Bömmi zitierte am 18.4. dies:
Armin Pfahl-Traughber, Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln, bestätigt: "Wenn ich in den Esoterikabteilungen der Buchhandlungen willkürlich ins Regal greife, erwische ich immer öfter ein Buch mit rechtsextremistischem Inhalt." Es ist bemerkenswert, daß diese Bücher nicht nur in den einschlägigen rechten Verlagen erscheinen. So brachte beispielsweise der Goldmann-Verlag das Buch "Schicksal als Chance. Das Urwissen zur Vollkommenheit" heraus. Der Esoterik-Bestsellerautor und Münchner Startherapeut Thorwald Dethlefsen schwadroniert darin im Stürmer-Stil: Der Mensch "hat sich zu bemühen, eine möglichst nützliche Zelle zu sein, so wie er es von seinen Körperzellen erwartet, damit er nicht zum Krebsgeschwür dieser Welt wird. Verläßt er dennoch die Ordnung mutwillig, um seine mißverstandene Freiheit auszukosten, so sollte er sich nicht wundern, wenn er eliminiert wird."
Was ist bei diesem letzten Zitat das Problem? Ist doch eine Tatsache, dass man als Einzelmensch, der gegen den Strom schwimmt und sich nicht in das bestehende System einfügt, keine Chance hat. Ganz egal, ob ich dabei das wirtschaftliche, das gesellschaftliche oder das natürliche biologische System betrachte, Menschen sind keine Einzelwesen und sie sind nicht von allem unabhängig. Man kann versuchen, sich unabhängig zu verhalten, aber dann passiert das, was Dethlefsen beschreibt, man bleibt auf der Strecke. Und stellt sich der Mensch gegen das System der Natur, so vernichtet er seinen Lebensraum, seine Lebensgrundlage.
Wenn aber alle zusammenarbeiten und das auch noch im Einklang mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur, können sie Berge versetzen.
Wir Europäer (damit meine ich auch die Amerikaner und Australier usw., abgesehen von den jeweiligen Ureinwohnern) haben unser Bewusstsein sehr stark in den Ich-Bereich verschoben, im Gegensatz zu Völkern wie den Chinesen, wo viel weniger Individuation stattgefunden hat und mehr im Wir gedacht wird.
Es muss wohl eine schwere Entwicklung gegen viele Widerstände gewesen sein, denn wir verteidigen unser Ich-Sein mit Zähnen und Klauen, und so kommt es wohl auch, dass obiges Zitat von Dethlefsen einem im ersten Moment so unangenehm aufstößt und so feindlich erscheint. Uns ist unsere Abhängigkeit eben unangenehm, aber sie ist unleugbar.
Und es ist nicht menschenfeindlich, sie zu benennen.
Und weiter:
In "Karma und Gnade", erschienen im Münchner Aquamarin-Verlag, vertritt Verlagsleiter Peter Michel die Überzeugung, daß Mongoloide nur ihr schlechtes Karma abtragen: Sie seien in einem früheren Leben zu selbstsüchtig gewesen.
Was mir an dieser Aussage einzig nicht gefällt, ist die Verurteilung, Stichwort "zu selbstsüchtig". Würde ich mir nicht anmaßen, sowas zu behaupten. Menschen mit Down-Syndrom sind sehr emotional und unglaublich liebesfähig, ich glaube, die können mitunter viel glücklicher sein als Menschen, die von dieser Anomalie nicht betroffen sind, und verschenken ihre Liebe auch viel freigiebiger.
Ansonsten: wenn ich Esoterik einfach mal außen vorlasse, dann ist Mongoloismus einfach nur die Trisomie 21, ein Fehler, ein Schaden des Chromosomensatzes.
*Ironie ein* Ja, ich find auch, dass das viel netter und den Menschen mehr würdigend klingt, als wenn ich sage, dass die Sache für das betroffene Individuum einen Sinn ergibt.
Nein, schon klar, wenn ich sage, es ist Karma, es wird in dieser Inkarnation was aus einem früheren Leben ausagiert und "beglichen", dann ist das menschenfeindlich,
und wenn ich sage, es ist eine Krankheit, ein Fehler, eine Behinderung, dann ist das in Ordnung und menschenfreundlich. *Ironie aus*
Sagt mal, merkt Ihr hier nix???
Wenn ich sage, eine solche Krankheit beruht auf Karma, dann sage ich damit aus, dass der betroffene Mensch gleichwertig mit mir ist, im Gegensatz zu seiner Definition als Behinderter, die ohne eine Erklärung wie Karma übrig bleibt.
Jeder Mensch agiert Karma aus, genau auf dieser Ebene sind wir alle gleich.
Neben klassischen Esoterikwerken über Astrologie und Tod verlegte Michel auch die rassistischen Texte von Gisela Weigl und Franz Wendel, die Dunkelhäutigkeit mit "geistiger Schwerfälligkeit" gleichsetzen.
Das ist schon ein dickes Ding. Zumal gerade aus deren Kultur hoch wirksamer Schamanismus und Voodoo stammt, und zumal man den Afrikanern wirklich nicht vorwerfen kann, in welch ärmlicher Situation sie sich befinden; schliesslich hatten sie funktionierende glückliche Kulturen, bevor die Europäer als Kolonialherren dort alles zerstörten.
In meinen Augen ist es ein Fehler von uns Europäern, den Intellekt so überzubewerten. Die Völker, die das nicht getan haben und viel naturverbundener und naturempfindsamer lebten, denen mangelte es an nichts und sie zerstörten, bis auf wenige Ausnahmen, ihre Umwelt nicht so, dass sie sie nicht mehr ernähren konnte. Nur wir ach so intelligenten Weissen sind so dämlich, an dem Ast zu sägen, auf dem wir sitzen.
Ich will damit übrigens nicht in dasselbe Horn tuten, dass wir intelligenter seien. Ich glaube, alle Völker haben dieselbe Intelligenzkapazität zwischen ihren Ohren, nur, wir halten sie für das Wichtigste, was wir haben, und vernachlässigen andere Bewusstseinsanteile. Das haben andere Völker nicht getan.
Und zu guter Letzt:
Dabei ist es nicht so, daß die Esoterikbranche von der rechtsextremen Szene unterwandert würde. Im Gegenteil: "Es ist die Esoterik selbst, von Anfang an und in ihrem Kernbestand, die sich mit Grundauffassungen des rechtsextremistischen Denkens deckt", sagt Holdger Platta, der als Wissenschaftsjournalist unter anderem für Psychologie Heute schreibt. Platta sieht bestürzende Übereinstimmungen zwischen rechtsextremistischen Ideologien und esoterischen Thesen. Da werde Sozialdarwinismus pur propagiert, das Leben als ewiger Kampf zwischen Starken und Schwachen dargestellt und der "Ausleseprozeß" bejaht.
Dieses Letzte ist mir in der Esoterik noch nie begegnet, würde mich mal interessieren, aus welcher "Schule" das stammt.
Alles in allem hab ich den Eindruck, einfach alles, was einem nicht gefällt, wird per Interpretation in die rechte Ecke gequetscht, und was nicht passt, wird passend gemacht. Ausserdem übernimmt keine Sau mehr die Verantwortung für die eigene Lesart und die eigene Interpretation, nein, so wie er es versteht, so muss es der Autor verdammt noch mal gemeint haben, damit man ihn als "rechts" verurteilen kann.