@AnnJuJutsu Schade, dass Du meiner Bitte, Dich (vielleicht auch für andere User) verständlicher auszudrücken, nicht nachkommen möchtest.
Wenn das für Dich alles nur noch Sarkasmus ist: Mir istd as Thema ernst. Ich erlebe täglich Hetze gegen den Islam, ob hier im Forum, in Nachrichten oder Gesprächen.
Ich vermute, dass Du dich nicht "deskriptiv" mit dem Islam und dessen Methodologie und Philosophie hinsichtlich derer politischen Formen und pädagogischen Ausprägungen beschäftigt hast.
Du vermutest richtig.
Ich habe mich damit beschäftigt, wie sich muslimische Nachbarn, Bekannte, Kundinnen, Fremde. Taxifahrer über ihre Religion äußern, wie sie sie leben und umsetzen. Was sie selbst als religiöse Vorschrift, und was als Tradition wahrnehmen. Wie sie Weihnachten feiern, wie sie dir Rolle der Frau sehen, welche Freiheiten die Töchter und Verpflichtungen die Söhne in den Familien haben.
Mich interessiert zwar auch die Theorie, aber hier, in diesem Thread, geht es für mich um die Praxis. Hetze ist die hässliche Fratze der angewandten Religionskritik.
Gläubige beschäftigen sich selten wirklich eingehend mit den schriftlichen Grundlagen - die allerwenigsten Christen haben je die Bibel im Ganzen gelesen, geschweige denn sich mit der Geschichte der Auslegungen u.s.w. befasst. Man weiß gerade mal, wie es zur Spaltung der Kirche kam. Genauso ist es mit den meisten Muslimen.
Was nutzt es also, wenn man denen genau erklärt, in welchen Koranversen welche schrecklichen Dinge stehen?
Ein Christ kennt die Geschichte von Sodom und Gomorrha ... aber wer kennt die Fortsetzung, in der die Töchter Lots (der doch gerade als einziger guter Mensch gerettet wurde) ihren Vater betrunken machen und verführen, um von ihm Kinder zu bekommen, damit der Stamm nicht ausstirbt? Muss ein Christ deshalb seinem Glauben abschwören, oder darf er selbst entscheiden, welche Grundsätze und Gleichnisse er für sich annimmt?
Dies nur als Beispiel.
Mich interessiert, welche Auswirkung die Religion (oder Ideologie oder der persönliche Atheismus) im Leben des Gläubigen hat. Und da sind meine Erfahrungen mit verschiedenen Religionen (und Ideologien) die, dass eine Fanatisierung immer dann stattfindet, wenn sozialer, wirtschaftlicher, politischer Druck empfunden wird.
Im Genuss von Tatsachen aus empirischer und rationaler wissenschaftstheoretischen Methodiken lassen sich die Entstehung des Korans auf naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle reduzieren.
Schreibst Du da nun von der Entstehung des Korans, oder von der Entstehungsgeschichte, die im Koran gelehrt wird? Je öfter ich den Satz lese, desto weniger Sinn macht er (abgesehen von dem grammatikalischen Fehler).
Vielleicht ließe es sich so zusammenfassen:
"Der Koran wurde von Menschen in einer bestimmten Situation geschrieben, die man wissenschaftlich beschreiben kann." Juhuuu. Geht´s noch belangloser?
FF: Gehören Geschichte, Soziologie und Psychologie neuerdings zu den Naturwissenschaften?
@AnnJuJutsu : Du bist aber keine Kreationistin, oder?(...) Im Übrigen lassen sich diese Disziplinen nicht gänzlich den Naturwissenschaften zu ordnen.
Diese Antwort auf meine Frage macht noch weniger Sinn.
"Naturwissenschaften" wären Physik, Biologie, Mathematik.
Geschichte, Soziologie, Psychologie u.s.w. zählt man überhaupt nicht zu den Naturwissenschaften (auch wenn sie sich derer bedienen), sondern zu den Sozialwissenschaften.
