stanmarsh schrieb:Für mich ist der Anzug in der Geschäftswelt eine Arbeitklamotte, wie der Blaumann auch.
Man trägt ihn nicht, um zu zeigen das man was besseres ist, sondern weil es auch vieles einfacher macht.
Es ist für alle einfacher zu definieren, dass in einer Bank Anzüge getragen werden. Klar würde ich auch einen gut und anstängig gekleideten Mitarbeiter akzeptieren, aber da fängt es ja schon an, was ist gut gekleidet.
Gehen Jeans noch? Wenn ja, nur dunkel oder auch gebleichte? Oder entfärbte wie wir sie als Kinder getragen haben? Oder zerrissene? Aber was ist, wenn man diese wieder mit Sicherheitsnadeln geflickt hat?
Die Grenzen sind fließend und sowohl der Mitarbeiter muss jeden Morgen entscheiden, ob das Outfit ok ist, der Chef muss schauen, ob die Leute noch ok rumlaufen und die Kunden müssen überlegen, ob ihnen das noch passt.
Da sind wir ja schon fast im Modehaus angekommen, dabei soll es doch um Bankgeschäfte gehen.
Theoretisch ist das völliger Unsinn, dass man im Finanzwesen einen Anzug wie einen Blaumann braucht, um seine Tätigkeit auszuüben oder sich Fragen stellen muss, welche Klamotte gerade noch passabel ist um ein Geschäft abzuwickeln.
Aber ich habe eine plausible Erklärung für dieses Phänomen. Dazu genügt es Vergleiche in der Tierwelt zu ziehen, wo bestimmte äußere Erkennungsmerkmale der Hierarchie und auch der Täuschung dienlich sind.
Der Finanzsektor ist im wesentlichen daran interessiert mit gut betuchten Alphatierchen Geschäfte abzuwickeln, die gewöhnlich ihr äußeres Erscheinungsbild in feine Hüllen schwingen. Es ist auch bei uns Menschen so, dass die obere Hierarchie sich selten mit der niederen abgibt und dies anhand optischen Gegebenheiten festmacht. Somit muss der durchschnittliche Bürger sich diesen Status mit seiner Federpracht vorgaukeln, damit er überhaupt einen Kontakt auf Augenhöhe herstellen kann.
Es sind lediglich primitive Instinkte und Mechanismen, die uns zu diesen Bräuchen geführt haben.