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24.04.2023 um 19:11Aus dem Nebel des Krieges
Dieser im Frühjahr dieses Jahres erschienene Sammelband enthält Berichte ukrainischer Kreativer und Wissenschafter:innen, die direkt vom Krieg betroffen sind, und gibt einen Einblick in das Unfassbare, was die Menschen in der Ukraine durchmachen müssen, aber auch der Einblick in die ukrainische Geschichte, Kultur und Politik ist sehr erhellend. Ergänzt werden diese Berichte durch drei Beiträge deutscher Wissenschafter:innen. Die geschätzten Flüchtlingszahlen sind exorbitant: sieben Millionen Binnenflüchtlinge, sieben Millionen ins Ausland Geflüchtete (hauptsächlich Frauen und Kinder).
Der Einstieg ist ein Bericht des aus Donezk stammenden russischsprachigen Schriftstellers Volodymyr Rafeyenko, der durch die russischen Angriffe seit 2014 zweimal vertrieben wurde: Einmal ist er 2014 von Donezk nach Kyjiw geflohen und 2022 von seinem Datschenhaus nördlich von Kyjiw, das von russischen Truppen umzingelt war. Seine Frau floh nach Tschechien, seine Kinder leben im Ausland, er ist nun in Kyjiw. Rafeyenko schildert, wie bereits in den Nullerjahren FSB-Leute in Donezk infiltriert wurden und die verdeckte Invasion 2014 vorbereiteten, indem sie auch die ukrainische Staatsbürgerschaft erhielten und Verwaltungs- und Sicherheitsposten anstrebten. Putins Narrativ von der Verfolgung der Russischsprachigen in der Ukraine hält er als Mär, er selbst habe Zeit seines Lebens auf Russisch veröffentlicht, habe Literaturpreise in der Ukraine wie in Russland erhalten. Nach seiner Flucht 2014 habe er Ukrainisch lernen müssen, aber als Ukrainer war für ihn klar, es gibt nur eine Flucht innerhalb der Ukraine. Mittlerweile hat er seinen ersten Roman auf Ukrainisch veröffentlicht, der auch ins Englische übersetzt wurde. Zweimal wurde sein Leben durch russische Aggressionen vernichtet:
Sie berichtet vom Dorf Jahidne nördlich von Kyjiw, das vom 3. bis 31 März 2022 von russischen Truppen besetzt war. Beinahe alle der 360 Einwohner:innen wurden in Räumlichkeiten und den Keller der örtlichen Schule gesperrt, 136 Menschen wurden in einen 72 m2 großen Raum gesperrt. Die restlichen etwa 200 Menschen wurden in vier kleineren Räumen festgehalten. Folge: zehn Menschen starben an Krankheit oder erstickten. Zehn Männer des Dorfs wurden ermordet. Verantwortlich dafür waren die 55. separate motorisierte Schützenbrigade (stationiert in Kysyl, Tuwa - Heimatgebiet des russischen Verteidigungsministers Schoigu an der mongolischen Grenze) sowie Soldaten des 228. motorisierten Schützenregiments aus Jekaterinburg.
Weiter erzählt sie von der 600.000-Einwohner-Stadt Krywyj Rih, in der 75.000 Binnenvertriebene aufgenommen wurden, etwa 25.000 aus Cherson, weitere 50.000 aus dem bäuerlichen Umland, die meist mit Fahrrädern flohen. Die Vorgehensweise der russischen Besatzer:innen sei überall gleich gewesen: Alle Einwohner:innen wurden festgenommen und "filtriert". Sprich: Es wurde versucht herauszufinden, ob sie beim Militär waren oder sind, ob sie in der ukrainischen Verwaltung arbeiten (dazu zählen auch Polizei, Feuerwehr, Rettung, juristische Berufe) oder ob sie eine ukranische Überzeugung haben. Es wurde gefoltert, die Körper wurden nach Tätowierungen abgesucht, sämtliche Handy-Kontakte und Konten in sozialen Medien sowie Fotosammlungen wurden durchsucht. Verdächtige wurden nach Russland verschleppt.
Die aus Luhansk stammende und in Irpin bei Kyjiw lebende bildende Künstlerin bzw. Kunstwissenschafterin Kateryna Iakovlenko schildert, wie sie in ihrer durch eine Granate zerstörten und abgebrannten Wohnung in Irpin eine Ausstellung organisiert hat. Fotos von dieser Ausstellung sind auf e-flux Critisism online. In Irpin selbst seien etwa zwei Drittel des Wohnraums zerstört worden. Auch berichtet sie davon, dass die orthodoxe Kirche die russischen Besatzungssoldaten mit Geld und Waffen versorgt habe. Darüber, dass sie in ihrer Kindheit in Luhansk nur russisch gesprochen habe, weil ihre Großeltern in der Sowjetunion russifiziert worden seien, schreibt sie im Juli 2022 in der Wiener Zeitung.
Die Medienwissenschafterin Svitlana Matviyenko schreibt über die "Terrorumgebungen", welche von Russland in der Ukraine geschaffen würden. So stellt sie den Begriff "militärische Spezialoperation" in einen kriegsjuristischen Zusammenhang. Durch die Nichtanerkennung als Krieg fühle sich Russland von internationalen Kriegsrechtkonventionen entbunden. Die Armee könne Gewaltmaßnahmen durchführen, die als Kriegsverbrechen angesehen werden, ohne in Russland strafrechtlich belangt zu werden: Folter, Erschießung von Gefangenen, Angriffe auf Zivilist:innen, Angriffe auf zivile Infrastrukturen. Zivilist:innen würden einem "Zustand permanenter Bedrohung" ausgesetzt, der in der Gefangennahme in Filtrationslagern gipfle, in denen nach Datenspuren auch am Körper (Tätowierungen) gesucht werde. Gleichzeitig werde durch Kommunikations-Blackout in besetzten Gebieten versucht, die Menschen mittels Desinformation und Lügen zu verunsichern, da nicht mehr gegengeprüft werden kann, was nun wahr ist und was nicht.
Der aus Donezk stammende Journalist Stanislaw Assejew ist schon länger bekannt. Er arbeitete undercover ab 2014 im von Separatist:innen besetzten Donezk, bis er 2017 enttarnt wurde und zwei Jahre lang im Gefangenenlager und Foltergefängnis Isolyatsiya, einer ehemaligen Fabrik für Isolationsmaterialien und später einem Kunstgelände, inhaftiert war. Zu Beginn seiner Haft war er sechs Wochen im Keller des Gebäudes des Donbaser Ministeriums für Staatssicherheit, wo er unter anderem mit elektrischem Strom gefoltert wurde. Der Kellerraum war 2x5 Meter groß ohne Toilette. 2019 kam er bei einem Gefangenenaustausch frei. Zurück in Kyjiw konnte er ausfindig machen, dass der Kommandant des Gefängnisses nach vorübergehender Flucht nach Russland nun in Kyjiw lebe. Er wurde ausgeforscht und im November 2021 verhaftet. Auf Basis dieser Nachforschungen wurde der Justice Initiative Fund (JIF) gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, russische Kriegsverbrechen gerichtsfähig zu dokumentieren.
Die Kyjiwer Literaturwissenschafterin Tamara Hundorova schreibt, dass der Überfall Russlands ein Angriff eines Imperiums sei, das sich mit der Dekolonialisierung der Ukraine nicht abfinden könne. Die Ukraine habe beschlossen, Europa zu sein und nicht Russland. Auch die Großen der russischen Literatur hätten in Bezug auf die Ukraine sehr kolonialistisch geschrieben (Puschkins Langgedicht Poltawa feiert die Unterwerfung der Ukraine durch Peter den Großen - ab diesem Schuljahr Pflichtlektüre an russischen Schulen). In der Sowjetzeit sei der Donbas im Zuge der Industrialisierung russifiziert worden, ukrainische Sprache und Kultur wurden als bäuerlich rückständig aufgefasst. Hundorova weist darauf hin, dass Putin sich bei einer Rede auf ein Gedicht von Alexander Blok mit dem Titel Skythen aus dem Jahr 1918 bezogen und damit mit einem zweiten Skythensturm gedroht haben soll. Der von ihr präsentierte Ausschnitt:
Ihr Resumee zu diesem Krieg ist pessimistisch, die Vorstellung von einem "Happy End der Geschichte" sei mit dem Angriff Russlands zerstört worden.
Die Berliner Slawistin Susanne Strätling macht auf zwei sprachliche Phänomene aufmerksam. Durch die Verwendung des Buchstaben "Z" durch die russische Armee sei der Gouverneur der Region Kusbass motiviert worden, per Dekret ab 2. März 2022 den Regionsnamen nun KuZbass schreiben zu lassen. Auch in kyrillischen Schriftzeichen: »KyZbacc«. Andererseits habe Polen eine grammatische Adaption vorgenommen. Bisher hieß in der Ukraine auf Polnisch (wie auch im Russischen) na Ukrainie, nun werde w Ukrainie (wie im Ukrainischen) verwendet.
