„In den frühen Morgenstunden, die uns noch blieben, arbeiteten wir unsere Version der Shakespeare-Geschichte aus. Ich erzählte Liz, was ich den ganzen Tag über getan hatte, so dass sie ihre Alibigeschichte überzeugend erzählen konnte. Und dann beschrieb Elizabeth mir das Verbrechen, und ich versuchte mir vorzustellen, wie man mich dazu gebracht haben könnte, ihre Eltern umzubringen. Sie erzählte mir nicht, warum sie nach Lynchburg gefahren war und was tatsächlich in Loose Chippings passiert war. Und ich fragte sie nicht danach. So bizarr das heute klingen mag, ich wollte wirklich keine Details wissen. Das war nicht meine freie Entscheidung, glaube ich, sondern eher eine Art Intuition: Wenn ich anfing, Liz Fragen zu stellen, würde ich unweigerlich Dinge herausfinden, die zu widerwärtig, zu überwältigend wären. Der Horror war so riesengroß, dass es einfacher war, ihn zu ignorieren. Also konzentrierte ich mich auf etwas, womit ich umgehen konnte, nämlich auf die Konstruktion meiner Geschichte.
Natürlich ist mir klar, wie seltsam das klingt: Wie kann es sein, dass ich nicht wissen wollte, was passiert war? Für mich persönlich hat diese Frage eine besondere Schärfe, denn inzwischen, fast sechsundzwanzig Jahre nach jener Nacht, ist ein neuer Zeuge aufgetaucht und hat vor laufender Videokamera[…]“
Auszug aus: Jens Söring. „
Zweimal lebenslänglich / Wie ich seit drei Jahrzehnten für meine Freiheit kämpfe
.“ iBooks.
S.316
Man kann es ja glauben, lächerlich finden oder ablehnen. Was er als bizarr beschreibt, war wohl das Zusammenspiel aus ein "manipulatives Opfer" zu sein und gleichzeitig trotzdem als "aktiver Retter" voran gehen zu wollen....Ein Dominanzproplem in dieser Konstellation....Es ist wohl klar, dass eine EH mit X nicht aus sich heraus plaudert wie man mit X performt hat....
:)Wenigstens ist man kein Dummy wenn man es nicht glaubt....
:)Seps13 schrieb:Du musst aber vom Ist-Zustand ausgehen. Eine Zeitreise mit Beklagen und Jammern hilft nicht weiter, nicht mal für die ausschlaggebenden Mitleidspunkte, wie man sieht.
Klar das ist Sörings Schicksal, aber als eher überzeugter Zweifler erkenne ich Updikes und Gardners Ergüsse und das Jury-Urteil nicht an.
Mal sehen wie überzeugend eine Pardon-Ablehenung wäre.