Meine Krankheit, meine Bürde - Krankheiten die man nicht sieht

@koef3
Ich stimme dir vollkommen zu.

@RoseHunter
@gewitterhexle

Ich versuche es mal ganz ungeschickt mit meinen eigenen Worten auszudrücken:
Es gibt sicher Krankheiten, die sind naja... eben immer da gewesen und es gibt Krankheiten, die verstärkt auftreten und es zu nem "neuen Level " schaffen in unserer Neuzeit, weil der Mensch ein für Körper und Seele sehr ungesundes Leben führt und alles bis ins größtmögliche ausreizt.

Burnout, Depressionen, AD(H)S und solche Sachen gehören zu diesen gehäuft auftretenden Krankheiten, die wirklich existent und einfach nur ein Symptom einer zweifelhaft funktionierenden Gesellschaft sind.

@popcorncandy
Ja, Depressionen, Burnout usw. sind Warnsignale dafür, dass die Gesellschaft Menschen(leben) kaputt macht! Nur keiner (bzw. nur sehr wenige, unbedeutende Menschen wie wir) bemerken das, aber machen können wir dagegen auch nichts. Zumindest nicht gerade viel.

Gruß, Koef3

popcorncandy schrieb:"beliebte Krankheiten" ich hasse den Begriff, da stellen sich mir die Nackenhaare auf,
weil die Verwendung solcher Begriffe sehr stark dazu beiträgt, daß die Erkrankung nicht ernst genommen wird bei denen die tatsächlich daran leiden.

Es ist aber genau so schlimm, wenn die Krankheit ZU ernst genommen wird, wie bei dem Beispiel der Neurodermites... ich meine, meine Ex-Frau hat das alles gar nicht so schlimm gesehen, außer, wenn sie wieder mal eine akute Phase hatte... also, ich habe sie ein paar Mal ins Krankenhaus fahren müssen... oder wie war das noch... mist, ist schon lange her alles. Na ja... wenn ich so noch mal darüber nachdenke, waren die wirklich schlimmen Tage eigentlich gar nicht so häufig...

...und wenn es ihr wirklich, wirklich schlecht ging, dann war meistens ein großer Streit zwischen uns daraus hervorgegangen... leider... die Krankheit ist doch auch ziemlich psychisch bedingt, befürchte ich... jedenfalls, wenn es zu diesen Kratz-Attacken kommt... man-oh-man, das ist wirklich schlimm... man kann überhaupt nichts tun als Angehöriger.

...und dann dieses scheiß Cortison-Zeugs... das war ja irgendwie die Wunderwaffe der Ärzte gegen Neurodermites... wenn es zu einer wirklich schlimmen Phase kam, war es auch tatsächlich das einzige Medikament, das sofort half. Aber die Langzeitfolgen... diese dünne Haut, die sie bekam, fast schon durchsichtig...

...und ist das wirklich noch so?

Man wird wegen der Krankheit noch ausgegrenzt, auch heute noch?

@moric

Ja. Wenn man die Leistung nicht mehr bringt ist man weg.

Ich wollte damals weniger arbeiten da hat mein Chef mir nahegelegt ich möge in Rente gehen. Das war viel zu früh.

Ich hab mich selbständig gemacht

Ich habe Rheuma in den Fingergelenken, Knieen und in den Zehen. Teilweise streckt sich die Morgensteifigkeit der Gelenke bei mir um mehrere Stunden, wenn ich dann morgens noch etwas steif auf der Arbeit rumlaufe, gucken viele schief - natürlich nur die, die nicht wissen was los ist. Mich hat schonmal Montag morgens einer angesprochen als ich die Treppen (ist ein Tunnelaufgang, da gibts keine Rolltreppe/Fahrstuhl) gegangen bin (und das natürlich etwas langsamer als alle anderen) ob ich am Wochenende zu hart gefeiert hätte -_-" das geht ja noch als Spruch, war ja jetzt auch nicht direkt böse gemeint.

Das böseste was mir bisher passiert ist war mal im Ikea.. bin dort auch wieder Treppen gegangen (ich weigere mich in der Sache echt "aufzugeben" und nur noch Fahrstuhl zu fahren!), neben mir war aber noch gut Platz um an mir vorbei zu können. Ich bin nicht so schnell, gerade wenn ich Treppen hinabgehe, da es ab und an recht arg knackt in den Kniegelenken (geht jetzt in eine beginnende Arthrose über) und ziept. Da meint auf einmal hinter mir einer sehr laut und für alle hörbar "BEI DER IST WOHL DER AKKU KAPUTT!" ...das traurige war, dass der gute Herr schon so an die 50 war. Ich hätte da echt mehr Respekt und vor allem Vernunft erwartet, auch weil ich ihm beim hinabgehen nicht behindert habe - er hätte locker an mir vorbei gekonnt. Aber was will man machen? Ignorieren ist eigentlich am besten, obwohl es mich echt getroffen hat.

@moric

moric schrieb:...und ist das wirklich noch so?