Die deutsche Kulturwissenschafterin Aleida Assmann schließt mit einem Plädoyer für die Grundsätze der Europäischen Union (pluralistische Nationalstaaten in einer Föderation, die auf Menschenrechte und soziale Werte achtet), zu denen der ukrainische Natonalstaat sich zugehörig fühle, aber durch den Angriff des Imperiums Russland bestehe auch die Gefahr, dass das europäische Experiment scheitern könnte. Darauf fußt ihr Plädoyer für die Solidarität mit der Ukraine, dem sich auch der deutsche Historiker Karl Schlögel anschließt, der einen Verhandlungsfrieden mit Russland im Augenblick nicht für wünschenswert hält, da dieser einer Vernichtung der Ukraine nach sich ziehe.
Versehen ist dieser schmale, aber an Informationen dichte Band mit einer vom Lwiwer (Lemberger) Fotografen Yuriy Hrytsyna ausgewählten Sammlung von 14 Kriegsfotografien.
Dieser im Frühjahr dieses Jahres erschienene Sammelband enthält Berichte ukrainischer Kreativer und Wissenschafter:innen, die direkt vom Krieg betroffen sind, und gibt einen Einblick in das Unfassbare, was die Menschen in der Ukraine durchmachen müssen, aber auch der Einblick in die ukrainische Geschichte, Kultur und Politik ist sehr erhellend. Ergänzt werden diese Berichte durch drei Beiträge deutscher Wissenschafter:innen. Die geschätzten Flüchtlingszahlen sind exorbitant: sieben Millionen Binnenflüchtlinge, sieben Millionen ins Ausland Geflüchtete (hauptsächlich Frauen und Kinder).
Der Einstieg ist ein Bericht des aus Donezk stammenden russischsprachigen Schriftstellers Volodymyr Rafeyenko, der durch die russischen Angriffe seit 2014 zweimal vertrieben wurde: Einmal ist er 2014 von Donezk nach Kyjiw geflohen und 2022 von seinem Datschenhaus nördlich von Kyjiw, das von russischen Truppen umzingelt war. Seine Frau floh nach Tschechien, seine Kinder leben im Ausland, er ist nun in Kyjiw. Rafeyenko schildert, wie bereits in den Nullerjahren FSB-Leute in Donezk infiltriert wurden und die verdeckte Invasion 2014 vorbereiteten, indem sie auch die ukrainische Staatsbürgerschaft erhielten und Verwaltungs- und Sicherheitsposten anstrebten. Putins Narrativ von der Verfolgung der Russischsprachigen in der Ukraine hält er als Mär, er selbst habe Zeit seines Lebens auf Russisch veröffentlicht, habe Literaturpreise in der Ukraine wie in Russland erhalten. Nach seiner Flucht 2014 habe er Ukrainisch lernen müssen, aber als Ukrainer war für ihn klar, es gibt nur eine Flucht innerhalb der Ukraine. Mittlerweile hat er seinen ersten Roman auf Ukrainisch veröffentlicht, der auch ins Englische übersetzt wurde. Zweimal wurde sein Leben durch russische Aggressionen vernichtet:
Ich plane mein Leben nicht mehr, weil mir die Zuversicht fehlt.Die Journalistin Nataliya Gumenyuk arbeitet bei einer Organisation, die Kriegsverbrechen dokumentiert und die Belege gerichtsfähig aufarbeitet. The Reckoning Project hat auch eine englischsprachige Internetpräsentation.
Ich habe keine Freude an Dingen, weil ich weiß, wie leicht man sie verlieren kann. Sowohl 2014 als auch 2022 konnte ich zwei Taschen mitnehmen, alles andere musste dort bleiben.
Ich kaufe keine Bücher mehr, weil ich schon zwei Bibliotheken zurücklassen musste. Eine in Donezk. Eine in der Nähe von Kyiw. Das reicht.
Uberall fühle ich mich fremd und überflüssig.
Sie berichtet vom Dorf Jahidne nördlich von Kyjiw, das vom 3. bis 31 März 2022 von russischen Truppen besetzt war. Beinahe alle der 360 Einwohner:innen wurden in Räumlichkeiten und den Keller der örtlichen Schule gesperrt, 136 Menschen wurden in einen 72 m2 großen Raum gesperrt. Die restlichen etwa 200 Menschen wurden in vier kleineren Räumen festgehalten. Folge: zehn Menschen starben an Krankheit oder erstickten. Zehn Männer des Dorfs wurden ermordet. Verantwortlich dafür waren die 55. separate motorisierte Schützenbrigade (stationiert in Kysyl, Tuwa - Heimatgebiet des russischen Verteidigungsministers Schoigu an der mongolischen Grenze) sowie Soldaten des 228. motorisierten Schützenregiments aus Jekaterinburg.
Weiter erzählt sie von der 600.000-Einwohner-Stadt Krywyj Rih, in der 75.000 Binnenvertriebene aufgenommen wurden, etwa 25.000 aus Cherson, weitere 50.000 aus dem bäuerlichen Umland, die meist mit Fahrrädern flohen. Die Vorgehensweise der russischen Besatzer:innen sei überall gleich gewesen: Alle Einwohner:innen wurden festgenommen und "filtriert". Sprich: Es wurde versucht herauszufinden, ob sie beim Militär waren oder sind, ob sie in der ukrainischen Verwaltung arbeiten (dazu zählen auch Polizei, Feuerwehr, Rettung, juristische Berufe) oder ob sie eine ukranische Überzeugung haben. Es wurde gefoltert, die Körper wurden nach Tätowierungen abgesucht, sämtliche Handy-Kontakte und Konten in sozialen Medien sowie Fotosammlungen wurden durchsucht. Verdächtige wurden nach Russland verschleppt.
Die aus Luhansk stammende und in Irpin bei Kyjiw lebende bildende Künstlerin bzw. Kunstwissenschafterin Kateryna Iakovlenko schildert, wie sie in ihrer durch eine Granate zerstörten und abgebrannten Wohnung in Irpin eine Ausstellung organisiert hat. Fotos von dieser Ausstellung sind auf e-flux Critisism online. In Irpin selbst seien etwa zwei Drittel des Wohnraums zerstört worden. Auch berichtet sie davon, dass die orthodoxe Kirche die russischen Besatzungssoldaten mit Geld und Waffen versorgt habe. Darüber, dass sie in ihrer Kindheit in Luhansk nur russisch gesprochen habe, weil ihre Großeltern in der Sowjetunion russifiziert worden seien, schreibt sie im Juli 2022 in der Wiener Zeitung.
Die Medienwissenschafterin Svitlana Matviyenko schreibt über die "Terrorumgebungen", welche von Russland in der Ukraine geschaffen würden. So stellt sie den Begriff "militärische Spezialoperation" in einen kriegsjuristischen Zusammenhang. Durch die Nichtanerkennung als Krieg fühle sich Russland von internationalen Kriegsrechtkonventionen entbunden. Die Armee könne Gewaltmaßnahmen durchführen, die als Kriegsverbrechen angesehen werden, ohne in Russland strafrechtlich belangt zu werden: Folter, Erschießung von Gefangenen, Angriffe auf Zivilist:innen, Angriffe auf zivile Infrastrukturen. Zivilist:innen würden einem "Zustand permanenter Bedrohung" ausgesetzt, der in der Gefangennahme in Filtrationslagern gipfle, in denen nach Datenspuren auch am Körper (Tätowierungen) gesucht werde. Gleichzeitig werde durch Kommunikations-Blackout in besetzten Gebieten versucht, die Menschen mittels Desinformation und Lügen zu verunsichern, da nicht mehr gegengeprüft werden kann, was nun wahr ist und was nicht.
Der aus Donezk stammende Journalist Stanislaw Assejew ist schon länger bekannt. Er arbeitete undercover ab 2014 im von Separatist:innen besetzten Donezk, bis er 2017 enttarnt wurde und zwei Jahre lang im Gefangenenlager und Foltergefängnis Isolyatsiya, einer ehemaligen Fabrik für Isolationsmaterialien und später einem Kunstgelände, inhaftiert war. Zu Beginn seiner Haft war er sechs Wochen im Keller des Gebäudes des Donbaser Ministeriums für Staatssicherheit, wo er unter anderem mit elektrischem Strom gefoltert wurde. Der Kellerraum war 2x5 Meter groß ohne Toilette. 2019 kam er bei einem Gefangenenaustausch frei. Zurück in Kyjiw konnte er ausfindig machen, dass der Kommandant des Gefängnisses nach vorübergehender Flucht nach Russland nun in Kyjiw lebe. Er wurde ausgeforscht und im November 2021 verhaftet. Auf Basis dieser Nachforschungen wurde der Justice Initiative Fund (JIF) gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, russische Kriegsverbrechen gerichtsfähig zu dokumentieren.
