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Depressionen

1.964 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Depression, Depressionen, Traurig ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Depressionen

09.02.2020 um 07:34
@Nursii

Ich bin auch Depressionskrank - und war schon in Psychosomatischen Kliniken und bei mir war es genau so. Ich glaube der Unterschied liegt darin, daß man mit den Mitpatienten auf einem anderen Level des Verständnisses umgeht. Während der Zeit in der Klinik weiß man, daß die Menschen zumindest das Grundproblem verstehen, da sie ähnliche Probleme haben. Mit Freunden und Verwandten ist das Ganze ungleich schwerer, da diese selbst bei Interesse was in einem vorgeht, es niemals nachvollziehen können und es unheimlich Energieraubend ist, wenn man letztlich weiß, daß diese einen zwar versuchen zu supporten, aber es nicht verstehen und oft die Sensibilität an den falschen Punkten zeigen und an anderer, wichtigere Stelle die Sensibilität vermissen lassen.

Dazu kommt zumindest bei mir als Mann, das die Kumpels so gar nicht über Emotionalität reden wollen, während Du gerade eigentlich über nichts anderes reden könntest, da diese gerade voll im Vordergrund steht.


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Depressionen

09.02.2020 um 08:33
@cejar
Ja, das was du beschreibst, wurde mir auch immer wieder von den Therapeuten so erklärt. Wahrscheinlich ist das wohl auch so.
Ich weiß noch, wie verzweifelt ich unter Tränen gesagt habe, dass ich Angst davor habe, dass das so bleibt...

Es ist wirklich verrückt.. aber die Zeit in der Klinik war so wahnsinnig schön!
Ich hatte wirklich das Gefühl, dass mir das geholfen hatte! Allerdings nur für eine bestimmte Zeit..
Auch optisch sah man mir an, dass es das beste war, dass ich dort war. Ich sah bei Entlassung aus, als war ich im Urlaub. Echt verrückt.

Und ja! Ich kenn verstehen, dass du es als Mann nich einmal schwieriger hast... man schaut sich auch mal die Patienten in einer solchen Klinik an. Ich behaupte mal, mindestens 75% davon sind weiblich, weil sie leichter drüber sprechen können- bzw sich besser helfen lassen, als Männer!


Ich wünsche dir alles gute!


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Depressionen

09.02.2020 um 15:51
@Nursii

Das Schwierigste war erstmal zu akzeptieren, das ich Hilfe brauche.

Zwischen meiner ersten Diagnose der Depression und meinem ersten Klinikaufenthalt vergingen zwei Jahre, weil ich erstmal lieber zu anderen Ärzten getingelt bin um eventuell doch noch körperliche Ursachen zu finden.

Mein größter Fehler war die ambulante Therapie nach dem Klinikaufenthalt (10 Wochen stationär, 8 Wochen Tagesklinik) schnell wieder abzubrechen, ich kam mit dem Therapeuten an sich nicht klar - und dann hat er viel mit Projektionen gearbeitet, was natürlich zu Konflikten führt, aber er war es mir nicht wert, diese mit ihm aufzuarbeiten, das Konzept habe ich erst später geschnallt.

Ich habe danach fast 8 Jahre Citalopram genommen, habe diese dann in 2018 langsam ausgeschlichen, begleitet vom allgemeinen Arzt - und nach 3 bis 4 Monaten nahm ich erste Zeichen für das Aufflackern meiner Depression an und als ich dann im letzten Quartal 2019 einige Schicksalsschläge hatte (Krankheiten in der Familie) bin ich das erste mal seit 10 Jahren wieder richtig in der Depression drin und warte aktuell auf meinen Krankenhausplatz in der Tagesklinik - habe aber jetzt auch schon mit einer neuen Therapie angefangen, die dann während des Krankenhausaufenthaltes ruht.

Ich hoffe, alles wird wieder gut und ich wünsche Dir natürlich auch alles Gute!


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09.02.2020 um 16:31
@Nursii


Sorry für Doppelpost - zum Thema Männer und Therapie. Bei uns war das ziemlich ausgeglichen was die Zahl angeht, ich schätze daß Kliniken darauf achten, damit die Gruppendynamik auch irgendwie passt.

Was die Offenheit angeht ist es auch ganz verschieden, ich bin beispielsweise sehr offen gewesen nachdem ich für mich akzeptiert habe, das mir diese Maßnahmen helfen sollen, ich dachte mir, das das Ganze nur etwas bringt, wenn ich mich voll darauf einlasse. Manche Männer hatten damit mehr Schwierigkeiten, aber das gab es bei den Damen genauso.

Tatsächlich gab es aber das Problem, das die Männer meisst schnell zur Problemlösung kommen wollen, statt erstmal dem emotionalen Teil Platz zu geben. Sprich wenn jmd sein Herz ausschüttet in der Gruppentherapie kamen immer sofort Lösungsansätze anstatt Anteilnahme - da mussten die Therapeuten oft eingreifen, dass mussten einige von uns, auch ich, erstmal lernen, das es nicht immer darum geht, Probleme zu lösen, sondern einfach mal zuzuhören und Mitgefühl (nicht zu verwechseln mit Mitleid) und Verständnis zu zeigen.


