karliah schrieb:Das "Problem" das ich habe, ist, dass wir beide zwei verschiedene Ausgangspositionen haben. Ich bin weiblich, wurde also seit Kindesbeinen an dazu konditioniert nett und lieb und zurückhaltend zu sein. Das ist die Geschlechterrolle, in die ich gedrängt wurde (wie so gut wie jedes Mädchen).
Ich kann das schon verstehen. So komisch das jetzt klingen mag, aber ich kann das sogar auch wenn ich biologisch, männlich bin nachempfinden. Ich bin ein sehr empathischer Mensch, in diesem Falle gänzlich unabhängig vom Geschlecht.
karliah schrieb: Die feminine Geschlechterrolle ist selbstzerstörerisch. Das kannst du nicht nachvollziehen.
Unterstelle mir nicht das ich das nicht nachvollziehen könnte, sei nicht so überheblich in diesem Punkt, ich kann das sogar sehr gut nachvollziehen! Eine gewisse Zeit dachte ich von mir ja sogar selbst das ich TS bin und in dieser Zeit habe ich sehr stark erkannt was es eigentlich bedeutet Frau zu sein und wie die Gesellschaft, besonders das Patriarchat dieses Geschlecht degradiert hat. Das selbstzerstörerische ist meist auf psychischer Ebene kann sich aber auch nach außen richten. Aber ich sehe die Femininität nich grundsätzlich "selbstzerstörerisch", selbstzerstörerisch ist alles was sich gegen sich selbst und auch seine Mitmenschen richtet und sich irgendwann wieder gegen einen selbst richtet. Da sind auch viele Männer häufig Opfer ihrer selbst.
karliah schrieb:Für dich ist das eine Art Spielplatz, du nimmst dir von Femininität, was dir gefällt. Etwas Make Up hier, ein schönes Kleid da.
Es ist kein "Spielplatz" es ist das worin ich mich wohlfühle. Make Up nutze ich nicht (bis auf ab und zu lackierte Fingernägel). Aber Spielplatz ist auch das falsche Wort, es ist mehr ein Erkennen, in jedem Menschen gibt es eine Anima oder einen Animus.
Anima und AnimusNicht kapierend, dass es für viele Frauen ein ZWANG ist, sich dem zu unterwerfen. Denn Frauen, die das nicht tun, haben es nicht sonderlich leicht.
Wieder eine Unterstellung, das find ich nicht sonderlich sachlich, schade. Ich kapiere sehr wohl wie Frauen zu Oberflächlichkeiten gezwungen und gepusht werden, sei es im Orient die Verhüllung oder sei es im Westen die Freizügigkeit. Doch bedenke auch das es sehr viele Frauen gibt die sich tatsächlich auch wohlfühlen mit ihren femininen Eigenschaften, so haben es auch nicht alle Frauen schwer die das nicht so leben, die stärksten Frauen die ich kenne erfüllen keine Geschlechterklischees, viele sind sogar taffer als manch Kerl wobei es auch Männer gibt die sehr sensibel sind und ab da geht es schon in die Biochemie, nicht alles ist konditioniert und erzwungen! Die hormonelle Steuerung hat sehr großen Einfluss auf das Empfinden und Fühlen der Menschen. Es steht inzwischen außer Frage das Testosteron und Östrogen nicht nur Sexualhormone sind, sondern auch den Körper und seine Entwicklung (Geschlechtsmerkmale) aber auch Einfluss auf andere Hormone haben. Männer mit geringem Testosteronspiegel sind meist sensibler und auch durchaus femininer, Frauen mit einem hohen Testosteronspiegel sind meist taffe, stramme Personen.
Es ist nicht alles zwang. Sensibilität hat auch Einfluss auf Verhalten und sogar auf die Wahl ganz oberflächlicher Dinge. Leider muss man in der Hinsicht auch kausal denken, die Biochemie beeinflusst das Denken und Fühlen weit mehr als gesellschaftliche Normen. Frauen sind vielfältig wie auch Männer, keines der Geschlechter ist stärker oder schwächer, es gibt einfach starke wie schwache Frauen und Männer.
karliah schrieb:Männer/Jungen lernen aber von Anfang an, eher stark und dominant zu sein. Das hat für sie selbst nicht dieselben und nicht so gravierende negative Auswirkungen wie für Frauen/Mädchen.