Die Kyjiwer Literaturwissenschafterin Tamara Hundorova schreibt, dass der Überfall Russlands ein Angriff eines Imperiums sei, das sich mit der Dekolonialisierung der Ukraine nicht abfinden könne. Die Ukraine habe beschlossen, Europa zu sein und nicht Russland. Auch die Großen der russischen Literatur hätten in Bezug auf die Ukraine sehr kolonialistisch geschrieben (Puschkins Langgedicht Poltawa feiert die Unterwerfung der Ukraine durch Peter den Großen - ab diesem Schuljahr Pflichtlektüre an russischen Schulen). In der Sowjetzeit sei der Donbas im Zuge der Industrialisierung russifiziert worden, ukrainische Sprache und Kultur wurden als bäuerlich rückständig aufgefasst. Hundorova weist darauf hin, dass Putin sich bei einer Rede auf ein Gedicht von Alexander Blok mit dem Titel Skythen aus dem Jahr 1918 bezogen und damit mit einem zweiten Skythensturm gedroht haben soll. Der von ihr präsentierte Ausschnitt:
Ihr seid Millionen. Wir- Legion, Legion, Legion!Quelle: Das ganze Gedicht in der Übersetzung von Heinz Czechowski online auf ruverses.com
Versucht nur, euch mit uns zu schlagen!
Ja, unsre schrägen Augen, gierig schon,
Verkünden: Wir sind Skythen, Asiaten
Jetzt ist die Stunde da, der Flügelschlag
Des Unheils nähert sich, es künden
Uns eure Kränkungen: bald kommt der Tag,
Wo spurlos eure Städte schwinden!
Ihr Resumee zu diesem Krieg ist pessimistisch, die Vorstellung von einem "Happy End der Geschichte" sei mit dem Angriff Russlands zerstört worden.
Die Berliner Slawistin Susanne Strätling macht auf zwei sprachliche Phänomene aufmerksam. Durch die Verwendung des Buchstaben "Z" durch die russische Armee sei der Gouverneur der Region Kusbass motiviert worden, per Dekret ab 2. März 2022 den Regionsnamen nun KuZbass schreiben zu lassen. Auch in kyrillischen Schriftzeichen: »KyZbacc«. Andererseits habe Polen eine grammatische Adaption vorgenommen. Bisher hieß in der Ukraine auf Polnisch (wie auch im Russischen) na Ukrainie, nun werde w Ukrainie (wie im Ukrainischen) verwendet.
Die deutsche Kulturwissenschafterin Aleida Assmann schließt mit einem Plädoyer für die Grundsätze der Europäischen Union (pluralistische Nationalstaaten in einer Föderation, die auf Menschenrechte und soziale Werte achtet), zu denen der ukrainische Natonalstaat sich zugehörig fühle, aber durch den Angriff des Imperiums Russland bestehe auch die Gefahr, dass das europäische Experiment scheitern könnte. Darauf fußt ihr Plädoyer für die Solidarität mit der Ukraine, dem sich auch der deutsche Historiker Karl Schlögel anschließt, der einen Verhandlungsfrieden mit Russland im Augenblick nicht für wünschenswert hält, da dieser einer Vernichtung der Ukraine nach sich ziehe.
Versehen ist dieser schmale, aber an Informationen dichte Band mit einer vom Lwiwer (Lemberger) Fotografen Yuriy Hrytsyna ausgewählten Sammlung von 14 Kriegsfotografien.
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24.04.2023 um 19:56Perfect Secret –
Megan Miranda
Ein idyllischer Ferienort am Meer. Der letzte Abend des Sommers. Ein lebloser Körper am Fuß der Klippen ...
Es ist das letzte Wochenende des Sommers, bevor die wohlhabenden Feriengäste das Küstenstädtchen Littleport wieder verlassen und der Ort in seinen düsteren Winterschlaf fällt. Die Freundinnen Sadie und Avery wollen zusammen auf eine Party gehen – doch Sadie taucht nie dort auf. Noch in der gleichen Nacht wird ihre Leiche an die rauen Klippen gespült. Für Avery bricht eine Welt zusammen. Sadie war ihr Anker, als sie ihre Eltern und kurz darauf ihre Großmutter verlor. Die Polizei legt den Fall bald als Selbstmord zu den Akten. Doch Avery stößt auf Beweise, dass Sadie umgebracht wurde – nur deuten sie alle auf sie selbst als Täterin hin. Versucht ihr jemand die Schuld an Sadies Tod anzuhängen? Der Sommer ist vorbei, und ein Sturm zieht auf über Littleport, Maine ...
https://books.google.de/books/about/Perfect_Secret_Hier_ist_Dein_Geheimnis_s.html?id=26XbDwAAQBAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y
Megan Miranda
Ein idyllischer Ferienort am Meer. Der letzte Abend des Sommers. Ein lebloser Körper am Fuß der Klippen ...
Es ist das letzte Wochenende des Sommers, bevor die wohlhabenden Feriengäste das Küstenstädtchen Littleport wieder verlassen und der Ort in seinen düsteren Winterschlaf fällt. Die Freundinnen Sadie und Avery wollen zusammen auf eine Party gehen – doch Sadie taucht nie dort auf. Noch in der gleichen Nacht wird ihre Leiche an die rauen Klippen gespült. Für Avery bricht eine Welt zusammen. Sadie war ihr Anker, als sie ihre Eltern und kurz darauf ihre Großmutter verlor. Die Polizei legt den Fall bald als Selbstmord zu den Akten. Doch Avery stößt auf Beweise, dass Sadie umgebracht wurde – nur deuten sie alle auf sie selbst als Täterin hin. Versucht ihr jemand die Schuld an Sadies Tod anzuhängen? Der Sommer ist vorbei, und ein Sturm zieht auf über Littleport, Maine ...
https://books.google.de/books/about/Perfect_Secret_Hier_ist_Dein_Geheimnis_s.html?id=26XbDwAAQBAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y
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26.04.2023 um 19:42Das Gift deiner Lügen
Jenny Blackhurst
Als Erica Spencer bei einer Nachbarschaftsparty tödlich verunglückt, ist das ein Schock für die Menschen in dem idyllischen Vorort Severn Oaks. Ein Jahr später ruft ein rätselhafter Podcast unheilvolle Erinnerungen wach: Unter dem Titel Der Mord an Erica Spencer postet jemand anonym wöchentlich neue Folgen seiner makabren Sendung, in der er hinter die scheinbar makellosen Fassaden des Ortes blickt. Seine Absicht: Er will den Mörder von Erica entlarven — und ruft ihn dabei erneut auf den Plan ...
https://books.google.de/books/about/Das_Gift_deiner_L%C3%BCgen.html?id=wOi5DwAAQBAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y
Jenny Blackhurst
Als Erica Spencer bei einer Nachbarschaftsparty tödlich verunglückt, ist das ein Schock für die Menschen in dem idyllischen Vorort Severn Oaks. Ein Jahr später ruft ein rätselhafter Podcast unheilvolle Erinnerungen wach: Unter dem Titel Der Mord an Erica Spencer postet jemand anonym wöchentlich neue Folgen seiner makabren Sendung, in der er hinter die scheinbar makellosen Fassaden des Ortes blickt. Seine Absicht: Er will den Mörder von Erica entlarven — und ruft ihn dabei erneut auf den Plan ...
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28.04.2023 um 16:13Die sieben Energiewirbel der alten Germanen
Auf der Suche nach der verschollenen Naturreligion der alten Germanen: Ob in überkommenen Volkserzählungen und Sprichwörtern, den Charakterisierungen von Tieren, alten Sitten und Bräuchen, überall haben sich einzelne Spuren der vorzeitlichen Glaubenswelt erhalten. Selbst an die großen christlichen Jahresfeste hefteten sich liebgewonnene Traditionen aus viel älteren Epochen. Aus all diesen Quellen lässt sich auch heute noch - über 1000 Jahre später - die Funktionsweise der vorchristlichen Naturgötter ableiten.
Auch in den Namen unserer Wochentage spiegeln sich bedeutende Götter der Vorzeit. Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag: Woher stammt eigentlich diese bei allen germanischen Stämmen einheitliche Abfolge der Wochentage? Ist sie römischen oder germanischen Ursprungs? Wie alt ist sie, und welche Informationen stecken noch in ihr verborgen? Es lässt sich nachweisen, dass die Wochentage, bzw. die in ihr überlieferten Götter, einst ganz bewusst, in einer ganz bestimmten Reihenfolge, zur Bewahrung religiöser und gesundheitlicher Anschauungen, fest angeordnet wurden.
