Interested schrieb:Ist alles richtig.
Wir waren alle nicht dabei
Das ist meistens so ;-)
Interessanter Fall, um mal zu diskutieren, wie weit man den Zweifel treiben kann. Dass seine Verteidigung sehr konfrontativ verfährt, nehme ich ihr gar nicht übel, das ist ihr Job. Alles okay. Aber ich meine vom rationalen Standpunkt aus. Es spricht ja nun wirklich alles gegen OP, seine Darstellung ist hemmungslos unplausibel, sogar ein Handy hat Reeva mitgenommen aufs Klo (mach ich auch immer, wenn ich nachts abschiffen gehe, ist das erste, woran ich denke: Das Handy muss mit ;-) ) Also: Ab wann werden die Ausreden albern? Ab wann werden sie abenteuerlich? Ab wann ist der Zweifel nur noch pyrrhonisch? Gelingt es uns, Kriterien zu finden, die es erlauben, zu urteilen? Pyrrhon war der Auffassung, nichts sei sicher, alles könne auch anders sein, Urteile (im philosophischen Sinn von "Urteil", ist aber auf den rechtlichen Sinn übertragbar) seien niemals ausweisbar. Nun, man kann Pyrhhon relativ einfach in eine Selbstwiderlegung verstricken (ist denn das Urteil "Nichts ist sicher" selber sicher oder nicht sicher?), aber ich finde schon: Einen Schuß pyrhhonischer Skepsis sollte sich jeder bewahren. Wie weit aber darf diese Skepsis gehen? Soweit, dass man OP seine offenbar widersprüchliche Geschichte abnimmt? (Hatte Angst, fühlte sich bedroht, geht aber ohne Prothesen auf Einbrecherjagd, ohne Licht anzumachen etcetc, hatten wir ja alles)? Insbesondere dann, wenn externe Fakten seiner Darstellung widersprechen? (Es gab Streit, übrigens nicht nur in der Nacht, das scheint da üblich gewesen zu sein, Reeva hatte das Handy mit, wie jemand, der bedroht wird und sich in einen safe-room einschließt, und er hat den Wachmann abgewimmelt.)
Wenn wir uns die Geschichte der Justitzirrtümer anschauen, dann muss man sagen: Die weitaus meisten geschahen wegen vermeidbarer Fehler. Vorurteile der Entscheider (Etwa: Rassismus in den Südstaaten der USA zB), bestimmte Zeugen "können ja nicht lügen/die Unwahrheit sagen" (Lindbergh-Baby-Fall), fehlerhafte Schlüsse (der hat einmal gelogen, also wird er jetzt auch lügen etc) undsoweiter. Es gibt aber auch Fälle, vor denen man versagt. Der Seddon-Case von 1911 zB. Ich persönlich hätte Seddon, der es vermutlich war, im Zweifel eben doch freigesprochen. (Er ist verurteilt und gehängt worden.) Wegen Rechtsstaat. Aber hier? In diesem Fall? Wie abenteuerlich dürfen Hypothesen/Ausreden sein, bevor ich sage: Moment, das kann jetzt nicht mehr stimmen...
CosmicQueen schrieb:Noch mal, es schützt nicht 100%ig vor Kriminalität und OP hat Wochen zuvor zu einem Freund gemeint, er würde sich dort nicht sicher fühlen und suche nach einem neuen Komplex. Ich denke der Zeuge wird wohl auch aussagen...
Der Widerspruch wurde hier schon dargestellt: So ängstlich, aber dann gehts John-Wayne-like auf Verbrecherjagd? Klar doch... manche Freundesaussagen kommen immer wie gerufen, nicht wahr? Dumm nur, dass sie zu einem Selbstwiderspruch führen.