Autisten in der Arbeitswelt

Menschen mit Autismus verfügen oft über sehr zwiespältige Eigenschaften.
Dabei gibt es selbstverständlich zahlreiche Formen und Ausdrucksweisen von Autismus, es kann auch bei milden Formen möglich sein, ein sehr normales Leben zu führen.


Einerseits kann es sein, dass sie aggressiv werden, falls in ihrer Wohnung nur ein Teil nicht dort steht, wo es für sie stehen muss.
Einerseits kann es sie extrem stressen, bestimmte Zeitpläne einhalten zu müssen.
Oder sie sind nicht in der Lage, empathisch zu handeln und antworten beispielsweise wahrheitsgemäß, wenn ihnen ein Essen nicht schmeckt, dies würde scheiße schmecken, wo "normale" Menschen aus Höflichkeit eher sagen würden, das Essen sei ganz okay.

Andererseits können Autisten in einzelnen Bereichen außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen.
Beispielsweise können sie schnell und unproblematisch die Codes von Computerprogrammen durchforsten und Fehler erkennen, was für gewöhnliche Leute eine große Anstrengung und einen großen Aufwand bedeuten würde.

Oder sie sind in der Lage, hervorragende Designarbeiten zu kreiern.


Menschen mit stärkeren Formen von Autismus haben oft Schwierigkeiten, Arbeit und Zugang zur Gemeinschaft zu finden, da sie etwa mit standardmäßigen Anforderungen der Arbeitswelt nur schlecht klarkommen und sich nicht so einfach in soziale Umgangsformen finden können.

Manche Unternehmen haben jedoch die Vorteile dieser Menschen erkannt, entweder bieten sie ihnen direkt Jobs an oder eine Argentur vermittelt Autisten entsprechend ihrer besonderen Fähigkeiten.

Eine solche Firma, die in Deutschland arbeitet, ist http://auticon.de/de/ (Archiv-Version vom 02.09.2014)

Wie seht ihr dies? Ist das eine Chance für Autisten, mehr an der Gesellschaft teilzunehmen, mehr Zugang zu ihr zu finden und vielleicht auch Kontakte zu entwickeln?
Oder handelt es sich eher um eine Form von Ausnutzung?

Und würdet ihr mit autistischen Kollegen zusammenarbeiten oder tut dies bereits? Was sind eure Erfahrungen?

Kc schrieb:Oder sie sind nicht in der Lage, empathisch zu handeln und antworten beispielsweise wahrheitsgemäß, wenn ihnen ein Essen nicht schmeckt, dies würde scheiße schmecken, wo "normale" Menschen aus Höflichkeit eher sagen würden, das Essen sei ganz okay.

An manche stellen kann man auch von asperger syndrom sprechen.

Als Selbstbetroffene kann ich dazu nur sagen, es ist durchaus möglich, auch wenn der Zugang schwieriger als bei sogenannten "Normalos" ist.

Dazu kommt noch dazu, dass jeder Autist anders ist (Es gibt die Bezeichung Autismus-Spektrum). Manche sind tatsächlich lebenslang auf fremde Hilfe angewiesen, andere wiederrum führen ein recht selbstständiges Leben, um es mal oberflächlich auszudrücken.

Meie Mutter arbeitet mit einem Autisten zusammen. Dieser kann wohl einfache Abläufe, die nach einem immer wiederkehrenden Muster aufgebaut sind, selbstständig erledigen und wenn mal etwas anders sein sollte, erklärt man das einfach und gut ist.
(Die Arbeitsstelle ist übrigens eine Bibliothek, das ist ja auch wieder etwas anderes als z. B. Fließbandarbeit.)

Ich habe mit Autisten zusammen gearbeitet und auch in einem betreuten WG. Es waren tolle und liebe Menschen und ich habe mich super verstanden mit den Menschen, da war sogar manch Pädagoge nicht so nah an dem Menschen wie ike es war.

Habe einen autistischen Verwandten, der Akademiker ist. 1944 geboren und als Kind schon schwierig und Einzelgänger. Aber damals hatten die Bezeichnungen Autist und Asberger noch nicht die Bedeutung wie heute. Gut so, spekuliere, ob die Diagnose seinen beruflichen Werdegang nicht behindert hätte. Das er Autistiker ist, haben wir durch sein Verhalten und die Kriterien dazu erfahren, was letztendlich allerdings auch lediglich Spekulation ist, da er sich nie darauf hat untersuchen lassen.

