Lizenz zum Faulsein?

Ich selbst bin zwar aufgrund psychischer Probleme "faul", aber ich finde es steht auch sonst jedem frei nichts zu tun und faul zu sein.

@sanatorium

sanatorium schrieb:aber ich finde es steht auch sonst jedem frei nichts zu tun und faul zu sein.

Nein, eben nicht.
Ein Staat funktioniert nur zufriedenstellend wenn jeder versucht sein Bestes zu geben.

@kleinundgrün

Wenn wir aber immer nur fertige Lösungen präsentieren, fertige Angebote in Masse, fördern wir dann nicht eher die Unselbstständigkeit statt der Eigenverantwortung?

Weil das doch dann irgendwo aussagt:,,Wenn ihr lange genug wartet, dann kommt doch wieder jemand und nimmt es euch ab, euch mehr um eure Kinder zu kümmern!"

Ich glaube, man sollte vielmehr anfangen, die Selbständigkeit stärker zu fördern und zu fordern!

Also:Vernünftige Hilfsangebote im Bereich Bildung etablieren und auffindbar machen, nicht verstecken - aber eben auch nicht bei jedem persönlich klingeln und ihm das erzählen.

Sondern erwarten und fordern, dass man sich selbst zu diesen Angeboten begibt.

Nach dem Motto:,,Hier ist die Tür. Durchgehen musst du selbst, du wirst nicht zur Tür gefahren und durchgeschoben."

Also ich denke nicht, dass es z.b. nur an bestimmten Studien liegt, dass jetzt diese Gesellschaftsgruppen meinen sie können den ganzen Tag faul sein. Ich würde sogar behaupten, dass diese Menschen sowas nie zu Gesicht bekommen, weil sie das nicht Lesen.

Es ist eher die Sozialisation. In welcher Umgebung ist man aufgewachsen und die Familiere Situation....
Wie sagt man so schön? Wie soll ihnen denn das "normale" Leben fehlen, wenn sies nicht anders kennen! Die können sich ja in diesem Zustand wohl fühlen... Zuerst in ner armen Familie aufwachsen, dann mit Freunden aus der gleichen Gruppe zusammen sein und womöglich auch noch die ein oder andere Straftat begehen... das ist ein Teufelskreislauf! Und die stecken da selbst drinnen!
Da haben wir keine Schuld daran!
Es gibt genauso gut Deutsche die "Asozial" genannt werden und deren Kinder werden auch wieder nur Arbeitslos... und bekommen früh Kinder usw.

Natürlich kann man aus diesen Teufelskreislauf hinausbrechen! Aber man muss den Willen dazu haben! Und den haben die meisten nicht. Denn wer Arbeit will, der bekommt auch Arbeit!
Dazu muss man manchmal auch nen größeren Umzug in kauf nehmen. Oder eben alles nehmen was man bekommt. Aber es gibt eben viele die sagen "Oh gott ich könnte niemals in der Pflege arbeiten" usw.

@Amsivarier
Es gibt genügend Leute die nichts tun, weil sie nicht wollen oder weil sie keinen Job finden, und trotzdem läuft dieser Staat zufriedenstellend. Also was will man mehr?^^

@Kc

Ein sehr gutes Mittel ist in meinen Augen die finanzielle Sperre bei Schulschwänzern.
Das Kindergeld o.ä. wird gesperrt wenn die nicht zur Schule gehen.

Meine Eltern haben Hauptschulabschluss und Realschulabschluss. Ich habe auch bis an die Hochschule geschafft, so wie viele andere auch. Ich bin jetzt nicht der Wunder Typ der sofort sieht mit welcher substitution das integral gelöst wird, aber ich habe jetzt eines Gelernt in meiner Erziehung. Immer am Ball bleiben und fleißig sein. Viele konnten es nicht verstehen wenn ich mal gesagt habe das ich zu Hause bleibe und lerne anstatt zu saufen.

Mit Fleiß und Ehrgeiz kann man sehr viel erreichen. Man muss nicht super intelligent sein. Klar ist es einfacher wenn man nichts dafür machen muss, aber so ist das nun mal im Leben.