Original anzeigen (0,4 MB)
Ist als eBook frei zugänglich:https://www.gantenkiel-verlag.de/Energiewirbel%20ebook.pdf
Auf der Suche nach der verschollenen Naturreligion der alten Germanen: Ob in überkommenen Volkserzählungen und Sprichwörtern, den Charakterisierungen von Tieren, alten Sitten und Bräuchen, überall haben sich einzelne Spuren der vorzeitlichen Glaubenswelt erhalten. Selbst an die großen christlichen Jahresfeste hefteten sich liebgewonnene Traditionen aus viel älteren Epochen. Aus all diesen Quellen lässt sich auch heute noch - über 1000 Jahre später - die Funktionsweise der vorchristlichen Naturgötter ableiten.
Auch in den Namen unserer Wochentage spiegeln sich bedeutende Götter der Vorzeit. Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag: Woher stammt eigentlich diese bei allen germanischen Stämmen einheitliche Abfolge der Wochentage? Ist sie römischen oder germanischen Ursprungs? Wie alt ist sie, und welche Informationen stecken noch in ihr verborgen? Es lässt sich nachweisen, dass die Wochentage, bzw. die in ihr überlieferten Götter, einst ganz bewusst, in einer ganz bestimmten Reihenfolge, zur Bewahrung religiöser und gesundheitlicher Anschauungen, fest angeordnet wurden.
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28.04.2023 um 20:50Die Flut
Autor: Arno Strobel
Kindle Abo: Ja
Seiten: 330
Es ist NACHT, sie sind am Strand, HILFLOS, ihm AUSGELIEFERT, sie können sich nicht befreien, und dann kommt die FLUT …
Zwei Pärchen machen Urlaub auf Amrum. In dieser Zeit geschehen grausame Morde. Ein Superintelligenter ist am Werk, um nicht nur den perfekten Mord, sondern die "perfekte Mordserie" zu begehen. Er entführt Paare und vergräbt nachts bei Ebbe die Frau bis zum Hals im Sand. Den Mann bindet er an einen Pfahl in der Nähe fest, so dass er dabei zusehen muss, wenn seine Frau bei Flut langsam ertrinkt.
Die beschauliche Insel Amrum hat er sich ausgesucht, weil dort normalerweise nie etwas passiert und ihm die entsprechenden Schlagzeilen sicher sind. Das ist es, was er möchte. Die ganze Welt soll erfahren, wie clever er ist. Und es sieht so aus, als hätte er damit Erfolg …
Fazit: Wer Psychothriller mag, sich ein wenig damit auskennt, beim Lesen aufpasst und mitkombiniert, wird leider schnell feststellen wer der Mörder ist, auch wenn dieser erst in der drittletzten Seite offenbart wird. Aber es ist leicht und locker geschrieben, man kann sich recht gut hineinversetzen. Als Film könnte ich mir dieses Buch von Arno Strobel sehr gut vorstellen.
8,5/10
Autor: Arno Strobel
Kindle Abo: Ja
Seiten: 330
Es ist NACHT, sie sind am Strand, HILFLOS, ihm AUSGELIEFERT, sie können sich nicht befreien, und dann kommt die FLUT …
Zwei Pärchen machen Urlaub auf Amrum. In dieser Zeit geschehen grausame Morde. Ein Superintelligenter ist am Werk, um nicht nur den perfekten Mord, sondern die "perfekte Mordserie" zu begehen. Er entführt Paare und vergräbt nachts bei Ebbe die Frau bis zum Hals im Sand. Den Mann bindet er an einen Pfahl in der Nähe fest, so dass er dabei zusehen muss, wenn seine Frau bei Flut langsam ertrinkt.
Die beschauliche Insel Amrum hat er sich ausgesucht, weil dort normalerweise nie etwas passiert und ihm die entsprechenden Schlagzeilen sicher sind. Das ist es, was er möchte. Die ganze Welt soll erfahren, wie clever er ist. Und es sieht so aus, als hätte er damit Erfolg …
Fazit: Wer Psychothriller mag, sich ein wenig damit auskennt, beim Lesen aufpasst und mitkombiniert, wird leider schnell feststellen wer der Mörder ist, auch wenn dieser erst in der drittletzten Seite offenbart wird. Aber es ist leicht und locker geschrieben, man kann sich recht gut hineinversetzen. Als Film könnte ich mir dieses Buch von Arno Strobel sehr gut vorstellen.
8,5/10
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29.04.2023 um 06:03https://books.google.de/books/about/Das_Gift_deiner_L%C3%BCgen.html?id=wOi5DwAAQBAJ&source=kp_book_description&redir_esc=y
Melanie Raabe
Die Falle
Sie stellt ihm eine Falle. Aber ist er wirklich ein Mörder? Die bekannte Romanautorin Linda Conrads, 38, ist ihren Fans und der Presse ein Rätsel. Seit gut elf Jahren hat sie keinen Fuß mehr über die Schwelle ihrer Villa am Starnberger See gesetzt. Trotz ihrer Probleme ist Linda höchst erfolgreich. Dass sie darüber hinaus eine schreckliche Erinnerung aus der Vergangenheit quält, wissen nur wenige. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden – und den Mörder flüchten sehen. Das Gesicht des Mörders verfolgt sie bis in ihre Träume. Deshalb ist es ein ungeheurer Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages über ihren Fernseher flimmern sieht. Grund genug für Linda, einen perfiden Plan zu schmieden - sie wird den vermeintlichen Mörder in eine Falle locken. Doch was ist damals in der Tatnacht tatsächlich passiert?
Melanie Raabe
Die Falle
Sie stellt ihm eine Falle. Aber ist er wirklich ein Mörder? Die bekannte Romanautorin Linda Conrads, 38, ist ihren Fans und der Presse ein Rätsel. Seit gut elf Jahren hat sie keinen Fuß mehr über die Schwelle ihrer Villa am Starnberger See gesetzt. Trotz ihrer Probleme ist Linda höchst erfolgreich. Dass sie darüber hinaus eine schreckliche Erinnerung aus der Vergangenheit quält, wissen nur wenige. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden – und den Mörder flüchten sehen. Das Gesicht des Mörders verfolgt sie bis in ihre Träume. Deshalb ist es ein ungeheurer Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages über ihren Fernseher flimmern sieht. Grund genug für Linda, einen perfiden Plan zu schmieden - sie wird den vermeintlichen Mörder in eine Falle locken. Doch was ist damals in der Tatnacht tatsächlich passiert?
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29.04.2023 um 11:07Narrenschiffer schrieb am 24.04.2023:Auch die Großen der russischen Literatur hätten in Bezug auf die Ukraine sehr kolonialistisch geschrieben (Puschkins Langgedicht Poltawa feiert die Unterwerfung der Ukraine durch Peter den Großen - ab diesem Schuljahr Pflichtlektüre an russischen Schulen)Auch aus der Ukraine stammende Schriftsteller wie Gogol oder Bulgakow haben in ihren Werken eine russisch-imperiale Sicht vertreten.
Erst mit dem Tod Stalins hat es in der Sowjetunion Literatur und Filme gegeben, die kritisch zum russischen Imperialismus stehen
Narrenschiffer schrieb am 24.04.2023:Hundorova weist darauf hin, dass Putin sich bei einer Rede auf ein Gedicht von Alexander Blok mit dem Titel Skythen aus dem Jahr 1918 bezogen und damit mit einem zweiten Skythensturm gedroht haben soll.Das ist witzig, weil eigentlich sieht die Ukraine die Skythen als Teil ihrer Geschichte an. Die Skythen haben längere Zeit sich in der Ukraine aufgehalten und hatten einen regen Handelsaustausch mit den griechischen Kolonien, die sich in der südlichen Ukraine befanden. Es ist in der Zeit eine eigene graeko-skythische Kunst entstanden.
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H M Enzensberger - Ach Europa!
In mehreren Reportagen (oder fiktiven Reportagen, das ist nicht ganz klar) beschreibt Enzensberger mehrere europäische Länder.
Nicht aus der politischen Zentralperspektive der Macht, sondern von den Rändern her eröffnet Enzensherger unseren Blick auf ein »Europa der Wünsche«, das seine Zukunft vielleicht noch nicht hinter sich hat. In seinem Epilog, einer imaginären Reportage aus dem Jahre 2006, entwirft Enzensberger eine ironische Utopie: das Bild einer Halbinsel, die »von der Differenz« lebt und die nicht abdanken will.Quelle: https://www.suhrkamp.de/buch/hans-magnus-enzensberger-ach-europa-t-9783518381908
Schwedischer Herbst. (1982). Italienische Ausschweifungen. (1983). Ungarische Wirrungen. (1985). Portugiesische Grübeleien. (1986). Norwegische Anachronismen. (1984). Polnische Zufälle. (1986). Spanische Scherben. (1985). Böhmen am Meer. Epilog (1987).
