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06.05.2023 um 09:33Bernt Engelmann - Die Beamten
Sachbuch
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Blumfeld begreift es nicht, warum solche Menschen wie die Bedienerin auf der Welt gedeihen und sich fortpflanzen.Trivia: Die Hamburger Band Blumfeld nannte sich nach der Hauptfigur dieser Erzählung.
Narrenschiffer schrieb:eine rechtsdirektionale Objekt-Verb-Sprache ... Wegen der Rechtsdirketionalitätlechts und rinks ;)
Mein Schreiben handelte von Dir, ich klagte dort ja nur, was ich an Deiner Brust nicht klagen konnte.Dieser Brief gilt als Beispiels-Klassiker für Freuds Persönlichkeitstheorie: Über-Ich (Vater), Ich (Kafka im Leben), Es (die nicht verwirklichten Lebenswünsche Kafkas).
"Literatur befasst sich mit dem individuellen Fall." Der Einzelmensch stehe im Zentrum.Ach herrje, "Schuster bleib bei deinen Leisten".... nein Literatur befasst sich nicht nur mit Individuen, oft werden Charaktere auch als Typus gezeichnet.
Die Bewegung der Wachsamen, welche den Diskurs nun nicht mehr nur in den USA, nicht mehr nur in der Akademia bestimme, mit ihrem Ziel, Herrschaftsverhältnisse abzubauen, erkläre den Menschen nicht mehr als Individuum, sondern als Repräsentant. Sei es der Mann als potenzieller Vergewaltiger, sei es das Weißsein als grundsätzliche Priviligiertheit, sei es das Nicht-Weißsein als grundsätzliches Opfer-Sein. Der Einzelmensch werde als Typus gesehen, nicht als Individuum. Er kann seinem Typus nicht entfliehen. Nicht seinem Mann-Sein, nicht seiner Hautfarbe. Er werde auf Basis biologischen Seins beurteilt und verurteilt.O weh, man hofft, dass diese Fehldarstellung Absicht ist, wäre sonst für einen Philosophen ziemlich peinlich derart wenig verstanden zu haben, von einer aktuellen Bewegung.
Groucho schrieb:O weh, man hofft, dass diese Fehldarstellung Absicht istUrteile selbst anhand der wörtlichen Zitate.
In normalen Zeiten stehen uns zwei Mittel zur Verfügung, um zu verhindern, dass das Besondere im Allgemeinen untergeht: die Literatur und das Recht. Die Beachtung von Unterschieden und die Weigerung, pauschalisierend zu denken - charakteristisch sowohl für die juristische als auch für die literarische Betrachtung des menschlichen Lebens -, bewahren uns vor ideologischem Denken. In revolutionären Zeiten aber gehen Menschlichkeit und Scharfblick solcher Art in der Flut der mitleidlosen Anteilnahme unter, und weil die Erregung auch die Institutionen erfasst, beschließt man überstürzt Gesetze, die die Strafjustiz in den Dienst der Volksjustiz stellt. Die Erstere lässt zu, dass sie von Letzterer nicht mehr respektiert wird, sie lässt sich zwingen, ihr Gefolgschaft zu leisten. Um den Zorn des Volkes zu besänftigen, geht die Staatsanwaltschaft sogar so weit, ihre eigenen Regeln über den Haufen zu werfen, und leitet Ermittlungen zu verjährten Taten ein. Wie mir eine begeisterte Journalistin anvertraute: Wir erleben eine Kulturrevolution.Quelle: Alain Finkielkraut: Vom Ende der Literatur. Langen Müller Verlag 2023, Kap. Kulturrevolution
Das Weißsein ist keine Entscheidung, sondern Schicksal; es ist kein Glaube, dem man abschwören kann, kein Vorurteil, das sich im Licht der Aufklärung auflöst, es ist eine elementare Schuld, ein innerer Feind, den wir unermüdlich bekämpfen müssen, ohne darauf hoffen zu können, ihn je zu besiegen.Quelle: ebda. Kap. Die Zeit der Schlafwandler
Die Geburt bestimmt das Sein, das Individuum ist bloße Emanation der Gruppe, das Weißsein ist stärker als die Freiheit, es ist nicht möglich, dieses Erbe auszuschlagen, kurz, der Rassismus als Rasse - das also ist der große Theoriebeitrag des Konzepts vom weißen Privileg. Und man entgeht ihm nicht.
Wer ein Theaterstück oder einen Roman schreibt, schreibt nicht für die Sache der Minderheiten, nicht für die der Frauen, der Juden, der Arbeiter oder der Farbigen. Alles sehr ehrenwert, aber solche Dinge sind ihrem Wesen nach verallgemeinernd. Die Literatur befasst sich nur mit dem individuellen Fall.Quelle: ebda. Kap. Philip Roth: Das rechte Wort