Wenn die Eltern bei der Erziehung versagen, können die staatlichen Einrichtungen nicht mehr viel machen, da meiner Meinung nach das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Heide_witzka schrieb:Die eierlegende Wollmilchsau ist aber, zumindest für mich, her nicht in Sicht.

Die gibt es auch nicht. Es ist eine Blance zwischen zwei sich gegenüberstehenden Positionen.

Das Problem aus meiner Sicht ist, dass Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen mit einem einheitlichen System behandelt werden müssen.
D.h., Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern, empfinden eine Einmischung des staates als lästig oder unangebracht. Deren Kindern geht es auch ohne eine staatliche Einmischung gut. So dass diese keinen Nutzen sondern nur einen Nachteil im Falle einer staatlichen Einmischung haben.
Menschen, die eine Förderung ihres Nachwuchses nicht auf die Reihe bekommen oder es nicht wollen, mögen sich auch von einem staatlichen Eingriff bevormundet sehen, aber hier hat ein solcher Eingriff im Gegensatz zum vorherigen Fall objektive Vorteile, die die Nachteile überwiegen.

Das Problem besteht nun darin, dass man beide Fälle als Außenstehender kaum voneinander unterscheiden kann und daher auch kaum abgepasste Regelungen erlassen kann.

Kc schrieb:Wenn wir aber immer nur fertige Lösungen präsentieren, fertige Angebote in Masse, fördern wir dann nicht eher die Unselbstständigkeit statt der Eigenverantwortung?

Ja. Das ist die gefahr. Die Frage ist, ob der Nutzen überwiegt.

Kc schrieb:Nach dem Motto:,,Hier ist die Tür. Durchgehen musst du selbst, du wirst nicht zur Tür gefahren und durchgeschoben."

Wie gesagt, dann verlierst Du die Kinder aus Familien, denen das egal ist.

@Amsivarier

Ein sehr gutes Mittel ist in meinen Augen die finanzielle Sperre bei Schulschwänzern.
Das Kindergeld o.ä. wird gesperrt wenn die nicht zur Schule gehen.

Naja aber was macht man, wenn es nicht an den Eltern liegt sondern an dem Kind, dass die falschen Freunde hat?! Ich finde das Schwierig, denn man kann in einer noch so guten Gesellschaft aufwachsen, ausnahmen gibts immer wieder! Wenn ich so meine kleine Schwester anschaue... die hat sich in der Pupertät total verändert und ist das totale Gegenteil von uns! Sie ist total abgerutscht, Drogen, Arbeitslos... jetzt is sie wenigstens wieder zuhause und hat schonmal wieder nen 400 € Job... aber das lag damals alles an ihrem Freundeskreis und wir waren total machtlos!

@Lilly1636

Ich habe es so bemerkt das es fast immer von den Eltern vorgelebt wird das Arbeit und Bildung unnütz ist.
Der Staat hilft uns schon...

Lilly1636 schrieb:Naja aber was macht man, wenn es nicht an den Eltern liegt sondern an dem Kind, dass die falschen Freunde hat?

In einer intakten Familie dürfte die Meinung der Eltern zumindest gleichwertig zu der Freundesmeinung sein.
Eltern müssen Einfluss üben können.
Wenn nur die Freunde prägend sind, gibt es Probleme.

@Amsivarier
Meine Eltern z.B. waren immer fleißig, arbeiteten und brachten mir bei wie man in dieser Leistungsgesellschaft zu sein hat. Trotzdem fing ich irgendwann an nur selten zur Schule zu gehen, was u.a. an Antriebslosigkeit und massiven Schlafstörungen lag. Man wusste natürlich aber anfangs nichts davon und es hieß erstmal ich wäre ein Schulschwänzer... Jetzt stell dir mal vor meine Eltern wären dafür bestraft worden, obwohl es an meiner Psyche lag.
Ich bin da sicher kein Einzelfall, glaube sogar das bei den wenigsten überhaupt keine Gründe für sowas vorliegen.

