Wie schwer fallen euch Entscheidungen?

Lustig ist, wie unterschiedlich das Entscheidungsverhalten von Menschen in Geschäften ist. Ich benötigte vor Kurzem für eine Feier einen guten Anzug. Meine Frau und ich trafen uns in der Innenstadt um einen auszusuchen und nach Möglichkeit zu kaufen. Wir reisten von der Arbeit getrennt an. Ich habe Geld für 45min in den Parkscheinautomaten geworfen. Pünktlich zurück, mit Anzug. Für mich ist Einkaufen und Aussuchen keine Freude an sich, ich kann mich schnell entscheiden. Meine Frau war mal wieder verblüfft.

Für sie ist das anders. Sie möchte in Ruhe schauen und vergleichen, dann vielleicht etwas ganz anderes kaufen als ursprünglich beabsichtigt. Sie mag auch nur mal so schauen, ohne konkreten Bedarf. Ich fahre da nicht mit, weil das schnell so ablaufen würde wie im Unterwäschegeschäft bei 'Pappa ante portas': 'Wie lange wird es denn wohl ungefähr noch dauern, bis Du ganz in Ruhe jedes Teil angeschaut hast?'

Komischerweise schätze ich es im Supermarkt schon, ein bisschen Ruhe zum Aussuchen zu haben, anstatt hektisch mit ner Liste Dinge in den Wagen zu werfen.

Ein Tipp für die Weihnachtseinkäufe (hab ich früher mal so gemacht): Am 23.12. mit einer guten Freundin losziehen, nach jedem gefundenen Geschenk einen Glühwein, dann wird die Auswahl nach hinten raus immer unkritischer, aber egal, es ist ein lustiger Nachmittag und jeder bekommt ein Geschenk.

sacredheart schrieb:Lustig ist, wie unterschiedlich das Entscheidungsverhalten von Menschen in Geschäften ist. Ich benötigte vor Kurzem für eine Feier einen guten Anzug. Meine Frau und ich trafen uns in der Innenstadt um einen auszusuchen und nach Möglichkeit zu kaufen. Wir reisten von der Arbeit getrennt an. Ich habe Geld für 45min in den Parkscheinautomaten geworfen. Pünktlich zurück, mit Anzug. Für mich ist Einkaufen und Aussuchen keine Freude an sich, ich kann mich schnell entscheiden. Meine Frau war mal wieder verblüfft.

Für sie ist das anders. Sie möchte in Ruhe schauen und vergleichen, dann vielleicht etwas ganz anderes kaufen als ursprünglich beabsichtigt. Sie mag auch nur mal so schauen, ohne konkreten Bedarf. Ich fahre da nicht mit, weil das schnell so ablaufen würde wie im Unterwäschegeschäft bei 'Pappa ante portas': 'Wie lange wird es denn wohl ungefähr noch dauern, bis Du ganz in Ruhe jedes Teil angeschaut hast?'

Wenn ich mich nicht irre, trifft das Gleiche fast nicht auf alle Frauen zu? Soweit ich weiß, brauchen die meisten Frauen länger, um Entscheidungen zu treffen, vor allem, wenn es um Einkaufen, Klamotten und so etwas in der Art geht.

Mir fallen Entscheidungen in der Regel relativ leicht. Ich wäge Vor- und Nachteile ab und entscheide auf dieser Grundlage.

unfassbar schwer. würde es schon als krankhaft einstufen.
betrifft alltägliches, aber auch große dinge.
und am ende war es trotzdem immer falsch.

hat das noch jemand so extrem?

Ob mir Entscheidungen schwer fallen?

Öhm, ja, äh, nee, hm, weiss nich!

Entscheidungen fallen mir relativ leicht,
auch bei größeren Angelegenheiten.

Prinzipiell gebe ich mir bei danach aber noch etwa eine Woche Zeit, um mich in meinem Entschluss auch wirklich stabil zu fühlen.

Beruflich, also auf rationeller Ebene, schwere Entscheidungen, schwer weil sie oft Schicksale berühren, fallen mir in professioneller Abwägung der Interessen relativ leicht, da ich da die erforderliche (innerliche) Distanz habe.
Privat, also auf emotionaler Ebene, schwere Entscheidungen, fallen mir dagegen oft schwer, da die privaten Emotionen eben auch einen nicht zu gering schätzenden Einfluss haben.

Spannendes Thema, betrifft mich auch.

Ich kann mich extrem schwer entscheiden. Vor allem bei Kleinigkeiten. Gehe ich rechts oder links herum, mache ich zuerst den Abwasch oder das Bad.
Alles unter dem Motto, was ist am praktischsten, wo verschwende ich keine Energie.
Das hat zur Folge, dass ich mich damit viel zu lange beschäftige auszuwählen.

Bei größeren Dingen fällt es mir viel leichter, weil ich da ein klares Gefühl habe, was mir gefällt und was nicht.

Da merke ich dann, wo es mich hinzieht.

Allerdings ist das hier

fluff schrieb:und am ende war es trotzdem immer falsch.

bei mir gar nicht so. Ich habe den Eindruck, dass ich mich immer (naja fast immer) "richtig" entschieden hatte, in dem Sinne, dass es eine gute Entscheidung war.

