libertarian schrieb:Zum Neoliberalismus: Dieser Begriff ist total zum diskreditierenden Kampfbegriff verkommen. Er wird gar schon hier und da als Schimpfwort benutzt.
Was jedoch seine Gründe hat, denn die Denkschule dieser Sache mag vielleicht rationale und verständliche Positionen und Ideen haben, doch wie bei allen ideologischen Kopfgeburten des Menschen hapert es an der Umsetzung. Ich denke da ähnlich wie Noam Chomsky:
Der Linguist Noam Chomsky veröffentlichte 1998 Profit over People – Neoliberalism and Global Order. Er vertritt darin die Ansicht, der Neoliberalismus habe seit Ronald Reagan und Margaret Thatcher weltweite Hegemonie erlangt. Dies habe zur Privilegierung weniger Reicher auf Kosten der großen Mehrheit geführt. Große Konzerne und Kartelle beherrschten das politische Geschehen in den USA. Der freie Markt bringe somit nicht im geringsten eine Wettbewerbsordnung hervor. Durch den politischen Einfluss großer Unternehmen auf die US-amerikanischen Parteien werde dauerhaft die Demokratie untergraben. Die US-Regierungen hätten dazu durch Subventionen und Importzölle beigetragen. Ein typisches Beispiel der Unterstützung von Großkonzernen durch die Regierung sei die Welthandelsorganisation. Als Alternative sieht Chomsky einen libertären Sozialismus.
Auch noch zu beachten:
Einige Umweltschützer sehen die Form der globalisierten Wirtschaftsweise, die durch Deregulierung der Märkte, Privatisierung und eine Verringerung der Staatsqoute entstanden sei, als Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht und die natürliche Vielfalt unseres Planeten an. Die Aufhebung von Marktbegrenzungen würde außer Acht lassen, dass die biologischen Ressourcen beschränkt seien. Neoliberale Konzepte des Marktes, die private Renditeerwartungen in den Vordergrund stellten, würden einen Raubbau an der Biosphäre befördern und dem Gemeinwohl schaden, denn alles Geld, das scheinbar aus dem Nichts verdient werde, stamme aus irgendeiner Liquidation von sozialem, menschlichem oder natürlichem Kapital.
Wikipedia: Neoliberalismuslibertarian schrieb:Sondern es geht darum, die Effektivität verschiedener Modelle zu erproben, so dass am Ende das System herauskommt, welches sich als am besten geeignet zeigt, wirtschaftlichen Fortschritt zu erzielen.
Das ist ja das Problem die Wirtschaft sollte dem Menschen dienen und nicht umgekehrt, das ist der größte Fehler des Wirtschafts- Liberalismus überhaupt. Ich bin in dem Fall für ein Ende des Wachstumsparadigmas.
libertarian schrieb:Wusstest du denn, dass die soziale Marktwirtschaft Deutschlands, welche mithin das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit bestimmen sollte, auf dem Neoliberalismus fußt?
Das war auch eine Ruhigstellungspolitik, man wollte im Falle Deutschlands nicht den Fehler nach dem 1.WK wiederholen, denn Deutschland sollte sich stabilisieren so dass die Frustration sinkt und man offen für westliche Modelle wurde. Es war eine systemische Notwendigkeit. Dieses ganze Programm ist aber von einer möglichst konstanten Konjunkturpolitik abhängig, ohne diese und ohne Nachfrage aus anderen Ländern und ohne möglichst günstige Rohstoffimporte wäre das hier absolut unmöglich, mit anderen Worten Deutschland hat die Ausbeutung ins Ausland verlagert. Ähnlich wie es die USA gemacht haben, natürlich auch Frankreich und GB.
Soziale Marktwirtschaft ist schön und gut, für eine Weile sogar ein Garant für Stabilität, doch am Ende ist es Wohlstand auf Pump. Deutschland fürchtet sich vor einem Konkurrenten der gleiche Qualität zu günstigeren Preisen bieten kann. Ich stehe der sozialen Marktwirtschaft zwar recht offen gegenüber, doch hab ich meine Bedenken wenn man berücksichtigt an was diese gekoppelt ist und welche Abhängigkeiten da bestehen. Nicht alles was glänzt ist Gold
;)libertarian schrieb:Man kann solche Begriffe und Ideologien übrigens auch diskutieren, ohne gleich ein Anhänger besagter Ideologie bzw. Schule zu sein.
Das ist richtig, ich selbst bin eindeutig im Linken- Spektrum zu finden und bin auch in der Lage Kritik zu äußern, eine gewisse Kritikfähigkeit muss gegeben sein um einen Dialog führen zu können. Selbst wenn man aus gegensätzlichen Lagern kommt
;)libertarian schrieb:Ein differenzierterer und sachlicherer Blick ist hier gefragt.
Absolut richtig! Ich bin auch kein Feind des Neoliberalismus, nur erhebe ich Kritik an diesem Konzept, es mag durchaus auch positive Aspekte geben, doch man sollte den Menschen immer an seinen Taten messen und nicht seinen Gedanken oder Denkschulen. Ich zum Beispiel bin ein Anachosyndikalist, libertärer Sozialist und ein Bauchkommunist, doch ich bin absolut kein Freund des diktatorischen Sozialismus vergangener Systeme, ich orientiere mich mehr auf die Konzepte die Individualismus zulassen und offen für Kompromisse sind. Am wichtigsten ist mir aber auch eine Rationalität der Denkweisen und möglichst eine Freiheit von Ideologien die einen nur noch mehr einspannen. In dem Punkt ist mir ja eben die Kontinuität wichtig geworden, denn manche Konzepte sind einfach zu ungeduldig und schnelllebig.
libertarian schrieb:Zum Neokonservativismus: Auch diese Strömung ist zum Kampfbegriff mutiert und wird nur noch auf eine Außenpolitik reduziert, die Krieg schnell als Mittel zur Lösung ansieht. Dabei ging es den Vordenkern dieser Strömung erst mal gerade um die Innenpolitik. Und zwar werden hier nicht zuletzt genau die Fragen angeschnitten, die auch du hier anschneidest. Ich habe mich hier, als ich noch jünger war und mich frisch mit Politik beschäftigte, mal kurz dieser Strömung hingezogen gefühlt. Habe das aber baldig wieder sein gelassen und möchte damit auch nicht mehr viel zutun haben.