Unterschätze das nicht! Der Druck ein starker Mann zu sein kann für sensible Männer ebenso zur Qual werden wie eine Frau die in eine bestimmte Rolle gedrängt wird! Nicht wenige Männer bringen sich aufgrund dieser Tatsache um. Relativiere das nicht, auch ich habe extreme Probleme als sensibler Empath mit femininen Zügen unter intoleranten Machos die Forderungen stellen. Die Selbstmordrate ist bei Männern weit höher als bei Frauen! Schau dir mal den Film "Full Metal Jacket" an dann wirst du verstehen was ich meine, es geht vielen so.
Wo ich dir aber recht gebe ist in bestimmten Kulturen (meist im Orient oder Afrika) ist die Realität so das Männer Frauen maßlos und eigennützig ausbeuten und unterdrücken. Diese Regionen sind tatsächlich absolut dieser Fall.
karliah schrieb:und weibliche Gewalt gegen uns selbst gerichtet (Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Selbstobjektifizierung, Hass gegen andere Frauen, etc).
Auch ich habe Essstörungen und einige Zeit unter SVV gelitten. Ich kenne auch einige männliche SVVler.
karliah schrieb:DAS ist Gender. Deshalb habe ich ein Problem damit, wenn Gender als etwas Spannendes Tolles gilt, wo man sich fröhlich was rauspicken kann. So sieht es nämlich meistens nicht aus. Und ja, deshalb werde ich auch meine Augen verdrehen, wenn ich sehe wie bärtige Männer feine niedliche Kleider tragen. Denn die Geschlechterrollen sind bei weitem nicht gleichberechtgt. Dinge wie Stöckelschuhe und Kleidung, die den Körper eher zeigt als verdeckt, macht eine Person angreifbar. Deshalb wird sie auch ausschließlich an Frauen vermarktet.
Das mit den "bärtigen" bezieht sich mit Sicherheit auf einen Fetisch wie Crossdressing, diese Menschen leben eine sexuelle Fantasie aus, zu diesen gehöre ich NICHT! Ich bin androgyn und mag einfach feminines, ich wurde nie in diese Richtung konditioniert, das Interesse entwickelte sich einfach schon von Kindheit an in mir, es war schon immer da, meine sensible Seite die Interesse an dieser Kleidung hatte. Ich finde einfach das diese Kleider nicht angreifbar machen sondern ein Ausdruck einer gewissen Ästhetik und Kunst sind. Stöckelschuhe trage ich nie und find ich auch viel zu unbequem, die betrachte ich tatsächlich als eine Art Einschränkung und dienen nur dazu den Hintern zu betonen und zu "heben". Aber wenn Menschen gern diese Schuhe tragen wollen, sei es ihr gutes Recht und ich kenne einige männliche Models die gern damit laufen. Das ist es ja eben was du scheinbar nicht verstehst, der Reiz kommt bei vielen auch aus eigenem Impuls und Interesse. Nicht alles in der Hinsicht ist Zwang oder Degradierung zu etwas bestimmten. Es ist das Gefühl das innere zu erleben und nach außen zu reflektieren. Es ist kein "Spielplatz" sondern eine Möglichkeit mit sich selbst in Einklang zu leben. So seh ich das jedenfalls.
karliah schrieb:Ich mache mir nur die Mühe, dass hier in meinem übermüdeten Zustand zu schreiben, weil auch Frauen mitlesen. Schade, dass die meisten Frauen ihre eigene Unterdrückung so gerne haben.
Die meisten Frauen die ich kenne leben sehr selbstbestimmt und ungebunden, viele von den Frauen die ich kenne haben mehr auf dem Kasten als du ihnen zutraust. In welcher Region lebst du denn? Also in Großstädten gibt es kaum noch "unterdrückte" Frauen. Viele der Frauen die ich kenne tragen die Kleidung die sie mögen, studieren, haben Jobs, sind emanzipiert, die Querköpfe mit ganz eigenen Vorstellungen. Also nein ich glaube ganz so düster ist es nicht wie du es da beschreibst, und feminines ist kein Zwang mehr. Ich betrachte das Ganze so:
Ich hoffe du verstehst mich da, im Grunde sind wir im Denken ganz ähnlich, doch in diesem Punkt gibt es eben doch noch mehr Vielfalt als du das vielleicht denkst.
Feminines und feinsinniges ist auch ein Gefühl, das kann von Mann zu Frau ganz unterschiedlich empfunden oder ausgelebt werden. Gleiches gilt auch für maskulines oder gar geschlechtsneutrales. Besonders die Transsexualität zeigt doch das nicht alles "konditioniert" ist, es sind eben Gefühle und Bedürfnisse die die Identität der Menschen bilden. Bei manchen mehr bei manchen weniger. Konformität schafft nur Monokulturen.
Glaub mir mich beschäftigt das Thema schon viele Jahre und es ist zum Teil von mir und meinem Denken und Empfinden geworden.