Ich bezweifele manchmal, ob diverse Diagnosen den betroffenen "Kinder" nicht doch mehr schaden, als helfen.
Damit möchte ich sehr schwere Fälle ausschließen, allerdings leichtere Fälle die A-Karte haben könnten, um in die Arbeitswelt intigriert zu werden. @Kc

ist es nicht vollkommen unreleveant ob ein mensch das asperger syndrom hat? diese menschen führen keine kriminalität aus, sondern bereichern mit wissen.
ich stimme agathechristo zu.. solange man das asperger syndrom hat.. schadet man niemanden..
es ist sowieso fraglich was alles als abweichung gilt.. dann wäre fast jeder mensch "krank".

@tageslicht
Zitat von dir. Es ist sowieso fraglich was alles als abweichung gilt.. dann wäre fast jeder mensch "krank".

Man findet in der Tat für jeden, der nicht der Norm entspricht, eine Bezeichnung.

@tageslicht

Hat ja auch keiner gesat, dass Autisten jemandem schaden oder ein Verbrechen begehen ;)

Wie kommst du darauf?

Meistens schaffen es Asperger erst viel später in die Arbeitswelt. Mit ~30 Jahren ist das recht typisch. Das liegt daran, dass man erstmal viele Jahre braucht, um sich der Umwelt überhaupt anzupassen und die Menschen zu verstehen, normal handeln zu können etc. Zumal Autisten meist nur für bestimmte Berufe zu gebrauchen sind und meist nur solche, die wenig soziale Kontakte und sozialen Umgang erfordern. Neben einfacheren Berufen wie Dinge im Lager zu sortieren und Ähnliches sind oft Berufe im wissenschaftlichen Bereich passend, generell einige die ein Studium erfordern, was auch wieder ein Problem ist, weil die meisten Asperger das Abitur nicht machen schätze ich. Autisten werden in Schulen recht häufig gemobbt oder kommen selber nicht mit den Mitschülern und der Art des Unterrichts klar und Abi nachmachen kostet meistens Geld was nicht alle Leute haben.

Wenn ein Asperger jetzt aber einen Beruf gefunden hat, denke ich schon, dass die meisten von ihnen gute oder überdurchschnittlich gute Arbeit leisten. Vor allem weil man als Autist meist ein paar Gebiete hat mit denen man sich recht fanatisch beschäftigt, die haben dann den Beruf auch als Hobby falls sie etwas finden.

Scheint eine gute Idee zu sein, diese Firma.
Schade, dass sie sich hauptsächlich nur auf IT-Bereiche zu beschränken scheint.
Kennt Jmd. noch weitere solcher Organisationen?

@Kc

Kc schrieb:Menschen mit Autismus verfügen oft über sehr zwiespältige Eigenschaften.

Daraus besteht die ganze Welt.

Lese hier, diese viele meinungen.
Zwiespalt begleitet uns öfters am Tag.
Sei es bei ein streit. Wäre irgendwie traurig wenn dies nicht so wäre. Es ist auch oft ein reflektieren und wissen es gibt meist zwei seiten.

Ehrlichkeit wirkt befremdlcih. Würde hier jemand schreiben mit asperger syndrom ist die möglichkeit eine sperre fast gewiss ;-)

@Interalia
SAP stellt gezielt Autisten ein, aber leider auch nur im IT-Bereich. Ansonsten gibt es noch Organisationen, die generell bei der Arbeitssuche unterstützen oder bei einem bestehenden Arbeitsverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vermitteln, wenn es Probleme gibt. Eine davon ist autWorker.
Ich finde es auch sehr schade, dass sich so sehr auf den IT-Bereich fixiert wird. Aber es ist immerhin ein Anfang.

Die Gesellschaft/ Das System sollte so konstruiert sein, dass jeder Mensch, egal ob Einschränkung oder nicht, einen Platz findet & das Gefühl bekommt, gebraucht zu werden.
Es ist meiner Meinung nach völlig inakzeptabel, dass man wegen seines Äußeren bzw. seiner Einschränkungen, in irgendeiner Art & Weise ausgegrenzt wird. :ok:

Kc schrieb:Wie seht ihr dies? Ist das eine Chance für Autisten, mehr an der Gesellschaft teilzunehmen, mehr Zugang zu ihr zu finden und vielleicht auch Kontakte zu entwickeln?
Oder handelt es sich eher um eine Form von Ausnutzung?

Und würdet ihr mit autistischen Kollegen zusammenarbeiten oder tut dies bereits? Was sind eure Erfahrungen?

Es ist eine Chance, ganz klar. Sie dürfen ihr Können in die Arbeitswelt einbringen & sind somit ein Teil von all dem. Sie werden gebraucht, da sie etwas gut können & teils fanatisch verfolgen/ausüben, sprich "professionelle Leistung auf den jeweiligen Fachgebieten".
Da werden diverse Arbeitgeber natürlich hellhörig & zeigen Interesse, verständlich.
Von "Ausnutzung" würde ich nicht umbedingt sprechen, solange es mit Integrationsarbeit & Aufklärung verbunden ist.