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29.04.2023 um 13:42parabol schrieb:Das ist witzig, weil eigentlich sieht die Ukraine die Skythen als Teil ihrer Geschichte anAugenblicklich streiten Russland und die Ukraine darum, wem die Goldkunstwerke der Skythen in niederländischen Museen eigentlich gehören.
Artikel dazu in der Wirtschaftswoche
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29.04.2023 um 18:09Narrenschiffer schrieb:Augenblicklich streiten Russland und die Ukraine darum, wem die Goldkunstwerke der Skythen in niederländischen Museen eigentlich gehörenAuf jeden Fall ist momentan das Gold der Skythen vor den Räubern aus dem Kreml sicher.
Über die Kunst der Skythen gibts den großartigen Bildband "Die Skythen und andere Steppenvölker" vom C H Beck Verlag in der Reihe Universum der Kunst
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29.04.2023 um 18:48parabol schrieb:Enzensberger - Ach EuropaDieses Buch habe ich vor Jahren gelesen. Da ich Ungarn aus beruflichen Gründen ein wenig kenne, war es für mich erstaunlich, dass Enzensberger die Kluft zwischen kosmopolitischen Städten und national-konservativen ländlichen Regionen, auch bei den Intellektuellen, bereits in den 80er Jahren beschrieben hat. Der in seiner Jugend liberale Soros-Stipendiat Orbán hat Mitte der 90er ganz bewusst die politische Marktlücke Nationalkonservativismus gewählt.
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30.04.2023 um 11:11Narrenschiffer schrieb:Dieses Buch habe ich vor Jahren gelesen. Da ich Ungarn aus beruflichen Gründen ein wenig kenne, war es für mich erstaunlich, dass Enzensberger die Kluft zwischen kosmopolitischen Städten und national-konservativen ländlichen Regionen, auch bei den Intellektuellen, bereits in den 80er Jahren beschrieben hatDie meisten Länder, die in Enzensbergers "Ach Europa!" beschrieben werden , habe ich nicht bereist, aber seine Reportagen wirken gut recherchiert und tiefgründig.
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01.05.2023 um 14:01Ich erwäge ernsthaft einen Reread vom "Lied von Eis und Feuer", weil ich diese wunderbare Reihe bisher erst einmal gelesen habe. Auch wenn ich mittlerweile nach über 10 Jahren des Wartens befürchte, dass die letzten beiden Bände nie mehr erscheinen werden.
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01.05.2023 um 16:39Yug Len Chiquito Lama - Akute Colchicinintoxikation
Passend zur Bärlauchsaison eine Dissertation an der medizinischen Uni München aus dem Jahr 2012 zur Vergiftung mit Herbstzeitlosen (Wirkstoff: Colchicin), die versehentlich für Bärlauch gehalten und verzehrt wurden. Das Gute: Leichte Vergiftungen werden problemlos überstanden, indem der Mineralienhaushalt regeneriert wird. Des Schlechte: Mittelschwere oder gar schwere Vergiftungen (ein Fallbeispiel mit einem schweren Fall war eine bewusste Vergiftung aus suizidaler Absicht mit einem Colchicin-Medikament, das gegen Gicht vewendet wird). Diese können künstliche Ernährung, Dialyse oder gar Herzschrittmacher erfordern, um das Überleben zu sichern.
Schlussfolgerung: Wie bei Pilzen soll man sich bei selbst gepflückten Bärlauchblättern davon überzeugen können, keine Herbstzeitlosen (oder Maiglöckchen, diese haben Herzgifte) erwischt zu haben. Und wer wegen Gicht oder einer Herzbeutelentzündung Colchicin-Präparate zu Hause hat, sollte sie vor Kindern unerreichbar wegschließen.
Die Dissertation ist am Server der Uni München online zugänglich.
Passend zur Bärlauchsaison eine Dissertation an der medizinischen Uni München aus dem Jahr 2012 zur Vergiftung mit Herbstzeitlosen (Wirkstoff: Colchicin), die versehentlich für Bärlauch gehalten und verzehrt wurden. Das Gute: Leichte Vergiftungen werden problemlos überstanden, indem der Mineralienhaushalt regeneriert wird. Des Schlechte: Mittelschwere oder gar schwere Vergiftungen (ein Fallbeispiel mit einem schweren Fall war eine bewusste Vergiftung aus suizidaler Absicht mit einem Colchicin-Medikament, das gegen Gicht vewendet wird). Diese können künstliche Ernährung, Dialyse oder gar Herzschrittmacher erfordern, um das Überleben zu sichern.
Schlussfolgerung: Wie bei Pilzen soll man sich bei selbst gepflückten Bärlauchblättern davon überzeugen können, keine Herbstzeitlosen (oder Maiglöckchen, diese haben Herzgifte) erwischt zu haben. Und wer wegen Gicht oder einer Herzbeutelentzündung Colchicin-Präparate zu Hause hat, sollte sie vor Kindern unerreichbar wegschließen.
Die Dissertation ist am Server der Uni München online zugänglich.
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01.05.2023 um 17:06Früher habe ich die Bücher von Irving geliebt. Das letzte Buch, welches ich von ihm gelesen habe (und als eines seiner besten empfand) war Owen Meany. Danach hat mich Irving nicht mehr wirklich interessiert.
Jetzt nach über 30 Jahren Irving Abstinenz wollte ich es mal wieder mit einem seiner Bücher versuchen.
Die Hauptfigur ist Adam, der Schriftsteller wird und in der Highschool Ringer war (was ihn vor dem Vietnam Krieg bewahrt hat).
Irving erzählt eine ausufernde Familiengeschichte, die typisch Irving, geprägt ist von einzigartigen Individuen und skurrilen oder tragischen Schicksalsschlägen.
"Würde man sexuelle Abweichungen und Minderheiten irgendwann akzeptieren? Wäre Intoleranz irgendwann überholt und würde einfach verschwinden?" fragt sich Adam an einer Stelle im Roman.
Irvings Roman beginnt in den 50er Jahren und charakterisiert die jeweilige politische Stimmung in den USA in den jeweiligen Jahrzehnten, vor dem Hintergrund von Adams einzigartiger Familie.
Adams wichtigste Bezugspersonen sind seine Mutter, die in einer lesbischen Beziehung lebt, sein Stiefvater, der sich schon immer als Frau gefühlt hat und der später dann auch offen als Frau lebt und seine Cousine Nora, die ebenfalls lesbisch ist.
Ich habe erst 600 von den über 1000 Seiten gelesen, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen: Einer der besten Irvings, die ich gelesen habe. Voller absurder Situationen, liebenswerter Protagonisten, warmherzig und sehr politisch.
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01.05.2023 um 22:12Peter Scholl-Latour - Arabiens Stunde der Wahrheit
Immer wieder ist es interessant, ein wegen aktueller Ereignisse veröffentlichtes Buch nach langen Jahren zu lesen. So auch Peter Scholl-Latours Buch aus dem Jahr 2011 über den "Arabischen Frühling". Viel wagt er nicht an Vorhersagen. Die einzige Prognose, die er stellt, ist der Wahlsieg der Muslimbrüder in Ägypten nach dem Rücktritt Husni Mubaraks sowie der Widerstand des Militärs gegen eine solche Entwicklung (ist auch eingetroffen). Ansonsten ist es ein Mischmasch einer ziemlich aktuellen Reise durch den Sahel vom Sudan bis Ghana (als über 80-Jähriger!) und Berichten über Reisen als Journalist aus mehreren Jahrzehnten. Auch sind die nach Regionen und Staaten benannten Kapitel immer wieder mit Geschichten durchsetzt, die nicht direkt mit der jeweiligen Region in Zusammenhang sind. Das Buch hinterlässt den Eindruck, ziemlich schnell zusammengestellt zu sein.
Die Kapitel: Maghreb, Sudan, Sahel, Ägypten, Libyen, Bahrein, Irak und Syrien.
Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich sehr stark mit den verschiedenen Volksgruppen (Scholl-Latour nennt sie sehr befremdend "Rassen", die er noch dazu charakterlich wertet) sowie den verschiedenen religiösen Gruppen, wobei auch auf die vorkoloniale Islamisierung der Region eingegangen wird. In Erinnerung gerufen wird, dass der deutsche SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischnewski offen die gegen Frankreich kämpfende algerische Befreiungsbewegung FLN unterstützt hat und auch als Geldbote fungiert hat. Auch spricht er an, wie stark China in diesen Regionen engagiert ist, um an Rohstoffe zu kommen. Es sei ein Wettlauf zwischen den USA, China, Europa und Russland um Schürfrechte (Erdöl, Uran, Kupfer, Coltan) im Gange, bei dem China durch ihre Infrastrukturprojekte durchaus verlockende Angebote im Ärmel habe.