Es ist ja die Frage, was ist richtig und falsch. Oder akzeptiere ich dann einfach die Entscheidung und hätte auch die Entscheidung zu etwas anderem genauso akzeptiert.
Ich vermute, ich würde mit der jeweils anderen Entscheidung im Endeffekt auch klarkommen, wenn ich das passende Bauchgefühl dazu gehabt hätte. Ist also sehr subjektiv.

Ich hasse Entscheidungen. Ich bin ein Gewohnheitstier. Gerade jetzt stehen mein Mann und ich vor einer Entscheidung. Wir wollten schon immer eine Wohnung mit Garten. Jetzt würde sich etwas ergeben. Was aber mit viel Arbeit und erstmal Chaos mit Umzug etc.beginnt. Hm... Wollen wir das wirklich?
Furchtbar nicht zu wissen was man will...

Um mal einen Satz aus dem EP aufzugreifen:

Potenzial schrieb am 06.10.2014:In meinen augen besteht das gesamte leben darin, zu entscheiden, egal worin.

Genau so ist es nämlich. Wir treffen tagtäglich etliche Entscheidungen, vieler davon sind wir uns vlt auch gar nicht so bewusst, weil sie schon irgendwie automatisch entschieden werden ohne das wir lange darüber nachdenken müssen. Mal ein Beispiel: was trinke ich in der früh, Kaffee oder doch Tee?
Solche Entscheidungen fallen bei mir in einer Millisekunde und ich greif dann eben zu Tee oder Kaffee.

Aber wenn es um große Entscheidungen geht, die dann auch mehrere Dinge nach sich ziehen, dann ist's nicht immer so einfach bzw. kommt auch immer darauf an um was es geht.

...and if you choose not to decide, you still have made a choice (Rush)

Ich war viele Jahre der perfekte Alles-Vor-Mir-Her-Schieber, privat, beruflich, in Kleinigkeiten aber dann:

...I wasted my time, till time wasted me (Savatage)

bin ich mitten im Leben aufgewacht und gehe seither Dinge proaktiv an, auch nicht immer mit Erfolg

...und wenn es auch mal Tränen gibt (Guildo Horn)

aber am Ende ist es für mich und auch für meine Umgebung der bessere Weg.
Als plötzlich die 50 kam und ging wurde mir bewusst, nicht mehr unendlich viel Zeit zu haben, da war plötzlich weniger 'später' als 'früher', das hat mich irgendwie sehr motiviert.

Das Nichtentscheiden lernt man ja auch im Leben und man kann es auch wieder ablegen.

@Interesse_01

und habt ihr euch inzwischen entschieden?

haus mit garten würde ich immer nehmen, wenn ich die chance hätte. aber natürlich hängt da eine menge mit dran.

ich kenne das auch von der wohnungssuche, wenn ich doch mal eine geeignete wohnung entdecke. leider gibt es immer irgendeinen haken. sodass ich stets überlege, ob sich all der aufwand am ende lohnen würde. man weiß ja doch nie, wo man dann landet. hier ist es ätzend, aber ich weiß hier immerhin woran ich bin...

sacredheart schrieb am 12.07.2022:Ich war viele Jahre der perfekte Alles-Vor-Mir-Her-Schieber, privat, beruflich, in Kleinigkeiten aber dann:

Ich würde mich spontan auch eher zu dieser Sorte zählen, aber nicht bei Kleinigkeiten.

fluff schrieb:und habt ihr euch inzwischen entschieden?

Ja die Entscheidung ist gefallen. Wir bleiben wo wir sind. Es gab dann doch zuviele Punkte die uns nicht gefallen haben. Garten ist eben auch nicht alles.

Bundeskanzleri schrieb am 10.07.2022:bei mir gar nicht so. Ich habe den Eindruck, dass ich mich immer (naja fast immer) "richtig" entschieden hatte, in dem Sinne, dass es eine gute Entscheidung war.

Wenn ich etwas falsch mache, mache ich es schnell falsch, damit ich mehr Zeit habe, noch andere Dinge falsch zu machen. :D

Ernsthaft, ich hab damit in der Regel keine großen Probleme.
Einfach ins kalte Wasser springen.
Wird man schon sehen, was bei raus kommt und ich hab auch meist einen Plan A, B und C mit dem ich auch gut leben kann.

Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich sehr flexibel in meiner Lebensführung bin - hab dementsprechend auch schon viel durch.

mir fallen die meisten Entscheidungen sehr schwer, was für einige banal klingt, dass habe ich in Gesprächen mit anderen erfahren, ist für mich eine große Sache, mir wurde von anderen gesagt ich denke zu viel, was wäre wenn auch komplett seltsame Sachen, die für andere komplett unverständlich sind, durch meine psychischen Erkrankungen, da kalkuliere ich manchmal beim Rausgehen aus der Wohnung eine Alieninvasion mit ein und nehme dementsprechend auch Waffen mit raus, z.b. Schlagstock oder Messer. Jetzt wo ich darüber nachdenke finde ich das absurd aber das wechselt bei mir immer, es gibt Momente, da denke ich so als wäre es so.
Ich bin medikamentös eigentlich gut eingestellt aber auch erwerbsunfähig, da sich so natürlich schwer leben lässt.
Auch beeinflussen mich vorangegangene Erlebnisse stark, die mich z.b. als Kind traumatisiert haben, z.b. sexueller Missbrauch als ich noch sehr klein war 6 oder 7, ich habe das bis heute nicht verwunden also bei Entscheidungen ob ich z.b. einen Mann im Supermarkt anspreche um zu fragen, wo z.b. das Obst oder Gemüse ist, überprüfe ich, ob es nicht der Mann von damals war, ich kann das auch nicht abschalten ich denke eben so das belastet mich auch sehr.
Das Thema sind ja generelle Entscheidungen, da bin ich ja sehr eingeschränkt, weil der psychische "Packen" den ich überall mit mir rumschleppe so gewaltig ist, besondern zwischenmenschliche Entscheidungen sind teilweise unmöglich, weil ich mir über z.b. eine angesprochene Frau in meinem Alter wieder Dinge zusammenreime. Ich hatte noch nie eine längere Beziehung aber einmal im krankenhaus war es sehr schön da habe ich eine kennen gelernt aber das wurde dann unterbunden durch ihren Betreuer.
Ich habe damals das erste mal gemerkt, je länger ich mit dieser Person zusammen bin umso mehr verschwinden die Wahnegdanken, ich hatte damals das Gefühl dass ich der Realität das erste mal Näher komme auch durch viele Gespräche.
Als psychisch kranker ist es halt anders, das können sich gesunde ja nie oder nur selten vorstellen, weil es eben für den anderen absurd und so unvorstellbar ist.

sacredheart schrieb am 12.07.2022:...and if you choose not to decide, you still have made a choice (Rush)

Ich war viele Jahre der perfekte Alles-Vor-Mir-Her-Schieber, privat, beruflich, in Kleinigkeiten aber dann:

...I wasted my time, till time wasted me (Savatage)

bin ich mitten im Leben aufgewacht und gehe seither Dinge proaktiv an, auch nicht immer mit Erfolg

...und wenn es auch mal Tränen gibt (Guildo Horn)

aber am Ende ist es für mich und auch für meine Umgebung der bessere Weg.
Als plötzlich die 50 kam und ging wurde mir bewusst, nicht mehr unendlich viel Zeit zu haben, da war plötzlich weniger 'später' als 'früher', das hat mich irgendwie sehr motiviert.

Das Nichtentscheiden lernt man ja auch im Leben und man kann es auch wieder ablegen.

Mir ging es ähnlich, zumindest privat. Im Beruflichen war ich mir aber auch immer so meiner Dinge bewusst das ich immer selbst entschieden habe, auch gegen Anweisungen von Vorgesetzten, was mich wiederum recht schnell auf eine Ebene gebracht hat, wo ich dann deren Vorgesetzter war. Im Job ist es eben wichtig das man begründen kann, wieso man etwas entschieden hat, selbst wenn man mal die Lage falsch eingeschätzt hat.

Aber damals privat? Zu viel Energie, lass mal liegen.

Aber obwohl ich noch meilenweit von der 50 entfernt bin - also mindestens noch zweieinhalb Jahre - hat sich das auch auf mein Privatleben umgesetzt. Ich entscheide alles nach kurzem, genauen Nachdenken recht schnell.

Aber Gartenarbeit oder Hausputz? Zu viel Energie, lass mal liegen. Zum Glück kann man sowas mittlerweile easy outsourcen :)

Rainlove schrieb:mir fallen die meisten Entscheidungen sehr schwer, was für einige banal klingt, dass habe ich in Gesprächen mit anderen erfahren, ist für mich eine große Sache, mir wurde von anderen gesagt ich denke zu viel, was wäre wenn auch komplett seltsame Sachen, die für andere komplett unverständlich sind,

das klingt teilweise nach mir. vielleicht hats wirklich mit der psyche zu tun.

je mehr an alternativen oder optionen, desto schwieriger ist es. bei zwei optionen werfe ich oft eine münze (macht das sonst noch wer?). bin am ende trotzdem häufig unzufrieden.

Münzwurf ist ne alternative aber da würde ich die ganze Zeit denken, dass ich keine Kontrolle mehr über die Situation habe. Vielleicht hat das auch was mit erlebten Situationen zu tun,dass man schlechte Situationen erlebt hat und diese nicht wieder erleben will, deshalb alles mögliche in Frage stellt, du sagtest vorhin dass du auch manchmal Zweifel hast
@fluff
hast du auch in der Vergangenheit einige Traumata erlebt?

@Rainlove

traumata nicht unbedingt. aber viele falsche entscheidungen, deren konsequenzen ich heute noch mit mir herum trage.

früher war ich eher impulsiv und spontan, habe unbedacht dinge einfach gemacht. heute denke ich zu viel nach, wäge zu viel ab.

ein gesundes mittelmaß wär nicht schlecht.