Hallo Allerseits,
es gibt einen alten Zusammenhang:
Wenn die Menschen sich nicht den ganzen Tag um Essen, Kleidung und Wohnen kümmern mussten,
dann blieb Zeit für Kunst, für Kultur und für Handwerk.
Dann konnten sich Spezialisten herausbilden, die über Generationen Wissen sammelten und weitergaben.
Die Sklaven in Amerika hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass Kleidung billiger wurde auch in Europa.
Die Arbeit der Sklaven ermöglichte es den "Herren" zu forschen und zu erfinden, da sie dafür mehr Zeit hatten.
Selbst aus den arbeitslosen Webern wurden in Europa Industriearbeiter.
Man könnte daher auch andersherum fragen: Warum haben die Amerikaner so wenig erfunden,
trotz all der freien Zeit, die ihnen die Sklaven hart erarbeiteten.
(Ähnlich kann man übrigens auch beim Thema Männer und Frauen argumentieren.)
In die entgegen gesetzte Richtung geht ein anderes Argument:
Viele Erfindungen konnten in Afrika nicht gemacht werden,
weil dort keine regelmäßig wiederkehrenden Notlagen zu Erfindungen zwangen.
Es gibt dort keinen Winter, keine hohe Bevölkerungsdichte, usw.
Man hatte viel Arbeit, weite Wege, aber kaum Hunger.
Der Schwerpunkt wurde und wird bis heute auf die Kultur gelegt.
Ein drittes betrifft uns alle: Es gibt und gab immer wieder viel verlorenes Wissen.
Auch in Afrika wurde handwerkliches Know-how vergessen. In Europa hätten wir fast das gesamte Wissen der Antike verloren.
Daher kann niemand sagen, was Afrikaner irgendwo schon alles erfunden haben.
In Amerika, vor allem dort wo ihnen der Zugang zu Bildung gewährt wurde,
trugen auch viele Afroamerikaner zur Wissensvermehrung bei und erhielten viele Patente.
Fünf Punkte noch zur Archäologie:
1. Nokkultur
Beginnen wir bei der Nokkultur (
http://www.nokkultur.de/ oder
Wikipedia: Nok-Kultur).
Diese Kultur ist seit 500 v. Chr. in Nigeria belegt und beherrschte Eisenverhüttung, Verarbeitung weiterer Metalle
und die Herstellung beeindruckender Tonfiguren. Der Kunst der Griechen zu dieser Zeit ist sehr realistisch.
Diese Kunst jedoch bereits symbolisch. Es sind schon die Elemente zu sehen, die Picasso beeindruckten und beeinflussten!
Noch älter als die Nokkultur ist die Kerma-Kultur (
Wikipedia: Kerma-Kultur).
Sie ist ein Beispiel eines frühen afrikanischen Königreiches, von denen man inzwischen viele kennt.
Die Geschichtsforschung hat solche afrikanische Hochkulturen jedoch lange kategorisch abgelehnt.
(siehe
Wikipedia: Groß-Simbabwe mit Handelsbeziehungen zu China und Indien)
2. Ägypten
Ägypten war und ist ein Brücke zwischen Nordafrika, Europa und Zentralafrika (neben den anderen Brücken entlang der Küsten in Westafrika und den zentralen Routen über Timbuktu durch die Sahara).
Schon in alter Zeit unter den Pharaonen bekleideten Nubier hohe Stellungen.
Elitetruppen der Ägypter waren die nubischen Bogenschützen. Die Handelrouten der Ägyter reichten nicht nur bis Zentral- ud Nordeuropa, sondern (dnak des Nils) auch bis tief in den afrikanischen Kontinent.
Selbst bei den Israeliten ist der Enkel Aarons Pinhas, der Sohn Elearsars und damit einer der ersten Leviten und Priester offensichtlich ein dunkelhäutiger Nubier.
Afrika läßt sich nicht zweiteilen in semitische und indogermanische Volksgruppen im Norden und Bantustämme im Süden.
Es bestand immer ein reger Austausch und überall gab und gibt es weitere kleine Volksgruppen und viele Vermischungen.
