@higan7 Wir reden hier über „ Beyond Reason“ ( Ken Englade)?? Nun einfach mal nachdenken. 1990? Der Prozess fällt zusammen mit der Herausgabe des Buches? 1990, ein anderes Jahrzehnt, es war die Zeit, wo TV Kameras manche Prozesse zu gemütlichen Familien TV Abenden machten. Wo manche Angeklagten die Filmrechte und Buchrechte schon vor dem Prozess verkauften um ihre Anwälte bezahlen zu können. Es war die Zeit, ( wohlgemerkt ohne Netflix ohne Internet, ohne Twitter usw) wo vor den Gerichten auf deutsch gesagt der Bär steppte, wenn zb weibliche Angeklagte wegen Kindstötung vor Gericht standen. Die Frauen wurden teilweise bereits symbolisch verurteilt vom draußen tobenden Mob.
Ich glaube, wir sprechen hier von Meinungsbildung und Vorverurteilung,noch während oder kurz vor einem Prozess. Das alles hat eben auch zb kommende Wiederaufnahme Prozesse zur Folge gehabt.
Ob aber nun ausgerechnet das Buch von Englade eine Art Einfluss hatte direkt auf das Urteil? Gab es denn Juroren die es im vorab gelesen haben? Hat der Richter es als Abendlektüre mit ins Bett genommen? Wäre das Urteil ohne das Buch anders ausgefallen? Das würde ich sehr stark bezweifeln. Die meisten Leser haben es tatsächlich erst viele Jahre nach dem Prozess gelesen. Man kann Rezensionen und Lesermeinungen dazu finden. Sehr kritischer, aber vorwiegend positive. Der allgemeine Tenor zum Buch aus heutiger Sicht: eine gute authentische Sammlung von Informationen zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Der Autor hatte Zugang zu vielen authentischen Dokumenten. mE nach hat der Autor nie mit Söring oder Elizabeth Haysom selbst gesprochen.
Ein paar Kritikpunkte am Buch gab es, aber nur Details wie zb Elizabeth wäre an der gleichen Schule wie Lady Di gewesen. Also kleine handwerkliche Fehler.
Aber um es auf deinen Einwand zurück zu bringen, ja, heute würde man es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr dulden, ein Buch parallel zum Fall wie heisse Semmeln zu verkaufen. Warscheinlich würde der Richter heute 2023 eine Info Sperre ( gag Order) verhängen. Tv Kameras raus aus dem Saal. Presse nur anwesend ohne Kamera. Täter sowie Opferangehörige geben keine laufenden Interviews während des Prozesses. Usw. Eine mediale oder publizistische Vorverurteilung kann niemals gut sein, im Sinne eines fairen Prozesses. Das schafft Probleme noch lange lange Jahre bei möglichen Berufungen usw.
Aber ob nun dieses Buch zur Verurteilung von Söring geführt hat? Das bezweifle ich aber sehr. Das Buch ist nur der Aufhänger zur Zeit, weil man wieder mal verzweifelt nach gründen sucht, warum der der ganze Prozess Unrechtsjustiz gewesen sein soll. An was sonst sollen sie sich Klammern? Beweise für Unschuld finden sie nicht mehr in Virginia, also krallt man sich an Strohhalme wie das „ böse Buch „ von 1990.
es sei ihnen gegönnt darauf hinzuweisen, dass es unethisch sein kann, ein Buch parallel zum Prozess herauszubringen.
Nur gebe ich zu bedenken, heute mag es so etwas nicht mehr geben, das wäre zurecht unethisch. Dafür gibt es andere Dinge die als vorverurteilend oder relativierend unethisch sind. Netflix Serien, die im Nachgang alles in Frage stellen, Täter auf einmal zu Opfern stilisieren, Debatten auslösen usw. Begleitbücher zu Netflix True Crime, die nur den Zweck haben, dem Autor etwas am Geldregen der Netflix Show partizipieren zu lassen. Also ein Buch zur Show. Weil ohne Show würde kein Mensch so ein Buch, zu einem längst abgeschlossenen Fall lesen. Win win, purer Commerz , und alles Show. Zum häufigen Nachteil der Opfer bzw Opferangehörigen.
Ich betone hier gerne nochmal: Englade ist mE nach verstorben, er kann also nichts mehr sagen zu den Vorwürfen. Nur seine Leser können das und deren Tenor ist allgemein, ein gutes Buch !!! After!!! the trial zu lesen.