Wenn ich jemanden vor die Nase gesetzt bekomme, der in irgendeiner Art & Weise eingeschränkt ist, von dessen Eigenschaften/Verhalten ich aber null Ahnung habe, dann würde es mir sicherlich schwer fallen, zumal ich die Situationen nicht einschätzen könnte & demnach sehr unbeholfen an die Sache rangehen würde. :ok: Stichwort Aufklärung.

Wenn man allerdings weiß was auf einen zukommt, dann kann man sich darauf einstellen & wie man so schön sagt, das Beste daraus machen :ok: Grundsätzlich würde nichts dagegen sprechen seinen Arbeitsplatz mit jemanden zu teilen, der ein wenig anders ist.
Es kann lehrreich/informativ sein & dazu beitragen seine sozialen Kompetenzen zu steigern bzw. zu verbessern, für Beide.

Sixtus66 schrieb:Autisten werden in Schulen recht häufig gemobbt

Stimmt, aber dann frage ich mich wieder, warum klärt man dann Schüler nicht darüber auf? Hatten bei uns an der Schule mal so einen Fall, ist schon einige Jahre her, und da hat scheinbar niemand was gesagt. Das finde ich mal wirklich eine Unverschämtheit, den Betreffenden fällt es doch auch so schon nicht immer leicht, sich zurecht zu finden, und solche Dinge erschweren das ja noch.

41026061 schrieb:Stichwort Aufklärung.

Wird scheinbar vernachlässigt, kann ich nicht beurteilen ob nur in Schulen oder auch anderswo.

Ich denke, wenn man sich ein wenig mit den Leuten beschäftigt, beobachtet was ihnen leicht fällt oder ihnen gut tut, dann kann man auch mit ihnen zusammmenarbeiten. Viele Menschen gehen, glaube ich, da ein bisschen mit Berührungsängsten an die Sache heran.

finde nicht, dass man es unbedingt als Einschränkung bezeichnen sollte.....andersdenkend vielleicht.

Das ich irgendwie anders ticke ist mir schon lange bewußt.....am Anfang hat es mich auch gestört, dass mir der Kontakt zu anderen so schwer fällt und das es mir alleine besser geht als in einer Gruppe. Mittlerweile geniesse ich diese Art....auch wenn sie nach aussen hin etwas befremdlich betrachtet wird.
Bei meiner Arbeit im Bereich der mechanischen Instandhaltung komme ich sehr gut klar. Meine Kollegen haben sich aber erst dran gewöhnen müssen...sie schätzen mich sehr.

Luminita schrieb:Wird scheinbar vernachlässigt, kann ich nicht beurteilen ob nur in Schulen oder auch anderswo.

Ich denke, wenn man sich ein wenig mit den Leuten beschäftigt, beobachtet was ihnen leicht fällt oder ihnen gut tut, dann kann man auch mit ihnen zusammmenarbeiten. Viele Menschen gehen, glaube ich, da ein bisschen mit Berührungsängsten an die Sache heran.

Ich bin mit diesen Themen noch nicht in Berührung gekommen, ob Schule, ob Arbeitswelt. Ich bin zwar noch recht jung, dennoch ist mir Aufklärungsarbeit, was speziell dieses Thema betrifft, noch nicht begegnet. Sicherlich wird es betrieben, halt nur in Maßen & auch nur dort, wo es dringend von Nöten ist.

Genau, "Berührungsängste", sicherlich ein ausschlaggebendes Thema :ok:

@41026061_
@Luminita
Ein Problem dabei ist auch, dass gerade sehr viele Asperger Autisten, die mittlerweile die Schulzeit hinter sich haben, zu dem Zeitpunkt noch gar keine Diagnose hatten. Da gilt man dann in der Schule einfach nur als eigen oder etwas merkwürdig und findet erst später den Grund dafür heraus. Wie das aktuell ist, weiß ich nicht genau, aber es gibt mittlerweile zum Glück immer mehr Ärzte und Psychologen, die sich mit dem Thema Autismus befassen und auskennen.

@Kageru
Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht. Man hört ja immer wieder von Leuten, die von einem zum anderen rennen müssen, bis sie irgendeine Antwort bekommen ...

@Kageru

Durchaus. Man wird als schüchtern bezeichnet & hält sich irgendwie über Wasser, manchmal fällt es einem leichter, machmal hat man ziemlich damit zu kämpfen, dass man eben etwas anders ist.

Bei mir kam die Verdachtsdiagnose auch erst vor knapp 2 Jahren, sprich nach der regulären Schulzeit.
Mittlerweile besuche ich die Schule wieder & meke, dass es noch genauso schwer ist, wie damals, also das soziale miteinander unter Schülern.
Wenn man sich da nicht überwindet & mitzieht, bleibt man auf der Strecke.