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09.02.2020 um 20:37
Sport hilft bei Depressionen

tausend mal erlebt


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09.02.2020 um 21:45
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:Sport hilft bei Depressionen

tausend mal erlebt
Das würde mich mal interessieren, vor allem der zweite Teil.

Ja, Bewegung kann bei Depressionen gut tun um den Kopf frei zu bekommen - aber Sport heilt die Depressionen nicht und vor allem findet man in einer aktuellen Depressionsphase gar keine Energie für Sport - man kämpft schon damit den Alltag rudimentär zu schaffen.

Mich erinnert der erste Teil der Aussage immer an meinen 84-Jährigen Vater der immer meint in einem gesunden Körper lebt auch ein gesunder Geist - was natürlich komplett schwachsinnig ist.

Aber mich interessiert mal der zweite Teil der Aussage. Bist Du Therapeut oder wie kannst Du das schon 1000 mal erlebt haben?

Ich frage deshalb, weil oft Menschen das Wort depressiv als Synonym für traurig oder schlecht drauf nutzen, was leider dazu führt, daß viele Menschen nicht verstehen, daß eine Depression eine Krankheit und kein Gemütszustand ist.


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Depressionen

09.02.2020 um 21:49
Zitat von cejarcejar schrieb:in einem gesunden Körper lebt auch ein gesunder Geist
das ist auch so
Zitat von cejarcejar schrieb:Aber mich interessiert mal der zweite Teil der Aussage
nur in meinem umfeld ... bin kein therapeut ... tausend mal heisst in fakto 15 mal


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Depressionen

09.02.2020 um 21:52
Zitat von Dr.ManhattanDr.Manhattan schrieb:das ist auch so
Das ist leider überhaupt nicht so. Als bei mir die Depression das erste Mal kam war ich fit wie ein Turnschuh und habe noch aktiv geboxt.
Während der Aufenthalte in den Psychosomatischen Kliniken gab es genauso viele aktive Sportler wie Sportmuffel. Dazu wiederspricht Deine Aussage so ziemlich allem, was uns in diesen Kliniken beigebracht wurde und nicht zuletzt zeigt das Beispiel Robert Enke ja, daß diese Aussage nicht wahr ist, da widerlegt.


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09.02.2020 um 21:55
@cejar

hmmm seltsam

ich kann genau vom Gegenteil berichten … auch persönlich. mir hat die Bewegung und der kraftsport sehr viel Lebenskraft wieder gegeben.

zudem gibt's bei uns im tagestherapie Zentrum viele bewegungsangebote, um bei der Heilung zu unterstützen.


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09.02.2020 um 22:11
Zitat von cejarcejar schrieb:Sprich wenn jmd sein Herz ausschüttet in der Gruppentherapie kamen immer sofort Lösungsansätze anstatt Anteilnahme - da mussten die Therapeuten oft eingreifen, dass mussten einige von uns, auch ich, erstmal lernen, das es nicht immer darum geht, Probleme zu lösen, sondern einfach mal zuzuhören und Mitgefühl (nicht zu verwechseln mit Mitleid) und Verständnis zu zeigen.
Das ist aber laut meines Paps der iwann die Problemtiken zwischen Männern und Frauen versucht hat zu verstehen... meine Ma wollte sich oft einfach nur ausheulen und er kam mit Lösungen, sie war dann beleidigt weil er sie nicht verstand usw.
Ich rase auch erst in die Emotionale Schiene rein bis sich mein Kopf beruhigt und dann erst kann ich nach sinnvollen Lösungen suchen.
Oft will ich einfach nur meine Gedanken raus hauen um aus meinen Worten die darin bereits enthaltenen Lösung raus zu hören. Klingt blöd ist aber so.

Heute ging es wieder. Mein Männe kam hgestern Abend wieder und es tat in dem Moment unglaublich gut einfach in den Arm genommen zu werden. Einen Tag vorher wäre dieses unmöglich gegangen. Teils hängen diese depressiven Episoden mit meinem Zyklus zusammen, wenn ich das richtige beobachte eskaliert dies alle 3 Monate und dann liegen wieder 2 harmlose dazwischen.
Ich bin froh dass er aufgrund seiner Lebenserfahrung und Alters besser damit um gehen kann. Es tut ihm in dem Moment einfach leid dass er mir nicht helfen kann. Wenn mich diese Attacken packen dann hilft nichts als abtauchen, Kommunikation zu 99% einstampfen und aussitzen. Wenns akut ist, ist man wie ein Berserker mit einer Gedankenwelt die mir selber Angst macht, man denkt und empfindet Dinge die man nicht aussprechen oder verfassen darf.

In einer Paychiatrie war ich 2 mal... dort kriegen mich keine 10 Pferde mehr rein.

Inwiefern helfen sie euch?