@Amsivarier
Hmm... ja klar diese gibt es!

Bei uns wurde immer gesagt, schon wärend der Schulzeit! Man muss sich zusammenreißen sonst erreicht man im Leben nix!
Meine Mama kommt aus ner sehr schwierigen Kindheit. Der Vater Alkoholiker die Mutter Psychisch Krank und Tabletten abhängig. Meine Mama wurde mit 20 mit mir Schwanger, hat geheiratet - aber hatte nur Hauptschule und eine Hauswirtschaftliche Ausbildung. Sie ging putzen. Hatte mit 26 uns 3 Mädchen und hat sich Scheiden lassen! Jetzt war sie allein Erziehend, keine richtige Ausbildung und einen ExMann der kein Unterhalt zahlte!! Sie machte eine Ausbildung zur Altenpflegerin und hatte neben bei Sozialhilfe usw.
Sie hat alles gegeben und tut es heute noch, das wir alles haben, was wir brauchen! Meine Kleine Schwester, die so abgerutscht ist, hat das alles kaum mitbekommen. Sie war noch zu klein und erst als sie es richtig hätte realisieren können, ging es uns finanziell gut! Vllt. ist sie ja zu verwöhnt?!

Ich bin so stolz auf meine Mama!

@Lilly1636

Vielleicht werden die Studien nicht von Betroffenen gelesen, aber insgesamt dürften schon genügend Menschen in der Gesellschaft sie mitbekommen, gerade an den Schaltpositionen.

Und damit könnte der Eindruck entstehen, man müsse also Anforderungen runterschrauben und Förderungen immer höher. Zudem werden auch Menschen aus nicht materiell reichen Familien und Umfeldern genug davon mitbekommen, wenn Gesellschaft und Staat dazu neigen, zu sehr zu betonen, dass sie ja für ihre Lage nichts können und nur arme Spielbälle seien.


Ich denke ja, man sollte wieder mehr positive Aspekte des Forderns stärken.

Das beinhaltet die Vermittlung:,,Ja, stimmt, es ist mit unter anstrengend und nervig in der Schule oder der Ausbildung. Aber ich glaube an dich, ich helfe dir sinnvoll - aber deinen Arsch musst du selbst bewegen!"

Quasi ein positives Anspruchsdenken sollte aufkommen.

Leistungsforderungen müssen nicht nur negativ und drückend sein, sie können in der richtigen Weise auch motivierend und stärkend sein!

Und das Herunterschrauben von Leistungsforderungen, stattdessen das Pampern mit vermehrter Abnahme von Verantwortung, ist nicht an sich positiv, sondern kann, so meine These, auch zu Faulheit und Unselbstständigkeit führen.


@StUffz

Aha - und was ist deine Meinung dazu? Sollten diese Förderungen gehalten werden? Oder sollten sie aufhören und man in den sauren Apfel beissen, den Eltern vermitteln:,,Ihr müsst mehr selbst leisten für eure Kids!"?

Ich bin in einem intakten, vermögenden Umfeld aufgewachsen.
Schule war bis zur 8. Klasse hervorragend.

Dann kamen die falschen Freunde.
Wein, Weib und Gesang...

Ich wollte Archäologe werden, hatte sogar eine Mentorin.

Aber die Kumpels wurden KFZ-Schlosser, Schlosser usw.
Es wurden nur noch Witze gerissen über meinen Wunsch-Job.

Meine Eltern liessen es mir frei was ich werden will. So liess ich dann die Archäologie, lernte Betriebsschlosser und konnte mit meinen Kumpels ebenbürtig sein. Böser Fehler...

Es dauerte fast 8 Jahre bis ich wieder da war wo ich vorher sein wollte.
Ich machte mich selbständig, lernte viel und hatte mein Ziel wieder erreicht.

Amsivarier schrieb:Es dauerte fast 8 Jahre bis ich wieder da war wo ich vorher sein wollte.
Ich machte mich selbständig, lernte viel und hatte mein Ziel wieder erreicht.