Wir kennen lediglich einen Wissenschaftler, der alle Wissenschaften zu Physik erklärt, aber das ist ein anderes Thema ...
Die Einordnung von Wissenschaften in Bereiche macht einen doch hoffentlich nicht zum Kreationisten? Das ist so ziemlich die an den Haaren herbeigezogenste Gegenfrage des Monats.
Und wie gesagt: Geht es Dir um die Kreation
laut Koran, oder um die Kreation
des Koran?
Die Anmerkung enthält eine grobe meta-wissenschaftliche Erläuterung zur Phänomenologie. Dabei gibt sie einen kurzen Aufschluss über die Methodologie im Rahmen der Wissenschaftsphilosophie konträr zu normativen Ansprüchen auf metaphysische Weltbildkonflikte. Er richtet sich speziell an Apologeten, Theologen und Esoterikern. Sie missbrauchen dazu auch schon mal ganz gerne holistische Denkansätze.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du selbst weißt, was Du damit meinst. Lustig kann ich das leider auch nicht finden.
Alle Religionen haben einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und absolute Wahrheit, sonst wären es keine Religionen. Dasselbe gilt für Ideologien.
Trotzdem gibt es auch religiöse Toleranz im praktischen Umgang mit Andersgläubigen, die ich bei Hindus, Sikhs, Muslimen und Christen erlebt habe. Da wird Jesus kurzerhand zur Inkarnation von Vishnu erklärt, Allah und Gott sowieso zu demselben, und beides ist der allumfassende Gott der Hindus ... so mancher Christ entsinnt sich des Heiligenkultes und der Reliquienverehrung und findet so eine Erklärung für die Vielgötterei und die heiligen Stätten der Hindus.
Hindert der Glaube einen daran, friedlich mit den Nachbarn auszukommen? Nein.
Kann man gemeinsame Grillfeste im Hinterhof veranstalten? Ja.
Hat man mehr Probleme als mit Atheisten, Nicht-Immigranten, Immigranten aus christlich geprägten Ländern? Nicht unbedingt - ich würde sagen: Nein.
Religiöse Spannungen haben, wie gesagt, meist soziale Hintergründe: Rassismus, wirtschaftliche oder politische Krisen. Immer findet sich jemand, der die Menschen aufstachelt, anheizt, aufeinander hetzt.
Oder glaubst Du, dass die Judenverfolgung etwas mit theologischen Fragen zu tun gehabt hätte, wie so mancher tatsächlich noch glaubte ("Aber man kann ihnen nicht verzeihen, dass sie Jesus umgebracht haben!")? Geht es bei den Konflikten des Nahen Ostens etwa um Auslegungen des Korans, oder nicht vielmehr um die Interessen des einen oder anderen Stammes, das Aufbegehren von Benachteiligten und solchen, die es so empfinden, und so weiter?
Ich bin mir ziemlich sicher: Könnte man nicht diese Religion dafür verantwortlich machen, fänden sie andere Gründe für das Gemetzel.
Ich erinnere mich immer an eine Szene im Urlaub in Indonesien, gemeinsam mit einem Freund.
Wir saßen einige Abende mit der Tochter der Zimmerwirte beim Tee zusammen und sie fragte uns auf Englisch Löcher in den Bauch. Irgendwann auch: "Seid ihr Christen?"
Mein Freund, der das erste mal außerhalb Europas Urlaub machte und auf den die Gespräche über Religion, das Leben und so weiter tiefen Eindruck machten, antwortete: "Ja".
Als ich ihn später danach fragte, weil er bis dahin immer Wert darauf legte, ein überzeugter Atheist zu sein, sagte er: "Ich habe erst in diesen Gesprächen gemerkt, wie sehr ich von christlichen Grundsätzen geprägt bin, und wie Religion unser Leben bestimmt, auch wenn ich selbst nicht an einen Gott glaube. Vor diesem Hintergrund bin ich Christ."
Aber auch das ist vielleicht eine andere Diskussion.