Bücher / Lesen : Zurück ins Mittelalter

Chatten kann ich nur, wenn ich schreiben kann und was die anderen schreiben, muss ich auch lesen können. ^^

@17

Ach grnich, des knnst do dock au lehsen.

Richtige Rechtschreibung (Schreiben können) ist keine Grundlage mehr für Kommunikation im Netz.

ich musste letztens so über wilhelm busch lachen (es sei mir verziehn):

Der gütige Wandrer

Fing man vorzeiten einen Dieb,
Hing man ihn auf mit Schnellbetrieb,
Und meinte man, er sei verschieden,
Ging man nach Haus und war zufrieden.
Ein Wandrer von der weichen Sorte
Kam einst zu solchem Galgenorte
Und sah, daß oben einer hängt,
Dem kürzlich man den Hals verlängt.
Sogleich, als er ihn baumeln sieht,
Zerfließt in Tränen sein Gemüt.
Ich will den armen Schelm begraben,
Denkt er, sonst fressen ihn die Raben.
Nicht ohne Müh, doch mit Geschick,
Klimmt er hinauf und löst den Strick;
Und jener, der im Wind geschwebt,
Liegt unten, scheinbar unbelebt.
Sieh da, nach Änderung der Lage
Tritt neu die Lebenskraft zutage,
So daß der gute Delinquent
Die Welt ganz deutlich wiederkennt.
Zärtlich, als wär’s der eigne Vetter,
Umarmt er seinen Lebensretter,
Nicht einmal, sondern noch einmal,
Vor Freude nach so großer Qual.
»Mein lieber Mitmensch«, sprach der Wandrer,
»Geh in dich, sei hinfür ein andrer.
Zum Anfang für dein neues Leben
Werd’ ich dir jetzt zwei Gulden geben.«
Das Geben tat ihm immer wohl.
Rasch griff er in sein Kamisol,
Wo er zur langen Pilgerfahrt
Den vollen Säckel aufbewahrt.
Er sucht’ und sucht’ und fand ihn nicht,
Und länger wurde sein Gesicht.
Er sucht’ und suchte wie ein Narr,
Weit wird der Mund, das Auge starr,
Bald ist ihm heiß, bald ist ihm kalt.
Der Dieb verschwand im Tannenwald.

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Und sah, daß oben einer hängt,
Dem kürzlich man den Hals verlängt. :D

@Pantheratigris

>>Ach grnich, des knnst do dock au lehsen.<<

Schwerlich, nur so wie man auch völlig verdrehte Worte lesen kann, wenn der erste und der letzte Buchstabe stimmt. :D

>>Richtige Rechtschreibung (Schreiben können) ist keine Grundlage mehr für Kommunikation im Netz.<<

Für hochwertige Kommunikation schon.

@KittyMambo

:D Is gut!

Ich hab neulich mal wieder Alice im Wunderland gelesen, das erste Mal seit der Kindheit und ganz neu und überraschend erkannt, dass ich es grandios geschrieben finde!

@17

Schon mal nen öffentlichen Chat mit hochwertiger Kommunikation gesehen? -.-'

@Pantheratigris

Ja. Knuddels. Bin nach 5 Minuten geflüchtet und musste erstmal das Kotzgefühl loswerden.

Das ist keine Kommunikation, das ist... naja, sowas Ähnliches zumindest.

@17

Und trotzdem der offenbar beliebteste Chat Deutschlands. Worauf lässt das schließen?

Pantheratigris schrieb:Schon mal nen öffentlichen Chat mit hochwertiger Kommunikation gesehen?

:D das stimmt..also ich hab da noch nix gefunden..obwohl ich suche danach auch nicht..ab und an verirre ich mich hier mal in den chat.

@Pantheratigris

>>Und trotzdem der offenbar beliebteste Chat Deutschlands. Worauf lässt das schließen?<<

Tja, ich muss dir da schon recht geben mit deinem Eingangspost...

Dennoch braucht man eine gewisse Befähigung zu schreiben und zu lesen, wenn man chatten will.

Viele Bauern im Mittelalter konnten aber nicht im Geringsten lesen, man kennt ja das Klischee vom "X" anstelle des Namens, da man schlicht nicht fähig ist den zu schreiben... ganz so extrem ist es halt doch nicht.

Ich zähle Chats wirklich und absolut nicht zu einem bildenden Medium, zu dem Lesen und Schreiben absolut perfekt beherrscht werden müssen oder Kenntnisse darin weiter entwickelt werden. Und dazu ist er auch eigentlich nicht da aber zumindest Massenchats finde ich ein absolut widerliches Zeitphänomen.

17 schrieb:Viele Bauern im Mittelalter konnten aber nicht im Geringsten lesen, man kennt ja das Klischee vom "X" anstelle des Namens, da man schlicht nicht fähig ist den zu schreiben... ganz so extrem ist es halt doch nicht.

Zumindest nicht in Deutschland. Ich glaube global gesehen können immer noch mehr als 1/5 aller Menschen nicht lesen und schreiben.