Und nur ein paar Jahre "verloren". Eigentlich nicht so dramatisch. Du hast zusätzliche Erfahrung und Kompetenzen erworben und doch Dein Ziel erreicht.

btw: Arbeiteskinder müssen ja nicht immer auf der Hauptschule landen ;)
Ich wäre ja grundsätzlich für eine Reform des Schulsystems...

In Deutschland würde man sich nicht so sehr wie in den USA beschweren wenn der Staat irgentwo eingreifen will. Es wäre sehr gut, wenn der Staat Möglichkeiten hätte in der Erziehung einzugreifen.
Schlechte Erziehung sorgt nicht nur für ein falsche Weltbild, schlechten Charakter sonder schadet auch andern. Wenn also die Person die schlecht erzogen wurde in eine einflussreiche Postion kommt, leiden viele darunter. Es kommt dann zu bleibenden Schäden. Zerstörten Leben.

@kleinundgrün

Könnte es unter gewissen Umständen gerechtfertigt sein, dass man staatlicher- und gesellschaftlicherseits akzeptiert, man könne nicht ,,alle Kinder zu Akademikern" machen?

Ist es wertvoller, stattdessen das Gewicht zu mehr Eigenverantwortung in Verbindung mit sinnvollen Förderungen zu verschieben, um eine selbstständigere Gesellschaft zu schaffen?
Gerade vor dem Hintergrund, dass Deutschland ja als hauptsächliches Kapital Bildung hat, wir also eine ,,Bildungsgesellschaft" sein wollen und müssen?

Oder sollte uneingeschränkt die Devise ,,niemand wird zurückgelassen" gelten, auch, wenn das bedeutet, dass Unselbstständigkeit gefördert wird?


Das sind übrigens keine Suggestivfragen oder rhetorische Tricks, ich stelle die Fragen zur Anregung der Diskussion ^^

@Kc
Jetzt halte mich nicht für Egoistisch... aber ich bin Altenpflegerin... gehe sehr hart für mein Geld Arbeiten, ich bin der Meinung ich zahle schon mehr als genug an unseren Staat! Und jetzt sollen die noch mehr Fördermittel bereitstellen, damit die "Faulen" die gar nicht Arbeiten wollen, noch mehr Kohle in den Allerwertesten gesteckt bekommen?!
Ne ich glaube die sollten mal alles komplett überdenken!

Der Staat holt sich immer mehr "billige" Fachkräfte aus dem Ausland. Was ist die Folge?! Die ziehen ihre Familie mit hierher, die Kinder können kaum Deutsch etc. was dann passiert muss zwangsläufig nicht sein aber ist dann meistens der Fall! Sie fallen uns wieder zur last.

Dann haben wir Deutschen noch das Los gezogen, dass wir die Ausländern zwangsweise aufnehmen müssen sonst gelten wir wieder als "Nazis". Denn ich denke wir sollten auch mal "ausmisten"! Sollten die Bedingungen verschärfen. Ich finds ja z.b. sehr krass, dass wir gegen die radikalen Islamisten nix machen können... ok gut, es sind bestimmt auch welche mit Deutscher Staatsangehörigkeit dabei, aber die anderen sollte man viel leichter wieder zurückschicken können.

Und dann können wir auch wieder an unserer Gesellschaft arbeiten...

Aber grundlegend gehts unseren Sozialstaat viel zu gut...

@Amsivarier
Ich freu mich für dich, dass du die Kurve gekriegt hast ;)
Man sieht also, es kann einen auch zu gut gehen...

Letzte Woche habe ich von einer "Vermögenden" Angehörigen gehört, wie sie ner Kollegin erzählt hat, dass ihre Tochter ein Praktikum bei der Polizei machte... Sie erzählte, dass ihre Tochter sehr erstaunt, war wie lange es dauert, dass man viel Geld verdient. Bzw. wie lange es dauert, das man etwas mehr zusammen hat! Naja mich wunderts nicht, wenn die Eltern mit neuen BMW´s herumfahren und der Vater in seiner Freizeit, den Porsche aus der Garage holt. Aber jeden das seine...