrung aufnehmen und so vergiftet werden. Aber so oder so ist es verkehrt, die Umwelt vorsätzlich mit Blei zu belasten, von daher sollten hier schon möglichst schnell auch Verbote für Bleischrot her.
Wie kann man verlässlich Bestände ermitteln in deutschen Wäldern, damit man immer genau weiß wie viele Jagd/Begehungsscheine mit entsprechenden Abschussquoten man als zulässig erachtet und was zu viel des Guten ist?
Die Bestände werden auf verschiedenste Weise ermittelt. Das hängt vor allem auch von der Wildtierart ab, wie die Bestände zahlenmässig erfasst werden. Bei den Tieren über der Waldgrenze (Gämse, Steinwild) lässt sich das durch zählende Beobachter recht gut bewerkstelligen. Die Zählungen werden durch geübte Beobachter gleichzeitig durchgeführt und jeder Beobachter hat ein Gebiet zugeteilt, so dass möglichst keine Doppelzählungen vorgenommen werden.
Beim Hirschwild werden meist Scheinwerferertaxationen vorgenommen, das heisst, die Tiere werden in der Nacht auf ihren Äsungsflächen mit Hilfe von Scheinwerfern gezählt. Auch hier wird durch eine Vielzahl von Beobachtern gleichzeitig eine Zählung vorgenommen.
Diese Zählungen sind natürlich mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, da nicht alle Hirsche bei so einer Zählung dann auch wirklich irgendwo einsehbar im Freiland stehen. Meist wird dann mit einer "Dunkelziffer" gerechnet, also dass man davon ausgeht, dass man 50 % der Tiere in einem Gebiet effektiv gezählt hat. Daneben werden die Schäden (verursacht durch Wildtiere) am Wald periodisch (durch Fachleute) überprüft und sollten diese zunehmen, dann bedeutet dies, dass ein Hirschbestand regional zu hoch ist. Die Abschusspläne werden gestützt auf diese Erhebungen ausgearbeitet und durchgeführt. Eine Erfolgskontrolle erfolgt dann über die Abschüsse. Vereinfacht dargestellt, sieht der Ablauf wie folgt aus:
[1] Bestand erfassen -->[2] Abschüsse planen -->[3] Abschüsse durchführen -->[4] Erfolgskontrolle (basierend auf Abschussstatistik) -->Bestand erfassen (Eventuell mit Anpassung der Dunkelziffer)
Wird dies über Jahre so gemacht, dann sind die dabei erhobenen Daten relativ aussagekräftig.
Natürlich können diese Bestandeserfassungen nicht für alle Wildtierarten auf die geschilderte Weise durchgeführt werden. Viele Wildtiere können auf diese Weise nicht gezählt werden, bei denen werden die Bestände anders erfasst. Es werden z.B. auch Wildtierunfälle herangezogen, Fotofallen ausgewertet, Wildtierrisse untersucht oder aber Einzelbeobachtungen erfasst, um z.B. die Anwesenheit eines Beutegreifers (wie Wolf oder Luchs) nachweisen zu können.
emodul