Was ich auch als vernünftig einschätze! Denn wenn man dieser Form des Konservativismus zugehörig ist, reiht man sich mit manchen Leuten ein die mir alles andere als sympathisch erscheinen.
Der Neokonservatismus gewann in der Person führender Politiker wie Paul Wolfowitz oder Richard Perle prägenden Einfluss auf die Grundzüge der amerikanischen Außenpolitik unter George W. Bush. Diese wegen ihrer Befürwortung militärischer Konfliktregulierung oftmals als "Falken" geltenden Politiker und Intellektuellen werden als "Architekten" eines interventionistischen Unilateralismus der USA gesehen. Vielfach wird auch ein "imperiales Projekt" dieser Kreise ausgemacht, das die US-amerikanische Hegemonie in der Welt sichern und internationale Organisationen als Garanten des Weltfriedens entweder ablösen oder - sozusagen unter US-amerikanischer "Schirmherrschaft" - umfassend transformieren will. Diese hegemoniale Vision gilt manchen aufgrund ihrer tiefgreifenden Implikationen als kaum durchsetzbar, zumal sie - historisch gesehen - in Anspruch und Ausmaß den bislang wohl weitreichendsten Entwurf einer "Neuen Weltordnung" (George H. W. Bush) darstellt.
Die deutsche Version dessen wird teilweise durch die CDU/CSU verkörpert und ist für mich die übelste Form von "Politik", aber sie ist noch immer sehr stark ausgeprägt.
Meine politische Grundorientierung ist da der Trotzkismus und vereint soziale wie liberale Komponenten und steht im krassen Gegensatz zum Konservativismus. Aber ich habe erkannt das der Anarchosyndikalismus die vielleicht menschlichste Form einer Gesellschaft prägen kann:
Das Hauptziel des Anarchosyndikalismus ist die revolutionäre Überwindung des Staates und der kapitalistischen Gesellschaft durch die unmittelbare Übernahme der Produktionsmittel in gewerkschaftlicher Selbstorganisation. Durch diesen Akt soll die klassen- und staatenlose Kollektivordnung entstehen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, ist der Anarchosyndikalismus bestrebt, die Arbeiterklasse in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen zu organisieren und so eine wirksame Gegenmacht zu Staat und Kapital zu bilden. Der Begriff Arbeiterklasse umfasst dabei nicht nur lohnabhängig Beschäftigte (Arbeiter und Angestellte), sondern auch andere gesellschaftliche Gruppen wie z. B. Arbeitslose, Hausfrauen bzw. -männer oder Schülerinnen und Schüler, also Gruppen, die direkt oder indirekt am gesamtgesellschaftlichen Produktionsprozess beteiligt sind.
Hauptaktionsfelder des Anarchosyndikalismus sind der Klassenkampf im Betrieb mit den Mitteln der direkten Aktion, möglichst breitenwirksame Agitation für seine Ziele und Aspekte der Kultur- und Jugendarbeit. Der Anarchosyndikalismus ist dabei stets bemüht, die Lebensbedingungen der Menschen konkret zu verbessern: Er fordert mehr Lohn, kürzere Arbeitszeiten, Gleichberechtigung und ein würdevolles Leben für alle Menschen. Sein endgültiges Ziel bleibt jedoch die soziale Revolution.
Wikipedia: AnarchosyndikalismusWikipedia: Kommunistischer AnarchismusIm Prinzip eine wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Genossenschaft, dieses Prinzip funktioniert schon und die Zapatistas in Mexiko leben nun schon einige Jahre nach diesem Lebensprinzip, so auch einige genossenschaftliche Betriebe in Europa. Im Prinzip ist es eine Freiheit ideologischer Extreme aber es ist radikal im Denken (jedenfalls aus Sicht der "Eliten").
;)libertarian schrieb:Es geht hier um Kontinuität und Werte sollen eine best mögliche Gesellschaft hervorbringen, utilitaristisch gedacht. Technologie und Fortschritt werden nicht per se abgelehnt und es werden keine wirklichen Dogmen aufgestellt. Das Interessante nun ist, dass viele Neokonservative früher Liberale waren, die aber gerade diese Selbstzerstörung glaubten erkannt zu haben, die dort darin bestehen sollte.
Darum bin ich dafür sich dann weder als konservativ, noch als neokonservativ zu bezeichnen, besonders wenn man auch eine liberale Offenheit hat wenn es um Themen wie Gleichberechtigung, Homosexualität, sozialen Fragen und Selbstbestimmung geht. Darum bin ich zu einem Freund der anarchosyndikalen Lebensweise geworden, liberal, weltoffen aber auch sozial, solidarisch und mit einer gewissen Beständigkeit und Kontinuität der Dinge, es ist eine angenehme Freiheit von extremen Ideologien, setzt aber auch eine gewisse Eigenverantwortung voraus.
Anarcho-Syndikalistische Landkommune
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Hui das war jetzt aber auch ein großer Ausflug in die Politik
:DAber immer interessant andere Denkweisen zu hören und zu lesen, zum Glück gibt es da immer eine gewisse Vielfalt.