Man wird wegen der Krankheit noch ausgegrenzt, auch heute noch?

Oh ja, auch heute noch.
Wegen Neurodermitis vielleicht nicht, aber wegen anderen Hautkrankheiten. Gerade wenn sie sehr schlimm aussehen und die Leute sie nicht zuordnen können.

Ich kenne jemanden, der hat am Anfang seiner Krankheit wirklich schlimm ausgesehen, überall.
Als wir einmal zusammen einkaufen waren... du kannst dir die Reaktionen der Leute nicht vorstellen. Entsetzen, Ekel, verachtende Blicke... alles unverhohlen zu lesen in den Gesichtern der Leute.
Es war selbst für mich die Hölle, weil ich selbst die Blicke überall wahrgenommen habe und mit gelitten...
Teilweise gab's sogar unschöne Kommentare, wo ich denen zu gerne eine geklatscht hätte dafür.
Da gab's nen Typen an der Kasse, der wollte am liebsten rennen, man hat die Panik in seinem ganzen Verhalten gesehen, der hat sich bald bepisst und einiges fallen gelassen bevor er auch nur zu Ende bezahlt hatte.
Was für eine Belastung und zusätzliches Leid für die Psyche es für den Betroffenen war, all diese Reaktionen...überall und immer... gar nicht zu beschreiben.

Man kann sich ja nicht zu Hause einsperren, weil alle denken derjenige sei vielleicht ansteckend... wenns hochgradig ansteckend wär würde man ja nicht so verantwortungslos draußen rumlaufen.

@popcorncandy

Hm, ich denke das man mit den Gaffern nicht immer all zu böse sein sollte.
Denn sie meinen es nicht immer abwertend.
Ab und zu ist es Neugierde oder Mitleid.

@koef3

koef3 schrieb:Klar ist Autismus jetzt nicht so "schlimm" für die Gesellschaft wie AIDS oder so, aber letztlich sind die Vorurteile und Klischees der absolute negative Wahnsinn. Autisten seien gefühlslose Roboter, durfte ich letztens in irgend ner Zeitung lesen. Autisten wären unfähig, Kontakte aufzubauen und zu halten. Was natürlich trotzdem Schwachsinn ist...

Du kommst ja hier recht normal rüber.
Worin äußert sich denn dein Autismus?

Ich kenne das eigentlich auch so, dass Autisten wenig Interesse an Beziehungen haben, bzw. Veräbnderung und Gesellschaft sie eher stresst. Scheint bei dir aber anders zu sein.

@hasenpfote

hasenpfote schrieb:Ich hätte da echt mehr Respekt und vor allem Vernunft erwartet, auch weil ich ihm beim hinabgehen nicht behindert habe - er hätte locker an mir vorbei gekonnt. Aber was will man machen? Ignorieren ist eigentlich am besten, obwohl es mich echt getroffen hat.

@Amsivarier

Reaktionen sind normal, man sollte wenigstens versuchen, seine Überraschung, Betroffenheit, Mitleid was auch immer zu verbergen, aber manchmal möchte man meinen, die Leute haben null Anstand, denken gar nicht nach über was sie tun.

@popcorncandy

popcorncandy schrieb:"beliebte Krankheiten" ich hasse den Begriff, da stellen sich mir die Nackenhaare auf,
weil die Verwendung solcher Begriffe sehr stark dazu beiträgt, daß die Erkrankung nicht ernst genommen wird bei denen die tatsächlich daran leiden. Damit wird den tatsächlich Erkrankten Menschen die Anerkennung der Krankheit als Krankheit genommen und die Leute stehen schnell als Hypochonder da.

Hypochonder sind mMn die wenigsten und auch die sind ja krank und leiden entsetzliche Qualen.

popcorncandy schrieb:Was wiederum dazu führt, daß es an richtigen Behandlungen fehlt und jeder Weg zur relativen Gesundung bzw einer guten Behandlung eine regelrechte Sisyphusaufgabe wird.

Oft finde ich, gibt es die richitge Behandlung nicht, weil zu oft und zu lange auf der körperlichen Ebene gesucht wird, so die Psyche zwickt, ruft und leidet.

popcorncandy schrieb:Auf der einen Seite ist es vielleicht wahr, daß Ärzte sich dessen bedienen, aber auf der anderen Seite sind dies echte Totschlag-Begriffe für die Akzeptanz von bestimmten Krankheiten mit denen man in der Medizin noch nicht so weit ist.

Ich wollte jetzt nur wissen, was deiner Meinung nach gerade häufige Krankheiten sind, meien Wahl fällt da auf Rücken (in allen Variationen) und Depression (inkls. Burnout).

PS:

popcorncandy schrieb:Burnout, Depressionen, AD(H)S und solche Sachen gehören zu diesen gehäuft auftretenden Krankheiten, die wirklich existent und einfach nur ein Symptom einer zweifelhaft funktionierenden Gesellschaft sind.