3. Die genetische Vernetzung
Eine Vielfalt genetischer Beziehungen zu Afrika läßt sich in Indien finden, das durch Seewege seit Jahrtausenden mit Afrika verbunden war (
Wikipedia: Siddi (Volk) Wikipedia: Africa–China relations#/media/File:Silk route.jpg). Die Völker der Vedda und die sogenannten Negrito Völker (
Wikipedia: Veddas Wikipedia: Negrito und weitere dunkelhäutige Volksgruppen in Indien
Wikipedia: Adivasi) weisen auf frühe afrikanische Ureinwohner in Indien hin. Einige haben jedoch trotz ihres sehr "afrikanischen Aussehens" eine größere genetische Nähe zu ostasiatischen Völkern! (Hautfarbe ist eben nur ein kleiner Genbereich unter vielen anderen!)
Der Austausch hat sich durch den Sklavenhandel der Araber und den Handel entlang der Küsten in den letzten Jahrhunderten beständig verstärkt.
Aber auch Volksgruppen in Südchina oder Indonesien (
Wikipedia: Lumad peoples#Mamanwa) zeigen eine große Nähe zu afrikanischen Vorfahren.
Bekannt sind die Forschungsreisen von Zeng He und seiner um die 30000 Mann starken Mannschaft (
Wikipedia: Zheng He) 1405 bis 1433 bis nach Ostafrika.
Umgekehrt finden sich bei vielen Völkern Ostafrikas Spuren arabischer, indischer oder asiatischer Vorfahren (Madagascar).
Aber auch Europa und Afrika waren nie völlig getrennt. So haben die Römer ägyptische oder punische Soldaten am Limes stationiert.
Die Mischfamilien keltischer Frauen und nordafrikanischer Söldner gründeten viele deutsche Städte.
Rom an sich war ein Schmelztiegel vieler Völker. Spanien unter islamischer Herrschaft hatte ebenfalls über Marokko enge Beziehungen zu Westafrika (siehe die Berichte von Leo Africanus über das Songhaireich und Timbuktu
Wikipedia: Leo Africanus).
An den Höfen europäischer Fürsten lebten viele afrikanische Sklaven mit zum Teil sehr berühmten Nachfahren.
Hier nur drei Beispiele:
- Der große russische Dichter Puschkin (
Wikipedia: Alexander Sergejewitsch Puschkin) war der Urenkel eines afrikanischen Sklaven.
- Anton Wilhelm Amo (
Wikipedia: Anton Wilhelm Amo) schaffte es vom Sklavenjunge zum Proffesor in Jena!
- George Bridgetower (
Wikipedia: George Bridgetower) war ein berühmtes Wunderkind und Geigenvirtuose. Sein Vater war ein Sklave aus Äthiopien.
4. Die Tuffkirchen in Äthiopien
Die Felsenkirchen von Lalibela (
Wikipedia: Felsenkirchen von Lalibela) sind monumentale zusammenhängende Bauwerke,
die in einer gigantischen Teamarbeit aus dem Felsen gemeiselt wurden. Jeder Bildhauer weiß: Was man zuviel weggeschlagen hat, ist verloren.
Man muss vorher sehr genau wissen und hier gemeinsam wissen, wie das Endkunstwerk aussehen soll.
Diese Leistungen hier sind durchaus vergleichbar mit den zeitgleichen Leistungen in Europa bei der Erbauung großer Kathedralen.
5. Die Universität von Timbuktu
In Timbuktu (und anderen Städten von Mail) schrieben ab dem 12 Jahrhundert zig tausende von afrikanischen Schreibern in unzähligen Schreibschulen Bücher ab.
Timbuktu war eine Wissens - und Verlegerstadt, die durch die Herstellung und den Handel mit Büchern viel Geld verdiente.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden hier Millionen von Büchern erzeugt. (
Wikipedia: Timbuktu#Die B.C3.BCcher von Timbuktu)
Vieles wurde auch selbst verfasst und es lassen sich die Verbindungen in alle Winkel der islamischen Welt und bis nach Zimbabwe nachweisen.
Noch heute existieren Werke in Bantusprachen, geschrieben mit arabischen Schriftzeichen.
Leider wurde vieles durch den Sklavenhandel und in späterer Zeit zerstört, wobei auch die arabische Welt an dieser Zerstörung einen hohen Anteil hat.
(Siehe
Wikipedia: Geschichte der Sklaverei)
Die Schreibstuben der Mönche bei uns haben also ebenfalls zeitgleiche Parallelen in Afrika.