Das Kapitel über Ägypten präsentiert eine politische Geschichte von Nasser über Sadat bis zum Ende Mubaraks, auch wird die Bedeutung der Muslimbrüderschaft vor allem für die arme Bevölkerung dargestellt.
Der Abschnitt über Libyen ist ganz Gaddafi, seiner Isoliertheit im arabischen Raum und seiner Hinwendung nach Afrika, aber auch den Ethnien, welche sich durch den Aufstand größeren Einfluss erhoffen, gewidmet. Auch auf seine Betätigung als Förderer von Terror bzw. den libyschen Terrorismus durch den Geheimdienst wird eingegangen. Die Luftschläge durch Frankreich und Großbritannien befürwortet Scholl-Latour, da mit einer wie gewöhnlich brutalen Militäraktion Gaddafis zu rechnen war. Zum Zeitpunkt der Niederschrift war der Aufstand nicht entschieden, Gaddafi lebte noch, Scholl-Latour wagt keine Prognose.
Bei Bahrein interessiert ihn hauptsächlich, dass die mehrheitlich schiitische Bevölkerung durch eine sunnitische, von Saudi Arabien dominierte Herrscherschicht ausgebeutet und unterdrückt wird. Sein Bericht steht unter dem Einfluss gewaltsamer Aufstände wie brutaler Gegenschläge.
Auch im Irak-Kapitel wird auf die Zerrissenheit des Landes nach religiösen wie ethnischen Gesichtspunkten eingegangen. Scholl-Latour betont, dass nicht alle schiitischen Gruppierungen (die Schiiten bilden über 60 Prozent der Bevölkerung) als verlängerter Arm des Iran gesehen werden können. Der Abzug der USA werde das Land ins Chaos stürzen und Scholl-Latour spricht durchaus einem gemäßigten Diktator das Wort.
Im Syrien-Kapitel wird hauptsächlich auf den alewitischen Assad-Klan eingegangen, der mit beispielloser Brutalität die Herrschaft erhalten will. Andererseits warnt er vor einer Herrschaft der sunnitischen Mehrheit, da damit eine unter Assad gegebene religiöse Toleranz verloren gehen kann. So richtig Positives ist auch den Perspektiven nicht herauszulesen. Hier fließen auch Informationen über den zerrissenen Libanon ein, dem kein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Insgesamt entsteht aus allen Regionen ein Bild von religiösen und politischen Gruppierungen, die sich spinnefeind gegenüber stehen und nicht zu irgendwelchen Kompromisslösungen fähig sind. Jegliche Gruppierung scheint auch mit Gewalt ihre Maximalforderungen durchsetzen zu wollen. Dies sei auch bereits in weiter zurück liegenden Zeiten so gewesen, wie er an Ibn Ruschd (Averroes) zeigt, der von der islamischen Ulema als Ketzer verfolgt wurde, oder an der Ausschaltung der griechisch-islamischen Tradition in Persien durch die Mullahs während der Zeit des europäischen Mittelalters. Auch von einer Bündnistreue kann nicht die Rede sein. Indirekt lässt sich ableiten, dass eine ziemlich düstere Prognose abgegeben wird. Mit dem IS, den es als Organisation noch nicht gab, ist dies durchaus in den Zehnerjahren eingetroffen.
Wie oben schon erwähnt, sind manche Ansichten skurril oder gewöhnungsbedürftig. So sieht er einen Grund, dass Diktatoren mit brutaler Gewalt an der Macht bleiben wollen, dass Europa nun ihnen kein Exil mehr an der Cote d'Azur anbietet, sondern einen Prozess in Den Haag. Dies sei als Abdankungsszenario nicht sehr attraktiv. Die EU sei für ihn eine Organisation der "Tugendbolde" und in Menschen, die sich humanitär in der Sahelzone engagiereren, sieht er "göttlich berufene Rachegeister, die Verbrechen der Menschheit" sühnen wollen und vor denen man sich hüten solle (eine Erklärung wird nicht geliefert). In John F. Kennedy sieht er den Mörder von Ngo Dinh Diem und Roberto Lumumba, auch habe er Castro mit vergifteten Zigarren ermorden wollen.
Eine Bereicherung sind Auszüge aus vielen Interviews, die Scholl-Latour während seiner Jahrzehnte langen Tätigkeit als Journalist geführt hat.
Immer wieder ist es interessant, ein wegen aktueller Ereignisse veröffentlichtes Buch nach langen Jahren zu lesen. So auch Peter Scholl-Latours Buch aus dem Jahr 2011 über den "Arabischen Frühling". Viel wagt er nicht an Vorhersagen. Die einzige Prognose, die er stellt, ist der Wahlsieg der Muslimbrüder in Ägypten nach dem Rücktritt Husni Mubaraks sowie der Widerstand des Militärs gegen eine solche Entwicklung (ist auch eingetroffen). Ansonsten ist es ein Mischmasch einer ziemlich aktuellen Reise durch den Sahel vom Sudan bis Ghana (als über 80-Jähriger!) und Berichten über Reisen als Journalist aus mehreren Jahrzehnten. Auch sind die nach Regionen und Staaten benannten Kapitel immer wieder mit Geschichten durchsetzt, die nicht direkt mit der jeweiligen Region in Zusammenhang sind. Das Buch hinterlässt den Eindruck, ziemlich schnell zusammengestellt zu sein.
Die Kapitel: Maghreb, Sudan, Sahel, Ägypten, Libyen, Bahrein, Irak und Syrien.
Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich sehr stark mit den verschiedenen Volksgruppen (Scholl-Latour nennt sie sehr befremdend "Rassen", die er noch dazu charakterlich wertet) sowie den verschiedenen religiösen Gruppen, wobei auch auf die vorkoloniale Islamisierung der Region eingegangen wird. In Erinnerung gerufen wird, dass der deutsche SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischnewski offen die gegen Frankreich kämpfende algerische Befreiungsbewegung FLN unterstützt hat und auch als Geldbote fungiert hat. Auch spricht er an, wie stark China in diesen Regionen engagiert ist, um an Rohstoffe zu kommen. Es sei ein Wettlauf zwischen den USA, China, Europa und Russland um Schürfrechte (Erdöl, Uran, Kupfer, Coltan) im Gange, bei dem China durch ihre Infrastrukturprojekte durchaus verlockende Angebote im Ärmel habe.
Das Kapitel über Ägypten präsentiert eine politische Geschichte von Nasser über Sadat bis zum Ende Mubaraks, auch wird die Bedeutung der Muslimbrüderschaft vor allem für die arme Bevölkerung dargestellt.
Der Abschnitt über Libyen ist ganz Gaddafi, seiner Isoliertheit im arabischen Raum und seiner Hinwendung nach Afrika, aber auch den Ethnien, welche sich durch den Aufstand größeren Einfluss erhoffen, gewidmet. Auch auf seine Betätigung als Förderer von Terror bzw. den libyschen Terrorismus durch den Geheimdienst wird eingegangen. Die Luftschläge durch Frankreich und Großbritannien befürwortet Scholl-Latour, da mit einer wie gewöhnlich brutalen Militäraktion Gaddafis zu rechnen war. Zum Zeitpunkt der Niederschrift war der Aufstand nicht entschieden, Gaddafi lebte noch, Scholl-Latour wagt keine Prognose.
Bei Bahrein interessiert ihn hauptsächlich, dass die mehrheitlich schiitische Bevölkerung durch eine sunnitische, von Saudi Arabien dominierte Herrscherschicht ausgebeutet und unterdrückt wird. Sein Bericht steht unter dem Einfluss gewaltsamer Aufstände wie brutaler Gegenschläge.
Auch im Irak-Kapitel wird auf die Zerrissenheit des Landes nach religiösen wie ethnischen Gesichtspunkten eingegangen. Scholl-Latour betont, dass nicht alle schiitischen Gruppierungen (die Schiiten bilden über 60 Prozent der Bevölkerung) als verlängerter Arm des Iran gesehen werden können. Der Abzug der USA werde das Land ins Chaos stürzen und Scholl-Latour spricht durchaus einem gemäßigten Diktator das Wort.
