@du_selbst Wem ein schöner Tod gegönnt ist? Ich kann leider nur aus meinem privaten Umfeld berichten. Mein Vater war Zeit seines Lebens sehr naturverbunden. Er sprach oft vom Tod, und dass er nicht älter als 70 Jahre werden wollte. (Das brachte mich als Kind immer zum Weinen.) Er starb mit 69 Jahren an einer Gehirnblutung. In vollem Bewusstsein. Er erlaubte meiner Mutter nicht, den Arzt zu rufen, sondern wollte die Kinder an seinem Bett haben. Staunend kniff er sich in die Gliedmassen, um zu überprüfen, wo er noch eine Reaktion verspürte. Es war ein Wechselbad der Gefühle, zwischen Neugierde, auf das, was danach kommen würde, und aus Trauer wegen dem Abschied von all dem, was ihm lieb und teuer war. Als er das Bewusstsein verlor, starb er kurz danach sehr friedlich.
Mein Mann starb überraschend an einem Herzinfarkt. Er lag im Bett, als ob er schliefe. Zu einer Zeit, wo ich schon auf der Arbeit war. So ersparte er mir die Entscheidung, nach einem Arzt zu rufen. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit indianischen Kulturen. Er war tief beeindruckt von der Aussage "heute ist ein schöner Tag, zu sterben". Er starb am ersten und schönsten Frühlingstag.
Schwer mit dem Sterben tat sich meine Schwiegermutter. Sie war überzeugte Kommunistin. Für sie endete das Leben mit dem Tod. Sie verbrachte die letzten Jahre in geistiger Umnachtung. Wo war ihr Geist in dieser Zeit? Vielleicht hatte sie ihn vorsichtshalber vorgeschickt, das Jenseits zu erkunden.
Mein Großvater starb an einer Lungenentzündung. Vor seinem Tod war er nicht mehr bei Bewusstsein. Es war, als ob er sein ganzes Leben im Todesschlaf noch einmal erlebt. Als Kind hatte er den Einmarsch der Bourbaki-Armee erlebt. Der schreckliche Zustand der ausgehungerten Soldaten wurde in seinen letzten Stunden wieder präsent, wie auch andere, einschneidende Erfahrungen.
Großmutter starb an einer Lungenembolie. Zuvor hatte sie im Garten gearbeitet. Sie setzte sich auf die Treppe und ihre letzten Worte waren: "Jetzt ist es genug".
Einen schweren Tod hatte ein Familienfreund von uns, der, relativ jung, an Krebs verstarb. Er konnte es einfach nicht fassen, dass die Ärzte nichts für ihn tun konnten, nachdem er sein Leben lang getan hatte, was sie ihm rieten.
Ich will damit sagen, dass man sich Zeit seines Lebens mit dem Tod beschäftigen sollte. Dann ist der Tod gnädig...