@Pantheratigris

chats sind schneller zeitvertreib..ein kommunizieren in der menge, bedeutungslos, ein verlängerter arm (hier bei knuddels) der pausenhofkonversationen.ich denke nicht, dass man da viel reininterpretieren sollte.

um das absolute mitteilungsbedürfnis zu stillen, gibt es zig blogs, die auch gehegt und gepflegt werden

Jeder kann heute ein Buch schreiben, wenn er das denn unbedingt will und leider tun dies auch sehr viele, die nicht unbedingt etwas Lesenswertes mitzuteilen haben und sehr häufig fehlt es ganz einfach auch am "handwerklichen" Geschick dazu.

Ich kenne einen älteren Mann, der zwar selbst nie Bücher liest, aber seit einiger Zeit an einem eigenen Roman schreibt. Ganz unbescheiden träumt er schon von einer Verfilmung von seinem "Bestseller", die Hauptrollen hat er in seinem Geiste vorsorglich schon mal verteilt.

Die ganze Sache wäre eigentlich zum totlachen, wenn es nicht hundertausende solcher "Autoren" geben würde, die jedes Jahr munter ihre Machwerke auf den Markt schmeissen.

Emodul

PS: Jeder Journalist hat einen fixfertigen Roman in seinem Kopf, den er nur noch zu Papier bringen müsste. Wir alle können nur hoffen, dass dies nie passieren wird ...

Die typische Leserin ist weiblich, um die 40, hoch gebildet, gut verdienend, lebt in der Grossstadt. Der typische Nichtleser ist männlich, um die 20, mit geringer Schulbildung, schlecht verdienend und lebt auf dem Lande. So jedenfalls die Faustregel in Verlagen.
Jungs lesen weniger als Mädchen, Männer weniger als Frauen.

Das ist allerdings nicht neu. Neu ist nur, dass sich Verlage darum Sorgen machen.

Nein, Lesen wird nicht aussterben, so lange Eltern es ihren Kindern beibringen, wie fantastisch Bücher sind. Übrigens, zumal für BibliotheksnutzerInnen noch viel billiger als vergleichbare Freizeitbeschäftigungen.

Ich habe als Kind alles gelesen, was bedruckt war. Selbst Cornflakes-Packungen. Ich hatte ziemlichen "Bildungshunger".

Meinen Kindern geht es nicht anders. Die Eltern sind Bücherwürmer, vielleicht auch, weil sie ihr Geld mit der Vermarktung von Worten verdienen.
Ich habe meinen Kindern schon als Babies vorgelesen - und wenn es Korrekturfahnen wissenschaftlicher Artikel waren. Es liegt an den Eltern, ob und wie sie ihren Kindern die Faszination des gedruckten Wortes beibringen.
Heute habe ich zwei kleine Leseratten zu Hause, die alles weglesen, was ihnen in die Finger kommt, so lange es in Deutsch oder Englisch ist, und mit denen wir über das Gelesene reden.

emodul schrieb:PS: Jeder Journalist hat einen fixfertigen Roman in seinem Kopf, den er nur noch zu Papier bringen müsste. Wir alle können nur hoffen, dass dies nie passieren wird

man denke nur an die vorgegriffenen memoiren u.a. von dieter bohlen oder bushido.

aber im grunde haben selbst diese bücher bestimmte leute zum lesen animiert...^^

emodul schrieb:Ich kenne einen älteren Mann, der zwar selbst nie Bücher liest, aber seit einiger Zeit an einem eigenen Roman schreibt. Ganz unbescheiden träumt er schon von einer Verfilmung von seinem "Bestseller", die Hauptrollen hat er in seinem Geiste vorsorglich schon mal verteilt.

Das ist ganz reizend. Hoffen wir für den Mann nie, dass er in die Verlegenheit kommt, das Buch dann teuer an einen Selbstkostenverlag geben zu müssen, um wenigstens irgendetwas zu konservieren. Ein Bekannter meines schon lange verstorbenen Großvaters hat damals zwei je 800 Seiten starke Bücher zum 1ten und 2ten Weltkrieg gestorben. Das hat natürlich keinen interessiert aber er war so fertig darüber, dass niemand diese Erinnerungen wollte, dass er tausende Euronen in die Herstellung gesteckt und jedem, der noch lebte und in seinem Adressbuch stand, Kopien zugesandt hat. Ich hab da mal rein geschaut und musste zugeben: Es war sogar gut geschrieben. Wenn da nur diese Flut an Literatur nicht wäre ...

gestorben = geschrieben. Freud.

Natürlich denkt jeder, der etwas erlebt hat, das müsse auch andere interessieren.
Ich habe mal vor vielen Jahren im Selbstverlag ein Buch gemacht, in dem ich meine Bürgerkriegs- und sonstigen Auslandserlebnisse aufgeschrieben hatte.
Hat kaum einen ausserhalb meines Bekanntenkreises interessiert. Irgendwann habe ich die restauflage entsorgt. Das einzig überlebende Exemplar in der Familie hat meine älteste Tochter.
So ist das halt mit den Autoren. Der Markt ist gnadenlos.

@Pantheratigris
Es gibt eine menge guter Bücher, die von niemandem beachtet werden, weil sie einfach in der Bücherflut untergehen.
Dieser Fall ist eigentlich der Normalfall, gehypt werden häufig ja eher mittelmässige Bücher und in manchen Fällen wird auch eher bescheidene Lesekost zu einem Bestseller gemacht.

Emodul