Im Syrien-Kapitel wird hauptsächlich auf den alewitischen Assad-Klan eingegangen, der mit beispielloser Brutalität die Herrschaft erhalten will. Andererseits warnt er vor einer Herrschaft der sunnitischen Mehrheit, da damit eine unter Assad gegebene religiöse Toleranz verloren gehen kann. So richtig Positives ist auch den Perspektiven nicht herauszulesen. Hier fließen auch Informationen über den zerrissenen Libanon ein, dem kein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Insgesamt entsteht aus allen Regionen ein Bild von religiösen und politischen Gruppierungen, die sich spinnefeind gegenüber stehen und nicht zu irgendwelchen Kompromisslösungen fähig sind. Jegliche Gruppierung scheint auch mit Gewalt ihre Maximalforderungen durchsetzen zu wollen. Dies sei auch bereits in weiter zurück liegenden Zeiten so gewesen, wie er an Ibn Ruschd (Averroes) zeigt, der von der islamischen Ulema als Ketzer verfolgt wurde, oder an der Ausschaltung der griechisch-islamischen Tradition in Persien durch die Mullahs während der Zeit des europäischen Mittelalters. Auch von einer Bündnistreue kann nicht die Rede sein. Indirekt lässt sich ableiten, dass eine ziemlich düstere Prognose abgegeben wird. Mit dem IS, den es als Organisation noch nicht gab, ist dies durchaus in den Zehnerjahren eingetroffen.
Wie oben schon erwähnt, sind manche Ansichten skurril oder gewöhnungsbedürftig. So sieht er einen Grund, dass Diktatoren mit brutaler Gewalt an der Macht bleiben wollen, dass Europa nun ihnen kein Exil mehr an der Cote d'Azur anbietet, sondern einen Prozess in Den Haag. Dies sei als Abdankungsszenario nicht sehr attraktiv. Die EU sei für ihn eine Organisation der "Tugendbolde" und in Menschen, die sich humanitär in der Sahelzone engagiereren, sieht er "göttlich berufene Rachegeister, die Verbrechen der Menschheit" sühnen wollen und vor denen man sich hüten solle (eine Erklärung wird nicht geliefert). In John F. Kennedy sieht er den Mörder von Ngo Dinh Diem und Roberto Lumumba, auch habe er Castro mit vergifteten Zigarren ermorden wollen.
Eine Bereicherung sind Auszüge aus vielen Interviews, die Scholl-Latour während seiner Jahrzehnte langen Tätigkeit als Journalist geführt hat.
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04.05.2023 um 15:39Volker Perthes - Der Aufstand
Dies ist das zweite zeitgenössische Buch über den "Arabischen Frühling". Der Politikwissenschafter Volker Perthes lehrte 2011 an der Berliner Humboldt-Universität und ist Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, die unter anderem die deutsche Bundesregierung wie den Bundestag berät.
Der Informationsstand des Buches ist Sommer 2011 und besteht im Wesentlichen aus vier Teilen:
Für alle betroffenen Staaten gelte, dass sie mehr oder weniger autoritär von einer eng umgrenzten Elite beherrscht werden, die ihre Klientel durch Patronage fördert, und politische Partizipation der Bevölkerung kaum gegeben ist. 2011 waren diese Länder von der Weltwirtschaftskrise betroffen, Arbeitslosigkeit war gestiegen, viele Gastarbeiter*innen, die zuvor Geld an ihre Familien schickten, kamen zurück und waren nun selbst auf soziale Zuwendungen angewiesen. Hinzu kommt, dass eine junge Generation der unter 30-Jährigen auf einen Arbeitsmarkt drängte, der nicht aureichend Stellen im Angebot hatte (ca. 70 Prozent der Bevölkerung der arabischen Staaten waren 2011 unter 35, mehr als 30 Prozent zwischen 20 und 35). In allen arabischen Staaten stieg die Jugendarbeitslosigkeit.
Besonders betroffen waren junge Menschen mit einer höheren Bildung, da in den 20 Jahren zuvor in sehr vielen arabischen Staaten das Bildungswesen ausgebaut und für die breite Bevölkerung geöffnet wurde. Viele der Absolvent*innen standen nun vor dem beruflichen Nichts, da es keine Arbeitsplätze gab, und besonders diese gebildete junge Schicht war die Trägerin der Proteste, die sich gegen die herrschende Elite und deren Festhalten an der Macht sowie gegen Korruption wendete. Freiheit, Würde, Partizipation sind drei Schlagworte, mit denen alle Aufstände betitelt werden können.
Die Reaktion der Herrschenden war unterschiedlich. Manche Staaten reagierten mit Reformen (neue Verfassungen), viele mit wirtschaftlichen Maßnahmen (Preiskontrolle, Schaffung von staatlichen Arbeitsstellen, Wohnbauprogramme), in einigen kam es zu einem Herrschaftswechsel (Ägypten, Tunesien). In fast allen Staaten wurde mit Gewalt und Repression auf die Proteste reagiert, in nicht wenigen wurde gegen die Demonstrierenden scharf geschossen.
Viel zu optimistisch ist Perthes bezüglich einer Demokratisierung sowie eines Lernprozesses, mit einer pluralen Gesellschaft umzugehen, in der durch Verfassungen festgelegte Regeln, friedliche Machtwechsel durch Wahlen, parlamentarisch kontrolllierter Regierungen etabliert werden sowie ein breites Spektrum (rechts - mitte - links) sich einem politischen Wettbewerb stellt. Seitens des politischen Islams erwartet er eine Entradikalisierung.
Dennoch sind Perthes' Ausführungen mit vielen Konjunktiven versehen und letztlich sieht er weiterhin eine große Macht des Militärs in Ägypten (es wird ja nicht zu einer Demokratisierung kommen), in Syrien und dem Libanon einen möglichen Bürgerkrieg, im Jemen einen Failed State. Ein gewaltsamer Islamismus wie der des IS wird gar nicht ins Auge gefasst.
Für die Europäische Union wünscht er sich, dass die vier Grundfreiheiten auf die Mittelmeeranrainerstaaten Nordafrikas ausgeweitet werden, um eine schrittweise Integration zu fördern. Handelsschranken sollen aufgehoben werden, der jungen Generation Ausbildung und Berufspraktika angeboten werden, damit sie schließlich am Aufbau ihrer jeweiligen Länder aktiv teilhaben kann.
Interessant ist, wie schwammig letztlich Prognosen von Top-Leuten bleiben, die mit vielen unterschiedlichen Konjunktivprognosen fast wie Jahrmarkthellseher handeln: Eine der vielen Prognosen werde schon eintreffen. Und dann trifft die dreizehnte ein, die nicht gesehen wurde.
Dies ist das zweite zeitgenössische Buch über den "Arabischen Frühling". Der Politikwissenschafter Volker Perthes lehrte 2011 an der Berliner Humboldt-Universität und ist Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, die unter anderem die deutsche Bundesregierung wie den Bundestag berät.
Der Informationsstand des Buches ist Sommer 2011 und besteht im Wesentlichen aus vier Teilen:
- Sozialer, politischer und wirtschaftlicher Hintergrund der Aufstände
- Aktueller Ablauf der Aufstände
- Prognosen
- Empfehlungen für die Europäische Union
Für alle betroffenen Staaten gelte, dass sie mehr oder weniger autoritär von einer eng umgrenzten Elite beherrscht werden, die ihre Klientel durch Patronage fördert, und politische Partizipation der Bevölkerung kaum gegeben ist. 2011 waren diese Länder von der Weltwirtschaftskrise betroffen, Arbeitslosigkeit war gestiegen, viele Gastarbeiter*innen, die zuvor Geld an ihre Familien schickten, kamen zurück und waren nun selbst auf soziale Zuwendungen angewiesen. Hinzu kommt, dass eine junge Generation der unter 30-Jährigen auf einen Arbeitsmarkt drängte, der nicht aureichend Stellen im Angebot hatte (ca. 70 Prozent der Bevölkerung der arabischen Staaten waren 2011 unter 35, mehr als 30 Prozent zwischen 20 und 35). In allen arabischen Staaten stieg die Jugendarbeitslosigkeit.
Besonders betroffen waren junge Menschen mit einer höheren Bildung, da in den 20 Jahren zuvor in sehr vielen arabischen Staaten das Bildungswesen ausgebaut und für die breite Bevölkerung geöffnet wurde. Viele der Absolvent*innen standen nun vor dem beruflichen Nichts, da es keine Arbeitsplätze gab, und besonders diese gebildete junge Schicht war die Trägerin der Proteste, die sich gegen die herrschende Elite und deren Festhalten an der Macht sowie gegen Korruption wendete. Freiheit, Würde, Partizipation sind drei Schlagworte, mit denen alle Aufstände betitelt werden können.