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09.02.2020 um 22:11
@Dr.Manhattan

Also Sport ist ja auch nicht schlecht und therapiebegleitend auch wichtig - Sport ersetzt aber die Therapie an sich nicht.


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09.02.2020 um 22:12
@cejar

dem würd ich zustimmen


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09.02.2020 um 22:14
@3.14

Ich war nie in der Psychiatrie - ich war in der Psychosomatik, bei mir war das eher er so wie eine Klassenfahrt. Wenn ich gerade keine therapeutischen Termine hatte konnte ich auch jederzeit das Gelände verlassen, solange ich im neun oder zehn wieder da war.

Jetzt mache ich aber eh nur noch Tagesklinik, sprich morgens im 8 da auftauchen, nachmittags wieder nach Hause, da ich einen Hund habe - aber tatsächlich war die stationäre Geschichte eigentlich geiler, weil Du Dich nur auf Dich konzentrieren kannst und den Alltag komplett auablendest.


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09.02.2020 um 22:16
Quasi wie eine Kur? @cejar


Für mich fällt das flach. Tagesklinik will mich nicht, stationär macht keinen Sinn. Meine anderen Macken würde das nur verschlimmern.

Was wurde dort gemacht?


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09.02.2020 um 22:36
@3.14

Genau - bei uns war das so das wir innerhalb eines Klinikgeländes ein eigenes Gebäude hatten, was ein bisschen im Abseits lag, ganz idyllisch in einem Wäldchen. Morgens wurde zusammen gefrühstückt, dann hättest Du 3-4 mal fie Woche eine Art Gruppentherapie, aber das war keine Gesprächarunde, sondern Du hattest entweder Kunst-, Musik oder Bewegungstherapie (also wenn Du ankommst, wirst Du in eine der 3 Gruppen eingeteilt, in der blieb man in der Regel auch, ich hatte Kunst), dann 1-2 Einzelgespräche mit einem Therapeuten die Woche, dazwischen immer mal Massagen, Sport und Entspannunsübungen und freiwillige Dinge wie Feldenkreis etc. Und natürlich immer mal ein paar Freistunden. Mittags und Abends wurde auch wieder zusammen gegessen (insgesamt waren immer so im die 20 bis 30 Leute auf der Station). Abends hättest Du komplett frei. Oft saß man zusammen und hat Karten gespielt oder gequatscht oder wenn das Essen scheisse war ist man irgendwo was essen gegangen oder sowas. Nur Alkohol war komplett verboten. Und ab 10 oder 11 musste man auf sein Zimmer und da hat man dann gelesen oder ne DVD geschaut oder ist schlafen gegangen.


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10.02.2020 um 06:44
@cejar
Die Klinik hört sich sehr gut an. Willst du verraten um welche es sich handelt?
Spiele auch mit dem Gedanken in eine zu gehen, auch wenn es meinem berufs und finanz Leben wohl mächtig schaden würde.


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10.02.2020 um 07:48
@Beerus

Ich war in der psychosomatischen Abteilung der Klinik in Rissen, bei Hamburg.


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11.02.2020 um 23:36
@cejar
Klingt echt klasse. Sehr erholsam.
Leider lassen meine Umstände sowas nicht zu :( ich muss andere Wege finden um meinen Alltag erträglicher zu gestalten.


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Depressionen

12.02.2020 um 10:36
@3.14

Aussitzen mache ich auch nur noch als vorletztes Mittel.
Ich will in meinem Umfeld bleiben mit Telefon/Internet/TV/DVD/CDs helfen mir dabei.
Ich will im akuten Trip nicht in die Klinik, Medikamente bekomme ich ambulant und wenn gar nichts mehr geht, fühle ich mich besser Zuhause schlecht, kann schlafen, essen, aufstehen: wann ich das Bedürfnis danach habe.
Diese Freiheit ohne Druck von außen hilft mir sehr....Kontakte halte ich per Medien.
Persönliche Treffen vermeiden und kompletter Rückzug hilft mir, habe Rückhalt durch liebe und verständnisvolle
Menschen, die mich so gewähren lassen.

Gute Besserung und gute Zeit:hug:
Mumm/y


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12.02.2020 um 14:35
@3.14
@mumm

Tatsächlich ist zu Hause einigeln und hoffen das es besser wird an sich die schlechteste Option. Wenn ein stationärer Aufenthalt aufgrund der Lebenssituation nicht geht, kann man immer noch in eine Tagesklinik, sprich von morgens bis nachmittags oder zumindest eine ambulante Therapie (einmal die Woche) nutzen.

Ich persönlich halte einen stationären Aufenthalt oder ein paar Wochen Tagesklinik aus Erfahrung für sinnvoll, da dort erstmal die akute Lage in Angriff genommen wird mit anschließender ambulanten tiefenpsychologischer Therapie um den Problemen auf den Grund zu gehen, aber ich bin selbst nur Betroffenenr und kann nur aus meinen Erfahrungen sprechen, ich bin Jein Arzt und jeder Mensch ist anders.


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