Gerade erst gesehen, ja.

@RoseHunter
Ja, einigermaßen "normal" (was für ein grässliches Wort) komme ich wohl im Großen und Ganzen rüber, das stimmt.
Mein Autismus äußert sich auch eher nicht unbedingt im Internet, sondern in der sozialen Interaktion von Angesicht zu Angesicht. Ich habe enorme Schwierigkeiten damit, Fremde Leute anzusprechen, zu telefonieren, ich bekomme einen extrem hohen Stresslevel wenn ich mich neuen bzw. unbekannten Situationen stellen muss - was ja eigentlich immer und jeden Tag ist! - und die (längere) Anwesenheit in dichten Menschenmengen verursacht in mir noch mehr Stress.
Und das ist wahrscheinlich noch nicht mal alles, was ich dazu schreiben könnte.

Koef3

@popcorncandy

Naja, ich kenne es ja bestens auf die Krankheit reduziert zu werden....

@RoseHunter

RoseHunter schrieb:Oft finde ich, gibt es die richitge Behandlung nicht, weil zu oft und zu lange auf der körperlichen Ebene gesucht wird, so die Psyche zwickt, ruft und leidet.

ja, stimmt. Es werden nur die Symptome behandelt, selten gibt es gewissenhafte Ärzte, die nach der wahren Ursache überhaupt suchen.

RoseHunter schrieb: Ich wollte jetzt nur wissen, was deiner Meinung nach gerade häufige Krankheiten sind, meien Wahl fällt da auf Rücken (in allen Variationen) und Depression (inkls. Burnout).

Meiner Meinung nach alle stressbedingten Krankheiten,
Depression ist fast schon allgegenwärtig, Burnout und AD(H)S ,
verschiedene Zwangs-und Angsterkrankungen,

mehr fällt mir gerade nicht ein.
Bitte erweitern, wem was einfällt.

@koef3

koef3 schrieb:Ja, einigermaßen "normal" (was für ein grässliches Wort) komme ich wohl im Großen und Ganzen rüber, das stimmt.
Mein Autismus äußert sich auch eher nicht unbedingt im Internet, sondern in der sozialen Interaktion von Angesicht zu Angesicht. Ich habe enorme Schwierigkeiten damit, Fremde Leute anzusprechen, zu telefonieren, ich bekomme einen extrem hohen Stresslevel wenn ich mich neuen bzw. unbekannten Situationen stellen muss - was ja eigentlich immer und jeden Tag ist! - und die (längere) Anwesenheit in dichten Menschenmengen verursacht in mir noch mehr Stress.
Und das ist wahrscheinlich noch nicht mal alles, was ich dazu schreiben könnte.

Haben bestimmt 20% hier im Forum.
Die Symptome, nicht Autismus.

@popcorncandy

Schmerzen, "Rücken", Autoimmunerkrankungen (wenigstens die Trigger) und sogenannten Stress kann man ja fast beliebig hin und her schieben.

Kennt in der abgeschwächten Form jeder.
Ich fand deinen Hinweis auf die Härte der Gesellschaft interessant.
Die ist (auch da) gandenlos, obwohl (oder gerade weil) so viele im selben Boot sitzen.

@RoseHunter
Ich denke da gibt es einen Unterschied zwischen "es ist mir unangenehm mit fremden Leuten zu sprechen" und zwischen "es kostet mich seelische Kraft das zu tun". Genau das ist leider auch das stete Argument, das die "Symptome" von Autismus abwertet und verharmlost, getreu dem Motto "das fällt doch allen schwer, also mach dir nix draus".
Nur meine Meinung dazu...

Gruß, Koef3

@koef3

Ähnlich ging es mir mit dem Helfersyndrom.
"Ach, das hab ich auch, ich helf auch gerne...!"

Aber Helfen und Helfersyndrom sind 2 verschiedene Dinge...

@koef3

koef3 schrieb:Ich denke da gibt es einen Unterschied zwischen "es ist mir unangenehm mit fremden Leuten zu sprechen" und zwischen "es kostet mich seelische Kraft das zu tun".

Nein, soziale Phobien der einen oder anderen Art haben fast alle.
Echt!

Es gibt ja gravierende Symptome. Ich habe das Buch von Temple Grandin gelesen, fand ich eindrucksvoll, kennst du das?
Außerdem finde ich, dass du ziemlich empathisch rüberkommst, was ich ungewöhnlich für Autisten finde.

@Amsivarier

Amsivarier schrieb:Aber Helfen und Helfersyndrom sind 2 verschiedene Dinge...

Hach, jein, das ist immer schwer zu sagen, wer will die Grenze definieren?

@RoseHunter
stimmt Schmerzen ...die ganze Bandbreite, gehören auch dazu.
Wenns chronisch wird, dann wird sicher so mancher mit dem Spruch bedacht:
"ach stell dich doch nicht so an, sooo schlimm wirds ja nun nicht sein."

wie wir schon oben das Beispiel mit dem Rheuma hatten.