Die Reaktion der Herrschenden war unterschiedlich. Manche Staaten reagierten mit Reformen (neue Verfassungen), viele mit wirtschaftlichen Maßnahmen (Preiskontrolle, Schaffung von staatlichen Arbeitsstellen, Wohnbauprogramme), in einigen kam es zu einem Herrschaftswechsel (Ägypten, Tunesien). In fast allen Staaten wurde mit Gewalt und Repression auf die Proteste reagiert, in nicht wenigen wurde gegen die Demonstrierenden scharf geschossen.
Viel zu optimistisch ist Perthes bezüglich einer Demokratisierung sowie eines Lernprozesses, mit einer pluralen Gesellschaft umzugehen, in der durch Verfassungen festgelegte Regeln, friedliche Machtwechsel durch Wahlen, parlamentarisch kontrolllierter Regierungen etabliert werden sowie ein breites Spektrum (rechts - mitte - links) sich einem politischen Wettbewerb stellt. Seitens des politischen Islams erwartet er eine Entradikalisierung.
Dennoch sind Perthes' Ausführungen mit vielen Konjunktiven versehen und letztlich sieht er weiterhin eine große Macht des Militärs in Ägypten (es wird ja nicht zu einer Demokratisierung kommen), in Syrien und dem Libanon einen möglichen Bürgerkrieg, im Jemen einen Failed State. Ein gewaltsamer Islamismus wie der des IS wird gar nicht ins Auge gefasst.
Für die Europäische Union wünscht er sich, dass die vier Grundfreiheiten auf die Mittelmeeranrainerstaaten Nordafrikas ausgeweitet werden, um eine schrittweise Integration zu fördern. Handelsschranken sollen aufgehoben werden, der jungen Generation Ausbildung und Berufspraktika angeboten werden, damit sie schließlich am Aufbau ihrer jeweiligen Länder aktiv teilhaben kann.
Interessant ist, wie schwammig letztlich Prognosen von Top-Leuten bleiben, die mit vielen unterschiedlichen Konjunktivprognosen fast wie Jahrmarkthellseher handeln: Eine der vielen Prognosen werde schon eintreffen. Und dann trifft die dreizehnte ein, die nicht gesehen wurde.
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04.05.2023 um 16:50Wastl und die Krabbenmänner (Wastl 15)
Diesmal wieder ein lustiges Abenteuer mit einem eher mauen Schluss. An einem Urlaubswochenende in einem bretonischen Dorf fällt auf, dass die Bewohner (nur Männer!) ständig schlafen. In der Nacht gehen Männer mit Krabbenmasken ins Meer und Wastl, Ricki wie Sidonie sollen aus dem Dorf vertrieben werden. Nach einigen Verwicklungen und Hieben werden die Krabbenmänner-Chefs gestellt: Ein alter Graf, der Bürgermeister und der Polizist. Die Story: Da die Dorfbewohner sehr faul sind, nicht arbeiten wollen und somit am Hungertuch nagen, macht der Graf sie mit einem in den Wein gemischten Mittel gefügig. Am Meeresgrund bauen sie in der Nacht ein Dorf, das eine Touristenattraktion werden und den Einwohnern eine Geldquelle sein soll. Da das Dorf praktisch fertig ist, einigen sich Wastl und die Dorf-Chefs, dass nun kein Mittel mehr in den Wein gemischt wird und das Meeresgrunddorf beworben wird.
Fast keine Klischees, außer ... Bretonen sind faul.
Diesmal wieder ein lustiges Abenteuer mit einem eher mauen Schluss. An einem Urlaubswochenende in einem bretonischen Dorf fällt auf, dass die Bewohner (nur Männer!) ständig schlafen. In der Nacht gehen Männer mit Krabbenmasken ins Meer und Wastl, Ricki wie Sidonie sollen aus dem Dorf vertrieben werden. Nach einigen Verwicklungen und Hieben werden die Krabbenmänner-Chefs gestellt: Ein alter Graf, der Bürgermeister und der Polizist. Die Story: Da die Dorfbewohner sehr faul sind, nicht arbeiten wollen und somit am Hungertuch nagen, macht der Graf sie mit einem in den Wein gemischten Mittel gefügig. Am Meeresgrund bauen sie in der Nacht ein Dorf, das eine Touristenattraktion werden und den Einwohnern eine Geldquelle sein soll. Da das Dorf praktisch fertig ist, einigen sich Wastl und die Dorf-Chefs, dass nun kein Mittel mehr in den Wein gemischt wird und das Meeresgrunddorf beworben wird.
Fast keine Klischees, außer ... Bretonen sind faul.
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04.05.2023 um 22:23Ich sehe euch
Autor/in : Jo Hess
Gene: Thriller
Kann ein Umzug Probleme lösen? Aufwühlendes Mystery-Thriller-Buch von Jo Hess
Sarah Burkhardt möchte neu durchstarten und ihr altes Ich hinter sich lassen. Ein Neuanfang im Süden Deutschlands soll es richten. Sie hofft, endlich Anschluss zu finden bei den Nachbarn und den Müttern aus der Schule ihrer Kinder. Vielleicht ergeben sich sogar neue Freundschaften? Zunächst scheint dieser Plan aufzugehen: Eine Nachbarin unternimmt mit ihr Shopping-Touren und lädt sie zum Mädelsabend ein, in einer beliebten Bäckerei findet sie einen Job.
Sarahs neues Lebensglück währt jedoch nicht lange. Ein anonymer Anrufer terrorisiert die Burkhardts unerwartet und scheinbar ohne Grund. Doch damit nicht genug: Als dann auch noch eines von Sarahs Kindern verschwindet, wird der Neubeginn vollends zum Albtraum. Wer steckt hinter den Anrufen? Und wer aus ihrer Familie hütet ein so gefährliches Geheimnis, dass es für Sarah und ihre Liebsten sogar lebensbedrohlich wird?
Ein mitreißender Buchtipp für alle Thriller-Fans, der mit zahlreichen Verwicklungen und Wendungen für Spannung sorgt – von der ersten bis zur letzten Seite!
Fazit:
Bin jetzt mittig im Buch und kann kaum aufhören, super spannend, gegenüber dem anderen Roman etwas "holpriger" zu lesen und die Kapitel sind länger.
Dennoch 7/10
Original anzeigen (0,4 MB)
Autor/in : Jo Hess
Gene: Thriller
Kann ein Umzug Probleme lösen? Aufwühlendes Mystery-Thriller-Buch von Jo Hess
Sarah Burkhardt möchte neu durchstarten und ihr altes Ich hinter sich lassen. Ein Neuanfang im Süden Deutschlands soll es richten. Sie hofft, endlich Anschluss zu finden bei den Nachbarn und den Müttern aus der Schule ihrer Kinder. Vielleicht ergeben sich sogar neue Freundschaften? Zunächst scheint dieser Plan aufzugehen: Eine Nachbarin unternimmt mit ihr Shopping-Touren und lädt sie zum Mädelsabend ein, in einer beliebten Bäckerei findet sie einen Job.
Sarahs neues Lebensglück währt jedoch nicht lange. Ein anonymer Anrufer terrorisiert die Burkhardts unerwartet und scheinbar ohne Grund. Doch damit nicht genug: Als dann auch noch eines von Sarahs Kindern verschwindet, wird der Neubeginn vollends zum Albtraum. Wer steckt hinter den Anrufen? Und wer aus ihrer Familie hütet ein so gefährliches Geheimnis, dass es für Sarah und ihre Liebsten sogar lebensbedrohlich wird?
Ein mitreißender Buchtipp für alle Thriller-Fans, der mit zahlreichen Verwicklungen und Wendungen für Spannung sorgt – von der ersten bis zur letzten Seite!
Fazit:
Bin jetzt mittig im Buch und kann kaum aufhören, super spannend, gegenüber dem anderen Roman etwas "holpriger" zu lesen und die Kapitel sind länger.
Dennoch 7/10
Original anzeigen (0,4 MB)
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04.05.2023 um 23:46Zufallsfund aus dem Bücherschrank.
42 Grad - Wolf Harlander
42 Grad - Wolf Harlander
"SONNE. HITZE. TROCKENHEIT. UND DAS IST ERST DER ANFANG ...Sehr informativ und gleichzeitig sehr bedrückend, besonders mit Hinblick auf den kommenden Sommer. Hab jetzt knapp die Hälfte, ist ein echter pageturner.
Ausgetrocknete Flüsse, Waldbrände außer Kontrolle, Kraftwerke im Katastrophenzustand - dieses Szenario beschreibt Wolf Harlander in seinem Roman ‹42 Grad›: eine Dystopie, nah an der Realität, genau recherchiert.» (ARD ttt)
«Informativ wie ein Sachbuch, geschrieben wie ein Drehbuch: Diese Story wird garantiert verfilmt.» (Stern)
Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten – und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen …
Ein erschreckend realistischer Klimathriller zu einem Thema, das nicht aktueller sein könnte - genau recherchiert, mitreißend erzählt!